Eis­bär auf der Per­len­trep­pe: Hap­py Bir­th­day, Maria Montessori!

Naturbildung ist wichtiger denn je © Anne Thoma / WWF

Heu­te, am 31. August 2020, wäre Maria Montesso­ri 150 Jah­re alt gewor­den. Die ita­lie­ni­sche Natur­wis­sen­schaft­le­rin, Ärz­tin und Päd­ago­gin ent­wi­ckel­te eines der bis heu­te bedeu­tends­ten reform­päd­ago­gi­schen Bil­dungs­kon­zep­te – die Montessori-Pädagogik.

Maria Montesso­ri: Ärz­tin, Reform­päd­ago­gin und Phi­lo­so­phin © pic­tu­re-alli­ance / ullsteinbild

Vie­le Erkennt­nis­se Maria Montesso­ris sind heu­te so aktu­ell wie damals. Was wir bei der Bil­dung unse­rer Kin­der ver­mit­teln soll­ten: Die Bio­lo­gi­sche Viel­falt ist unse­re Lebens­ver­si­che­rung. Und Raus­ge­hen hält fit und baut Natur­ver­bun­den­heit auf.

Zu Maria Montesso­ris Geburts­tag will ich Euch etwas mehr über ihre Natur­ver­bin­dung erzählen:

Das Netz des Lebens

Der Umwelt­schutz lag Maria Montesso­ri sehr am Her­zen. Als Natur­wis­sen­schaft­le­rin for­mu­lier­te sie: „Die Erhal­tung der Erde hängt von vie­len ver­schie­de­nen Tier­ar­ten ab, von denen jede eine beson­de­re und bestimm­te Auf­ga­be hat”, wie Montesso­ri in die Macht der Schwa­chen schrieb.  “Das Leben der einen steht in Bezie­hung zum Leben der ande­ren“. Der Zusam­men­hang zwi­schen der Gesund­heit der Öko­sys­te­me und dem Wohl­erge­hen der Mensch­heit ist kom­plex und kann zeit­lich wie räum­lich ver­scho­ben sein. Das macht es nicht leicht, ihn im All­tag vor Augen zu haben. Maria Montesso­ri stell­te die­sen Zusam­men­hang schon vor über hun­dert Jah­ren in den Mit­tel­punkt ihrer Päd­ago­gik – und zwar durch prak­ti­sche Erfah­run­gen in der Natur. 

Raus aus dem Haus

Kin­der bei selbst­be­stimm­ter spie­le­ri­scher Beschäf­ti­gung im Kin­der­haus Ham­burg. — Foto um 1925 © pic­tu­re-alli­ance / akg-images

Maria Montesso­ri nutz­te die Natur mit Kin­dern als Lern- und Bewe­gungs­raum. Statt von ihnen das unna­tür­li­che und für den Kör­per schäd­li­che lan­ge Still­sit­zen im Klas­sen­raum zu ver­lan­gen, hat­te sie beob­ach­tet, dass Bewe­gung Ler­nen för­dert. Maria Montesso­ri mach­te das Begrei­fen im wahrs­ten Sin­ne des Wor­tes zum Be-grei­fen. In der fes­ten Über­zeu­gung, dass Kör­per und Gehirn eine Ein­heit bil­den und sich gegen­sei­tig sti­mu­lie­ren, soll­te Ler­nen so oft es mög­lich ist über eine moto­ri­sche und fein­mo­to­ri­sche Dimen­si­on verfügen.

Natur als Lehrmeisterin

Als Päd­ago­gin ermög­lich­te Maria Montesso­ri den Kin­dern der dama­li­gen Zeit, drau­ßen aktiv zu wer­den. Sie soll­ten for­schen und selbst­be­stimmt ler­nen, anstatt nur Arbeits­blät­ter über die Tier- und Pflan­zen­welt aus­zu­fül­len — wie lang­wei­lig! Eines der typi­schen päd­ago­gi­schen Prin­zi­pi­en Maria Montesso­ris ist es, mit Hil­fe von Sin­nes­er­fah­run­gen einen Grund­stein für abs­trak­te Lern­zie­le zu legen. Außer­dem ergänz­te Maria Montesso­ri linea­re Lern­pro­zes­se mit Gele­gen­hei­ten zur Quer­ver­net­zung und schau­te fächer­über­grei­fend auf die Themen.

