Euro­pa­wahl: Vom Kli­ma­schutz in der EU

Gehe wählen für den Klimaschutz! © iStock / Getty Images

Natio­na­lis­ten haben (min­des­tens) ein Pro­blem: Sie blen­den aus, dass die meis­ten der heu­ti­gen Her­aus­for­de­run­gen kei­ne Gren­zen ken­nen. Dazu zählt die Kli­ma­kri­se. Was schert es die Atmo­sphä­re, wel­che Län­der­li­ni­en die Men­schen ein­zeich­nen. Sie umspannt die gesam­te Erde. Und rei­chern sich in ihr mehr und mehr Treib­haus­ga­se an, hat das schwer­wie­gen­de Fol­gen für alle, unab­hän­gig von staat­li­chen Gren­zen. Daher ist es auch effek­ti­ver, gleich in meh­re­ren Län­dern den Kli­ma­schutz voranzutreiben.

EU-Geset­ze für ver­bind­li­chen Klimaschutz

Die EU hat in den ver­gan­ge­nen Jah­ren ent­schei­dend dazu bei­getra­gen, Kli­ma­schutz in allen (noch) 28 Mit­glieds­län­dern auf die poli­ti­sche Agen­da zu set­zen. Ohne die euro­päi­sche Gesetz­ge­bung sähe es in vie­len der Mit­glieds­staa­ten dürf­tig aus, was die Kli­ma­schutz­po­li­tik betrifft. Die EU aber bringt alle auf einen – höhe­ren – Stand. Etwa, indem sie vor­gibt, wie hoch der Aus­bau der Erneu­er­ba­ren min­des­tens sein muss. Oder wie viel Ener­gie wir ein­spa­ren sollen.

Mit der soge­nann­ten Kli­ma­schutz­ver­ord­nung hat die EU jedem Land unter ande­rem für die Berei­che Ver­kehr, Land­wirt­schaft und Gebäu­de kon­kre­te Kli­ma­zie­le gesetzt. Und mit dem Emis­si­ons­han­del haben Strom­sek­tor und Indus­trie einen Markt­me­cha­nis­mus bekom­men, über den der CO2-Aus­stoß einen Preis bekommt. Die­se EU-Maß­nah­men machen für den Kli­ma­schutz einen gewal­ti­gen Unter­schied – nicht nur, weil sie ihn über­haupt erst ins Blick­feld eini­ger Staa­ten rücken. Sie machen Kli­ma­schutz verbindlich.

Bun­des­re­gie­rung ver­fehlt sei­ne Kli­ma­zie­le – und das kostet

Deutsch­land hat auch ein natio­na­les Kli­ma­ziel für 2020. Das aber wird die Regie­rung dras­tisch ver­feh­len. Obwohl wir eigent­lich 40 Pro­zent der Treib­haus­gas­emis­sio­nen im Ver­gleich zu 1990 ein­spa­ren soll­ten, wer­den wir Berech­nun­gen zufol­ge nur bei 32 Pro­zent Min­de­rung lan­den. Die Gro­ße Koali­ti­on hat sich zwar vor­ge­nom­men, die Lücke so weit wie mög­lich zu schlie­ßen – aber braucht für die pas­sen­den Maß­nah­men viel zu lan­ge. Und die Kon­se­quenz die­ser Ver­feh­lung, mal abge­se­hen von der fort­schrei­ten­den Erd­er­hit­zung? Kei­ne! Das natio­na­le Kli­ma­ziel für 2020 hat­te null Verbindlichkeit.

Mit den EU-Zie­len sieht das glück­li­cher­wei­se anders aus. Sie zu ver­feh­len, ist teu­er. Und das end­lich ist dann schmerz­haft für die Poli­tik, wenn es Mee­res­spie­gel­an­stieg und Stür­me schon nicht sind. Weil Deutsch­land sei­ne Zie­le nicht erreicht, muss­ten im Bun­des­haus­halt schon Hun­der­te Mil­lio­nen Euro zurück­ge­stellt wer­den. Autsch! Hof­fent­lich hat sich Deutsch­land damit nun so ver­brannt, dass es nicht wei­ter am Still­stand beim Kli­ma­schutz festhält.

