Plas­tik­müll im Mittelmeer

Ursache Urlauber: Strand bei Antalya © WWF-Canon / Michel GUNTHER

320 Mil­lio­nen Tou­ris­ten urlau­ben jedes Jahr am Mit­tel­meer. Sie wün­schen sich alle Son­ne, Erho­lung und sau­be­res Was­ser. Und sie sor­gen dafür, dass im Som­mer 40 Pro­zent mehr Plas­tik im Merer ist.

Rekord­men­ge an Plas­tik im Mittelmeer

Das Mit­tel­meer stellt nur ein Pro­zent des Was­sers auf der Erde, aber sie­ben Pro­zent des welt­wei­ten Mikro­plas­tiks fin­den sich hier. Für Mikro­plas­tik wur­den Rekord­men­gen nach­ge­wie­sen. Bis zu 1,25 Mil­lio­nen Plas­tik­tei­le fin­den sich  pro Qua­drat­ki­lo­me­ter. Das ist fast vier­mal so hoch wie im „Plas­tik­wir­bel“ im nörd­li­chen Pazi­fik. Der im Mit­tel­meer  gefun­de­ne Müll besteht zu 95 Pro­zent aus Kunst­stoff. Haupt­säch­lich stammt der aus der Tür­kei und Spa­ni­en, gefolgt von Ita­li­en, Ägyp­ten und Frank­reich, wie eine aktu­el­le WWF Stu­die nach­weist.

So kommt der Müll ins Meer

Das Mit­tel­meer ist fast voll­stän­dig von besie­del­ten Küs­ten umge­ben. Es hat fast kei­ne Abflüs­se. Haupt­ur­sa­che für die Plas­tik-Ver­schmut­zung des Mit­tel­meers ist das man­geln­de Müll­ma­nage­ment. Das bedeu­tet unge­si­cher­te Müll­de­po­nien in Mee­res­nä­he, ille­ga­le Abfall­ent­sor­gung in Flüs­se. Vor allem der Nil, der Ebro, die Rho­ne, der Po und die tür­ki­schen Flüs­se Cey­han und Sey­han, die durch dicht besie­del­te Gebie­te flie­ßen, tra­gen den Müll ins Meer.

Das Plas­tik in den Tieren

Längst hat der Plas­tik­müll im Mit­tel­meer Spu­ren hin­ter­las­sen. 18 Pro­zent der Thun­fi­sche und Schwert­fi­sche haben nach­weis­bar Plas­tik im Magen.  Im Pela­gos-Wal­schutz­ge­biet im nord­west­li­chen Mit­tel­meer ist der Mikro­plas­tik­ge­halt hoch, über 56 Pro­zent des Plank­tons sind mit Schad­stof­fen schwer belas­tet. Finn­wa­le, die Was­ser durch ihre Bar­ten fil­tern, sind im Schutz­ge­biet fast fünf­mal stär­ker mit Schad­stoff belas­tet als anderswo.

Im Mit­tel­meer fin­den sich Rekord­men­gen Plas­tik © Áthi­la Ber­ton­ci­ni / WWF

Was pas­sie­ren muss

Wir kön­nen nicht zulas­sen, dass das Mit­tel­meer in Plas­tik ertrinkt. Wir pro­duzie­ren enor­me Men­gen Plas­tik­müll. Euro­pa ist nach Chi­na der zweit­größ­te Kunst­stoff­pro­du­zent der Welt. Wir müs­sen rund um das Mit­tel­meer nun end­lich Abfall­ent­sor­gung und Recy­cling ver­bes­sern. Hotels und Schif­fe müs­sen wirk­sa­me Abfall­sam­mel­sys­te­me ein­rich­ten und den Müll voll­stän­dig trennen.

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Aber natür­lich kön­nen wir auch als Tou­ris­ten etwas tun:

Urlaub muss nicht Urlaub vom Umwelt­schutz hei­ßen. Deshalb:

  • Mög­lichst wenig Ein­weg-Plas­tik­fla­schen. Statt­des­sen eine Leicht­me­tall- oder Glas­fla­sche mit­neh­men und im Hotel auffüllen.
  • Kei­ne Ein­weg­plas­tik­tü­ten! Statt­des­sen Beu­tel, Korb oder Ruck­sack beim Ein­kauf mit­neh­men. Wie­der­ver­wend­ba­re Beu­tel für den Kauf von Obst und Gemü­se nut­zen. Mög­lichst sel­ten in Plas­tik ver­pack­te Pro­duk­te kaufen.
  • Ver­wen­dung von Kos­me­tik ohne Mikro­plas­tik. »Samm­lung und sach­ge­rech­te Ent­sor­gung des eige­nen Mülls im Hotel.
  • Infor­mie­ren über das Abfall­sys­tem vor Ort zum Recy­cling am Urlaubs­ort – wo wird Plas­tik viel­leicht recycelt?

In die­sem Sin­ne – schö­nen Urlaub.

Dass alles Leben aus dem Meer kommt und die Ozeane der größte Lebensraum auf der Erde sind, hatte mich schon als Kind völlig fasziniert. Ich träumte davon unter Wasser atmen zu können. Das Ausmaß der Naturzerstörung durch die Fischerei und besonders die Überfischung dagegen waren schockierend. Und sind sie heute noch. Ich arbeite beim WWF schon seit 1999, heute als Vorständin Transformation Politik & Wirtschaft. Wer festgefahrene Strukturen ändern will, braucht viel Geduld. Aber auch wenn die Fortschritte langsam sind darf man niemals Aufgeben – denn wer aufgibt, der hat schon verloren.

Kommentare (3)

  • Es ist immer wieder traurig zu sehen, wie die Menschen sich selbst und alles um sich rum zerstören. Schade Schade...

  • Es gibt bereits jetzt schon genügend Alternativen, die nach dem Cradle-to-cradle-Ansatz unproblematisch beim Wegwerfen wirken. Es muss doch gelingen, die relativ wenigen Hersteller zum Handeln zu bewegen (notfalls mit viel öffentlichem Druck und Steuervorteilen etc.), um Problemstoffe zu vermeiden. Das Wegwerfen ist dann kein Problem mehr, wenn der weggeworfene Gegenstand rückstandsfrei zerfällt.

  • Hallo Heike,
    Warum behauptet ihr eigentlich immer das wir Bürger das Plastik ins Meer schmeißen?? Das halte ich für eine Frechheit!! Solche Mengen können ein paar Menschen gar nicht mit ans Meer nehmen.
    In Wirklichkeit wird das Plastik von den riesigen Schiffen über Bord geworfen, die das Plastik von Deutschland kaufen!
    In Hamburg steht eine der modernsten Sortieranlagen für Plastik die es gibt, dort hin kommt das meiste von unserem Plastik was wir in den Wertstoff Hof bringen. Diese moderne Anlage kann aber nur maximal 20% wiederverwendbares Plastik raus sortieren, deshalb wird der Rest an andere Länder verkauft, zum Beispiel China oder Indien, dort wird per Hand nach sortiert, was dann noch übrig ist wird einfach ins Meer gekippt!!
    Die Politik und der WWF schauen schön dabei zu und Schieben die Schuld den Bürgern zu!
    Übrigens, sobald unser Plastik in Hamburg am Werk ankommt, gilt es in der Politik als verwertet! Was mit dem anderen, was das Werk wieder verlässt passiert ist euch völlig egal!

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