Die Kli­ma­kri­se ist für die Feu­er in Aus­tra­li­en verantwortlich

In Australien werden aktuell die Auswirkungen der Klimakrise auf Mensch und Tier sichtbar. © Julie Fletcher / WWF Australien

Men­schen ver­sam­meln sich am Strand und suchen Schutz vor Feu­er. Völ­lig ent­kräf­te­te Koa­las klam­mern sich an Was­ser­fla­schen. Ver­kohl­te Tier­ka­da­ver in einer ver­brann­ten Land­schaft. Die­se Bil­der aus Aus­tra­li­en sind in den letz­ten Tagen und Wochen um die Welt gegan­gen. Und fast genau­so schnell haben sich zwei­fel­haf­te Theo­rien und Falsch­mel­dun­gen ver­brei­tet. Beson­ders häu­fig taucht in den deut­schen sozia­len Medi­en eine Mel­dung auf, die vor allem Klimaschutz-Gegner:innen in die Hän­de spielt: Hun­dert­fa­che Brand­stif­tun­gen und nicht die Kli­ma­kri­se sei­en für die Mega­feu­er ver­ant­wort­lich. Und damit angeb­lich nicht, wie Klimaforscher:innen wis­sen, die Erderhitzung.

Was steckt hin­ter der Brandstiftung-These?

Die Infor­ma­ti­on mit den hun­dert­fa­chen angeb­li­chen Brand­stif­tun­gen stammt aus einem Bericht der Poli­zei­be­hör­de im aus­tra­li­schen Bun­des­staat New South Wales, ein Bun­des­staat der beson­ders mas­siv von den Brän­den betrof­fen ist. Doch der Bericht wird feh­ler­haft zitiert. Die Behör­de ist ins­ge­samt seit Anfang Novem­ber gegen 183 Per­so­nen vor­ge­gan­gen. Aber nur in 24 Fäl­len hat es sich um absicht­li­che Brand­stif­tung gehan­delt, etwa so vie­le Brand­stif­tun­gen wie im Vor­jahr. Bei den rest­li­chen Fäl­len haben Men­schen trotz Ver­bot Feu­er gemacht oder zum Bei­spiel Ziga­ret­ten weg­ge­wor­fen. Das Aus­maß der Brän­de lässt sich also nicht mit Brand­stif­tun­gen erklären!

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Tat­säch­lich sind Busch­brän­de in Aus­tra­li­en im Som­mer ein nor­ma­les Ereig­nis. Die Natur hat sich dar­auf ein­ge­stellt. Euka­lyp­tus­bäu­me trei­ben nach Wald­brän­den neu aus, man­che Pflan­zen blü­hen erst nach einem Feu­er. Die Brän­de wer­den von Blitz­ein­schlä­gen, umge­stürz­ten Strom­mas­ten, weg­ge­wor­fe­nen Ziga­ret­ten­kip­pen oder eben Brand­stif­tung aus­ge­löst. Aber das, was wir jetzt erle­ben, ist nicht normal.

Mega-Feu­er: Durch die Kli­ma­kri­se möglich

Die Kli­ma­kri­se ist für die Feu­er in Aus­tra­li­en ver­ant­wort­lich und nicht Brand­stif­tung. © Adam Dede­rer / WWF Australien

Min­des­tens 27 Men­schen, fast 2000 Häu­ser, 10 Mil­lio­nen Hekt­ar Land und mehr als 1 Mil­li­ar­de Tie­re sind den Feu­ern bereits zum Opfer gefal­len. Was auch immer die Brän­de aus­ge­löst hat, erst durch das von der Kli­ma­kri­se begüns­tig­te Extrem­wet­ter konn­ten sie zu dem gewal­ti­gem Aus­maß her­an­wach­sen. In New South Wales und Gesamt­aus­tra­li­en war 2019 das mit Abstand wärms­te und tro­ckens­te Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen.

