Es geht um Soja, Tofu und die Wurst

Tofu, Soja oder Wurst? Für die Umweltbilanz ist das entscheidend © iStock Getty Images

Regen­wald – Soja- Fleisch? Was jetzt? Die Sache ist ein biss­chen kom­pli­ziert. Auch wenn wir Fleisch essen, essen wir (indi­rekt) Soja. Denn über Drei­vier­tel (79 Pro­zent) des welt­weit ange­bau­ten Sojas wird nur für die Füt­te­rung von Schwei­nen, Hüh­nern und Rin­dern pro­du­ziert. Also, obwohl nicht Soja drauf steht, ist doch Soja drin.

Soja ist eine der ältes­ten und wich­tigs­ten Kul­tur­pflan­zen. Eigent­lich ein tol­les und hoch­wer­ti­ges eiweiß­hal­ti­ges Lebens­mit­tel. Dar­um ist es erst­mal nicht schlecht, wenn mehr Leu­te weni­ger Fleisch und dafür zum Bei­spiel direkt Soja essen. Dann könn­te welt­weit viel weni­ger ange­baut wer­den. Und trotz­dem wür­den die Men­schen satt werden.

Soja für Fleisch zer­stört Regenwald

Die welt­wei­te Soja­pro­duk­ti­on hat sich in den letz­ten 20 Jah­ren mehr als ver­dop­pelt. Ein Ende die­ser Ent­wick­lung ist nicht in Sicht. Deutsch­land ist mit ca. 4,5 Mil­lio­nen Ton­nen einer der größ­ten Abneh­mer inner­halb der EU und belegt in Süd­ame­ri­ka eine Anbau­flä­che von cir­ca 2,6 Mil­lio­nen Hekt­ar. Das ist eine Flä­che so groß wie Hes­sen. Soja­fel­der fres­sen sich in wert­vol­le Wäl­der und in den Cer­ra­do, die arten­reichs­te Savan­ne der Welt und eines der wich­tigs­ten Was­ser­re­ser­voi­re Brasiliens.

Soja wird zum gro­ßen Teil in agrar­in­dus­tri­el­len Mono­kul­tu­ren ange­baut, mit mas­si­ven nega­ti­ven Umwelt­fol­gen und vie­ler­lei sozia­len Pro­ble­men. Hin­zu kommt die Nut­zung von Gen­tech­nik, die die­se inten­si­ve Form der Pro­duk­ti­on erst mög­lich macht. Die Haupt­an­bau­län­der sind Bra­si­li­en, USA und Argen­ti­ni­en. Beson­ders in Bra­si­li­en und Argen­ti­ni­en wird haupt­säch­lich es für die Her­stel­lung von Fut­ter­mit­teln ange­baut. Die­se Sor­ten sind haupt­säch­lich auf viel Ertrag gezüchtet.

Soja für Men­schen kommt woan­ders her

Bei Soja für die Lebens­mit­tel­pro­duk­ti­on, sind vor allem die Inhalts­stof­fe und die Qua­li­tät des Eiweiß wich­tig. Dafür wer­den spe­zi­el­le Sor­ten ent­wi­ckelt und ange­baut. Soja­boh­nen für die mensch­li­che Ernäh­rung stam­men in aller Regel aus Süd-Euro­pa (Rumä­ni­en, Ita­li­en, Frank­reich, Öster­reich), Chi­na und Nordamerika.

So sieht die Soja-Boh­ne aus © iStock / Get­ty Images

Der welt­wei­te Boom geht auf die Aus­wei­tung des Anbaus für die Fut­ter­mit­tel zurück. Trotz­dem macht es Sinn auch bei Soja­pro­duk­ten, die ich für mich sel­ber zum Essen kau­fe, auf die Her­kunft und Pro­duk­ti­ons­art und  zu ach­ten. Auf den meis­ten Pro­duk­ten steht lei­der nicht drauf, wo das ver­wen­de­te Soja her­kommt. Auch in Euro­pa kann es in bestimm­ten Regio­nen – wo die natür­li­chen Vor­aus­set­zun­gen stim­men (Tem­pe­ra­tur, frost­freie Tage usw.) ange­baut wer­den, seit eini­gen Jah­ren gibt es auch einen Ver­ein, der sich für den Anbau in Euro­pa ein­setzt „Donau­So­ja e.V.“ und zudem eini­ge Min­dest­stan­dards für die Pro­duk­ti­on als Donau­So­ja entwickelt.

