Hasen: Was Du (viel­leicht) nicht über sie wusstest

Feldhasen: Die bekanntesten Vertreter in Deutschland © imago / blickwinkel / S.Meyers

Hasen sehen nie­mals rot. Trotz­dem boxen Häsin­nen ger­ne mal einen Ver­eh­rer um. Und sie kön­nen zwei­mal gleich­zei­tig schwan­ger wer­den. Was tun, wenn man ein Hasen­jun­ges fin­det? Erstaun­li­ches und Wich­ti­ges aus der (bedroh­ten) Welt der Langohren:

Von der Wüs­te bis zum Gletscher

Hasen gibt es heu­te auf allen Kon­ti­nen­ten der Erde außer in der Ant­ark­tis. Sie wur­den vom Men­schen auch ein­ge­schleppt, wo sie ursprüng­lich nicht vor­ka­men und bewoh­nen vor allem Gras­land, aber auch Halb­wüs­ten, Hoch­ge­bir­ge und tro­pi­sche Wäl­der. Es gibt den Wüs­ten­ha­sen in Zen­tral­asi­en, den Kap-Hasen in Afri­ka, Bur­me­si­sche Hasen in Süd­ost­asi­en und Alas­ka-Hasen. In Deutsch­land und Euro­pa sind vor allem Feld­ha­se, Schnee­ha­se und Wild­ka­nin­chen heimisch.

Schnee­ha­sen leben in den Alpen © ima­go / blick­win­kel / S.Gerth

Kanin­chen sind Hasen – und trotz­dem ganz anders

Zur bio­lo­gi­schen Säu­ge­tier­fa­mi­lie der Hasen gehö­ren auch die Kanin­chen: Wild­ka­nin­chen und ihre Zucht­form, die Haus­ka­nin­chen. Inner­halb der Hasen­fa­mi­lie gibt es aber die Gat­tung der Ech­ten Hasen. Die­se unter­schei­den sich sehr von den Kanin­chen.

Ech­te Hasen haben län­ge­re Ohren, län­ge­re und kräf­ti­ge­re Hin­ter­läu­fe, einen dün­ne­ren Schä­del und sind grö­ßer und schlan­ker als die gedrun­ge­nen Kanin­chen. Wäh­rend Kanin­chen sich unter­ir­di­sche Bau­ten gra­ben, leben Hasen im frei­en Feld und fla­chen Mul­den, soge­nann­ten Sas­sen. Neu­ge­bo­re­ne Hasen sind Nest­flüch­ter, haben bereits Fell und kön­nen sehen. Kanin­chen kom­men blind und nackt als Nest­ho­cker zur Welt. Ech­te Hasen und Kanin­chen kön­nen sich nicht paa­ren.

Wild­ka­nin­chen in Deutsch­land © ima­go / image­bro­ker / Erhard Nerger

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Hasen: Schnel­le Sprin­ter, gute Schwimmer

Da sich Ech­te Hasen nicht in Höh­len ver­ste­cken, müs­sen sie bei Gefahr mit hoher Geschwin­dig­keit flie­hen. Feld­ha­sendie am wei­tes­ten ver­brei­te­ten Ver­tre­ter in Deutsch­land — kön­nen bis zu 80 km/h schnell wer­den, drei Meter weit und zwei Meter hoch sprin­gen und sehr gut schwim­men. Auf der Flucht schla­gen sie ihre typi­schen Haken, ändern also mehr­fach abrupt die Richtung.

Zwei­mal gleich­zei­tig schwanger

Die Ramm­ler machen ihrem Namen alle Ehre und bekom­men bis zu sechs­mal im Jahr Nach­wuchs. Häu­fig paa­ren sich träch­ti­ge Häsin­nen schon kurz vor dem Wurf­ter­min erneut und kön­nen gleich­zei­tig noch ein­mal schwan­ger wer­den. Die soge­nann­te Super­föta­ti­on oder Dop­pel­träch­tig­keit.

Anti­lo­pen­ha­se: Einer der größ­ten, schwers­ten Ech­ten Hasen, Ari­zo­na & Mexi­co © ima­go / Dani­ta Deli­mont / Richard T.Wright

Das ein­sa­me Leben der Hasenbabys

Gleich nach der Geburt ver­lässt die Hasen­mut­ter ihre Jun­gen und kommt nur alle 24 Stun­den zum Säu­gen zurück. Des­sen soll­te sich bewusst sein, wer einen ver­meint­lich ver­wais­ten jun­gen Feld­ha­sen fin­det und ihn lie­ber in Ruhe las­sen.