Der Kie­ler Kli­ma­for­scher Mojb Latif erklär­te die Wir­kung der Erd­er­hit­zung auf Aus­tra­li­en im Deutsch­land­funkEnde letz­ten Jah­res – ich glau­be, es war der 17. Dezem­ber –, das war der wärms­te Dezem­ber­tag, den man jemals in Aus­tra­li­en gemes­sen hat­te, mit einer Tem­pe­ra­tur von 49,9 Grad. Das sind schon unmensch­li­che Ver­hält­nis­se. Hin­zu kommt die­se extre­me Dür­re, die schon mona­te­lang anhält, und sowohl die­se extre­men Tem­pe­ra­tu­ren als auch die Dür­re, die kann man ein­fach mit natür­li­chen Ein­flüs­sen nicht mehr erklä­ren.

Hit­ze und Dür­re befeu­ern die Feu­er in Australien

Durch die Hit­ze ver­duns­tet beson­ders viel Was­ser aus Böden, kön­nen Nie­der­schlä­ge den Ver­lust nicht aus­glei­chen, trock­net die Ober­flä­che aus, Brän­de brei­ten sich leich­ter aus. Hohe Tem­pe­ra­tu­ren sor­gen zudem dafür, dass Pflan­zen schnel­ler aus­trock­nen und leich­ter Feu­er fangen.
Die­se Ent­wick­lung in Aus­tra­li­en kommt nicht über­ra­schend. Dass die Erd­er­hit­zung die Gefahr von Wald­brän­den ver­stärkt, ist unter Klimawissenschaftler:innen unum­strit­ten. Nach­le­sen kann man das zum Bei­spiel im aktu­el­len Bericht des Welt­kli­ma­rats IPCC zu den Land­ge­bie­ten. Schon unter­halb von einem Grad Erhit­zung dehnt sich dem­nach “mit hoher Kon­fi­denz” die Wald­brand­sai­son aus — genau das, was wir in Aus­tra­li­en gera­de beob­ach­ten können.

Time to Act!

Welt­weit hat sich die Erde bereits um etwa ein Grad erhitzt. Uns blei­ben nur noch weni­ge Jah­re, um Kli­ma­schutz-Maß­nah­men zu ergrei­fen, mit der wir die Erd­er­hit­zung auf 1,5 Grad Cel­si­us begren­zen kön­nen. Um dies zu schaf­fen, muss die Welt­ge­mein­schaft ambi­tio­nier­ten Kli­ma­schutz umsetzen.
Ein wich­ti­ger Schritt dafür steht die­ses Jahr an: die Erhö­hun­gen der soge­nann­ten Kli­ma­zie­le im Rah­men des Pari­ser Kli­ma­ab­kom­mens an. Deutsch­land und die EU müs­sen mit gutem Bei­spiel vor­an­ge­hen und ihre Ambi­tio­nen ver­stär­ken. Und sie müs­sen Län­der wie Aus­tra­li­en, die beim Kli­ma­schutz brem­sen, dazu brin­gen, eben­falls aktiv zu werden!
ist Umweltwissenschaftlerin und kämpft beim WWF Deutschland als Online Campaignerin für den Kohleausstieg, ambitionierte Klimaschutzpolitik und einen lebendigen Planeten.

Kommentare (10)

  • Ich wünsche mir dass es auch für Tier Rettung in solch Krisengebieten Notstandsgesetze gibt, so dass Tierfreunde die in der Nähe wohnen ein paar Wochen frei kriegen von ihrer Arbeit und ein paar Wochen nur in der Tierrettung arbeiten können. Ich würde mir wünschen dass dies als genereller Arbeitspunkt von Tierschutzorganisationen aufgenommen wird und immer bei Krisen versucht wird in den jeweiligen Regierungen das umzusetzen. Wenn man es nur lokal oder auf freiwilliger Basis von Firmen und Ämtern schafft, wäre das auch schon super. Tiere sind unsere Mitgeschöpfe und wir sind ursächlich für deren Leid und haben dann auch Verantwortung. Und wenn es bedrohte Arten sind könnte man die Tiere auch als Weltkulturerbe betrachten, da sollte sowas schon möglich sein.

