Die heim­li­che Kata­stro­phe am Amazonas

Wir verlieren am Amzonas immer mehr natürliche Wasserflächen © A. Gambarini

Wenn man über den Ama­zo­nas fliegt, sieht man immer noch gigan­ti­sche Wäl­der und ein eben­so rie­si­ges Was­ser­sys­tem. Wir ver­lie­ren aber nicht nur immer mehr Wald. Eine neue Stu­die zeigt, dass auch die Was­ser­flä­che deut­lich schrumpft. Und auch dadurch dro­hen enor­me öko­lo­gi­sche Schäden.

Natür­li­che Was­ser­flä­chen im Jurue­na-Natio­nal­park © Mal­do­na­do / WWF

Ver­lust wich­ti­ger Wasserflächen

Neben dem offen­sicht­li­che Kahl­schlag droht dem Ama­zo­nas eine nicht min­der gefähr­li­che, weni­ger offen­sicht­li­che Kata­stro­phe. Wir ver­lie­ren am Ama­zo­nas jedes Jahr 350 Qua­drat­ki­lo­me­ter natür­li­che Was­ser­flä­che. Zwi­schen 2010 – 2017 haben wir sogar 1400 Qua­drat­ki­lo­me­ter ver­lo­ren. Das ist die kom­bi­nier­te Flä­che von Ber­lin, Frank­furt und Stutt­gart! Die Autoren der Stu­die füh­ren die­sen Ver­lust auf den Bau von Was­ser­kraft­an­la­gen und Abhol­zung von Wäl­dern zurück, aber auch auf den Klimawandel.

Die vom WWF Bra­si­li­en und dem Man and Envi­ron­ment Insti­tu­te of Ama­zo­nia (Ima­zon) im Rah­men des Map­Bio­mas-Pro­jekts durch­ge­führ­te Ana­ly­se wer­tet von 1985 bis 2017 auf­ge­nom­men Satel­li­ten­bil­der aus. Die For­schung ist Teil einer Rei­he von Stu­di­en unse­rer Kol­le­gen vom WWF Bra­si­li­en zur Frag­men­tie­rung der Ama­zo­nas­flüs­se. Ziel ist es, Aspek­te der Hydro­lo­gie und der bio­lo­gi­schen Viel­falt zusammenzuführen.

Das Was­ser­sys­tem Ama­zo­nas wird verändert

Es ent­stan­den am Ama­zo­nas in den letz­ten drei Jahr­zehn­ten aller­dings auch fast 9000 Qua­drat­ki­lo­me­ter künst­li­che Gewäs­ser für Was­ser­kraft, Bewäs­se­rung, Fisch­zucht und Bergbau.

Ich habe schon öfter dar­auf hin­ge­wie­sen: All dies ver­än­dert das natür­li­che Was­ser­sys­tem schwer­wie­gend. Das Ama­zo­nas­be­cken umfasst ein Netz­werk von mit­ein­an­der ver­bun­de­nen aqua­ti­schen Öko­sys­te­men. Stau­däm­me unter­bre­chen den natür­li­chen Was­ser­fluss und beein­flus­sen die natür­li­chen Hoch­was­ser­im­pul­se. Die kumu­la­ti­ven Aus­wir­kun­gen einer Rei­he von Däm­men kön­nen dazu füh­ren, dass der Was­ser­lauf zusam­men­bricht und in der Fol­ge die Dyna­mik und die öko­lo­gi­schen Leis­tun­gen eines gan­zen Was­ser­ein­zugs­ge­bie­tes beein­träch­tigt werden.

Mana­ti See­kü­he im Ama­zo­nas © iStock / Get­ty Images

Am stärks­ten vom Ober­flä­chen­süß­was­ser­ver­lust betrof­fen sind Auen und Lagu­nen. Die­se Öko­sys­te­me sind von grund­le­gen­der Bedeu­tung für die bio­lo­gi­sche Viel­falt. Der Ver­lust die­ser dyna­mi­schen Lebens­räu­me gefähr­det Süß­was­serd­el­fi­ne, See­kü­he, Fische, Schild­krö­ten und vie­le ande­re Arten, die von die­sen Brut­stät­ten abhän­gig sind. Wir ver­lie­ren also genau die Orte, an denen das Leben im Ama­zo­nas­ge­biet entsteht.

Das ver­deut­licht ein­mal mehr, war­um die aqua­ti­schen Arten ins­ge­samt am stärks­ten vom Arten­ster­ben betrof­fen sind.

Rück­gang der Spe­zi­es © WWF

 

Wir brau­chen am Ama­zo­nas eine stra­te­gi­sche Umwelt­ma­kro­pla­nung, die nicht nur grö­ße­re Struk­tu­ren berück­sich­tigt, son­dern auch die unzäh­li­gen klei­nen Pro­jek­ten, die letzt­lich zusam­men­ge­nom­men sich auf die Umwelt aus­wir­ken. Denn wir alle brau­chen einen intak­ten Ama­zo­nas. Die Men­schen vor Ort, die von ihm leben.  Und auch die Men­schen welt­weit. Der Ama­zo­nas ist die grü­ne Lun­ge des Planeten.

Ich bin Diplom-Forstwirt und Südamerika-Referent beim WWF Deutschland - mit 15 Jahren Berufserfahrung in Lateinamerika und Afrika. Mindestens genauso lange arbeite ich auch schon für den Schutz des Amazonas-Regenwaldes. Schwerpunkte meiner Arbeit sind die Ausweisung, der Schutz und die Finanzierung von Schutzgebieten, die Anpassung an den Klimawandel, die Bekämpfung der Entwaldung durch Vieh- Landwirtschaft und Infrastrukturprojekte - und die Planung und Durchführung von umweltpolitischen Kampagnen.

Kommentare (1)

  • Hola Roberto Maldonado,
    die Wasserkreisläufe über dem Amazonasregenwald haben sich in den letzten 30 Jahren so stark verändert und die negativen menschlichen Eingriffe, egal ob Staudammprojekte, illegale Goldminen mit ihren Quecksilbereinleitungen, illegaler Tropenholzeinschlag und die immer noch einhergehende illegale Waldbrandrodung verändern das fragile Ökosystem Regenwald
    so nachhaltig, dass mittelfristig mit weiteren Dürrekatastrophen im Amazonasregenwald zu rechnen ist mit weltweiten Folgen
    für den gesamten Planten Erde...
    Der Point of Retour ist schon lange überschritten..

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