Kli­ma­kri­se: Wenn sich Zeit­fens­ter schließen

Wenn wir das Zeitfenster verpassen... © Paul Brandes / WWF

Bei man­chen Din­gen ist das eben so: Es gibt ein (Zeit)fenster, das sich irgend­wann schließt – und dann ist es zu spät. „Win­dow of oppor­tu­ni­ty“, sagt man auf Eng­lisch. Bei­spie­le für sol­che Fens­ter gibt es zahl­reich. Der Gärt­ner säht in einem bestimm­ten Zeit­fens­ter, damit die Pflan­zen wach­sen und Früch­te tra­gen. Markt­lü­cken haben oft ein Zeit­fens­ter, in dem sie von Unternehmer:innen genutzt wer­den kön­nen, bevor ande­re ihnen zuvorkommen.

Ein ande­res Win­dow of oppor­tu­ni­ty betrifft ist drän­gen­der als je zuvor: Die Kli­ma­kri­se. Der Welt­kli­ma­rat der Ver­ein­ten Natio­nen hat in sei­nem Bericht zu den natur­wis­sen­schaft­li­chen Grund­la­gen noch­mal deut­lich unter­stri­chen, dass die Zeit drängt. Die Ver­än­de­run­gen, die der Mensch im Kli­ma­sys­tem ver­ur­sacht, sind bereits jetzt bei­spiel­los. Die Ober­flä­chen­tem­pe­ra­tur, die CO2-Kon­zen­tra­ti­on in der Atmo­sphä­re und der Mee­res­spie­gel stei­gen immer schnel­ler an. Bereits jetzt ist die Tem­pe­ra­tur auf der Erde durch­schnitt­lich 1,1°C höher als zwi­schen 1850 und 1900. Das hat weit­rei­chen­de Folgen.

Fol­gen der Erderhitzung

Extre­me Wet­ter­ereig­nis­se wie Stark­re­gen, Dür­re oder extre­me Hit­ze betref­fen uns bereits jetzt. Mit stei­gen­der Erd­er­hit­zung wer­den die­se Extrem­wet­ter noch häu­fi­ger. Die Flut­ka­ta­stro­phe in Deutsch­land – wir alle haben die Bil­der aus dem Som­mer 2021 noch im Kopf – ist nur ein Bei­spiel. Der Stark­re­gen war, wie vie­le wei­te­re Extrem­wet­ter eben­falls, durch die Erd­er­hit­zung deut­lich wahr­schein­li­cher gewor­den.

Außer­dem ist auch die Arten­viel­falt mas­siv von der Kli­ma­kri­se bedroht: Die Kli­ma­ver­än­de­run­gen beein­flus­sen die Lebens­räu­me von Tie­ren und Pflan­zen und sen­si­ble Öko­sys­te­me gera­ten aus dem Takt. Ein Bei­spiel ist die Bramble-Cay-Mosa­ik­schwanz­rat­te – die sagt euch nichts? Es gibt sie auch lei­der nicht mehr. Sie hat 2016 trau­ri­ge Berühmt­heit erlangt, weil sie ist als ers­tes Säu­ge­tier nach­ge­wie­se­ner­ma­ßen durch die Kli­ma­kri­se aus­ge­stor­ben ist. Die­ses Schick­sal droht auch unzäh­li­gen wei­te­ren Arten. Die damit ver­bun­de­ne Ket­ten­re­ak­ti­on in Öko­sys­te­men gefähr­det die gesam­te bio­lo­gi­sche Vielfalt.

Kopf hoch statt in den Sand!

Es gibt aber kei­nen Grund den Kopf in den Sand zu ste­cken. Denn der Welt­kli­ma­rat macht nicht nur deut­lich, dass die Erd­er­hit­zung dra­ma­ti­sche Fol­gen hat, son­dern auch, dass sie men­schen­ge­macht ist. Das ist eine gute Nach­richt. Denn was wir selbst ver­ant­wor­ten, haben wir auch selbst in der Hand – noch zumin­dest! Womit wir wie­der beim Zeit­fens­ter wären. Jetzt zählt Schnel­lig­keit und Effek­ti­vi­tät. Die Geschwin­dig­keit, mit der sich das Kli­ma ver­än­dert, zeigt uns, dass wir nicht mehr viel Zeit haben:

Das Fens­ter ist noch offen – aber es schließt sich sehr bald.

