So geht Zukunft: Strom von neben­an und wär­men­der Wind

Nicht in der Ferne: Energie der Zukunft © IMAGO, serienlicht

Es ist die Geschich­te eines klei­nen Orts­teils in der Schweiz, der zum welt­wei­ten Pio­nier­pro­jekt für die Ener­gie der Zukunft wur­de: Im Süden des Kan­tons St. Gal­len am male­ri­schen Walen­see liegt die Gemein­de Walen­stadt. Eine Vier­tel­stun­de zu Fuß vom See ent­fernt, trei­ben die Bewohner:innen des Schwem­mi­wegs die Ener­gie­wen­de vor­an – und pro­fi­tie­ren davon.

So geht Zukunft

Wie wer­den wir leben? Woher kommt unser Essen, unse­re Ener­gie, unse­re Klei­dung? Wie bewe­gen wir uns fort und wie kann das alles umwelt­ver­träg­lich gesche­hen? Wir haben uns mit dem Insti­tut für öko­lo­gi­sche Wirt­schafts­for­schung (IÖW) auf die Suche nach Vor­bil­dern für ein zukunfts­fä­hi­ges, sozi­al-öko­lo­gi­sches Wirt­schaf­ten gemacht. Und dabei erstaun­li­che Ansät­ze gefun­den. So geht Zukunft. Wir stel­len eini­ge der Ansät­ze in locke­rer Serie vor. Hier: Ener­gie

Gut und güns­tig: Quartierstrom

Vie­le von ihnen hat­ten bereits Solar­zel­len auf dem Dach, als sie gefragt wur­den, ob sie Teil des ers­ten loka­len Strom­mark­tes in der Schweiz wer­den wol­len und begeis­tert zusag­ten. Im Quar­tier Schwem­mi­weg kann man nun den Strom direkt beim Nach­barn kaufen. 

Nor­ma­ler­wei­se ver­braucht ein Haus­halt mit Solar­an­la­ge nicht ein­mal ein Drit­tel sei­nes erzeug­ten Stroms selbst. Den Rest speist er zu schlech­ten Prei­sen ins öffent­li­che Netz. Ver­kau­fen die Schwem­mi­we­ger ihren Solar­strom direkt an Nachbar:innen ohne Solar­zel­len, kön­nen sie mehr ver­lan­gen. Die Käufer:innen wie­der­um bezah­len weni­ger als bei den Elektrizitätswerken.

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Strom per App © Gian Vaitl

Per App mit selbst pro­du­zier­tem Strom handeln

Abge­rech­net wird der Strom mit Hil­fe intel­li­gen­ter Strom­zäh­ler und Blog­chains, einer Art digi­ta­ler Kas­sen­bü­cher. Per App wird Ange­bot und Nach­fra­ge bestimmt und der Strom ent­spre­chend gehan­delt. Ein Man­ko: Noch kann ich hier nicht wäh­len, dass ich bei­spiels­wei­se lie­ber den Strom mei­ner Tan­te abneh­men möch­te, als den zum güns­tigs­ten Tarif. Das soll sich in Zukunft ändern. 

Ener­gie der Zukunft: Strom aus der Region

Solar­ener­gie ist eine der Schlüs­sel­tech­no­lo­gien der Ener­gie­wen­de. Den eige­nen Strom zu guten Prei­sen ver­kau­fen zu kön­nen, schafft Anrei­ze in Solar­zel­len zu inves­tie­ren und so das Kli­ma zu schüt­zen. Gleich­zei­tig wer­den durch den dezen­tra­len regio­na­len Han­del die Strom­net­ze ent­las­tet. Nötig sind aller­dings Ener­gie­ge­set­ze, die die­sen pri­va­ten Han­del mit Solar­strom erlau­ben. Das ist trotz Vor­ga­ben der EU in Deutsch­land noch nicht der Fall. 

Solar­zel­len im Schwem­mi­weg © Quartierstrom

Wär­me aus Wind in Brandenburg

Eben­falls ein klei­ner Ort als gro­ßes Vor­bild: In der Ort­schaft Nech­lin in der Ucker­mark gibt es seit Jah­ren ver­schie­de­ne Pro­jek­te zur Förderung erneu­er­ba­rer Ener­gien unter der Betei­li­gung von Bürger:innen. Beson­ders inno­va­tiv ist die Windspei­cher­hei­zung.

