Stim­me der Wis­sen­schaft: War­um der IPCC-Bericht so wich­tig ist

Wissenschaftler arbeitet an Gletscher IPPC Report

Es ist ein ein­zi­ger Irr­gar­ten der Abkür­zun­gen. COP, UNFCCC, NDC.  Auch dabei beim bun­ten Buch­sta­ben­mix ist das IPCC, das “Inter­go­vern­men­tal Panel on Cli­ma­te Chan­ge”, oder ein­fa­cher, der Welt­kli­ma­rat der Ver­ein­ten Natio­nen. Dahin­ter ver­steckt sich also ein extrem wich­ti­ger Akteur der inter­na­tio­na­len Kli­ma­po­li­tik. Der Welt­kli­ma­rat hat die Auf­ga­be, die wis­sen­schaft­li­che Basis für die Poli­tik her­zu­stel­len: Sei­ne Mit­glie­der fas­sen den aktu­el­len welt­wei­ten Stand der For­schung zur Ver­än­de­rung des Kli­mas zusam­men und hal­ten die­sen in ihren Berich­ten fest.

Der Welt­kli­ma­rat erstellt selbst kei­ne Stu­di­en, son­dern prüft, sich­tet und bün­delt zehn­tau­sen­de bestehen­de wis­sen­schaft­li­che Ver­öf­fent­li­chun­gen. Die Ergeb­nis­se fasst er in Sach­stands­be­rich­ten (engl.: Assess­ment Reports, AR) zusam­men. Des­we­gen ist der IPCC-Report auch nicht „noch irgend­ein Bericht“, son­dern es ist DER Bericht. Er durch­läuft in sei­ner Erstel­lung so vie­le Review-Pro­zes­se, bezieht so vie­le Stu­di­en mit ein und wird von so vie­len Autor:innnen ver­fasst, dass er als Kon­sens der Wis­sen­schaft aner­kannt wird.

Die Basis für alle Entscheidungen

Das ist wich­tig, weil der Welt­kli­ma­rat dadurch enor­mes poli­ti­sches Gewicht bekommt. Sei­ne Sach­stands­be­rich­te bil­den die wis­sen­schaft­li­che Grund­la­ge für Ent­schei­dun­gen in der inter­na­tio­na­len Kli­ma­po­li­tik. Er stellt die Basis her, auf der dann kli­ma­po­li­ti­sche Ent­schei­dun­gen rund um die Welt getrof­fen wer­den. Und er wird die Debat­te um die Kli­ma­kri­se noch­mals anheizen.

Wie arbei­tet das IPCC?

Die Erstel­lung der Berich­te des Welt­kli­ma­rats ist kom­plex und dau­ert lan­ge. Hun­der­te Forscher:innen aus ver­schie­de­nen Dis­zi­pli­nen wer­ten über Jah­re wis­sen­schaft­li­che Stu­di­en aus. Die­se Arbeit ist haupt­säch­lich ehren­amt­lich, nur ein Bruch­teil der inter­na­tio­na­len Wissenschaftler:innen ist vom IPCC angestellt.

Um die Arbeit zu erleich­tern, ist der Welt­kli­ma­rat in drei Arbeits­grup­pen aufgeteilt:

- Arbeits­grup­pe 1 befasst sich mit den natur­wis­sen­schaft­li­chen Grund­la­gen des Klimawandels

- Arbeits­grup­pe 2 befasst sich mit den Aus­wir­kun­gen des Kli­ma­wan­dels und

- Arbeits­grup­pe 3 befasst sich mit Optio­nen zur Redu­zie­rung von Treibhausgasemissionen.

Ein Sach­stands­be­richt des IPCC umfasst dann die Arbeit aller drei Arbeits­grup­pen. So ein Bericht wur­de zuletzt 2014 ver­öf­fent­licht, sodass es jetzt Zeit für ein Update ist: 2022 kommt der sechs­te Sach­stands­be­richt „AR6“.

Und was steht jetzt im August an?

Im ers­ten Schritt zu dem voll­stän­di­gen „Assess­ment Report 6“ wird am 9. August 2021 der Bericht der Arbeits­grup­pe 1 ver­öf­fent­licht. Dar­in geht es um die natur­wis­sen­schaft­li­chen Grund­la­gen des Kli­ma­wan­dels. Die Arbeits­grup­pen zwei und drei fol­gen nächs­tes Jahr.

Die „natur­wis­sen­schaft­li­chen Grund­la­gen“ – also nur noch ein wei­te­rer Bericht, der uns sagt, dass wir uns in der Kli­ma­kri­se befinden?

Jein.