Am ein­fachs­ten wäre es dar­auf zu ach­ten Bio-Soja aus euro­päi­scher Erzeu­gung zu ver­wen­den – und es muss ja auch nicht immer Soja sein.  Es gibt ja auch wei­te­re inter­es­san­te und hoch­wer­ti­ge eiweiß­hal­ti­ge Alter­na­ti­ven, wie zum Bei­spiel Lupi­nen, Boh­nen und Erb­sen, die kön­nen auch in weni­ger war­men Regio­nen in Euro­pa ange­baut werden.

Guten Appe­tit!

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Referent für Agrarrohstoffe und Tierhaltung beim WWF Deutschland. Landwirtschaft prägt mein Leben. Mich fasziniert dabei, dass es die weltweit einzige Wirtschaftsweise ist, die dank der Photosynthese in der Lage ist mehr zu erzeugen, als sie verbraucht. Und das mit der Natur und nicht gegen sie - das ist wahre Nachhaltigkeit! Ich bin Landwirt, Entwicklungshelfer, landwirtschaftlicher Berater, Einkäufer für Bio-Ölsaaten gewesen und jetzt Projektleiter für nachhaltigere Nutztierfütterung.-Markus hat den WWF inzwischen verlassen-

Kommentare (4)

  • Die richtigen Produkte zu essen, im Einklang mit umweltbewussten Anbau, ist für Otto-Normalverbraucher nicht immer so einfach, denn oft steht Bio drauf und es ist aber nicht wirklich umweltbewusst. Ich denke, da ist noch eine Menge Handlungsbedarf , denn die Lebensmittelindustrie ist nicht wirklich daran interessiert, eine gute Versorgung d.h. gesunde Produkte auf den Markt zu bringen.

    Ansonsten würde es nicht soviele Nahrungsmittelunverträglichkeiten geben. Das Bewusstsein der Verbraucher sowie der Industrie muss sich verändern, nur so kann sich die verfahrene Situation wirklich ändern.

  • Gleich zu Anfang habt ihr leider eine völlige Falschinformation: Es werden nicht mehr als 3/4 der weltweiten Sojaproduktion für Viehfutter angebaut.
    Ins Viehfutter geht nur der Abfall aus der Sojaölpressung. Dieser macht 80% des Gewichts aus.
    Die Erhöhung des Sojaanbaus hat auch nichts mit dem Viehfutter zu tun, sondern mit Biodiesel: Aus Sojaöl wird Biodiesel hergestellt. Die gestiegene Nachfrage nach Biodiesel führte zu einer Ausweitung des Anbaus.

  • Soja ist eine alte Kulturpflanze? Wurde schon von dem chinesischen (oder war es ein japanischer) Prinz Dingensda geschätzt. So im Jahr 4000 vor Christus, oder? So lautet doch die Mär. Soja hat in der Ernährung der Menschen NIE eine große Rolle gespielt. In Asien fermentierte man die Sojabohnen vor dem Verzehr - weil man um ihre nachteiligen Wirkungen im unfermentierten Zustand wusste. Und benutzte Sojasauce, Tempeh und Natto als Gewürz oder kleine Beilage. NICHT als Haupteiweißlieferant.
    Leider wird es immer schwieriger, sich sojaarm oder sojafrei zu ernähren. Zum Glück dürfen Tiere nur begrenzte Mengen an Soja bekommen. Sonst werden sie krank anstelle von kräftig.

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