Ein Umbau am Inn kann 1500 Kleinstkraftwerke ersetzen. Den Ausbau der kleinen Wasserkraft können wir uns sparen. Ihre Förderung hat im neuen EEG nichts zu suchen.
Kürzlich hatte ein Flussfilm Premiere. Ja, das gibt es, denn Flüsse sind wichtig. Und Flüsse sind selbst große Erzählungen. „Was Fische wollen“ ist ein einstündiger Dokumentarfilm über den Inn in Tirol, gedreht von Christoph Walder, einem Kollegen vom WWF Österreich. Hauptdarsteller sind, neben dem Inn selbst, die in ihm lebenden Äschen – wunderschöne Fische mit einer langgezogenen hohen Rückenflosse, auch Fahne genannt. Im Inn waren die Äschen noch vor einigen Jahrzehnten so häufig, dass sich der Fluss zur Laichzeit bisweilen schwarz färbte, so erzählt es im Film ein Fischer. Gezeigt werden auch faszinierende Unterwasserszenen von der Paarung der Äschen in einem Seitenbach: Wie die Weibchen im Bachbett die Nester für die Eiablage vorbereiten, indem sie mit dem Schwanz Laichgruben in den Kies schlagen. Wie sich dann die Partner einander nähern, sich aneinanderschmiegen und geradezu beben im kurzen Liebesakt. Wie sie einander dabei mit ihren Fahnen bedecken. Unglaubliche Aufnahmen.
Aber von diesen Bildern abgesehen ist „Was Fische wollen“ ein bedrückender Film, denn die Äsche im Inn steht vor dem Aussterben. Das Ausmaß, in dem der große Alpenfluss für die Wasserkraftnutzung ausgebaut wurde, hat diese Tierart und den Fluss selbst an den Rand ihrer Existenz gebracht. „Letzte Chance für den Tiroler Inn“, so der Untertitel. Darauf komme ich gleich nochmal zurück.
Wir können uns 1500 Kraftwerke sparen
Meine bayerische Kollegin hat mir etwas Interessantes vorgerechnet: Ein Umbau am Inn kann rund 1500 kleine Wasserkraftwerke ersetzen. Bekanntermaßen fließt der Inn nach Deutschland, zur Donau hin. Auch im Unterlauf in Bayern stehen einige große Wasserkraftwerke. Das Inn-Kraftwerk Jettenbach-Töging wird gerade erneuert, und die Leistung des Kraftwerkes erhöht sich dadurch um rund 20 Prozent. Ich lasse die genauen Zahlen hier weg, aber verglichen mit Kleinstkraftwerken (Anlagen in der Kategorie < 100 kW) bedeutet das: Mit dem Umbau dieses einen Inn-Kraftwerks kann am selben Standort eine Strommenge zusätzlich gewonnen werden, für die sonst etwa 1500 kleine Anlagen an anderen Standorten betrieben werden müssten. Das sind sehr viele Bauwerke in sehr vielen Bächen und kleinen Flüssen. Und sie haben auf die Fischbestände und Gewässerlebensräume gravierende Auswirkungen.
Die Schäden der Kleinen Wasserkraft
Die durch kleine Wasserkraftwerke verursachten Umweltschäden bestehen nicht nur darin, dass den Turbinen unzählige Fische zum Opfer fallen, sondern sie zerschneiden auch das Gewässernetz. Als Bauwerke stellen sie quer im Fluss stehende Barrieren dar. Und sie verursachen einen Rückstau. An jeder dieser Anlagen wird ein Gewässer aufgestaut, oft über lange Strecken. Aus murmelnden Bächen werden verschlammte Teiche. Alles in allem ist der ökologische Schaden, den kleine Wasserkraftwerke verursachen, unverhältnismäßig groß. Ein aktuelles Memorandum aus der Wissenschaft bescheinigt der kleinen Wasserkraft eine „stark negative Umweltbilanz“.
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Es ist daher gut, wenn im neuen EEG keine Förderung kleiner Wasserkraftanlagen mehr vorgesehen ist. So sieht es der Gesetzentwurf vor, über den der Bundestag derzeit debattiert. Hoffen wir, dass dieser gute Vorschlag eine Mehrheit findet. Statt einer Förderung für neue Anlagen sollten Bund und Länder vielmehr Anreize für Stilllegung schaffen und dringend den Rückbau von Barrieren fördern, damit mehr Fließgewässer wieder fließen.
