Wäl­der in Flam­men: neu­er Normalzustand?

Kein Einzelfall mehr: Vielerorts in Deutschland brennen die Wälder © Mattes Krüger / BIMA

Neu­es Jahr, neue Wald­brän­de. Trotz eines über­durch­schnitt­lich feuch­ten Früh­jahrs brennt es vie­ler­orts schon wie­der. Haben unse­re hei­mi­schen Wäl­der ange­sichts der vor­an­schrei­ten­den Kli­ma­kri­se noch eine Zukunft?

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Wie­der brennt eines der muni­ti­ons­be­las­te­ten Wild­nis­ge­bie­te im Süden Bran­den­burgs, die auch der WWF mit­be­treut. Auch andern­orts ste­hen so früh im Jahr bereits Wäl­der in Flam­men – etwa auf der WWF-Flä­che Zer­we­li­ner Hei­de in der Uckermark.

Gewohn­tes Bild: Feu­er­wehr bei Lösch­ein­satz in Bran­den­burg © IMAGO / Andre­as Friedrichs

Dabei füh­len wir uns erin­nert an die letz­ten Jah­re, als Brän­de bereits gro­ße Wald­flä­chen zer­stör­ten. Als Ein­zel­fäl­le kön­nen wir die­se Ereig­nis­se nicht mehr bezeich­nen. Bewe­gen wir uns auf eine Step­pen­land­schaft zu?

Fol­gen der Klimakrise

Mitt­ler­wei­le ist wohl allen bekannt, dass die Aus­wir­kun­gen der Kli­ma­kri­se uns direkt betref­fen. Mit den anhal­ten­den Dür­ren, sin­ken­den Was­ser­stän­den und rasch ver­schwin­den­den Seen sind sie für uns alle längst sicht- und greif­bar. Unzäh­li­ge Seen, in denen die Eltern und Groß­el­tern schwim­men lern­ten, sind zu Gras­flä­chen ver­dorrt. Und mit dem schwin­den­den Was­ser steigt auch das Risi­ko für Waldbrände.

Bran­den­burg ist deutsch­land­weit am stärks­ten von Wald­brän­den betrof­fen © IMAGO / A. Friedrichs

Laut Umwelt­bun­des­amt ist das Land Bran­den­burg deutsch­land­weit am stärks­ten von Wald­brän­den betrof­fen. Erst­mals seit 1992 sind in den Jah­ren 2018 und 2019 wie­der grö­ße­re Flä­chen ver­brannt. In Bran­den­burg fie­len zwi­schen 2018 und 2019 über 3.000 Hekt­ar Wald den Flam­men zum Opfer. Mit jetzt schon über 700 Hekt­ar Brand­flä­che bei Jüter­bog droht auch 2023 wie­der ein schlim­mes Wald­brand­jahr zu wer­den – soll­te es nicht doch noch zu einer län­ge­ren Regen­pe­ri­ode kommen.

Feu­er auf ehe­ma­li­gen Truppenübungsplätzen

Ehe­ma­li­ge Trup­pen­übungs­plät­ze in Süd­bran­den­burg, die sich der­zeit zu Wild­nis­ge­bie­ten ent­wi­ckeln, sind mit rie­si­gen Men­gen an alten Kampf­mit­teln belas­tet. Dies stellt die Feu­er­wehr vor gro­ße Her­aus­for­de­run­gen: Wald­brän­de löschen, ohne das Leben der Mit­ar­bei­ten­den zu gefährden.

In den Wild­nis­ge­bie­ten ist das Löschen beson­ders gefähr­lich, die Zer­stö­rung der Umwelt umso grö­ßer © Tilo Geisel

Dank aus­führ­li­cher Schutz­kon­zep­te, die in Abstim­mung mit Behör­den, Feu­er­wehr, der Flä­chen­ei­gen­tü­me­rin Stif­tung Natur­land­schaf­ten Bran­den­burg – Die Wild­nis­stif­tung und vie­len wei­te­ren Akteu­ren erar­bei­tet wur­den, konn­ten für den Ernst­fall not­wen­di­ge Vor­be­rei­tun­gen getrof­fen werden.

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Die Maß­nah­men zei­gen trotz Groß­brand Erfol­ge: Mit­tels Brand­schutz­strei­fen ließ sich die Gefahr für anlie­gen­de Sied­lun­gen abwen­den. Doch der Scha­den für die Natur ist unvor­stell­bar. Denn im Herz­stück des Wild­nis­ge­biets, wo Wolf, Wild­schwein, Wie­de­hopf und Co. unge­stört leben soll­ten, ist das Löschen zu gefährlich.

Wie umge­hen mit Dür­re und Wald­brän­den? 