Die Hasen­mut­ter ver­mei­det damit, dass ihr Geruch Fein­de wie Füch­se, Wild­schwei­ne oder Greif­vö­gel anlockt. Ihre Jun­gen selbst sind fast geruchs­los. Die Mut­ter­milch der Häsin muss lan­ge vor­hal­ten und ist beson­ders nahr­haft, vier­mal so fett wie Kuhmilch.

Unzähm­bar

Feld­ha­sen sind ech­te Wild­tie­re und las­sen sich nicht zäh­men und in Gefan­gen­schaft hal­ten, selbst wenn sie mit der Fla­sche auf­ge­zo­gen wur­den. Wer tat­säch­lich ein ver­wun­de­tes Hasen­jun­ges fin­det, soll­te es in einem Kar­ton mit Luft­lö­chern zu einer Wild­tier­sta­ti­on brin­gen. Es muss spä­ter wie­der aus­ge­wil­dert werden.

Was tun, wenn man ein Feld­ha­sen­jun­ges fin­det? © ima­go / image­bro­ker / Erhard Nerger

Ein Hase frisst alles zweimal

Hasen fres­sen Gras, Kräu­ter, Blät­ter, Blü­ten, im Win­ter auch Zwei­ge, Rin­de und Wur­zeln. Um die schwer ver­dau­li­che Nah­rung bes­ser ver­wer­ten zu kön­nen, fres­sen die Tie­re sie zwei­mal: Sie schei­den die Pflan­zen­kost als soge­nann­ten Blind­darm­kot aus und fres­sen die­sen wei­chen Kot nochmals.

Hasen sehen nie­mals Rot

Die Lang­oh­ren sind kurz­sich­tig und Bewe­gungs­se­her, neh­men also haupt­säch­lich Din­ge wahr, die sich bewe­gen. Dafür geben ihnen ihre seit­lich ste­hen­den Augen einen Rund­um-Blick von fast 360 Grad. Und sie sehen die Welt in Grün- und Blau­tö­nen, da ihren Augen die Zap­fen zur Wahr­neh­mung der Far­be Rot fehlen.

Power­frau­en

Im Früh­jahr zum Höhe­punkt der Paa­rungs­zeit las­sen sich ver­mehrt kämp­fen­de, mit­ein­an­der boxen­de Feld­ha­sen beob­ach­ten. Doch es sind kei­ne Männ­chen, die hier um ein Weib­chen buh­len. Son­dern meist Häsin­nen, die zu auf­dring­li­che Ver­eh­rer abweh­ren!

Feld­ha­sen durch­que­ren mühe­los Seen und Bäche © ima­go / blick­win­kel / AGAMI / H.Gebuis

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Gut ver­steckt

Feld­ha­sen suchen sich ihre Sas­se ger­ne so, dass sie einen guten Über­blick haben. Über absicht­li­che Umwe­ge und zuletzt mit einem gro­ßen Sprung gelan­gen die Ein­zel­gän­ger in ihre Mul­de, um nicht erschnüf­fel­bar zu sein. Flach lie­gend und mit ihrer Fell­far­be gut getarnt, har­ren sie hier aus bis zum letz­ten Moment, bevor sie flie­hen. Im Win­ter las­sen sie sich in ihrer Sas­se sogar einschneien.

Beim Spa­zie­ren­ge­hen soll­te man auf den Wegen blei­ben, um die scheu­en Tie­re nicht zu erschre­cken. Und zwi­schen Fel­dern vor allem von Janu­ar bis April Hun­de an die Lei­ne nehmen.

Feld­ha­se folgt Mensch

Die Müm­mel­män­ner zie­hen offe­nes Gras­land dicht bewach­se­nen Regio­nen und Wäl­dern vor. Des­halb folg­ten sie dem Wäl­der roden­den Mensch jahr­hun­der­te­lang auf sei­ne bewirt­schaf­te­ten Flä­chen. Die heu­ti­ge inten­si­ve Land­wirt­schaft aller­dings lässt ihnen kaum noch Nah­rung oder Deckung, ver­gif­tet sie mit Che­mie und bedroht Jung­tie­re durch gro­ße Maschinen.