Letzte Chance für den Inn und die Äschen
Das bringt mich zurück zur Äsche, zum Film „Was Fische wollen“ und zu seiner Botschaft: Wenn die Äsche noch eine Chance hat, wenn der Inn noch eine Chance hat, dann liegt sie vor allem in den Zuflüssen und in den Seitenbächen. Nur hier finden sich noch Lebensräume, in denen sich die Äschen noch erfolgreich vermehren können. Von hier können sie einwandern in den Inn und hierhin können sie ausweichen. Der Inn ist wie jeder Fluss Teil eines Aderngeflechts. Das Kontinuum von der Mündung in die Quellbäche ist für das Leben der Flüsse essentiell, nicht nur für die Äsche, sondern für die gesamte Fischfauna.
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Wenn der Inn und andere Flüsse eine Chance haben sollen, dann müssen ihre Zuflüsse freigehalten werden, soweit dies noch möglich ist, und ihre Durchgängigkeit wiederhergestellt, wo es nur geht. Das übelste wäre es, das gesamte Fließgewässernetz bis in den letzten Bach mit kleinen Wasserkraftwerken zu überziehen. Es wäre das Aus.
Für die Rolle der Wasserkraft in der Energiewende muss die Devise lauten: Kein Neubau von kleinen, sondern Umbau und Ertüchtigung von großen Kraftwerken. Den Ausbau kleiner Wasserkraft können wir uns sparen. Eine Förderung für kleine Kraftwerke hat daher im neuen EEG nichts zu suchen.
Kommentare (2)
Es ist erschreckend wie hier einfach Behauptungen als Tatsachen hingestellt werden.
Vergleichen wir bitte exakt den CO2 Ausstoß der 6.500 kleinen und mittleren Wasserkraftwerke mit den 6.500 entsprechenden anderen Kraftwerke. Dieses präzise Rechnung kann nur Antwort über die Nachhaltigkeit geben und nicht idealisierende Überzeugungen.
Apropos: ich lebe seit 60 Jahren am Wasserkraftwerk und habe noch nie einen toten Fisch hinter der Turbine gesehen. Allerdings fischen wir durch unsere sorgsamen Rechen tonnenweise Müll(Plastik…) aus dem Gewässer - das weiß die Natur und der Fisch sehr zu schätzen. Übrigens auf eigene Kosten!
Sehr richtig ! Durch die kleinen Rechen-Abstände der Kleinkraftwerke von maximal 2cm Stababstand!! kommt sicher Kein Fisch durch! Für Zweifler oder nicht ganz helle Lügner:
Das passiert schon aus eigenem Interesse, denn wenn die Abstände größer wären, würden die kleinen Laufräder von Kleinanlagen immer wieder verstopfen!
Schon einzelne Äste, die in dem Laufrad Karussel fahren, verschlechtern den Wirkungsggrad erheblich! Deshalb darf nur reines Wasser die Turbine erreichen.
Wer jetzt immer noch die Lügen der verbohrten Idealisten glaubt, ist selber schuld.
Komisch ist nur, dass die Fischer immer am Auslauf der Kraftwerke angeln ...warum nur? Ganz klar! weil dort durch die Turbulenz der Turbinen wertvoller Sauerstoff im Wasser angereichert wird!
Zusätzlich macht jede Turbine Lärm im Wasser. Das mögen Fische überhaupt nicht und meiden selbst die Nähe von Turbinen! Wieder für Zweifler:
probieren Sie es selber aus: gehen Sie an einen Bach wo die Fische stehen, stecken die Füße in das Wasser und planschen Sie los! Was sehen Sie? Richtig! Die Fische nehmen schleunigst Reißaus!
Und noch etwas: Wenn unser Klima kippt, und das wollen wir alle wirklich nicht hoffen, gibt es überhaupt keine Fische mehr! Das Wasser würde sich immer mehr erwärmen, durch die trotz niedrigem Wasserstand eingeleiteten Abwässer der Menschen(und besonders auch der zweifler) Gülle und Reifenabrieb verseucht... dann gibt es kein Leben mehr darin.
Daran hat die Wasserkraft Keine Schuld! Sie erzeugt zu 100% Co2frei Energie!
und schützt unseren Planeten!