Kas­ta­ni­en-Ster­ben: Was Kas­ta­ni­en krank macht

Eine potentiell gefährdete Art. Foto: Knud Winckelmann / Wikimedia Commons / CC BY-SA 3.0 / bit.ly/2Nywm5W

Wel­ke Blät­ter, blu­ten­de Stäm­me: Vie­le unse­rer Kas­ta­ni­en sind krank. Mit Pech könn­te die Ross­kas­ta­nie in Deutsch­land aus­ster­ben. Doch woher kommt das Kastanien-Sterben?
Gegen einen Feind der Bäu­me – gegen die Minier­mot­te – kann jede:r von uns etwas tun. Das weit grö­ße­re Pro­blem ist aber ein Bak­te­ri­um, gegen das bis­her kein Kraut gewach­sen ist.

Kas­ta­ni­en-Ster­ben, Minier­mot­ten und hei­ße Sommer

Minier­mot­ten sind Klein­schmet­ter­lin­ge, die 1984 in Maze­do­ni­en erst­mals ent­deckt wur­den und sich seit­dem in ganz Euro­pa aus­brei­ten. Sie machen vor allem den weiß blü­hen­den Ross­kas­ta­ni­en mehr und mehr zu schaf­fen. Die Kas­ta­ni­en ster­ben nicht ab, aber die Lar­ven zer­fres­sen das Inne­re der Blät­ter, die­se wer­den braun und fal­len bei star­kem Befall vor­zei­tig her­un­ter. Des­halb sieht es unter vie­len Kas­ta­ni­en­bäu­men im Som­mer bereits aus wie im tiefs­ten Herbst. 

Der hei­ße Som­mer 2018 bedeu­te­te für die Kas­ta­nie eine Dop­pel­be­las­tung: Hit­ze und Tro­cken­heit haben den Bäu­men ohne­hin zuge­setzt und durch die anhal­ten­de Wär­me konn­ten beson­ders vie­le Gene­ra­tio­nen der Mot­ten schlüpfen.

Kann man über­haupt noch beden­ken­los Kas­ta­ni­en sammeln?

Die­se Kas­ta­nie sieht nach frühzeitigem Herbst aus Foto: Fritz Gel­ler-Grimm / Wiki­me­dia Com­mons / CC BY-SA 3.0

Die Mot­ten­lar­ven befal­len nur die Blät­ter, Ihr könnt also noch Kas­ta­ni­en sam­meln. Eine mög­li­che Fol­ge des Befalls sind aller­dings weni­ger Blü­ten und damit auch weni­ger Kastanien.
Minier­mot­ten fres­sen übri­gens weder Klei­dung noch Lebens­mit­tel, soll­ten sie mal in die Woh­nung gelangen.

Hil­fe für die Kas­ta­ni­en: Minier­mot­te mit dem Laub sammeln!

Es gibt ganz ein­fa­che Hil­fe für die Kas­ta­ni­en: Gründ­li­ches Laub­sam­meln! Aller­dings reicht es nicht, das gesam­mel­te Laub mit Pla­nen abzu­de­cken. Die Blät­ter müs­sen ent­sorgt wer­den, am bes­ten in Laub­sä­cken oder auf Wert­stoff­hö­fen der Stadt oder Gemeinde.

Denkt beim Blät­ter­sam­meln dar­an: Unter Laub­hau­fen suchen Igel, Krö­ten und ande­re Tie­re oft Schutz vor Kälte.

Blu­ten­der Stamm:Ein schlech­tes Zei­chen für die Kas­ta­ni­en Foto: F lami­ot / Wiki­me­dia Com­mons / CC BY-SA 3.0

Pseu­do­mo­nas: Fie­ses Bak­te­ri­um sorgt für Kastanien-Sterben

Minier­mot­ten schwä­chen die Kas­ta­ni­en zwar, töten sie aber nicht. Weit schlim­mer ist das Bak­te­ri­um Pseu­do­mo­nas (genau­er: Pseu­do­mo­nas syring­ae pv. aes­cu­li). Es macht die Rin­de ris­sig, dunk­ler Aus­fluss lässt die Stäm­me „blu­ten“, in den offe­nen Stel­len sie­deln sich Pil­ze an und die Kas­ta­ni­en ster­ben ab — manch­mal schon inner­halb kür­zes­ter Zeit. Einen Befall erkennt man auch an hell ver­färb­ten Blät­tern und auf­fäl­lig lich­ten Kro­nen der Kastanienbäume.

