Re:publica 2016: Digi­ta­li­sie­rung und Kli­ma­schutz — geht das zusammen?

Was kann die Digitalisierung für den Umweltschutz? re:publica/Jan Zappner CC BY 2.0

Auf der re:publica 2016 haben wir und Licht­Blick mit span­nen­den Podi­ums­gäs­ten aus den Berei­chen Ener­gie, Mobi­li­tät, Ernäh­rung und Stadt­ent­wick­lung dis­ku­tiert, ob (und natür­lich: wie) die die Digi­ta­li­sie­rung einen Bei­trag zum Kli­ma­schutz leis­ten kann.

Dazu hat­ten wir span­nen­de Prot­ago­nis­ten aus ver­schie­de­nen Arbeits­be­rei­chen eingeladen:

  • Nadi­ne Kuh­la von Berg­mann (TU Ber­lin), die sich mit moder­ner Stadt­ent­wick­lung beschäftigt
  • Dr. Ste­fan Ramm­ler (HBK Braun­schweig), der zu Mobi­li­tät und Digi­ta­li­sie­rung forscht und publiziert
  • Dr. Caro­la Strass­ner (FH Müns­ter), sie lehrt und arbei­tet zu den The­men Ernäh­rung und Ökotrophologie
  • Chris­ti­an Appel, er lei­tet den Bereich For­schung und Ent­wick­lung bei Licht­Blick SE
Von Links: Voll­mar, Ramm­ler, Kuh­la von Berg­mann, Appel re:publica/Jan Zapp­ner CC BY 2.0

Nach einer kur­zen Ein­füh­rung durch Mode­ra­tor Mar­co Voll­mar ent­spann sich eine inter­es­san­te Dis­kus­si­on. „Die Digi­ta­li­sie­rung der Ener­gie­ver­sor­gung ist die Vor­aus­set­zung für 100 Pro­zent Öko­strom“ sag­te dazu Chris­ti­an Appel, der Lei­ter For­schung und Ent­wick­lung bei Licht­Blick. „Nur so kön­nen die vola­ti­len Erneu­er­ba­ren mit Spei­chern und Ver­brau­chern ver­netzt, opti­miert und gesteu­ert wer­den, so dass wir zu jeder Zeit eine sicher Strom­ver­sor­gung haben. Die Lösung für die­se Her­aus­for­de­run­gen ist der von Licht­Blick ent­wi­ckel­te Schwarm­Di­ri­gent – eine ein­zig­ar­ti­ge IT-Platt­form im Ener­gie­markt“. Digi­ta­le Lösun­gen wie der Schwarm­Di­ri­gent von Licht­Blick kön­nen dazu bei­tra­gen, fos­si­le Ener­gie­trä­ger durch kli­ma­freund­li­che erneu­er­ba­re Ener­gien zu ersetzen.

Mobi­li­tät braucht Schubumkehr

Auch Autos fah­ren in Deutsch­land noch fast aus­schließ­lich mit Ver­bren­nungs­mo­to­ren, mit ent­spre­chen­dem CO2-Aus­stoß. „So wie bis­her kann es nicht wei­ter­ge­hen“ mein­te Prof. Ste­fan Ramm­ler. „Wir brau­chen in der Mobi­li­tät eine Schub­um­kehr.“ Er ist über­zeugt, dass die Mobi­li­täts­wen­de als Teil der Ener­gie­wen­de kom­men muss, aller­dings muss sie die ver­schie­de­nen Ver­kehrs­trä­ger intel­li­gent mit­ein­an­der ver­net­zen. Ein schlich­ter Ersatz von Autos mit Ver­bren­nungs­mo­tor durch Autos mit Elek­tro­an­trieb ist bei wei­tem nicht ausreichend.

Ver­kehrs­mit­tel müs­sen sinn­voll mit­ein­an­der ver­knüpft wer­den und auf den indi­vi­du­el­len Ver­kehr soll­te – wo mög­lich – ver­zich­tet wer­den. Um einen Kli­ma­ef­fekt zu erbrin­gen muss der Strom für die Elek­tro­mo­bi­li­tät zudem aus erneu­er­ba­ren Ener­gien kom­men“, lau­tet Ste­fan Ramm­lers Fazit.

