Wie die rich­ti­ge Finanz­po­li­tik dem Kli­ma hilft

Im Verkehrsbereich gilt es viele Subventionen sinnvoll neu zu denken © Marcin-Kilarski / Getty Images

Wir wol­len zusätz­li­che Haus­halts­piel­räu­me dadurch gewin­nen, dass wir im Haus­halt über­flüs­si­ge, unwirk­sa­me und umwelt- und kli­ma­schäd­li­che Sub­ven­tio­nen und Aus­ga­ben abbauen.”

Als die Ampel-Koali­ti­on die­ses Bekennt­nis im Dezem­ber 2021 in ihrem Koali­ti­ons­ver­trag bekräf­tig­te, mach­te das Hoff­nung. Wür­den die öffent­li­chen Finan­zen bald nicht mehr die Kli­ma­kri­se anfeu­ern und Sub­ven­tio­nen und Steu­er­erleich­te­run­gen für Koh­le, Öl und Gas der Ver­gan­gen­heit angehören?

Wo die Sub­ven­tio­nen landen

Der letz­te Sub­ven­ti­ons­be­richt des Umwelt­bun­des­am­tes (UBA) attes­tier­te uns 65,4 Mil­li­ar­den EUR, die im Jahr 2018 den fos­si­len Brenn­stof­fen das Über­le­ben erleich­ter­ten. Davon gehen gut die Hälf­te auf die Kap­pe des Ver­kehrs­sek­tors und wei­te­re 25 Mrd. EUR auf die der Ener­gie­be­reit­stel­lung und ‑nut­zung.

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Ange­sichts der sich ver­schär­fen­den Aus­wir­kun­gen der Kli­ma­kri­se welt­weit und aller Anstren­gun­gen, Treib­haus­gas-Emis­sio­nen ein­zu­spa­ren, ist das kon­tra­pro­duk­tiv. Denn gleich­zei­tig flie­ßen bereits eini­ge, wenn auch zu weni­ge, Zukunfts­in­ves­ti­tio­nen in erneu­er­ba­re Ener­gien, Ener­gie­ef­fi­zi­enz und E‑Mobilität. Was spricht dage­gen, alle Finanz­strö­me auf die 1,5 Grad-Gren­ze auszurichten?

Antei­le umwelt­schäd­li­cher Sub­ven­tio­nen nach Sek­to­ren © UBA

Feh­len­de Aus­rich­tung am Klimaschutz

Der rus­si­sche Angriffs­krieg auf die Ukrai­ne und die auf die Ener­gie­kri­se fol­gen­den „Ent­las­tungs­pa­ke­te“ gegen hohe Ener­gie­prei­se ver­schärf­ten den fos­si­len Finanz-Trend zum Teil wei­ter. Instru­men­ten, wie dem Tan­kra­batt und ins­be­son­de­re den Ent­las­tungs­pa­ke­ten für die Indus­trie fehl­te eine Aus­rich­tung an Kli­ma­schutz. Dabei kön­nen genau hier die Wei­chen für eine zukunfts­fes­te, defos­si­li­sier­te Wirt­schaft gestellt und gestran­de­te Inves­ti­tio­nen ver­mie­den wer­den.

Ent­las­tun­gen von Unter­neh­men soll­ten dafür an Gegen­leis­tun­gen zum Errei­chen der Kli­ma­zie­le geknüpft wer­den. Wir haben hier die pas­sen­den Vor­schlä­ge parat. Fossi­le Abhän­gig­keit und stei­gen­de Ener­gie­prei­sen las­sen wir am schnells­ten hin­ter uns, wenn wir erneu­er­ba­re Ener­gien zügig aus­bau­en, Ener­gie­ef­fi­zi­enz erhö­hen und uns von der Finan­zie­rung von Koh­le, Öl und Gas bes­ser heu­te als mor­gen lösen. 

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Schon vor der fos­si­len Ener­gie­kri­se flos­sen Mil­li­ar­den­hil­fe an die Indus­trie und hal­fen den Sta­tus quo zu zemen­tieren. Etwa 25,4 Mrd EUR zahl­ten dar­auf ein, ener­gie­in­ten­si­ve Unter­neh­men im inter­na­tio­na­len Wett­be­werb durch Begüns­ti­gun­gen bei der Strom- und Ener­gie­steu­er zu ent­las­ten. Doch die Begüns­ti­gun­gen erfol­gen pau­schal nach dem Gieß­kan­nen­prin­zip, egal ob Unter­neh­men tat­säch­lich im inter­na­tio­na­len Wett­be­werb ste­hen oder nicht. Alter­na­tiv wären Ver­güns­ti­gun­gen nach der Han­dels- und Strom­in­ten­si­tät zu staf­feln und nur tat­säch­lich gefähr­de­te Unter­neh­men zu unter­stüt­zen.

