Nichts schen­ken an Weih­nach­ten — die Geschich­te einer Erlösung

Weihnachten geht schöner und grüner CC0

Weih­nach­ten steht vor der Tür: Vor­gär­ten leuch­ten wie Ein­flug­schnei­sen, zu Essen gibt es viel zu viel (und ger­ne Fleisch), Ber­ge von Geschen­ke, kau­fen, kau­fen, kau­fen. 274 Euro pro Kopf in Deutsch­land, macht 22 Mil­li­ar­den Euro Umsatz nur an Geschen­ken. Und Ber­ge von Müll. Gern unterm abge­hack­ten Gift­baum aus Mono­kul­tur. Danach viel­leicht noch ein Kurz­trip in die Son­ne oder zum Ski­fah­ren. Weih­nach­ten ist ein Öko­de­sas­ter. Man kann es aber auch ein biss­chen anders machen.

Fro­he­res Fest!

Ich will hier nie­man­dem das Fest ver­sau­en – im Gegen­teil. Ich kann aber die Geschich­te von fro­he­ren Weih­nach­ten erzäh­len. Fro­her, seit wir uns nichts mehr schen­ken. Kei­ne Socken, nichts Selbst­ge­bas­tel­tes, kei­ne Bücher, nichts Teu­res aus dem Elek­tro­super­markt. Es ist eine Erlösung.

Wir haben damit auf­ge­hört, als irgend­wann kein Klein­kind mehr mit Geschen­ken glück­lich gemacht wer­den soll­te. Seit­dem mehr oder weni­ger Erwach­se­ne sich gegen­sei­tig etwas schenk­ten, was der ande­re viel­leicht gar nicht unbe­dingt woll­te, mach­te es uns allen kei­nen Spaß mehr. Zuge­ge­ben hat das kei­ner, gestresst hat es jeden. Beson­ders ein­falls­reich, beson­ders sel­ten, beson­ders ein­fühl­sam, beson­ders schön ver­packt oder beson­ders teu­er — wenn gar nichts mehr ande­res ging. Viel­leicht sind wir ja eine beson­ders ver­korks­te Fami­lie, aber Schen­ken war Leistungsschau.

Mehr Zeit für Weihnachten

Wir wis­sen nicht mehr genau, wer es dann letzt­lich vor­ge­schla­gen hat, es mal ohne Geschen­ke zu pro­bie­ren. Aber wir waren alle sofort dafür. Es war ganz undog­ma­tisch und hat­te erst mal gar nichts mit Nach­hal­tig­keits­ideen zu tun. Aber irgend­wie waren wir erleich­tert. Und seit­dem fin­den wir alle: Weih­nach­ten ist ein gan­zes biss­chen schö­ner gewor­den. Weil die Tage vor­her nicht so stres­sig sind. Weil wir mehr Zeit haben. Weil wir uns nicht so einen Kopf machen. Streit unterm Weih­nachts­baum gab’s seit­dem noch keinen.

Weih­nachts­lie­der gesun­gen wer­den immer noch, das wird wie immer aus­dis­ku­tiert. Der Papa besteht auf einen Baum, für des­sen “grü­ne” Her­kunft ich nicht mei­ne Hand ins Feu­er legen wür­de. Geges­sen wird zu viel.

Aber wir reden über Weih­nach­ten ganz anders. Fühlt sich anders an. Bes­ser. Noch bes­ser als unse­re Ökobilanz.

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Journalist und jetzt Redakteur beim Panda - weil unverändert überzeugt, dass wir Menschen es besser hinkriegen können. Noch immer optimistisch mit guten Vorsätzen.

Kommentare (9)

  • Die Idee finde ich gut, wir machen das teilweise auch schon so, jedoch nicht mit allen. Das finde ich aber auf jeden Fall mal eine weitere Überlegung wert. Für dieses Jahr kommt dein Beitrag jetzt allerdings ein bisschen arg spät! ;-)
    GLG Biggi

  • Wir Erwachsenen schenken uns schon seit Jahren nichts mehr zu Weihnachten. Der Kaufstress kurz vor dem Fest geht an uns vorbei. Den Kindern (6-10) ist das (noch) nicht so einfach zu verkaufen. Damit sich das Haus aber nicht stetig weiter füllt, halten wir Sachgeschenke in Grenzen (und kaufen auch die lange vor Weihnachten) und verschenken Gutscheine für gemeinsame Ausflüge, Shows oder andere Events, auf die sie sich lange freuen und noch länger dran erinnern können.

