Bonobos und Schimpansen sind unsere nächsten Verwandten. Erst vor ein bis zwei Millionen Jahren trennte die Evolution beide Arten voneinander. Dabei hat sich Erstaunliches zugetragen.
Schimpansen lösen ihre Konflikte seither durch Aggression, ihre Gesellschaft wird von kräftigen Alphamännchen mit Gewalt regiert. Bonobos gehen einen völlig anderen Weg: Zärtlichkeiten halten die Gruppe zusammen, Sex dient nicht allein der Fortpflanzung, er reguliert auch das Sozialleben und entschärft Konflikte. An der Spitze der friedfertigen Bonobo-Gesellschaft stehen immer: die Weibchen. Matriarchate wie die der Bonobos sind keine Seltenheit im Tierreich. Viele Arten halten wenig von der Männerherrschaft. Einige wollen wir euch hier vorstellen.
1. Wer zuletzt lacht
Tüpfelhyänen leben in so genannten Clans, Gruppen von einigen wenigen bis zu 100 Tieren. Jeder Clan besteht aus mehreren Familien, in denen die Weibchen das Sagen haben. Das ist auch gut sichtbar, da die weiblichen Tiere größer und kräftiger sind als die Männchen – für Säugetiere ungewöhnlich. Die männlichen Tiere stehen in der Rangfolge ganz unten und sind beim Fressen immer die Letzten.
Das ändert sich auch nicht, da die Weibchen ihren Führungsanspruch an die Töchter vererben. Die Jungtiere kopieren oft eins zu eins das Sozialverhalten ihrer Mütter: Sie verbringen besonders viel Zeit mit den Artgenoss:innen, mit denen auch die Mutter den häufigsten Kontakt hat. So lernt der weibliche Nachwuchs, wie er später seinen eigenen Clan anführt.
Folge uns in Social Media
2. Von Muttersöhnchen und Orca-Omas
Orcas, auch Schwertwale genannt, leben in Familienverbänden, zu denen bis 50 Tiere gehören und die vier Generationen umfassen können. Die Führung dieser so genannten Pods übernimmt das älteste Weibchen. Zusammen mit anderen älteren Orca-Weibchen gibt das Leittier ihr Wissen an die folgenden Generationen weiter.
Nahezu einzigartig dabei: Weibliche Schwertwale kommen mit etwa 40 Jahren in die Menopause, leben aber noch Jahrzehnte nach dem Ende ihrer Fortpflanzungsfähigkeit. Die “Großmütter” jagen weiter gemeinsam mit ihrer Familie und helfen vor allem ihren Söhnen beim Überleben. So stellen sie sicher, dass ihr eigenes Erbgut überdauert.
3. Ein Gedächtnis wie eine Elefantin
Elefanten werden noch immer für ihre Stoßzähne gewildert. Das ist besonders tragisch, wenn die Leitkuh der Gruppe getötet wird. Denn dann brechen schwierige Zeiten für die Gruppe heran. Während Bullen Einzelgänger sind und nur in der Paarungszeit zur Herde stoßen, sind es die alten und erfahrenen Weibchen, die das Überleben ihrer Schwestern, Töchter und Enkel sichern. Sie kennen die besten Weidegründe und Wasserlöcher, haben langjährige Erfahrungen in Regenzeiten und Dürren gesammelt und geben dieses Wissen an die Herde weiter.
Mit dem WWF-Newsletter nichts mehr verpassen!4. Lang lebe die Königin!
An der Spitze eines Bienenvolks steht die Königin. Sie ist die einzige im Stock, die mehrere Jahre alt wird und ihr Erbgut an folgende Generationen weitergibt. Die heimlichen Heldinnen aber sind die Arbeiterinnen. Sie machen fast die gesamte Population im Bienenstock aus und kümmern sich von der Brutpflege bis zum Futtersammeln um das Überleben des Volks. Die Drohnen dagegen, das sind die männlichen Tiere, haben nur einen Lebenszweck: die Königin auf ihrem Hochzeitsflug zu begatten. Dabei sterben sie.
5. Tödliche Eifersuchtsdramen
Die im südlichen Afrika beheimateten Zebramangusten sehen putziger aus, als sie sind. Die kleinen Raubtiere leben in Gruppen von zehn bis 30 Tieren, die zwar nicht eindeutig von Weibchen dominiert werden. Allerdings sind weibliche Zebramangusten ziemlich gewieft, wenn es um die Wahl der Geschlechtspartner geht.
So kommt es während der Paarungszeit vor, dass dominante Weibchen ihr Gefolge in das Territorium einer rivalisierenden Gruppe führen. Dort kommt es häufig zu heftigen Kämpfen zwischen den paarungswilligen Männchen, die sogar tödlich enden können. Die Weibchen nutzen das Chaos, um sich mit den Männchen der fremden Gruppe zu paaren. Warum? Weil die Fremdgeherinnen oft deutlich mehr Nachwuchs bekommen, als die Zebramangusten, die der eigenen Gruppe treu sind. Immerhin herrscht so etwas wie Gleichberechtigung: Auch Männchen, die in der Rangfolge unten stehen, nutzen die Gelegenheit zur „heimlichen“ Paarung mit fremden Artgenoss:innen.