Kli­ma­schutz: Die EU kann dafür sor­gen, dass Nichts­tun weh tut

Aus­rei­chend sind die Maß­nah­men lei­der noch lan­ge nicht. Wol­len wir die Erd­er­hit­zung auf 1,5 Grad begren­zen, wie im Pari­ser Kli­ma­ab­kom­men beschlos­sen, brau­chen wir noch viel mehr Kli­ma­schutz als bis­her. Die EU-Vor­ga­ben gehen dafür noch nicht weit genug. Aber das könn­te sich im nächs­ten Euro­pa­par­la­ment ändern, denn dann ste­hen wich­ti­ge Ent­schei­dun­gen auf der Tages­ord­nung: Im Rah­men des Pari­ser Kli­ma­ab­kom­mens muss die EU eine Lang­frist­stra­te­gie zum Kli­ma­schutz beschlie­ßen (die lei­der bis­her von der Bun­des­re­gie­rung blo­ckiert wird) und ihren Bei­trag zu dem Abkom­men erhöhen.

Die EU als Vor­rei­ter im welt­wei­ten Klimaschutz

Die Euro­päi­sche Uni­on als mäch­ti­ge Grup­pe von Indus­trie­na­tio­nen hat dabei auch gro­ßen Ein­fluss auf die Kli­ma­po­li­tik ande­rer Län­der welt­weit. Ob sie sich als Vor­rei­ter posi­tio­niert und dem Kli­ma­schutz welt­weit den nöti­gen Schub geben kann, auch dafür ist die Euro­pa­wahl mitentscheidend.

Euro­pa­wahl für mehr Kli­ma­schutz, statt weniger

Wir brau­chen Poli­ti­ker, die wis­sen, dass natio­na­le Abschot­tung uns ange­sichts grenz­über­schrei­ten­der Her­aus­for­de­run­gen nicht wei­ter­hilft. Und die vor der Wis­sen­schaft nicht die Augen ver­schlie­ßen, son­dern sie zur Grund­la­ge für den Kli­ma­schutz nach der Euro­pa­wahl machen.

Bit­te nutzt des­halb euer Wahl­recht bei der Europawahl!

Juliette de Grandpré, arbeitet im Klimateam des WWF Deutschland zum Thema europäische Klimapolitik.

Kommentare (2)

  • Alle schreien nach Klimaschutz, sogar Kinder und Jugendliche, aber leider bis Dato habe ich noch kein richtigen Schrei gehört, dass der Flugverkehr eingedämmt, eingeschränkt und teurer werden muss. Da will sich keiner ins eigenes Fleisch schneiden. Alle wollen fliegen - schnell, billig und auch kurze Strecken. Dabei denkt kaum einer von den Schreihälsen, dass die Flugzeuge gravierend viel CO 2 ausstoßen, Unmengen Kerosin ablassen und hohen Lärm verursachen.
    Die Regierung würde niemals gegen ihren Lobbyisten gehen. In der Regierung sitzen ohne hin die Bosse aus der Wirtschaft.
    Darüber hinaus ist die Verpestung mit Glyphosat, Gülle und Pestizeden nicht zu stoppen. Dafür sorgt schon unsere Landwirtschafts- und Ernährungsministerin Klöckner, sie sieht keinen Handlungsbedarf. Dafür präsentiert sie sich lieber in jeder Karnevalssitzung, da rennt sie von einer zu der anderer, schließlich es kost´ nichts.

  • Die Entkoppelung der Wirtschaftsleistungen von den CO2-Emissionen ist nicht gelungen. https://www.postwachstum.de/prioritaet-fuer-wachstum-oder-klimaschutz-20190215 -- Suffizienz, Wachstumswende und Wirtschaftsschrumpfung sind effektiv nachhaltige Massnahmen gegen Klimawandel, Ressourcenverschwendung und die meisten Umweltschäden. Das Blog https://www.postwachstum.de mit detaillierten Beiträgen zu den wichtigsten Thesen und Diskursen der Postwachstumsökonomie und der Kreislaufwirtschaft sollte mehr gelesen werden. Seit "Die Grenzen des Wachstums (1972)" werden die Kritiker des Wachstums zu wenig gehört. Die Produktion insgesamt muß auf Wesentliches reduziert werden.

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