Bono­bos: Matri­ar­chat und Sex für den Frieden


Sex, Bonobos, Kongo: Ein Kuss
Zärtlichkeiten sind wichtig - für die sozialen Bindungen © Jeff McCurry / iStock / Getty Images

Frie­den statt Krieg, Sex statt Gewalt, Matri­ar­chat statt Machos: Bono­bos sind zusam­men mit den Schim­pan­sen die engs­ten Ver­wand­ten von uns Men­schen. Aber sie haben sich für einen ande­ren Weg ent­schie­den. Wäh­rend Schim­pan­sen zu Gewalt nei­gen, gel­ten Bono­bos als fried­lich und freund­lich, haben ein aus­ge­feil­tes Sozi­al­ver­hal­ten und lösen Kon­flik­te in der Grup­pe mit Zärt­lich­kei­ten. Nicht das ein­zig Erstaun­li­che aus dem Leben der Bonobos:

Die Lie­be besiegt alles

Sex ist für die Bono­bos enorm wich­tig – und kei­nes­wegs nur für die Fort­pflan­zung gut. Sex regu­liert das Sozi­al­le­ben und ent­spannt Kon­flik­te. Bono­bos, egal ob Männ­chen oder Weib­chen, haben mehr­mals täg­lich Sex, unab­hän­gig von Alter, Ver­wandt­schaft und Sta­tus. Und dabei sind sie sehr ein­falls­reich: Ver­schie­de­ne Stel­lun­gen, Pet­ting, wil­de Küs­se, Selbst­be­frie­di­gung usw. Unter Weib­chen ist das GG rub­bing der Hit, das gegen­sei­ti­ge Rei­ben der Geschlechts­or­ga­ne. Das ist wohl gut für den Stress­ab­bau und enge Bin­dun­gen. Und eine enge Bin­dung ist für die Bono­bo-Weib­chen beson­ders wichtig.

Sex im Kongo: Bonobos bei der Paarung
Sex macht Frie­den — zumin­dest bei den Bono­bos © USO / iStock / Get­ty Images

Frau­en­power

Män­ner­herr­schaft? Nicht bei den Bono­bos. Hier herrscht das Matri­ar­chat. An der Spit­ze der Rang­ord­nung ste­hen meist ein Alpha-Weib­chen — und ihr Sohn. Die Rang­ord­nung ist aber recht fle­xi­bel. Häu­fig wer­den die Grup­pen mit ihren bis zu 80 Mit­glie­dern von in etwa gleich­be­rech­tig­ten Bono­bos gemein­sam angeführt.

Kon­tak­te helfen

Die Weib­chen sind den Män­nern zwar kör­per­lich unter­le­gen, hal­ten aber zusam­men. Der sozia­le Sta­tus ist abhän­gig von star­ken Bin­dun­gen zu ande­ren Weib­chen. Älte­re Weib­chen sind in der Regel rang­hö­her als jün­ge­re. Weib­chen, die noch kei­nen Nach­wuchs haben, sind zunächst rang­nied­rig. Männ­chen koope­rie­ren weit weni­ger miteinander.

Mut­ter­söh­ne

Die Bin­dung zwi­schen Mut­ter und Kind ist bei Bono­bos und Schim­pan­sen beson­ders innig. Bono­bo­kin­der wer­den meh­re­re Jah­re lang gesäugt. Beson­ders die Männ­chen füh­len sich dann auch zeit­le­bens sehr mit der Mut­ter ver­bun­den. Die Mut­ter­söh­ne blei­ben gewöhn­lich in der Grup­pe, in der sie gebo­ren wer­den. Die jun­gen Weib­chen zie­hen zur Fami­li­en­grün­dung in die Welt — oder auch ein­fach nur in die Nachbargruppe.

