UNEA: Staa­ten der Welt ver­schie­ben Ende der Plastikflut

Wir vom WWF waren auf der #UNEA4 und haben unser Bestes gegeben, um der UN-Konvention gegen Plastikmüll einen Schritt näher zu kommen. Nicht im Bild: Der Autor. © Markus Winkler / WWF

Wir waren die letz­ten Tage hier in Kenia wirk­lich hoff­nungs­voll, dass die Welt im Kampf gegen die Plas­tik­kri­se in unse­ren Mee­ren einen gro­ßen Schritt wei­ter kom­men könn­te. In den letz­ten zwei Wochen haben über 190 Staa­ten auf der UN-Umwelt­ver­samm­lung, der United Nati­ons Envi­ron­men­tal Assem­bly (UNEA), in Nai­ro­bi über Plas­tik und ver­schie­de­ne Umwelt-The­men ver­han­delt. Doch die­se Hoff­nung ist geplatzt. Die Län­der schie­ben das Pro­blem auf die lan­ge Bank. Sie wol­len erst in zwei Jah­ren wie­der über eine ech­te Lösung spre­chen. Der Grund: Gera­de ein­mal zwei Staa­ten haben einen annehm­ba­ren Kom­pro­miss blo­ckiert. Aller­dings gibt es auch Hoff­nungs­schim­mer, auch Dank des deut­schen Umwelt-Staatssekretärs.

Die UNEA, die höchs­te Umwelt-Kon­fe­renz der Welt

Die UNEA ist das höchs­te beschluss­fä­hi­ge Gre­mi­um, wenn es um inter­na­tio­na­le Umwelt­po­li­tik geht. Eines der wich­tigs­ten The­men, über das sich die Län­der hät­ten eini­gen sol­len, wäre die glo­ba­le, ver­bind­li­che Kon­ven­ti­on gegen Plas­tik­müll in unse­ren Mee­ren gewesen.

Wir waren in Nai­ro­bi, um die Ver­hand­lun­gen zu beglei­ten und mit guten Argu­men­ten die Dis­kus­si­on in die rich­ti­ge Rich­tung zu bewe­gen. Mit im Gepäck: Eure 300.000 Stim­men, die wir in weni­gen Wochen über unse­re Peti­ti­on gesam­melt haben. Beson­ders die­se Unter­schrif­ten haben uns bei den vie­len Gesprä­chen mit den Dele­gier­ten der Län­der gehol­fen. Zeigt es doch, wie vie­len Men­schen das The­ma wich­tig ist und der Mei­nung sind, dass die Poli­tik welt­weit end­lich han­deln muss.

Das Ergeb­nis: Die Plas­tik­kri­se bleibt wei­ter­hin ungelöst

Doch all die vie­len Stim­men, die guten Argu­men­te und die vie­le Arbeit haben am Ende nichts genützt. Ja, ie UN-Staa­ten haben heu­te die Reso­lu­ti­on zu Plas­tik­müll im Meer ver­ab­schie­det. Doch der Inhalt ist but­ter­weich. Unser größ­ter Kri­tik­punkt: Alle wei­te­ren Fra­gen wur­den an eine Exper­ten­grup­pen abge­scho­ben, die in den nächs­ten zwei Jah­ren über das dis­ku­tie­ren soll, was wir schon längst wissen.

Haupt­ver­ant­wort­lich waren dafür zwei Staa­ten. Die etwas über­ra­schen­de Alli­anz eines Indus­trie­staa­tes und eines Ent­wick­lungs­lan­des (genaue­res dür­fen wir lei­der nicht sagen, da wir Gäs­te der Kon­fe­renz waren), die erfolg­reich ver­such­ten, alle ambi­tio­nier­ten Vor­ha­ben gegen die Plas­tik­flut zu ver­hin­dern. Dies liegt auch am Arbeits­mo­dus der UNEA. Ent­schei­dun­gen wer­den nicht nach dem Mehr­heits­prin­zip getrof­fen. Es wird solan­ge ver­han­delt, bis ein Kom­pro­miss von allen akzep­tiert wird.

Die Län­der-Dele­gier­ten im Ple­num der UN Umwelt­ver­samm­lung 2019 © Mar­kus Wink­ler / WWF

Ich bin dar­über ent­täuscht. Und ger­ne hät­te ich heu­te bes­se­re Nach­rich­ten geschickt. Denn eure Peti­ti­ons-Unter­schrift und all die ande­ren waren in den letz­ten Wochen und Mona­ten unser gro­ßer Ansporn. Ich hat­te wirk­lich gehofft, dass wir mehr bewe­gen können.

Eure Stim­men zei­gen Wirkung!

Wir soll­ten die Hoff­nung jedoch nicht auf­ge­ben, denn es gibt auch Licht­bli­cke. Hier auf der UNEA-Kon­fe­renz haben sich zum Schluss immer mehr Län­der grund­sätz­lich der For­de­rung nach einer welt­wei­ten, ver­bind­li­chen Plas­tik-Kon­ven­ti­on grund­sätz­lich ange­schlos­sen. Sie wol­len stren­ge­re, gemein­sa­me Zie­le zur Ver­mei­dung von Plastikmüll.

