Lachs: Eine Gefahr für die Umwelt!

Industriell hergestellter Lachs aus Chile © Meridith Kohut / WWF-US

Jah­re­lang wur­de uns ein­ge­trich­tert, dass wir an Stel­le von Fleisch bes­ser Fisch essen soll­ten. Das sei bes­ser für die Umwelt. Und gesün­der sowie­so, wegen der Ome­ga3-Fett­säu­ren und dem Jod. Auch ich habe die­ses Man­tra ver­in­ner­licht und esse seit­dem regel­mä­ßig Lachs. Der Lachs hat in den letz­ten Jah­ren einen regel­rech­ten Boom erlebt. Inner­halb von zehn Jah­ren ist der Lachs­kon­sum laut Fisch­in­for­ma­ti­ons­zen­trum (FIZ) in Deutsch­land um rund 25 Pro­zent gestiegen.

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Lachs liegt im Beliebt­heits­ran­king der Deut­schen ganz weit vorn, direkt hin­ter dem Alas­ka See­lachs, der oft für Fisch­stäb­chen ver­wen­det wird und noch vor dem Thun­fisch. Man fin­det kaum eine Spei­se­kar­te, die ohne Lachs­ge­rich­te aus­kommt – ob in Bowls, Sala­ten oder gegrillt. Lachs ist das neue Hähn­chen – ein Trend­food für die Mittelklasse!

Doch wie schäd­lich ist die­ser Hype für unse­re Umwelt?

Weil der atlan­ti­sche Wild­lachs inzwi­schen wegen Umwelt­ver­schmut­zung und Über­fi­schung nur noch sehr sel­ten vor­kommt, kann der wach­sen­de Bedarf nur noch über künst­lich gezüch­te­ten Lachs gedeckt wer­den. Dazu die­nen welt­weit Aqua­kul­tur­anla­gen, vor allem in Nord­eu­ro­pa und Chi­le. 90 Pro­zent unse­res Super­markt-Lach­ses kom­men inzwi­schen aus Aqua­kul­tu­ren. Die Mas­sen­tier­hal­tung hat aller­dings vie­le Nach­tei­le. Bis zu 100.000 Lach­se wer­den in einer Anla­ge in Unter­was­ser­kä­fi­gen gemäs­tet. Sie sind häu­fig gestresst und bei­ßen sich gegenseitig.

Anti­bio­ti­ka und Che­mi­ka­li­en in der Aquakultur

Lach­se in sol­chen Zucht­far­men sind zudem oft krank und wer­den von Läu­sen befal­len. Des­halb wer­den die Lach­se mit Che­mi­ka­li­en behan­delt. Doch die Zucht­lach­se sind immer resis­ten­ter gegen die Behand­lungs­me­tho­den. Die Fol­ge: Die Läu­se kön­nen sich auf die ohne­hin schon raren Wild­be­stän­de aus­brei­ten. Und die­se im schlimms­ten Fall ausrotten.

Auch das schäd­li­che Pflan­zen­schutz­mit­tel Eth­oxy­quin wird oft dem Fisch­fut­ter bei­gemischt, um es halt­ba­rer zu machen. Eth­oxy­quin steht unter Ver­dacht, krebs­er­re­gend zu sein und die Leber zu schädigen.

Was tun, wenn die Lach­se aus­bre­chen? © Yawar Moti­on Films / WWF-US

Bei Aus­bruch der Lach­se: Alarm!

Ein wei­te­res Pro­blem der Zucht­an­la­gen: Bre­chen Zucht-Lach­se aus ihren Aqua­kul­tur­anla­gen aus, kon­ta­mi­nie­ren sie den gene­ti­schen Pool der Wild­lach­se. Hoch­ge­züch­te­ter Lachs ist weni­ger intel­li­gent und bewegt sich lang­sa­mer. Wenn Lach­se aus einer chi­le­ni­schen Farm aus­bre­chen – so gesche­hen bei Hun­dert­tau­sen­den Fischen im letz­ten Som­mer –  pro­phe­zei­en Umwelt­schüt­zer eine Kata­stro­phe mit nicht abseh­ba­ren Fol­gen. Die Raub­fi­sche kön­nen gan­ze Bestän­de von ein­hei­mi­schen Fischen aus­rot­ten und Lachs­fres­ser wie See­lö­wen und Otter mit Anti­bio­ti­ka verseuchen.

Apro­pos Raub­tie­re: Lach­se fres­sen ande­re Fische

Lach­se sind Raub­tie­re und brau­chen tie­ri­sche Pro­te­ine. Auch Zucht­lach­se fres­sen ande­re Fische wie Herin­ge, Sar­di­nen und Sprot­ten. Zwar wer­den die Lach­se immer mehr zu Vege­ta­ri­ern gezüch­tet, aber sie fres­sen noch Men­gen an Wild­fisch. Ein öko­lo­gi­scher Irr­sinn! Sinn­vol­ler wäre es doch, die­se Schwarm­fi­sche direkt zu essen, anstatt sie erst zu ver­füt­tern — und dann das Filet der Raub­tie­re zu essen.