Mariarchat und Sex im Kongo: Bonobos bei der Liebe
Die Bin­dung zwi­schen Mut­ter und Kind ist beson­ders innig Sex macht Frie­den — zumin­dest bei den Bono­bos © USO / iStock / Get­ty Images

Mit Mut­ter­lie­be auf Brautschau

Die Mut­ter­lie­be geht bei Bono­bos noch ein wenig wei­ter als bei den (meis­ten) Men­schen: Bono­bo­müt­ter hel­fen ihren Söh­nen aktiv bei der Braut­schau. Immer wie­der wird Soh­ne­mann in die Nähe frucht­ba­rer Weib­chen bug­siert. Neben­buh­ler ver­treibt Mama reso­lut. Der Erfolg ist beacht­lich: Durch müt­ter­li­che Kup­pe­lei steigt die Aus­sicht der Söh­ne auf Vater­schaft um etwa das Drei­fa­che, zei­gen Ergeb­nis­se vom Max-Planck-Insti­tut für evo­lu­tio­nä­re Anthro­po­lo­gie. Die Töch­ter kön­nen hin­ge­gen nicht auf Hil­fe der Müt­ter zählen.

Galant im Regenwald

Männ­chen zei­gen Weib­chen gegen­über nur sehr sel­ten Aggres­si­vi­tät. Zwi­schen Männ­chen kann es hin­ge­gen auch mal kra­chen — wenn auch in mode­ra­ter Inten­si­tät. Gegen­sei­ti­ge Tötun­gen sind bei Bono­bos nicht bekannt.

Kei­ne Kame­ras, bitte

Bei aller Frei­zü­gig­keit schei­nen Bono­bos ihre Pri­vat­sphä­re zu schät­zen. Kame­ras in ihrem Lebens­raum mögen sie nicht. Wissenschaftler:innen der Max-Plack-Gesell­schaft woll­ten wis­sen, wie Men­schen­af­fen mit Kame­ra­fal­len in ihrem Lebens­raum umge­hen. Dabei reagier­ten Schim­pan­sen und Bono­bos völ­lig ver­schie­den. Bono­bos füh­len sich von Kame­ra­fal­len gestört. Sie nähe­ren sich ihnen nur zöger­lich oder hal­ten sich sogar absicht­lich von ihnen fern. Schim­pan­sen hin­ge­gen igno­rie­ren die Kame­ras oder begeg­nen ihnen mit Neugier.

Jun­ge Affen sind dabei auf jeden Fall neu­gie­ri­ger als ihre erwach­se­nen Art­ge­nos­sen. Sie schau­ten umso län­ger in die Kame­ras, wenn sie allein unter­wegs sind.

Mit Schirm und Charme

Bono­bos leben aus­schließ­lich in den Regen­wäl­dern der Demo­kra­ti­schen Repu­blik Kon­go. Und wie der Name schon sagt reg­net es dort sehr häu­fig. Das scheint man­chen Bono­bos durch­aus auf die Ner­ven zu gehen. Bei star­kem Regen nut­zen Bono­bos manch­mal Schir­me und Hüte aus Blät­tern.

Bono­bos reden wie Babys?

Beim Essen, Lau­fen, Ruhen oder Strei­ten: Bono­bos ver­stän­di­gen sich in vie­len ver­schie­de­nen Situa­tio­nen mit Rufen. Die­se sehen Wissenschaftler:innen der Uni­ver­si­tät Neu­châ­tel im Jour­nal PeerJ als mög­li­che Über­gangs­form zur Spra­che, ver­gleich­bar mit der Kom­mu­ni­ka­ti­on mensch­li­cher Säug­lin­ge. Ande­re For­scher sehen dar­in Signa­le, um den Grup­pen­zu­sam­men­halt zu stär­ken. Das machen aber auch ande­re Tie­re wie etwa Erdmännchen.

Kein Para­dies für Bonobos

Sex, Frie­den und stets reich­lich zu Fres­sen: Die Hei­mat der Bono­bos im Kon­go­be­cken könn­te ein Para­dies sein. Ist es aber längst nicht mehr. Dafür sorgt der Mensch. Bono­bos kom­men nur in einem von Flüs­sen begrenz­ten Gebiet in der Demo­kra­ti­schen Repu­blik Kon­go. Und die Regen­wäl­der des Kon­gos wer­den leer­ge­jagt für Busch­fleisch, sie wer­den gero­det für Holz, für Acker­flä­chen, für Rohstoffe.

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Laut der Roten Lis­te der Welt­na­tur­schutz­uni­on IUCN gel­ten Bono­bos wie vie­le ande­re Affen­ar­ten als stark gefähr­det. Wir gehen von nur noch 15.000 bis 20.000 Bono­bos in der Wild­nis aus. Die Daten­la­ge ist aber noch dünn. Der Salon­ga-Natio­nal­park behei­ma­tet wahr­schein­lich mehr als die Hälf­te der gesam­ten Bono­b­o­po­pu­la­ti­on. Der WWF hat nicht zuletzt des­we­gen 2015 das Coma­nage­ment von Salon­ga übernommen.