Bis auf Wei­te­res wer­den wir dank Kli­ma­kri­se wohl oder übel ler­nen müs­sen, mit jähr­li­chen Wald­brän­den zu leben. Auf­fäl­lig ist, dass es bei den Brän­den meist die für Bran­den­burg typi­schen Kie­fern-Mono­kul­tu­ren trifft. Die tro­cke­nen Nadeln am Wald­bo­den fun­gie­ren als idea­ler Zun­der. Und durch die ein­heit­li­che Struk­tur kön­nen sich Feu­er unge­hin­dert aus­brei­ten – es sei denn, es wer­den rie­si­ge Wald­brand­schnei­sen ange­legt wie in Jüter­bog. Struk­tur­rei­che, hei­mi­sche Wäl­der mit einem gro­ßen Laub­holz­an­teil ver­rin­gern das Wald­brand­ri­si­ko erheb­lich. Also: Mehr Laub­wäl­der müs­sen her.

In Mono­kul­tur-Kie­fern­wäl­dern kön­nen sich Feu­er unge­hin­dert aus­brei­ten © IMAGO / Zoo­nar / Ste­fan Laws

Beim Umbau der Wald­struk­tu­ren han­delt es sich jedoch um einen äußerst lang­wie­ri­gen Pro­zess. Die Effek­te bereits ange­sto­ße­ner Bemü­hun­gen wer­den erst in vie­len Jah­ren oder gar Jahr­zehn­ten spür­bar sein. Dazu ist bei fort­schrei­ten­der Kli­ma­kri­se unge­wiss, ob an tro­cke­nen und nähr­stoff­ar­men Stand­or­ten wie Jüter­bog über­haupt noch hei­mi­sche Laub­bäu­me groß­flä­chig über­le­bens­fä­hig sein wer­den. Unter­sucht wird das der­zeit unter ande­rem im For­schungs­pro­jekt PYROPHOB.

Der Fak­tor Zeit

Neben wald­bau­li­chen Maß­nah­men müs­sen – dort wo es mög­lich ist – schleu­nigst wei­te­re Kampf­mit­tel besei­tigt wer­den. Schließ­lich kön­nen die sich bei gro­ßer Hit­ze selbst ent­zün­den und somit neue Wald­brän­de ver­ur­sa­chen und Leben gefähr­den. An Stand­or­ten wie Jüter­bog ist es dafür aber eigent­lich schon zu spät: Die inzwi­schen hoch­ge­wach­se­nen Wäl­der müss­ten dafür voll­stän­dig gero­det wer­den. Kos­ten: min­des­tens 10.000€ pro Hektar. 

Ver­blie­be­ne Kampf­mit­tel auf ehe­ma­li­gen Trup­pen­übungs­plät­zen müs­sen schleu­nigst besei­tigt wer­den © IMAGOIPON

Prio­ri­tät soll­te es also sein, schnellst­mög­lich die rich­ti­gen Bedin­gun­gen in der Land­schaft zu schaf­fen. Damit sich hei­mi­sche Laub- und Misch­wäl­der wie­der eta­blie­ren kön­nen. Dazu gehört auch die Ver­rin­ge­rung der Was­ser­ent­nah­me aus unse­ren Böden: Die Tage gro­ßer Bereg­nungs­an­la­gen, die rie­si­ge Bio­gas-Mai­sä­cker bewäs­sern und dabei Jahr für Jahr der Land­schaft das Grund­was­ser ent­zie­hen, soll­ten längst gezählt sein. Vie­ler­orts sind sie lei­der immer noch gän­gi­ge Pra­xis. Die Poli­tik ist gefragt und soll­te die Geneh­mi­gun­gen für sol­che Anla­gen schnellst­mög­lich aussetzen.

Vor­sicht im Wald

Aber auch ihr könnt euren Bei­trag leis­ten. Min­des­tens 40 Pro­zent der Wald­brän­de gehen laut Umwelt­bun­des­amt nach­weis­bar auf Fahr­läs­sig­keit und Vor­satz zurück. Die Dun­kel­zif­fer könn­te viel höher sein, denn mehr als die Hälf­te der Ursa­chen ist ungeklärt. 

Min­des­tens 40 Pro­zent der Wald­brän­de sind auf Fahr­läs­sig­keit und Vor­satz zurück­zu­füh­ren © IMAGO / Pond5

Daher gilt vor allem in tro­cke­nen Regio­nen beson­de­re Vor­sicht: Ach­tet auf Wald­brand­ge­fah­ren­stu­fen und mel­det Ver­stö­ße sofort bei der ört­li­chen Förs­te­rei oder Poli­zei. Wenn wir alle rück­sichts­voll han­deln und alle gemein­sam dar­an arbei­ten, Bran­den­burg wider­stands­fä­hi­ger gegen die Dür­re zu machen – dann haben unse­re Wäl­der auch in der zuneh­men­den Kli­ma­kri­se noch eine Chance.

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Ökologe im Herzen. Themen rund um Naturschutz und nachhaltige Landwirtschaft treiben mich. Beim WWF betreue ich die Eigentumsflächen der Stiftung mit Fokus auf die Uckermark in Brandenburg. Zudem beschäftige ich mich verstärkt mit Themen des Moorschutzes. Wälder, Moore, wilde Weiden - essenzielle Bausteine um der Klimakrise und dem Artensterben entgegenzuwirken.

Kommentare (1)

  • Beregnungsanlagen könnten die Brände eindämmen. Können solche Beregnungsanlagen auch für Großflächen eingesetzt werden? Solche Waldbrände finde ich einfach beängstigend.

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