Beson­ders schlimm wird es für die Bäu­me, wenn sie von Mot­ten­lar­ven UND Bak­te­ri­en befal­len sind. Des­halb hilft es, durch Laub­sam­meln min­des­tens die Minier­mot­te zu „mini­mie­ren“.

Wo kommt das Bak­te­ri­um her?

Die stäb­chen­för­mi­gen Pseu­do­mo­nas-Bak­te­ri­en wur­den ver­mut­lich aus Asi­en ein­ge­schleppt und brei­ten sich seit eini­gen Jah­ren in Euro­pa aus. Vögel und Insek­ten über­tra­gen die Bak­te­ri­en des Kas­ta­ni­en-Ster­bens – aber auch der Mensch: Nach dem Beschnei­den kran­ker Bäu­me soll­te man unbe­dingt das Werk­zeug desinfizieren.

Kas­ta­ni­en-Ster­ben: Gibt es Hoff­nung für die Kastanien?

Städ­te und Gemein­den pflan­zen die anfäl­li­gen Ross­kas­ta­ni­en inzwi­schen kaum noch nach. In Zei­ten des Kli­ma­wan­dels set­zen sie auf stra­pa­zier­fä­hi­ge­re Bäu­me, die Abga­se, Hit­ze und Tro­cken­heit bes­ser ver­tra­gen.

Einen klei­nen Fun­ken Hoff­nung gegen das Kas­ta­ni­en-Ster­ben gibt es den­noch: Man­che Ross­kas­ta­ni­en sind resis­tent gegen das Bakterium.

Journalistin und Redakteurin für Video, Audio und Text. Freie Autorin für den WWF, weil ich an den Umweltschutz glaube und dafür trommeln möchte. Und weil das alles so wahnsinnig spannend ist!

Kommentare (5)

  • Danke für die tollen Informationen. Das ist ein sehr toller Blog. Eure Artikel haben eine sehr gute Qualität und sind sehr interessant. Weiter so!

  • Laub sammeln und entsorgen wäre eine tolle Idee. Aber die meisten kennen leider nur noch die nervtötenden Laubbläser. Viele würden wahrscheinlich mit einem normalen Laubrechen und Laub sammeln überfordert sein. Das bedeutet ja Arbeit.

  • Vielen Dank für die informativen Beiträge. Ihre Arbeit ist sehr hilfreich.
    Unser Beitrag ist: weitersagen!
    Danke und viel Kraft zum Weitermachen!

  • Hervorragend geschrieben ist die Beschreibung der Schäden an Kastanien mit verschiedenen Merkmalen. Unrecherchiert ist dagegen die Ursache, die alles bündeln kann, denn stets zum gleichen Zeitpunkt einer agrartechnischen Maßnahme trat der Schaden auf.

    Die Beobachtungen des Verkehrs, besonders Traktoren mit verdächtigen Tanks, hätten bei gutem Zeitmanagement die Falschaktionen verhindert.

    Die Ursache der vielen Auswirkungen kann gesehen werden durch Zufuß-Beobachtung der Wirkung (überall folgende Pflanzenschäden kilometerweit, über Stunden).

    Auch so manch anderer Baum wäre bei Vermeidung der Fahrten längst schon geschützt worden.

  • Hi, ich kann diese unserioese, dumme Panikmache vom Klimawandel nicht mehr hoeren. Diese voellig uebertriebene Wichtigtuerei selbst ernannter Umweltschuetzer ist einfach nur laecherlich und in seinen Auswirkungen kriminell.

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