Liebe und Matriarchat am Kongo: Bonobo in seinem Baum
Hal­lo Ver­wand­ter! © Kari­ne Aigner / WWF

Essen ist wich­tig – und wird geteilt

Bono­bos den­ken nicht immer nur an das Eine, auch Essen ist enorm wich­tig. Bis zu zwei Drit­tel des Tages wid­men sie der Nah­rungs­su­che und dem fres­sen. Und ver­hal­ten sich dabei vor­bild­li­che: Bono­bos tei­len ihre Nah­rung mit allen Grup­pen­mit­glie­dern, unab­hän­gig von der Verwandtschaft.

Bono­bos fres­sen ande­re Affen

Bono­bos fres­sen in ers­ter Linie Früch­te und Blät­ter. Sie sind aber bei aller Lie­be kei­nes­wegs aus­schließ­lich fried­vol­le Vege­ta­ri­er. Bono­bos fres­sen auch ger­ne mal Fleisch. Ande­re Affen soll­ten sich tun­lichst von ihnen fern­hal­ten: Forscher:innen vom Max-Planck-Insti­tut für evo­lu­tio­nä­re Bio­lo­gie in Leip­zig haben Bono­bos dabei ertappt, wie sie Jung­tie­re ande­rer Affen­ar­ten erbeu­tet haben. Sie beob­ach­te­ten im Salon­ga-Natio­nal­park mehr­mals die Jagd auf Jung­tie­re ande­rer Pri­ma­ten – die sie dann bei leben­di­gem Leib auffraßen…

Fies­lin­ge bevorzugt

Zu lieb darf es dann doch nicht sein. Bono­bos bevor­zu­gen ein­deu­tig Fies­lin­ge, heißt es im Fach­blatt „Cur­rent Bio­lo­gy“. Bono­bos konn­ten in ver­schie­de­nen Tests ein­deu­tig zwi­schen zwei Cha­rak­te­ren unter­schei­den, Sie bevor­zug­ten dann aber mehr­heit­lich die Rüpel. Ihre Prä­fe­renz für den Bad Guy stieg, je schlech­ter der sich ver­hielt. Die For­scher ver­mu­ten, dass Bono­bos Grob­heit als hohen sozia­lem Sta­tus inter­pre­tie­ren. Sie stell­ten sich dann aus Oppor­tu­nis­mus auf die Sei­te der Tunicht­gu­te — um nicht selbst gemobbt zu werden.

Men­schen hin­ge­gen äch­ten Fle­gel sozi­al – eine ein­zig­ar­ti­ge Fähig­keit, die das Zusam­men­le­ben in Grup­pen ermög­licht, ver­mu­tet die For­schung. Was die­sen Punkt angeht sind Men­schen also ein­deu­tig die bes­se­ren Affen.

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1 Kommentar

  1. Simone
    12. Mai 2021
    Antworten

    …Men­schen hin­ge­gen äch­ten Fle­gel sozi­al… ” Tatsächlich?

    Also als ich den Abschnitt “Fies­lin­ge bevor­zugt” las, dach­te ich direkt spon­tan: “Wie in Men­schen­grup­pen! “. Mei­ner Erfah­rung nach sind die Mecha­nis­men in mensch­li­chen Grup­pen ganz ähn­lich: Die Rüpel geben den Ton an und alle geben vor, sie zu mögen.
    Einer wird meis­tens zum Aus­sen­sei­ter aus­er­ko­ren, der von der Grup­pe als Blitz­ab­lei­ter miss­braucht wird, dennn die­ses “an den Rüpel anpas­sen” ist anstren­gend und stres­sig für die Grup­pe. Des­halb hat ein Donald Trump soviel Erfolg, trotz eines unglaub­lich unmo­ra­li­schen Ver­hal­tens. Es ist ja nicht so, als wür­den die Men­schen die­ses Ver­hal­ten nicht als unmo­ra­lisch erken­nen, sie fol­gen ein­fach gern dem “Agres­sivs­ten”.

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