Über ein Drittel der offenen Nordsee in Deutschland, fernab der Küsten, ist schon seit über 15 Jahren als Schutzgebiet ausgewiesen. Das ist eine ziemlich große Fläche. Hier soll der Schutz von Schweinswalen, Kegelrobben, Riffen, Sandbänken, Seevögeln und weiterer Arten im Fokus stehen. Deutschland leistet dadurch einen wesentlichen Beitrag zu internationalen und nationalen Vorgaben zum Meeresschutz. Man sollte meinen, dass die Arten und Lebensräume der Nordsee vor den Eingriffen des Menschen somit ausreichend geschützt sind. Ist aber leider nicht so.
Schutz in der Nordsee muss auch schützen!
Auch in den geschützten Teilen der Nordsee fahren Schiffe. Es wird Sand und Kies abgebaut und intensiv gefischt. Wertvolle Lebensräume werden dadurch zerstört, sensible Meeresbewohner bedroht. An Land wäre dies schwer vorstellbar. So können Schutzgebiete ihrer eigentlichen Rolle – dem Schutz von Arten, Lebensräumen und wichtigen Funktionen des Ökosystems — nicht gerecht werden. Wir brauchen effektive Schutzgebiete in der Nordsee! Gerade in Zeiten der Klimakrise, einer immer intensiveren Nutzung der Meere und dem immer größer werdenden Verlust der Artenvielfalt. Nicht nur für ein gesundes Meer vor unserer Haustür, sondern auch für uns Menschen!
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Am heutigen Nordseetag (15.Mai.) möchte ich euch 5 Gründe nennen, warum starke Schutzgebiete in der Nordsee so wichtig sind:
1) Nordseeschutz ist auch Kampf gegen die Klimakrise
Aktuell dreht sich in der Diskussion viel um Maßnahmen, die den CO2-Ausstoß reduzieren und die Auswirkungen der Klimakrise abschwächen sollen. Die Rolle der Meeresschutzgebiete wird oft vernachlässigt. Dabei können sie helfen, dass sich die Nordsee besser an neue Umweltbedingungen anpassen kann. Intakte Ökosysteme mit hoher Artenvielfalt fördern die Widerstandsfähigkeit des Meeres. Das könnte ganze Arten vor dem Aussterben bewahren. Aber Schutzgebiete können auch einen direkten Beitrag zur Abschwächung der Klimakrise leisten. Wenn Fischbestände sich gut entwickeln und der Meeresboden nicht durch Schleppnetze zerstört wird, kann das Meer mehr Kohlenstoff aufnehmen und speichern. In Algen, Bodenlebensräumen oder direkt im Meeresboden.
2) Schutz der Nordsee bietet wertvolle Rückzugsräume für viele Arten
Die Unterwasserwelt ist das Zuhause vieler sensibler und geschützter Arten. Schutzgebiete können ihnen Zuflucht vor Unterwasserlärm, Stress und Beifang bieten. Das Schutzgebiet Sylter Außenriff westlich von Sylt ist zum Beispiel auch ausgewiesen worden, damit hier Schweinswale ungestört ihre Jungen zur Welt bringen und aufziehen können.
Sind Schutzgebiete frei von störenden Einflüssen, könnte es auch möglich werden, dass sich dort wieder Arten ansiedeln, die mittlerweile in der Nordsee fast ausgestorben sind. Der Nagelrochen zum Beispiel.
3) Fischbestände können sich erholen und wachsen
Die Fischerei ist eine starke Bedrohung für die Artenvielfalt in der Nordsee. Auch die Schutzgebiete sind davon bedroht, denn auch dort wird fast flächendeckend mit zerstörerischen Grundschleppnetzen gefischt. Dabei könnten eigentlich gerade diese Gebiete den Fischbeständen ideale Bedingungen zur Erholung bieten, da sie hier größer und älter werden. Was auch bedeutet, dass die Fische mehr Nachkommen zeugen. Wenn sich der Fischbestand in den Schutzgebieten erholt, wandern Fische in die umliegenden Gebiete ab. Sie verbessern so auch dort die Fischbestände und damit auch die Erträge der Fischer. Die Fischerei kann so ebenfalls von starken Schutzgebieten langfristig und nachhaltig profitieren.
4) Schutzgebiete sind Knotenpunkte in einem europaweiten Netz
Die Schutzgebiete in der deutschen Nordsee sind nur ein Teil eines weiten Netzwerks an Meeresschutzgebieten. Sind die einzelnen Gebiete gut miteinander verbunden, können etwa Schweinswale ungestört wandern. Jungtiere von Fischen oder Larven von Bodenlebewesen können sich besser verbreiten und heranwachsen. Dies trägt dazu bei, die einzigartige Artenvielfalt der Nordsee zu schützen und die Widerstandsfähigkeit des Meeres zu stärken. Die gesamte Nordsee profitiert davon.
5) Schutzgebiete sind unabdingbar für ein gesundes und widerstandsfähiges Ökosystem
Die Schutzgebiete sind bedeutende Kinderstuben, Nahrungsgebiete und Ruheräume. Sie spielen daher eine besondere Rolle für das gesamte Ökosystem und die komplexen Zusammenhänge im Meer. Ist die Natur hier intakt und hat genügend Freiraum sich zu entwickeln, dann bilden Schutzgebiete das Rückgrat lebendiger, gesunder und vielfältiger Meere.
Das Ziel: lebendige Nordsee © Gilbert van Ryckevorsel / WWF KanadaCorona: Unterschreiben Sie für grüne Konjunkturprogramme!
Schutz nicht nur auf dem Papier!
Damit die Schutzgebiete der Nordsee genau diese Aufgaben wirksam erfüllen können, darf es Schutz nicht nur auf dem Papier geben. Schädigende Nutzungen innerhalb der Gebiete müssen reguliert und auch ausgeschlossen werden. Das ist bislang in weiten Teilen noch nicht geschehen. Wir haben wertvolle Zeit zum Schutz der Artenvielfalt verloren. Lassen wir nicht noch mehr davon verstreichen!
Kommentare (2)
Nordseekrabben sind ein einzigartiger Genuss. (Sofern sie nicht in Marokko gepuhlt und dementsprechen mit Konservierungsstoffen versetzt sind.) Einzigartig bedeutet: weltweit. Denn ein Meeresgebiet wie die Nordsee findet sich weltweit nicht ein zweites Mal. Dessen sollten wir uns bewusst sein, und dementsprechend die Nordsee hegen. Das ist ein Beitrag für die Menschheit. Unsere Verantwortung.
schöne seite danke für die lieben nachrichten