  • Lieber WWF,
    Sie sollten bitte genauer recherchieren.
    Die Brände in diesem Sommer in Australien sind keineswegs einmalig und daher nicht auf einen menschengemachten Klimawandel zurückzuführen. Sie sind nur medial dieses Jahr besonders beachtet worden und werden von den sog. Klimaschützern genutzt, um Stimmung zu machen. Hier finden Sie eine Liste der Buschfeur in Australien seit 1851: https://de.wikipedia.org/wiki/Buschfeuer_in_Australien#Geschichte.
    Die jetzigen Feuer sollen so besonders heftig sein, weil das Unterholz nicht, wie früher üblich, kontrolliert abgebrannt wurde, und weil wohl etliche Feuerschneisen nicht mehr vorhanden sind.
    Die Hitze allein erzeugt noch kein Feuer (erst ab der Entzündungstemperatur von Gras oder Holz, die jedoch mit 46° nicht erreicht wird). Hier eine Liste der Entzündungstemperaturen von Feststoffen: http://www.ffw-markt-eschlkam.de/feuerwehr/feuerwehr/de/feuerwehrlexikon/entzuendungstemperatur.php.
    Daher braucht jedes Feuer einen Funken. Das kann ein Blitzschlag sein oder eben mit Absicht (Brandstiftung) oder unabsichtlich (Zigarette, Lagerfeuer) erfolgen.
    Die besondere Trockenheit des Murray-Darling-Gebietes ist auf die Abzweigung des Wassers durch private Staudämme für Baumwollplantagen etc. sowie zum Fracking erzeugt worden (https://www.nzz.ch/international/australien-trockenheit-im-groessten-flusssystem-ld.1459434 sowie diese Seite von 2012 - die Entwicklung ist deutlich vorangeschritten, daher kann von mittlerweile 40.000 Stellen ausgegangen werden: https://www.gegen-gasbohren.de/2012/04/16/weltspiegel-berichtete-ueber-fracking-in-australien/) .
    Es wäre schön, wenn Sie nicht blindlings gleich von den Folgen eines menschengemachten Klimawandels ausgingen, sondern sich näher mit dem Probem befassten. Tun Sie es nicht, so nutzen Sie wie viele andere die Brände nur zur Propaganda und hetzen damit die Leute auf, wie man es beispielsweise an den Aktionen von Fridays for Future gegen Siemens sehen kann.

    • Sehr geehrte Frau Jacobi,
      ich bin, und das ist mein voller Ernst, begeistert von Ihrer Einachätzung der Situation Australiens!
      Eine YouTube-Sendung, "Der fehlende Part" genannt, geht genau auf die von Ihnen geschilderten Erscheinungen ein. Fazit: alles hausgemacht! Profit! Profit! Profit! Inwiefern? Weil eine australische Regierung sehr gerne Wasser-Rechte verhökert! Genannt wurde Nestle. Eine Regierung, die gewaltigen Mandel-Plantagen sehr gerne mit sehr viel Trinkwasser an die Wurzeln geht, die seelenruhig zusieht, wenn deswegen Stauseen und Flüsse austrocknen, es zu kolossalen Fisch- und weiteren Artensterben kommt. Zudem, auch sehr spannend, das australische Kohle-Projekt eines indischen Industriellen, der, vordem zehntreichster, nunmehr zweitreichster Mann im indischen Staat ist. Dieser Herr macht Kohle mit australischer Kohle, die, ich dachte, ich hätte mich verhört, mit australischem Wasser gereinigt wird ...
      Der Irrsinn ist mannigfaltig, und es ist mehr als wichtig, dass besonders die andere und nicht gern gezeigte Seite der australischen Öko-Katastrophe ans Tageslicht kommt!!!
      Bravo, Frau Jacobi
      Ein Buh-Ruf an die (absichtlich?) Ahnungslosen aller Farben und Vereinigungen!!!