Denn ja, in dem Bericht geht es um phy­si­sche Fak­ten. Treib­haus­gas­kon­zen­tra­tio­nen, Tem­pe­ra­tur- und Nie­der­schlags­mes­sun­gen, Eis­schmel­ze und der Anstieg des Mee­res­spie­gels zei­gen uns: Wir befin­den uns bereits mit­ten in der Kli­ma­kri­se. Die Forscher:innen nut­zen hoch­kom­pli­zier­te Kli­ma­mo­del­le, um zu ver­ste­hen, wie und war­um das Kli­ma sich ver­än­dert. Dar­aus zie­hen sie ein umfang­rei­ches Ver­ständ­nis über die Kli­ma­kri­se, und ihre zukünf­ti­ge Entwicklung.

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Ande­rer­seits ist der Bericht des Welt­kli­ma­rats mehr als das. Er ist die gebün­del­te Stim­me der Wis­sen­schaft und fasst die neu­en Erkennt­nis­se zum Kli­ma auf sehr hohem Niveau zusam­men. Denn seit dem letz­ten Bericht 2014 hat es gro­ße Fort­schrit­te in der Wis­sen­schaft gege­ben. Bei­spiels­wei­se gibt es eine neue Gene­ra­ti­on von Kli­ma­mo­del­len (CMIP6) mit bes­se­ren che­mi­schen, bio­lo­gi­schen und phy­si­schen Dar­stel­lun­gen der Erde. Außer­dem haben die Model­le eine höhe­re räum­li­che Auf­lö­sung und hel­fen uns so dabei, das regio­na­le Kli­ma bes­ser zu verstehen.

Inzwi­schen las­sen Sich Hit­ze und Dür­re bes­ser vor­her­sa­gen © Jür­gen Freund / WWF

Ein ande­res Bei­spiel sind gro­ße Fort­schrit­te in der soge­nann­ten Attri­bu­ti­ons­for­schung. Die­se bewer­tet den Ein­fluss des men­schen­ge­mach­ten Kli­ma­wan­dels auf die Ent­ste­hung von Extrem­wet­ter­er­eig­nis­sen. Mitt­ler­wei­le kön­nen Attri­bu­ti­ons­stu­di­en die­sen Zusam­men­hang gut nach­wei­sen. Sie zei­gen wie viel wahr­schein­li­cher Ereig­nis­se, wie Hit­ze­wel­len oder Stark­re­gen, durch die Erd­er­hit­zung wurden.

Was machen wir mit den neu­en Erkenntnissen?

All die­se Fort­schrit­te der Wis­sen­schaft lie­fern uns – und vor allem der Poli­tik – wich­ti­ge Erkennt­nis­se und machen die Dring­lich­keit von schnel­lem Han­deln noch deut­li­cher. Das ist gera­de jetzt vor der 26. UN-Kli­ma­kon­fe­renz (COP26) wich­tig: Denn im Novem­ber kom­men in Schott­land wie­der Staats­ober­häup­ter, Umweltminister:innen und Verhandler:innen aus der gan­zen Welt im Rah­men der Ver­hand­lun­gen zum Pari­ser Abkom­men zusammen.

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Der IPCC Bericht lie­fert die Grund­la­ge für die Kli­ma­kon­fe­renz in Glas­gow. Wir rufen alle Unter­zeich­ner­staa­ten des Paris Abkom­mens dazu auf, die Erkennt­nis­se des Welt­kli­ma­rats ernst zu neh­men und erfor­der­li­che Maß­nah­men zu erar­bei­ten. Auch in Deutsch­land haben wir in den letz­ten Wochen die Aus­wir­kun­gen der Kli­ma­kri­se zu spü­ren bekom­men, genau­so wie Men­schen auf der gan­zen Welt. Die­se Aus­wir­kun­gen dro­hen schlim­mer zu wer­den, sodass es jetzt effek­ti­ve, schnel­le und gemein­sa­me Maß­nah­men der Staa­ten­ge­mein­schaft braucht: Wir müs­sen die Erd­er­hit­zung auf maxi­mal 1,5 Grad begren­zen, den Aus­stoß von Treib­haus­gas­emis­sio­nen been­den und emis­si­ons­freie Gesell­schaf­ten und Wirt­schaf­ten auf­bau­en – und das schnell.

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Vertritt die Generation Y als Werkstudentin im Team Klimaschutz und Energiepolitik. Arbeitet und lebt in Hamburg, ist aber immer wieder gerne auf Stippvisite in der Hauptstadt. Ansonsten ab und zu auf Demos für einen grünen Wandel unterwegs, Ultimate Frisbee-spielend im Park oder anbadend im See.
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