Größ­tes Poten­zi­al: Verkehrssektor

Das größ­te Poten­zi­al für den finan­zi­el­len Umbau liegt aller­dings im Ver­kehrs­sek­tor. 30,8 Mil­li­ar­den Euro flie­ßen laut UBA hier etwa in die Steu­er­ver­güns­ti­gung für Die­sel­kraft­stoff gegen­über Ben­zin, für die pri­va­te Nut­zung von Dienst­wa­gen und in die Ent­fer­nungs­pau­scha­le. Die Rege­lun­gen set­zen öko­no­mi­sche Anrei­ze für umwelt­schäd­li­ches Ver­hal­ten, füh­ren zu einem höhe­ren Ver­kehrs­auf­kom­men und einer stär­ke­ren Luft­schad­stoff­be­las­tung und bevor­tei­len vor allem Besserverdienende.

Statt­des­sen könn­te ein nach Ver­kehrs­mit­teln gestaf­fel­tes Mobi­li­täts­geld den Anreiz erhö­hen, den Arbeits­weg mit kli­ma­freund­li­chen Ver­kehrs­mit­teln zurück­zu­le­gen. Eine Reform des Dienst­wa­gen­pri­vi­legs, das momen­tan vor allem gewerb­li­che Neu­zu­las­sun­gen und Ver­bren­ner fördert, könn­te anrei­zen, dass ver­mehrt CO2-ärme­re Autos gekauft und gefah­re­ne Kilo­me­ter ins­ge­samt redu­ziert wer­den. Steu­er­li­che Mehr­ein­nah­men könn­ten in die Stär­kung des ÖPNV flie­ßen.

Ein­nah­me- und CO2-Ein­spar­po­ten­zi­al der zehn kli­ma­schäd­lichs­ten Sub­ven­tio­nen © WWFFÖS

Sozi­al-öko­lo­gi­sche Trans­for­ma­ti­on nötig

Die Tech­no­lo­gien, mit denen uns die Trans­for­ma­ti­on gelin­gen kann, ken­nen wir. Schon jetzt ver­sor­gen wir uns nahe­zu zur Hälf­te mit Strom aus erneu­er­ba­ren Ener­gien. Jetzt gilt es das Geld in die Hand zu neh­men und rich­tig zu ver­tei­len, um die Umset­zung vor­an­zu­trei­ben. So wer­den kli­ma­freund­li­che Tech­no­lo­gien und eine fos­sil­freie Zukunft für alle erschwinglich.

So lan­ge soll­ten durch den Sub­ven­ti­ons­ab­bau frei­wer­den­de Gel­der dafür genutzt wer­den, sozia­le Här­ten abzu­fe­dern und Kli­ma­schutzmaß­nah­men mit einer effek­ti­ven Sozi­al­po­li­tik zu flan­kie­ren und Men­schen mit gerin­ge­ren Ein­kom­men zu ent­las­ten. Sämt­li­che Mit­tel soll­ten an den Erfor­der­nis­sen der sozi­al-öko­lo­gi­schen Trans­for­ma­ti­on aus­ge­rich­tet werden.

Auf­ga­be für die gro­ßen Indus­trie- und Schwel­len­län­der: Die G20 soll­ten fos­si­le Sub­ven­tio­nen ab- und umbau­en © Eco­lo­gic Insti­tu­te, Berlin

Impul­se für eine zukunfts­fä­hi­ge Klimapolitik

Ein kli­ma­freund­li­cher Umbau der Sub­ven­tio­nen wür­de der öffent­li­chen Hand Mehr­ein­nah­men ver­schaf­fen, die an ande­rer Stel­le sinn­vol­ler ein­ge­setzt wer­den kön­nen – und zwar so, dass sie die sozi­al-öko­lo­gi­sche Trans­for­ma­ti­on für alle erleich­tern, statt Inves­ti­tio­nen in Kli­ma­schutz zu neu­tra­li­sie­ren. Die Bun­des­re­gie­rung soll­te die­se Ver­ein­ba­rung ihres Koali­ti­ons­ver­trags schnellst­mög­lich anpa­cken und im Rah­men der G7 und G20, denen hier eine beson­de­re Ver­ant­wor­tung zukommt, vor­an­trei­ben. 

Wie die Moder­ni­sie­rung der Kli­ma­fi­nanz­po­li­tik mutig gestal­tet und auf das 1,5 Grad-Ziel ein­ge­stellt wer­den kann, hat der WWF gemein­sam mit dem FÖS in einem Impuls­pa­pier erar­bei­tet: Fünf Impul­se für eine zukunfts­fä­hi­ge Kli­ma-Finanz­po­li­tik. 

Wel­che Rol­le die G20-Staa­ten bei der sozi­al-öko­lo­gi­schen Reform der Ener­gie­preis­po­li­tik ein­neh­men kön­nen, ist hier nachzulesen.

Mehr zum The­ma hört ihr in unse­rer Pod­cast-Fol­ge: “Geld von Vater Staat: Über Sinn und Unsinn von Sub­ven­tio­nen”.

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Ich bin Policy Advisor für Energiepolitik und Klimaschutz beim WWF und arbeite zur Finanzierung der sozial-ökologischen Transformation.
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