Zum ande­re haben wir heu­te eure Stim­men an den höchs­ten deut­schen Ver­tre­ter auf der UNEA-Kon­fe­renz über­ge­ben, an Umwelt-Staats­se­kre­tär Jochen Flas­barth. Er hat uns im Gespräch noch ein­mal bestä­tigt, dass Deutsch­land eine inter­na­tio­na­le, ver­bind­li­che Kon­ven­ti­on wei­ter­hin unter­stüt­zen wird. Und, dass er noch die­ses Jahr, alle Län­der die für eine welt­wei­te Kon­ven­ti­on sind, noch 2019 nach Deutsch­land ein­la­den will. Dies ist eine sehr gute Nach­richt! Denn es ist der ande­re Weg, um die­se Kon­ven­ti­on zu schaf­fen, wenn dies wei­ter­hin über ein­zel­ne Län­der sonst nicht mög­lich ist.

Wir haben heu­te eure 300.000 Über­schrif­ten an Umwelt-Staats­se­kre­tär Jochen Flas­barth (vier­ter von links) über­ge­ben. © Mar­kus Wink­ler / WWF

Und das ist auch des­halb eine sehr gute Nach­richt, weil sich das Umwelt­mi­nis­te­ri­um lan­ge Zeit schwer tat mit der offi­zi­el­len Unter­stüt­zung einer Kon­ven­ti­on. Mona­te­lang war nichts aus dem Minis­te­ri­um zu hören. Erst kurz vor der UNEA kam der Schwenk zur Unter­stüt­zung. Auch Dank unse­res gemein­sa­men Drucks!

Wir haben da gemein­sam etwas Gro­ßes gegen Plas­tik begonnen

Es bleibt damit aber wei­ter­hin viel zu tun. Wir dür­fen jetzt nicht locker las­sen! Wir haben gemein­sam ers­te Stei­ne ins Rol­len gebracht und ich bin sicher, dass wir zusam­men noch eini­ge gro­ße Bro­cken in Bewe­gung set­zen können.

Wir wer­den wei­ter­hin Unter­schrif­ten für unse­re welt­wei­te Peti­ti­on sam­meln, um noch mehr davon zu über­zeu­gen, dass wir wirk­lich vie­le sind, die ein Ende der Plas­tik­flut for­dern. Habt ihr schon unter­schrie­ben? Und habt ihr schon eure Freun­de und eure Fami­li­en gebe­ten, eben­falls die Peti­ti­on zu unterschreiben?

Zudem arbei­ten wir gera­de an einer gro­ßen, etwas ande­ren Pro­test­ak­ti­on für den Som­mer. Wir sind schon sehr gespannt, aber wol­len gera­de noch nicht mehr verraten.

Und wir wer­den die Arbeit für eine welt­wei­te, ver­bind­li­che Kon­ven­ti­on gegen den Plas­tik­müll wei­ter vor­an trei­ben. Das ist viel Arbeit und kos­tet auch eini­ges an Geld. Gesprä­che, Hin­ter­grund­pa­pie­re, Stu­di­en, Pro­test­ak­tio­nen, ent­ste­hen lei­der nicht aus dem Nichts. Dar­um möch­te ich euch bit­ten, für unse­re Arbeit zu spen­den. Schon 5 Euro hel­fen uns und vor allem dem Schutz unse­rer Meere!

Online Campaigner beim WWF. Aktuell arbeite ich daran, dass nicht noch mehr Plastikmüll unsere Meere flutet. #StopPlasticPollution

Kommentare (4)

  • Sanktionen für Russland, China und etwas weniger die EU gibt es schon.
    Wann kommen weltweit Sanktionen zur USA-Verweigerung von Hilfe gegen Klimawandel, Umweltschutz, Plastikmüll in Ozeanen, zunehmend Ressurcen-Abbau wegen "Geld regiert die Welt Irrsinn" ? Die Welt ist für alle Menschen da - so lautet das Grundgesetz doch richtig.

    • Die Welt und die Menschen die sich wirklich für sie einsetzen ist soviel mehr als dieses schwer erkrankte System aus allzuoft absolut rücksichtslosen Entscheidungen die in keinster Weise für eine gemeinsam erhaltene Zukunft stehen.

  • Da sieht man wieder, welchen Einfluss die Lobbyisten der grossen Konzerne auf die Politik ausüben !
    Jede Umstellung von Plastik auf umweltschonende Aktivitäten sind momentan nicht gefragt.

    Da kommt " Otto Normalverbraucher" nicht mehr mit.

  • Da dieUN samt ihren "Ausschüssen" wegen des Vetos einzelner nicht handlungsfähig ist, sollten die anderen Staaten (ca. 99 %) in Solidarität ein "Mehrheitsvotum" beschließen. Damit werden die Nein-Sager bloßgestellt und gerechtfertigterweise unter Druck genommen.

    EP

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