Es ist die Geschichte eines kleinen Ortsteils in der Schweiz, der zum weltweiten Pionierprojekt für die Energie der Zukunft wurde: Im Süden des Kantons St. Gallen am malerischen Walensee liegt die Gemeinde Walenstadt. Eine Viertelstunde zu Fuß vom See entfernt, treiben die Bewohner:innen des Schwemmiwegs die Energiewende voran – und profitieren davon.
So geht Zukunft
Gut und günstig: Quartierstrom
Viele von ihnen hatten bereits Solarzellen auf dem Dach, als sie gefragt wurden, ob sie Teil des ersten lokalen Strommarktes in der Schweiz werden wollen und begeistert zusagten. Im Quartier Schwemmiweg kann man nun den Strom direkt beim Nachbarn kaufen.
Normalerweise verbraucht ein Haushalt mit Solaranlage nicht einmal ein Drittel seines erzeugten Stroms selbst. Den Rest speist er zu schlechten Preisen ins öffentliche Netz. Verkaufen die Schwemmiweger ihren Solarstrom direkt an Nachbar:innen ohne Solarzellen, können sie mehr verlangen. Die Käufer:innen wiederum bezahlen weniger als bei den Elektrizitätswerken.
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Per App mit selbst produziertem Strom handeln
Abgerechnet wird der Strom mit Hilfe intelligenter Stromzähler und Blogchains, einer Art digitaler Kassenbücher. Per App wird Angebot und Nachfrage bestimmt und der Strom entsprechend gehandelt. Ein Manko: Noch kann ich hier nicht wählen, dass ich beispielsweise lieber den Strom meiner Tante abnehmen möchte, als den zum günstigsten Tarif. Das soll sich in Zukunft ändern.
Energie der Zukunft: Strom aus der Region
Solarenergie ist eine der Schlüsseltechnologien der Energiewende. Den eigenen Strom zu guten Preisen verkaufen zu können, schafft Anreize in Solarzellen zu investieren und so das Klima zu schützen. Gleichzeitig werden durch den dezentralen regionalen Handel die Stromnetze entlastet. Nötig sind allerdings Energiegesetze, die diesen privaten Handel mit Solarstrom erlauben. Das ist trotz Vorgaben der EU in Deutschland noch nicht der Fall.
Wärme aus Wind in Brandenburg
Ebenfalls ein kleiner Ort als großes Vorbild: In der Ortschaft Nechlin in der Uckermark gibt es seit Jahren verschiedene Projekte zur Förderung erneuerbarer Energien unter der Beteiligung von Bürger:innen. Besonders innovativ ist die Windspeicherheizung.
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Rund um Nechlin sorgen Windräder für Strom, der aber an besonders windigen Tagen das Stromnetz überlastet. Normalerweise wird dann automatisch abgeschaltet. Nicht so in Nechlin. Hier heizt die überschüssige Windenergie das Wasser eines riesigen Wärmespeichers auf.
Energie der Zukunft: Windspitzen zum Heizen nutzen
Rund eine Million Liter Wasser werden auf 93 Grad erhitzt und in einem Tank gespeichert. Über ein Nahwärmenetz gelangt das Wasser zu den umliegenden Gebäuden. Abhängig von der Wetterlage kann der Tank das Dorf bis zu zwei Wochen vollständig durch den so gespeicherten Windstrom beheizen.
Neue Gesetze für eine lebenswerte Zukunft
Nechlin ist ein Modell, das Schule machen sollte. Doch wiederum bedarf es dafür einer Anpassung der Gesetze. In Nechlin sorgt nur eine Ausnahmeregelung dafür, dass die Windkraftanlagen bei Überlastung des Stromnetzes nicht abgeschaltet werden müssen, wie es das Erneuerbare-Energien-Gesetz eigentlich vorgibt. Das muss sich ändern. Denn die voranschreitende Energiewende braucht die nötigen Rahmenbedingungen. Bisher wird Eigeninitiative oft ausgebremst. Dabei wären schnell und effektiv Dächer und Bürger-Windanlagen für die dezentrale Stromerzeugung deutschlandweit nutzbar. Das existente Stromnetz könnte intelligent gesteuert und ohne weiteren Ausbau dazu genutzt werden und jeder könnte zum klimaneutralen Stromanbieter werden.
Mehr bemerkenswerte Projekte nachhaltigerer und sozialerer Wirtschaft und Produktion
Danke an das WWF-Team für diesen interessanten und zukunftsorientierten Artikel. Ich habe den Artikel mit Freude gelesen, denn er macht Hoffnung. Ich wünsche http://www.blog.wwf.de weiterhin viel Erfolg!