5 Grün­de, war­um der Ama­zo­nas nicht Bol­so­n­a­ro wäh­len würde

Auch für Bolsonaro ist der Aamazonas wichtig - aber aus anderen Gründen © imago / Xinhua / Wang Tiancong

Bra­si­li­en wählt — und die Welt hält den Atem an. Denn es geht nicht nur um den Prä­si­den­ten, son­dern auch um den Amazonas.

Der amtie­ren­de Prä­si­dent Jair Bol­so­n­a­ro kan­di­diert erneut. Gegen­kan­di­dat ist Ex-Prä­si­dent Lula da Sil­va. Es ist kein Geheim­nis, dass Natur­schüt­zer Bol­so­n­a­ro bei einer Abwahl kei­ne Trä­ne hin­ter­her­wei­nen wür­den. Unter Bol­so­n­a­ro hat sich der Raub­bau am Ama­zo­nas noch­mals ver­schärft, sei­ne Poli­tik ist ein­deu­tig für die zuneh­men­de Zer­stö­rung des Ama­zo­nas verantwortlich.

1) Bol­so­n­a­ros Poli­tik führt zu Abholzen

Der Ama­zo­nas ist einer der größ­ten Natur­schät­ze. Auch Bol­so­n­a­ro fin­det den Ama­zo­nas wich­tig. Er sieht ihn vor allem als Chan­ce, mit der sei­ne Anhänger:innen rich­tig viel Geld machen kön­nen. Er möch­te den Ama­zo­nas „ent­wi­ckeln“. Das heißt mehr Land­wirt­schaft, mehr Infra­struk­tur, mehr Roh­stoff­ab­bau. Und weni­ger Schutz­ge­bie­te, weni­ger Rech­te für Indi­ge­ne, weni­ger Umwelt­ge­set­ze – weni­ger Natur.

Wäh­rend sei­ner Amts­zeit ist die Abhol­zung stark gestie­gen. Eine Flä­che grö­ßer als Schles­wig-Hol­stein ging ver­lo­ren — pro Jahr!

Wir müs­sen die Indi­ge­nen beim Kampf um ihre Rech­te und ihre Hei­mat unter­stüt­zen! © pic­tu­re alli­ance / AP Images | Eral­do Peres

An vor­ders­ter Front im Kampf gegen Ent­wal­dung ste­hen die Indi­ge­nen, die den Wald ver­tei­di­gen und ihr Leben ris­kie­ren, wie es gera­de so ein­drucks­voll in dem Film „The Ter­ri­to­ry“ zu sehen ist. Bol­so­n­a­ro hat für die Indi­ge­nen, ihre Rech­te und ihre Hei­mat nicht viel übrig. 2017 sag­te er im Wahl­kampf: „Kein ein­zi­ger Zen­ti­me­ter wird als Schutz­ge­biet für Indi­ge­ne aus­ge­wie­sen.“ Und genau so kam es.

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2) Bol­so­n­a­ro inten­si­viert Landwirtschaft

Der Ama­zo­nas wird haupt­säch­lich gero­det für Rin­der­wei­den und Soja, das bei uns in den Fut­ter­trö­gen von Schwei­nen, Kühen und Hüh­nern lan­det. So hän­gen unse­re Brat­wurst und unser Gou­da damit zusam­men. Da die Nach­fra­ge nach Fleisch welt­weit steigt, wit­tert Bol­so­n­a­ro bes­se­re Geschäf­te und sagt: „Abhol­zung und Feu­er wer­den nie­mals enden.“

Unter Bol­so­n­a­ro wur­de deut­lich mehr abge­holzt © ima­go / Joerg Boethling

Ganz neben­bei bemerkt wur­den unter Bol­so­n­a­ro auch 1500 neue Pes­ti­zi­de zuge­las­sen. Vie­le davon gel­ten auch als schäd­lich für uns Men­schen und sind in Euro­pa verboten.

3) Mehr Gold-Abbau unter Bolsonaro

Gold­su­chen­de hin­ter­las­sen schon seit Jah­ren regel­recht ein Schlacht­feld an Zer­stö­rung. Inklu­si­ve Kin­der­ar­beit und Queck­sil­ber­ver­gif­tun­gen. Das hat natür­lich erheb­li­che Fol­gen für die Gesund­heit der Men­schen vor Ort und die Umwelt. Wir wis­sen allein von über 2500 ille­ga­len Goldminen.

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Im Febru­ar 2022 unter­zeich­ne­te Bol­so­n­a­ro ein Dekret, das ille­ga­len Gold­ab­bau legal macht! Die Bestra­fung kri­mi­nel­ler Goldgräber:innen soll erschwert wer­den. Das ist ein Frei­fahrt­schein! Er recht­fer­tig­te die­se Geset­ze mit Res­sour­cen­man­gel durch den Krieg gegen die Ukrai­ne. Die Fol­gen sind kaum aus­zu­ma­len: Allein im letz­ten Jahr sind 20.000 ille­ga­le Gold­grä­ber in das Yan­om­ami Schutz­ge­biet ein­ge­drun­gen. Vie­ler­orts herrscht Mord- und Totschlag.