Kli­ma­schutz durch Essen

Die Erzeu­gung von Lebens­mit­tel ist ein wich­ti­ger Fak­tor unse­res Kli­ma-Fuß­ab­drucks. Ob durch die Digi­ta­li­sie­rung, die auch im Bereich Ernäh­rung auf allen Ebe­nen Ein­zug hält, ein Kli­ma­bei­trag geleis­tet wer­den kann, steht aller­dings noch aus. „Die ein­fachs­te Maß­nah­me durch die Ernäh­rung einen Bei­trag zum Kli­ma­schutz zu leis­ten, ist weni­ger Fleisch zu essen“, führt die Ernäh­rungs­wis­sen­schaft­le­rin Prof. Caro­la Strass­ner aus — eine Über­zeu­gung, die wir schon lan­ge propagieren. 

Span­nen­de Ent­wick­lun­gen, wie die gemein­schaft­li­che Land­wirt­schaft, bei denen Men­schen sich lokal zusam­men­tun und sich einen Land­wirt ‚tei­len‘ nut­zen natür­lich digi­ta­le Platt­for­men. „Die CO2-Bilanz ist lei­der auch für lokal erzeug­te und in der Gemein­schaft ver­teil­te Erzeug­nis­se noch nicht unbe­dingt bes­ser, weil der Ver­brau­cher meist doch mit dem Auto auf den Hof fährt“, sagt Prof. Caro­la Strass­ner wei­ter. Ande­re, umwelt­freund­li­che Lie­fer- oder Abhol­mög­lich­kei­ten, ‑zum Bei­spiel mit dem Fahr­rad oder dem Elek­tro­au­to- könn­ten hier Abhil­fe schaffen.

Voll war es auf dem WWF/­Licht­Blick-Panel — und ein biss­chen dun­kel © Tho­mas Heim/WWF

Und im Mit­tel­punkt? Der Mensch

Egal ob im Ener­gie- im Mobi­li­täts- oder im Ernäh­rungs­be­reich, der Mensch steht wie­der mehr im Mit­tel­punkt“ sagt die Stadt­pla­ne­rin Nadi­ne Kuh­la von Berg­mann. „Unse­re Auf­ga­be ist es, mit den Men­schen zu pla­nen und nicht an ihren Bedürf­nis­sen vor­bei.“ Die Digi­ta­li­sie­rung bie­tet die Mög­lich­keit, rascher und bes­ser über Ent­wick­lun­gen zu infor­mie­ren und so eine Mit­wir­kung der Bevöl­ke­rung zu gewährleisten.

Die Digi­ta­li­sie­rung bie­tet also Mög­lich­kei­ten, den Kli­ma­schutz vor­an­zu­brin­gen, ist aber kein All­heil­mit­tel. „Stel­len Sie sich nur vor, dass der Mensch, der im selbst­fah­ren­den digi­ta­li­sier­tem Auto jetzt plötz­lich mehr Zeit zum Kon­su­mie­ren hat. Schon haben wir einen klas­si­schen Rebound­ef­fekt und nichts für die Umwelt erreicht“, merk­te Ste­fan Ramm­ler an. Zudem darf durch den digi­ta­len Kli­ma­schutz der Daten­schutz nicht ver­ges­sen werden.

Für Licht­Blick und uns war es eine span­nen­de Ver­an­stal­tung mit tol­len Gäs­ten und einem inter­es­sier­ten Publi­kum. Wir haben vie­le Ideen und Anre­gun­gen mitgenommen.

Wir wer­den auch im nächs­ten Jahr bei der re:publica mit einer Ver­an­stal­tung dabei sein.

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Seit Anfang 2016 Campaigner beim WWF. Gemeinsam mit unserem Kooperationspartner LichtBlick beschleunige ich die Energiewende. Schnell. Schneller! Noch schneller!-Thomas hat den WWF inzwischen verlassen-
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