  • Bei uns wird das auch teilweise umgesetzt. Die "älteren" Erwachsenen machen das vor allem. Aber ich kann es mir einfach nicht verkneifen. Mir macht etwas schönes schenken einfach zu viel Freude:-) Vielleicht auch, weil ich so circa. 95% meiner Geschenke selber "bastel" bzw. herstelle. Da ist das glaub ich noch was anderes. Aber natürlich hast du Recht. Es ist Stress pur. Ich selbst habe heute erst das letzte Geschenk fertig gestellt. Zugegeben, weil ich auch zwischenzeitlich sehr getrödelt habe. Eine gute Planung gehört halt auch dazu. Vor allem bei selbst gemachten Sachen.

    Aber ich kann total verstehen was du damit meinst. Wenn man etwas entfernter auf das ganze Spektakel guckt, dann ist Weihnachten zumindest für die Umwelt ein komplettes Desaster. Ich versuch dieses Jahr dafür bei Silvester kürzer zu treten. Ist ja im Endeffekt das Gleiche mit dem ganzen luftverpestenden Knallzeug. Was die Tiere erschreckt und ich habe letztens eine erschreckende Statistik gelesen, wo Unfälle und auch absichtliche Verletzungen von Tieren mit Silvesterknallern festgehalten worden waren. Grauenhaft. Unser Hund ist selbst ein totales Nervenbündel und hat nur Stress wenn Silvester naht. Das muss nicht sein, da muss ich nicht noch zu beitragen. Tischfeuerwerk, Bleigießen und Wunderkerzen reichen vollkommen aus um mich glücklich zu machen:-)

  • Die Sache mit den Geschenken ist bei mir schon lange vom Tisch. Aber mal ganz ehrlich, wie soll man Kindern erklären das es keine Geschenke gibt? Schließlich wurden wir alle schon von klein auf darauf vorbereitet das uns zu Weihnachten das Christkind etwas unter den Weihnachtsbaum legt.
    Außerdem haben wir in unserer modernen Welt sicherlich keine Möglichkeit uns auszugrenzen.
    Es gibt aber auch noch viele andere Beispiele. Man denke mal daran wenn wir auf unseren Smartphones herumzappen wieviel seltene Erden dafür abgebaut werden.
    Und jedes Jahr muss ein neues her das wieder ein kein wenig besser ist.

  • Hallo,
    Ich bin Mutter von 7 Kindern in einer Patchworkfamilie. Das Weihnachtsfest haben wir als Geschenketag schon vor 8 Jahren spontan abgeschafft, ebenso Ostern. Unseren Kindern haben wir versucht den urspründlichen Sinn dieser Feiertage und deren Veränderung im Laufe der Jahrzehnte zum Geschenkeverteilfest zu erklären. Ihre Befürchtungen zu kurz zu kommen, haben wir ihnen genommen, indem wir ihnen gezeigt haben und noch immer zeigen, das ein Geschenk nicht an einen Feiertag gebunden sein muss. Wir zelebrieren die Geburtstage sehr ausgedehnt.
    Ein Geschenk zu geben ist gebunden an einen vorher geäusserten Wunsch und kann jederzeit Freude bereiten. Oft ist die Freude oder Überraschung des Beschenkten sogar grösser,da es unerwartet kommt.
    An Silvester gibt es bei uns keine Böller oder ähnliches. Wir machen ein Familienprogramm, an dem jeder etwas zum Besten gibt. Das ist sehr unterhaltsam und immer ein riesen Gaudi.
    Heute sind unsere Grossen bereits alle Teenager, trotzdem haben sie immer noch ihren Spass daran.
    Habt Mut dazu es zuverändern. Es lohnt sich.
    Liebe Grüsse

    • Hallo Katja, finde ich ganz prima - einschließlich der Darbietungen. Da müsste ich aber wohl selbst wieder die Blockflöte rausholen - das wäre aber wahrscheinlich akkustische Umweltverschmutzung...:)

  • Das der Papa auf den Baum besteht kann ich total verstehen. Ich liebe zu Weihnachten auch meinen Baum und dazu gehört es natürlich auch das er schön geschmückt ist.

  • Ich feiere schon seit Jahren kein Weihnachten mehr. Und Geschenke gibt es bei mir schon gar nicht. Schon allein aus Gründen der Nachhaltigkeit. Und vor allem gehen mir der vorweihnachtliche Stress und Konsumterror gewaltig auf den Sack. Das hat mit dem eigentlichen Sinn hinter dem Weihnachtsfest überhaupt nichts mehr zu tun.

  • Also ich persönlich verschenke sehr gerne, aber irgendwie bereitet es mir Unbehagen beschenkt zu werden. Deswegen ist Weihnachten immer wieder ein bisschen anstrengend für mich. Meine Familie muss mir nicht durch Geschenke zeigen, dass sie mich mag. Werbegeschenke sind da was anderes. Da schaue ich wo ich es kriegen kann, aber die Weihnachtszeit wäre für mich ohne Geschenke auch ruhiger.

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