  • Das ist eine ganz gute Idee! Und gleichzeitig traurig, dass es solche Massnahmen nötig macht. Aber so lange so getan wird, als könnten wir das Klima retten und trotzdem so weitermachen wie bisher, wird das nichts werden. Seien wir deshalb froh, dass es Menschen wie Eva gibt, die solche Intiativen ergreifen, weil ihnen klar ist, dass wir alle die Verantwortung tragen für jeden Teil der Schöpfung.

  • "trotz Verbot Feuer gemacht oder zum Beispiel Zigaretten weggeworfen."
    Je nun, das ist zumindest nach unserem Recht Brandstiftung.

    Ich danke Frau Jacobi und Herrn Matthiesen für ihre Beiträge, die den Monokausalität vertretenden Aufsatz in für eine sachliche Diskussion und Ursachenerkenntnis notwendiger Weise ergänzen.

    Hinzufügen möchte ich, nicht den Eindruck zu haben, man unternähme viel gegen die Busch- und Waldbrände. So brennen z.B. in Europa z. Zt. kaum Wälder, Löschflugzeuge aber sind vorhanden und ihres Wesens nach mobil. Sie könnten mit Zwischenlandungen auch Australien erreichen bzw. erreicht haben.
    Genau wie im Falle Kaliforniens frage ich mich seit Jahren, warum in sonnenüberströmten Wüstengebieten keine Solarzellen aufgestellt werden, mit deren Strom Meerwasser entsalzen und in die Wälder geleitet wird, und das, ohne jahrelang zu planen und zu optimieren, was später und im Laufe der Zeit nachgeholt werden könnte. Schafft erst mal Wasser dorthin! Und nein, es muss nicht "reichen", da ein geretteter Baum besser ist als keiner und zwei besser als einer usw.
    Man könnte etwas (wenigstens) tun. Man lässt es.
    Resigniert vermag ich nur zu dem Schluss zu kommen, man habe überhaupt kein Interesse daran, Waldbrände einzudämmen oder zu verhindern.

  • Eine doch bedenkliche Stellungnahme v. Frau Jacobi, Fakt Kohleverbrennung ist schmutzig. Indien leidet unter Smog (Abnehmer der Kohle). Siemens unterstützt die Kohlemine. Auch der Transport (Schiff=Schweröl) u. die Mine belasten die Umwelt. Erdgas ist weniger belastend. Menschliches Handeln hat mit zur Entstehung u. Ausbreitung der Brände beigetragen (Abzweigen von Wasser f. Baumwollfelder ...) - Aber klare Indizien sprechen für den Klimawandel für das Ausmaß der Brände. Also vorsichtig, nicht Klimaaktivisten verunglimpfen! Diese Menschen machen auf große Fehler u. Versäumnisse aufmerksam!

  • Ist ja interessant und spricht für sich, dass selbst der WWF unliebsame Kommentare sperrt. Ja, die Wahrheit passt nicht immer in's eigene Weltbild...

    • Wir "sperren" keine Kommentare, die uns unliebsam sind. Allerdings prüfen wir jeden Kommentar vor Veröffentlichung und behalten uns das Recht vor, unsachliche, beleidigende und rechtsverletzende Kommentare abzulehnen. Der Kommentar, auf den Sie sich beziehen, beinhaltete mehr oder weniger ausschließlich den Link zu einem Medium, welches wir als unseriös erachten (unter anderem wurde dort auch der Text "„Chemtrails“: Verschwörungstheorie nun Fakt – US-Kongress hält Anhörung zu Wettermanipulation" veröffentlicht). Der Inhalt des Textes jener Online-Zeitung, den Sie unter unserem Beitrag veröffentlichen wollten, versuchte, "Grüne Politik" als Grund für die aktuellen außer Kontrolle geratenen Feuer in Australien zu stigmatisieren. Basis dieser Argumentation war eine Aussage eines Feuerwehrsprechers aus dem Jahr 2013. Wir sind in keinem Fall der Meinung, dass dieser Text irgendeinen sachlichen Beitrag zur Diskussion beiträgt. Daher haben wir uns dazu entschlossen, ihren Kommentar nicht zu veröffentlichen.

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