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Die Per­len­trep­pe: Mit Sinn zum Verstand

In den letz­ten Mona­ten habe ich – wie vie­le von Euch auch — beson­ders viel Zeit mit mei­nen Kin­dern ver­bracht. Im Rah­men des Home­schoo­lings in der Coro­na-Pan­de­mie haben wir uns inten­siv mit der von Maria Montesso­ri für den Mathe­un­ter­richt ent­wi­ckel­ten far­bi­gen Per­len­trep­pe beschäf­tigt. Im Ori­gi­nal besteht das Mate­ri­al aus Per­len­stä­ben unter­schied­li­cher Län­ge und ver­schie­de­ner Far­be. Die 1er-Per­le ist rot, die 2er-Per­len­stan­ge grün, die 3er- rosa, die 4er- gelb, die 5er- hell­blau, die 6er-lila, die 7er- weiß, die 8er- braun, die 9er-dun­keln­lau und die 10er-Stan­ge gold. Die Farb­co­die­rung macht das Abzäh­len der Per­len über­flüs­sig und erleich­tert den Ein­stieg in die Mathe­ma­tik. Die far­bi­gen Per­len­stan­gen eig­nen sich für den Ein­satz im Rah­men der The­men Zah­len­wer­tig­keit, Zah­len­rei­hen­fol­ge, Zahl­zer­le­gung, Zeh­ner­über­gang, Addi­ti­on, Sub­trak­ti­on, Mul­ti­pli­ka­ti­on und so weiter.

Gold im Tier­reich? Montesso­ri neu gedacht

Mei­nen Kin­dern und mir kam die Idee, das Bild der Per­len­trep­pe auf­zu­grei­fen und ganz im Sin­ne Maria Montesso­ris neu zu den­ken. Wir schnit­ten Krei­se aus Bunt­pa­pier aus und schau­ten, wel­ches ent­spre­chend far­bi­ge Obst und Gemü­se uns ein­fällt, wel­che Far­ben der Per­len­trep­pe uns beim Spa­zie­ren­ge­hen begeg­nen und wel­che Wild­tie­re die Evo­lu­ti­on in den Far­ben Rot, Grün, Rosa, Gelb, Hell­blau, Lila, Weiß, Braun, Dun­kel­blau und Gold her­vor­ge­bracht hat. So ist das, wenn die Mut­ter Bio­lo­gin ist 🙂. Die­ser sinn­li­che, far­ben­fro­he Zugang die Arten­viel­falt zu ent­de­cken hat uns Freu­de gemacht und ganz neben­bei haben wir eini­ges gelernt. Ich hät­te zum Bei­spiel nicht gedacht, dass es so vie­le „gol­de­ne“ Tie­re gibt und es ande­rer­seits so schwer ist „lila­far­bi­ge“ zu fin­den. Ein paar typi­sche WWF-Tie­re wie Blau­wal, Löwe, Schnee­leo­pard, Weiß­wal und Eis­bär waren auch dabei.

Wel­ches Tier ist lila? Per­len­trep­pe Tie­re © Vera Weissmann

Natur­ver­bun­den­heit fördern?

Die Natur ist Lebens­ver­si­che­rung, Lehr­meis­te­rin, Apo­the­ke und Fit­ness­stu­dio eben­so wie Lern- und Bewe­gungs­raum und noch vie­les mehr. Wer sich anre­gen las­sen mag, schaut am bes­ten in das WWF-Hand­buch „Natur ver­bin­det!“ und fin­det dort Übun­gen und Akti­vi­tä­ten für das Ler­nen in und mit der Natur.

Ich wür­de mich sehr freu­en, wenn ihr uns von euren Erfah­run­gen dazu berichtet!

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- Vera hat den WWF inzwischen verlassen - Artenschutzexpertin beim WWF. Außerdem Biologielehrerin und Montessoripädagogin. Ich liebe Kinder und Tiere und freue mich, wenn es um beides geht. Am liebsten arbeite ich an Themen über Tiere für Kinder. Ich wohne mit meiner Familie ganz am Rande der Stadt. Dort haben wir das große Glück viel in der Natur sein und regelmäßig Wildtiere beobachten zu können.

Kommentare (3)

  • Ein wunderbarer, interessanter Text und die Idee mit der farbigen Perlentreppe in Verbindung mit der Tier- und Pflanzenwelt genial.

  • Als Mama von vier Kindern brauche ich immer wieder neue Ideen – vor allem für lange Regentage. Vielen Dank für den wunderbaren Input. Es macht Lust auf mehr und die tolle Gestaltungsidee. Wir fangen gleich an mit dem Basteln. Gern mehr von solchen Ideen: Natur und Kinder.

  • Als Mama von vier Kindern suche ich immer wieder pädagogische Inspiration. Maria Montessori gehört auf alle Fälle dazu und ich freue mich auch hier beim WWF von ihr zu lesen. Zudem brauche ich immer wieder neue Ideen – vor allem für lange Regentage. Vielen Dank für den wunderbaren Input und die tolle Gestaltungsidee. Wir fangen gleich an mit dem Basteln. Gern mehr von solchen Ideen: Natur und Kinder!

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