Hap­py End: Wie ein face­book-Post die­sen Adler rettete

Flieg, Adler, flieg! © picture-alliance/dpa

Die Jagd auf See­ad­ler ist ver­bo­ten. Blei­ver­gif­tun­gen holen sie sich aber trotz­dem. Die­ser hier hat­te sehr, sehr viel Glück.
Als ich mei­nen Töch­tern letz­te Woche erzähl­te, dass wir einen Adler frei­las­sen wür­den, bin ich in ihrer Ach­tung erheb­lich gestie­gen. Doch der Rei­he nach:

Der Adler hat­te Jagd­mu­ni­ti­on mit der Nah­rung auf­ge­nom­men – kein Einzelfall

Der Weih­nachts­chmaus war dem alten See­ad­ler gar nicht bekom­men. Die Greif­vö­gel fres­sen nicht nur Fische und Was­seer­vö­gel, wenn der Magen knurrt, sagen sie auch zu Aas nicht nein. Genau das wäre auch unse­rem Adler bei­na­he zum Ver­häng­nis gewor­den. Er hat­te sich an dem Gekrö­se von erleg­tem Wild güt­lich getan. Weil es in vie­len Bun­des­län­dern noch immer erlaubt ist, mit blei­hal­ti­ger Muni­ti­on zu jagen, schlug sich der Greif­vo­gel den Bauch aber nicht nur mit Wild­bret voll, son­dern schluck­te neben­bei win­zi­ge Blei­split­ter. Das wäre fast sei­ne Hen­kers­mahl­zeit gewor­den. Schon win­zi­ge Krüm­mel des Schwer­me­talls genü­gen, um schwe­re zen­tral­ner­vö­se Stö­run­gen aus­zu­lö­sen und Orga­ne zu zerstören.

Allein in Meck­len­burg-Vor­pom­mern star­ben in den ver­gan­gen Jah­ren mehr als 90 Tie­re einen qual­vol­len Gifttod.

Ein Face­book-Post ver­hin­der­te das Einschläfern

So wäre es auch unse­rem See­ad­ler ergan­gen. Aber der hat­te Glück im Unglück. Spa­zier­gän­ger fan­den das tod­ge­weih­te Tier, hüll­ten es in eine Decke und brach­ten es in den Zoo Schwe­rin. Außer­dem mach­ten sie Fotos und pos­te­ten sie über Face­book. Genau die­ser Post ret­tet dem Tier ver­mut­lich das Leben, denn so bekam mein Kol­le­ge Tho­mas Neu­mann, der seit 50 Jah­ren für den Schutz von Adlern kämpft, Wind von der Geschich­te.  Er wur­de von einem ehe­ma­li­gem WWF-Zivil­dienst­leis­ten­den infor­miert und ging der Sache nach.

Die Kol­le­gen von der WWF-See­ad­ler­sta­ti­on in Mölln sahen sich das Tier genau­er an und erkann­ten einen alten Bekann­ten. Der See­ad­ler war 1991 als Jung­vo­gel in einem Horst bei Plön von Natur­schüt­zern beringt wor­den. Er war inzwi­schen in die Jah­re gekom­men, hät­te aber durch­aus noch fünf bis zehn Jah­re vor sich haben kön­nen. Danach sah es aller­dings zunächst nicht aus. Die Natur­schüt­zer stan­den vor der Ent­schei­dung: Ein­schlä­fern oder noch einen The­ra­pie­ver­such mit unge­wis­sem Aus­gang star­ten. Man ent­schied sich für letz­te­res und brach­te den Adler in die Klein­tier­kli­nik der FU Ber­lin, die viel Erfah­rung mit der Behand­lung ver­gif­te­ter Vögel hat. Den­noch waren die Über­le­bens­chan­cen für den alten Vogel mäßig.

Doch der Adler biss sich dank der Spe­zi­al­the­ra­pie der Ber­li­ner Tier­ärz­te durch. Nach der erfolg­rei­chen Ent­gif­tung kam er zur Kur in den Wild­park Eek­holt nach Schles­wig-Hol­stein, wo man ihn auf­päp­pel­te und er erst ein­mal wie­der flie­gen ler­nen muss­te. Vier Wochen spä­ter war es so weit.

Unse­re For­de­rung: Jagd mit blei­hal­ti­ger Muni­ti­on verbieten!

An einem kal­ten Mor­gen Ende Febru­ar ging es ab in die Frei­heit – recht­zei­tig zum Beginn der Brut­zeit. Hier ist er vor gif­ti­ger Nah­rung erst ein­mal sicher. Doch die toxi­sche Gefahr besteht wei­ter. Schles­wig Hol­stein hat als ers­tes Bun­des­land hat die Jagd mit blei­hal­ti­ger Muni­ti­on inzwi­schen ver­bo­ten. Wir for­dern schon lan­ge, dass die ande­ren Län­der fol­gen müs­sen. Die Zeit ist über­reif. Blei ist nicht nur bei See­ad­lern eine der häu­figs­ten Todes­ur­sa­chen. Das Schwer­me­tall hat in der Umwelt nichts zu suchen. Nicht ohne Grund wird Schwan­ge­ren vom Ver­zehr von Wild­ge­rich­ten abge­ra­ten. Trotz­dem tun sich Län­der wie Meck­len­burg-Vor­pom­mern, wo inzwi­schen wie­der 220 See­ad­ler brü­ten schwer mit einem Ver­bot. Auf den Land­flä­chen ist auch hier Blei­mu­ni­ti­on tabu, aber der Groß­teil der Län­de­rei­en ist eben in pri­va­ter Hand.

Was Du tun kannst:

  1. Wer­de See­ad­ler­pa­te — damit ande­re Adler nicht mehr so viel Glück brau­chen (mei­ne Töch­ter fän­den das übri­gens auch gut)
  2. Tei­le die­sen Blog­post — damit auch ande­re sich über das  The­ma Blei informieren!
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Gibt seit 25 Jahren dem Panda eine Stimme und erzählt gerne mal was vom Pferd. z.B. @JoernEhlers
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