Feld­ha­sen gel­ten in Deutsch­land als gefähr­det, in eini­gen Bun­des­län­dern wie Bran­den­burg und Sach­sen-Anhalt als stark gefähr­det. Der WWF setzt sich für eine Land­wirt­schaft im Sin­ne der Arten­viel­falt ein, die zum Bei­spiel aus­rei­chend Büsche und pflan­zen­rei­che Feld­rän­der ste­hen lässt.

Wozu die lan­gen Löffel?

Esel­ha­se mit extrem lan­gen Ohren in USA und Mexi­ko © ima­go / Natu­re Pic­tu­re Libra­ry / Cyril Ruoso

Der Hase kann sei­ne Ohren – in der Fach­spra­che Löf­fel – wie Schall­trich­ter in ver­schie­de­ne Rich­tun­gen dre­hen und sehr gut hören. Je hei­ßer der Lebens­raum, des­to län­ger die Löf­fel. Denn sie die­nen auch der Küh­lung: Stark durch­blu­tet, trans­por­tie­ren sie Wär­me ab.

Die unge­wöhn­lichs­ten Hasen der Welt

Sie sehen eher aus wie Meer­schwein­chen und haben mit­nich­ten lan­ge Löf­fel, son­dern run­de, klei­ne Ohren. Trotz­dem gehö­ren sie zur Fami­lie der Hasen und machen ansons­ten ihrem Namen alle Ehre: Pfeif­ha­sen war­nen und bal­zen in hohen, pfei­fen­den Tönen. Sie leben in den Steppen‑, Wald- und Gebirgs­re­gio­nen Russ­lands, in Zen­tral- und Ost­asi­en, im Hima­la­ja und dem Nord­wes­ten Amerikas.

Doch die ame­ri­ka­ni­schen Pfeif­ha­sen gehö­ren zu den ers­ten Opfern der Kli­ma­kri­se. Die klei­nen Tie­re mit einer Kör­per­tem­pe­ra­tur von über 40 Grad sen­ken bei Hit­ze ihre Akti­vi­tät und brau­chen küh­le, feuch­te Berg­re­gio­nen. Ihre iso­lier­ten Lebens­räu­me in Nord­ame­ri­ka bie­ten ihnen aber bei stei­gen­den Tem­pe­ra­tu­ren kei­ne Kor­ri­do­re in höher gele­ge­ne Regionen.

Pfeif­ha­se, auch Pika genannt © ima­go / agefotostock

Hasen sind kei­ne Nagetiere

Hasen haben Nage­zäh­ne, nagen und müs­sen das auch tun. Nach einem Jahr wären ihre Zäh­ne sonst etwa andert­halb Meter lang. Doch die Lang­oh­ren gehö­ren nicht zur Ord­nung der Nage­tie­re. Sie haben zusätz­li­che Stift­zäh­ne hin­ter den Nage­zäh­nen und kön­nen nicht mit den Vor­der­pfo­ten greifen.

War­um gibt es den Osterhasen?

Zu guter Letzt die alte Fra­ge – auf die es kei­ne ein­deu­ti­ge Ant­wort gibt. Eier und Hasen pas­sen als Frucht­bar­keits­sym­bo­le zum Früh­jahrs­fest. Mög­li­cher­wei­se hop­pel­ten die Lang­oh­ren nach dem Win­ter zu die­ser Jah­res­zeit ver­mehrt in Gär­ten, um Fut­ter zu suchen. Der Brauch soll zuerst im Elsass, der Pfalz und am Ober­rhein ent­stan­den sein. Durch das miss­ra­te­ne Gebäck eines Oster­lamms, das wie ein Hase aus­sah? Durch Eltern, denen die scheu­en und schnel­len Tie­re ide­al erschie­nen, um ihren Kin­dern zu erklä­ren, wer nach der Fas­ten­zeit heim­lich die Eier ver­steckt? Heu­te weiß das nie­mand mehr so genau.

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Schon als kleiner Junge in Nürnberg begeisterte ich mich für die Wunderwelt von Tieren und Pflanzen und wollte Biologe werden. Seit meiner Jugend arbeite ich ehrenamtlich in verschiedenen Naturschutzorganisationen. Nach dem Biologiestudium forschte ich einige Zeit zur Entwicklung von Naturwaldreservaten, arbeitete als freier Journalist zu Naturschutz- und Umweltthemen und leitete 13 Jahre lang die Bundesgeschäftsstelle der Deutschen Umwelthilfe in Berlin. Beim WWF setze ich mich seit 2014 dafür ein, die Naturschätze in Deutschland zu erhalten und den Verlust der Biodiversität zu stoppen.
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