Jetzt zählt jedes Zehn­tel­grad und jede Maß­nah­me, um die Zie­le des Pari­ser Abkom­mens ein­zu­hal­ten. Alle Staa­ten müs­sen dazu bei­tra­gen die Erd­er­hit­zung auf mög­lichst 1,5 Grad zu begren­zen und noch schnel­ler Treib­haus­gas­emis­sio­nen zu reduzieren.

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Einer­seits kann auch jede:r Ein­zel­ne von uns ver­su­chen sei­nen oder ihren All­tag so kli­ma­freund­lich wie mög­lich zu gestal­ten. Zum Bei­spiel viel Fahr­rad und ÖPNV fah­ren und weni­ger tie­ri­sche Pro­duk­ten ver­brau­chen. Aber wir brau­chen vor allem einen regu­la­to­ri­schen, über­ge­ord­ne­ten Rah­men, um Kli­ma­schutz sozi­al­ver­träg­lich und effek­tiv anzu­ge­hen. Mit ande­ren Wor­ten: die Poli­tik ist gefragt.

Die neue Bun­des­re­gie­rung muss das Zeit­fens­ter nutzen!

Die neue Bun­des­re­gie­rung muss das offe­ne Win­dow of Oppor­tu­ni­ty jetzt nut­zen, bevor es zugeht. Kli­ma- und Umwelt­schutz muss sie zu dem zen­tra­len The­ma ihrer Poli­tik machen. Dafür muss sie unter ande­rem den Aus­bau erneu­er­ba­rer Ener­gien stär­ken, schnel­ler aus den fos­si­len Ener­gien aus­stei­gen, kli­ma- und umwelt­schäd­li­che Sub­ven­tio­nen abbau­en und die Dekar­bo­ni­sie­rung aller Sek­to­ren forcieren.

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Außer­dem liegt es auch an Deutsch­land, einen ambi­tio­nier­ten Kli­ma­schutz auf euro­päi­scher und glo­ba­ler Ebe­ne vor­an­zu­brin­gen. Denn allein kann Deutsch­land die Kli­ma­kri­se nicht auf­hal­ten. Wir soll­ten bei­spiels­wei­se im EU-Par­la­ment mit gutem Bei­spiel vor­an­ge­hen und die Umset­zung des Fit for 55-Pakets der EU-Kom­mis­si­on schnell ange­hen. Zusätz­lich zu dem Paket braucht es wei­te­re Maß­nah­men, um alle Emis­sio­nen lang­fris­tig auf null zu reduzieren.

Todes­los­te” Poli­tik auf die Spur bringen

Bis­her pas­siert in die­se Rich­tung jedoch lei­der zu wenig. Und da kom­men wir alle wie­der ins Spiel. Wie der You­tuber Rezo es in sei­nem Video zur „Kli­ma-Kata­stro­phe“ so schön aus­drückt: Es sind lei­der eini­ge Politiker:innen „todes­lost“, was den Umgang mit der Kli­ma­kri­se angeht. Damit sie ihren Weg wie­der­fin­den, bedarf es viel­leicht eini­ger Hin­wei­se aus der Zivilgesellschaft.

Beim gro­ßen Kli­ma­streik am 24. Sep­tem­ber kön­nen wir alle zei­gen, dass wir uns mit faden­schei­ni­gen Lösun­gen nicht zufrie­den­ge­ben, son­dern ech­ten Kli­ma­schutz wollen.

Jede:r ein­zel­ne kann mit Politiker:innen reden, ihnen Brie­fe schrei­ben, deut­lich machen, dass der Kli­ma­schutz für uns und kom­men­de Gene­ra­tio­nen fun­da­men­tal ist. In ein paar Tagen ist Bun­des­tags­wahl – macht sie zur Kli­ma­wahl und wählt die Par­tei, die in Euren Augen die bes­ten und wirk­sams­ten Plä­ne für den Schutz unse­res Kli­mas hat.

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Vertritt die Generation Y als Werkstudentin im Team Klimaschutz und Energiepolitik. Arbeitet und lebt in Hamburg, ist aber immer wieder gerne auf Stippvisite in der Hauptstadt. Ansonsten ab und zu auf Demos für einen grünen Wandel unterwegs, Ultimate Frisbee-spielend im Park oder anbadend im See.
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