Zucht­an­la­gen sind kei­ne Alter­na­ti­ve zur Bekämp­fung der Über­fi­schung. Nach­dem ich einen TV-Bei­trag über die ekel­haf­ten Zustän­de in chi­le­ni­schen Lachs­far­men gese­hen habe, ist mir jeden­falls der Appe­tit auf Lachs vergangen!

Alter­na­ti­ven? Zer­ti­fi­zier­ter Bio-Lachs oder Wild­lachs aus Alas­ka. Noch bes­ser: Karpfen

Wenn man den­noch nicht ganz auf Lachs ver­zich­ten möch­te, soll­te man MSC-zer­ti­fi­zier­ten Wild­lachs aus Alas­ka wäh­len. Dort sind die Bestän­de sehr gut gema­nagt. Und man hilft den Leu­ten vor Ort, die Natur zu bewah­ren. Die Fischer setz­ten sich dafür ein, dass die Öko­sys­te­me intakt bleiben.

Eine Alter­na­ti­ve? Wild­fang aus Alas­ka © Paul Colan­ge­lo / WWF-US

Und wenn man Zucht­lachs kauft, soll­te man dar­auf ach­ten, dass die­ser ASC- oder Bio-zer­ti­fi­ziert ist. Grund­sätz­lich sind Zucht­lach­se aus Nor­we­gen und der EU  bes­ser als chi­le­ni­sche, da dort die Aqua­kul­tu­ren bes­ser gema­nagt werden.

Noch öko­lo­gi­scher wäre es aller­dings, man wür­de ganz auf Lachs ver­zich­ten und statt­des­sen Karp­fen essen. Und wenn Lachs (oder ande­re Fische), dann nur als sel­te­ne Deli­ka­tes­se! Hier hilft auch ein Blick in unse­ren Fisch­rat­ge­ber.

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Als Digitalmanagerin bin ich für die Social Media Kommunikation und digitale Projekte beim WWF zuständig. Ich hoffe, dass ich einen Teil dazu beitragen kann, das Umweltbewusstsein in der Gesellschaft zu stärken und auch für die nächste Generation eine lebenswerte Erde zu erhalten. Privat bin ich Mutter zweier Jungs und gern draußen in der Natur.

Kommentare (5)

  • It is really good news that this ratio has increased %25. I think it is a little bit tired for everyone to eat the original natural Salmon when they think about the population in the world. I find it normal for him to artificially increase the size of the Salmon.

  • Zitat: "Noch ökologischer wäre es allerdings, man würde ganz auf Lachs verzichten und stattdessen Karpfen essen. Und wenn Lachs (oder andere Fische), dann nur als seltene Delikatesse!"
    Was daran ökologisch? Fisch und Fleischindustrie kann gar nicht ökologisch sein.
    MSC ist zwar ein gut gemeintes Label, doch die Kontrolle auf hoher See ist unmöglich und wenn, dann wird sie durch korruption zunichte gemacht.
    Der Konsument muss auf Fisch verzichten! Warum rät der WWF den Menschen, gar Fisch zu essen? Vertsehe ich nicht.

  • Danke David. Ganz so ist es, wollte ich auch so schreiben. Wir essen nichts mehr, das aus dem Meer kommt. Schon jahrelang nur superselten und seit wir seaspiracy gesehen haben gar nicht mehr. Auch die früher traditionellen Weihnachtsgarnelen wird es dieses Jahr nicht mehr geben. Nicht nur weil der Plastikmüll im Meer zu über der Hälfte auf Fischerei zurückgeht, sondern auch weil wenn die Meere sterben, die ganze Welt stirbt. Fürs Überleben der Ozeane wichtig: Wale und Delfine. Wenn für einen Thunfisch 60 Delfine sterben... wo soll das enden?

  • Sehr geehrte Damen und Herren, Sie schreiben, man solle Wildlachs aus Alaska nehmen- das wird hoffentlich niemand tun! Schauen Sie sich doch den Film "Der Bär in mir" von David Bittner an, den er dort drehte- man sieht tausende und abertausende Schiffe, die den Lachs fangen, bevor er flussaufwärts ziehen kann, wo die Bären warten. Leider verhungern deshalb viele dieser Tiere auf grausame Weise, weil wir ihnen die Fische wegfangen. Das ist überhaupt keine Alternative! Und das ist nicht mehr natürlich, was da passiert! Man sieht Fischtrawler bis zum Horizont.
    Bitte sehen Sie es sich selbst an.

  • Ich und Millionen andere Menschen wollen auf Fisch nicht verzichten - völlig egal erstmal, was gegen den Fischgenuss aus ökologischer Sicht sprechen könnte. Und Karpfen ist ganz sicher keine Alternative. Trotzdem möchte ich nur jenen Fisch verzehren der die ökologisch beste Wahl darstellt. Deshalb sind die Empfehlungen vom WFF so wichtig für mich und ich richte mich auch danach. Bis auf Karpfen.

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