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Rund um Nech­lin sor­gen Wind­rä­der für Strom, der aber an beson­ders win­di­gen Tagen das Strom­netz über­las­tet. Nor­ma­ler­wei­se wird dann auto­ma­tisch abge­schal­tet. Nicht so in Nech­lin. Hier heizt die über­schüs­si­ge Wind­ener­gie das Was­ser eines rie­si­gen Wär­me­spei­chers auf.

Ener­gie der Zukunft: Wind­spit­zen zum Hei­zen nutzen

Rund eine Mil­li­on Liter Was­ser wer­den auf 93 Grad erhitzt und in einem Tank gespei­chert. Über ein Nah­wär­me­netz gelangt das Was­ser zu den umlie­gen­den Gebäu­den. Abhängig von der Wet­ter­la­ge kann der Tank das Dorf bis zu zwei Wochen vollständig durch den so gespei­cher­ten Wind­strom beheizen.

Neue Geset­ze für eine lebens­wer­te Zukunft

Nech­lin ist ein Modell, das Schu­le machen soll­te. Doch wie­der­um bedarf es dafür einer Anpas­sung der Geset­ze. In Nech­lin sorgt nur eine Aus­nah­me­re­ge­lung dafür, dass die Wind­kraft­an­la­gen bei Über­las­tung des Strom­net­zes nicht abge­schal­tet wer­den müs­sen, wie es das Erneu­er­ba­re-Ener­gien-Gesetz eigent­lich vor­gibt. Das muss sich ändern. Denn die vor­an­schrei­ten­de Ener­gie­wen­de braucht die nöti­gen Rah­men­be­din­gun­gen. Bis­her wird Eigen­in­itia­ti­ve oft aus­ge­bremst. Dabei wären schnell und effek­tiv Dächer und Bür­ger-Wind­an­la­gen für die dezen­tra­le Strom­erzeu­gung deutsch­land­weit nutz­bar. Das exis­ten­te Strom­netz könn­te intel­li­gent gesteu­ert und ohne wei­te­ren Aus­bau dazu genutzt wer­den und jeder könn­te zum kli­ma­neu­tra­len Strom­an­bie­ter wer­den.

Mehr bemer­kens­wer­te Pro­jek­te nach­hal­ti­ge­rer und sozia­le­rer Wirt­schaft und Produktion
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und Im Studium der Biologie und Neurophysiologie und im Aufbaustudium Umweltschutztechnik suchte ich Antworten auf die Fragen „Wieso, weshalb, warum?“ und „Was kann ich tun?“. So ist das immer noch. Warum fliegt ein Vogel, wie taucht ein Fisch, was erzählt die Vegetation über die Landschaftsgeschichte und warum fällt es dem Menschen so schwer, sich anzupassen und positiv zu ändern? Reicht es, technisch effizienter zu arbeiten oder sind wir schlicht auf einem falschen Pfad? Welche Wege wären besser? Was ist zu tun, um unsere Lebensräume und unsere Mitwelt zu erhalten und was ist „nachhaltiges Wirtschaften“ und „Gutes Leben für alle“? All diesen Fragen gehe ich auf den Grund und entwickle mit Kolleg:innen und Partner:innen aus Wissenschaft, Zivilgesellschaft und Unternehmen Transformationspfade und suche nach guten Beispielen für eine Zukunft in positiver Resonanz mit Mitwelt und Mitmenschen. Erfahrungen gesammelt habe ich in einem eigenen Start-Up, in der Naturschutz-Verwaltung, mit der EU in Lettland direkt nach der politischen Öffnung und als WWF-Leiter Meere&Küsten, als Direktor des globalen WWF Fischereiprogrammes und jetzt als Leiter Innovation, Sciences &Technologies.

Kommentare (1)

  • Danke an das WWF-Team für diesen interessanten und zukunftsorientierten Artikel. Ich habe den Artikel mit Freude gelesen, denn er macht Hoffnung. Ich wünsche http://www.blog.wwf.de weiterhin viel Erfolg!

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