So sieht Gold­ab­bau am Ama­zo­nas aus © Edward Par­ker / WWF

4) Bol­so­n­a­ro schwächt die Umweltbehörden

Bol­so­n­a­ro hat kur­zer­hand das Geld für Umwelt­mi­nis­te­ri­um und Umwelt­be­hör­den um ein Drit­tel redu­ziert. Sein Kal­kül ist leicht zu durch­schau­en: Er will sie schwä­chen, damit er weni­ger Gegen­wind bekommt. Von Umwelt­schutz hält er eh wenig. Das sei nur etwas für Leu­te, die Grün­zeug essen.

5) Täu­schen und Lügen

Viel­leicht lebt Bol­so­n­a­ro in einer ande­ren Rea­li­tät. Oder er biegt sie eben zurecht, bis sie zu sei­ner Poli­tik passt. Der Ama­zo­nas sei eine „Jung­frau“, sagt er ein­mal — und die sei nun bedroht. „Per­ver­se“ woll­ten über den jung­fräu­li­chen Ama­zo­nas her­fal­len. Die in sei­ner Amts­zeit gras­sie­ren­den Feu­er am Ama­zo­nas bezeich­ne­te er als „Lüge“. “Tro­pi­scher Regen­wald kann kein Feu­er fan­gen”, behaup­te­te Bol­so­n­a­ro. Manch­mal gibt er aber doch zu, dass es Feu­er gibt. Die Schuld an den Brän­den schiebt er aber auf Ande­re. Weil ihnen die Regie­rung Geld gestri­chen habe, könn­ten sich Umwelt­or­ga­ni­sa­tio­nen mit dem Anzün­den des Wal­des rächen, fan­ta­sier­te Bol­so­n­a­ro.  Und wer sonst als Leo­nar­do DiCa­prio soll die­se Brän­de finan­ziert haben. Es wäre lus­tig, wenn es nicht so trau­rig wäre.

War­um die Ama­zo­nas-Poli­tik so beson­ders wich­tig ist

Der Ama­zo­nas-Regen­wald ver­schwin­det in alar­mie­ren­dem Tem­po. Dar­an wird der Wahl­aus­gang am Sonn­tag erst­mal nichts ändern. Der Ama­zo­nas könn­te an einen Kipp­punkt gelan­gen, ab dem er sich nicht mehr erho­len kann. Forscher:innen gehen davon aus, dass die­ser Punkt bei 20 Pro­zent, maxi­mal 25 Pro­zent Ver­lust erreicht ist. Aktu­ell sind wir bei 18 bis 20 Pro­zent. Ein Groß­teil des Ama­zo­nas wür­de sich dann in eine Savan­ne ver­wan­deln. Sei­ne Funk­ti­on Treib­haus­ga­se zu absor­bie­ren und Was­ser zu recy­celn wären damit ver­lo­ren, ganz zu schwei­gen von der ein­zig­ar­ti­gen Bio­di­ver­si­tät. Der Ama­zo­nas wäre nicht mehr die grü­ne Lun­ge unse­res Planeten.

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Eines ist sicher: Wird Bol­so­n­a­ro erneut Prä­si­dent, dann geht sei­ne Poli­tik auf Kos­ten des Ama­zo­nas wei­ter. Er hat bereits jetzt schon wei­te­re ver­hee­ren­de Geset­ze in der Schub­la­de, plant Amnes­tie für Land­räu­ber, die Frei­ga­be von indi­ge­nen Ter­ri­to­ri­en und Schutz­ge­bie­ten für Land­wirt­schaft oder die Kon­trol­le des Obers­ten Gerichts­hofs. Es ist die letz­te Instanz, die ihm Ein­halt gebie­ten kann.

Doch es gibt noch Hoff­nung für den Ama­zo­nas. Die Brasilianer:innen kön­nen sich an der Urne für einen ande­ren Weg ent­schei­den. Wir in Euro­pa kön­nen die Ursa­chen der Abhol­zung durch unse­ren Kon­sum und unse­re Poli­tik beein­flus­sen. Und wir kön­nen die Indi­ge­nen vor Ort im Kampf für den Ama­zo­nas unter­stüt­zen. Wir kön­nen es schaf­fen. Helft uns dabei!

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Ich bin Diplom-Forstwirt und Südamerika-Referent beim WWF Deutschland - mit 15 Jahren Berufserfahrung in Lateinamerika und Afrika. Mindestens genauso lange arbeite ich auch schon für den Schutz des Amazonas-Regenwaldes. Schwerpunkte meiner Arbeit sind die Ausweisung, der Schutz und die Finanzierung von Schutzgebieten, die Anpassung an den Klimawandel, die Bekämpfung der Entwaldung durch Vieh- Landwirtschaft und Infrastrukturprojekte - und die Planung und Durchführung von umweltpolitischen Kampagnen.
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