Der Wil­de­rei-Beweis: Elfen­bein für Kony

In der Kamerafalle: Wilderer mit Elfenbein (c) M. Gersberg & V. Mbolo/ WWF ETIC

Die­ses erschre­cken­de Foto erreich­te mich in die­ser Woche: Ein Wil­de­rer, der einen noch blu­ti­gen Stoß­zahn trägt. Auf­ge­nom­men von einer unse­rer Kame­ra­fal­len im Mes­sok Dja, Repu­blik Kon­go, in der TRIDOM Regi­on (Tri-Natio­nal Dja-Odza­la-Min­ké­bé), einem der „hot­spots“ für Elefantenwilderei.

30.000 tote Elefanten

Das Aus­maß der Ele­fan­ten­wil­de­rei ist enorm: Jedes Jahr töten die Wil­de­rer in Afri­ka rund 30.000 Ele­fan­ten. Durch die hohen Gewin­ne und das gerin­ge Risi­ko ertappt zu wer­den, hat sich der Elfen­bein­han­del zum Spiel­feld kri­mi­nel­ler Netz­wer­ke ent­wi­ckelt. Aber durch wel­che Hän­de gehen die Stoß­zäh­ne? Wel­che Län­der durch­que­ren sie? Und, noch viel wich­ti­ger, was pas­siert mit den Gewin­nen? Auch wenn behaup­tet wird, dass die Erlö­se aus Wil­de­rei oft­mals Krie­ge und Kri­mi­na­li­tät finan­zie­ren, hat ein ein­deu­ti­ger Beweis dafür bis­her gefehlt.

Ich war sehr beein­druckt, als ich in der Sep­tem­ber­aus­ga­be des Natio­nal Geo­gra­phic den Arti­kel von Bryan Chris­ty, dem Lei­ter der Son­der­re­cher­che­grup­pe der Natio­nal Geo­gra­phic Socie­ty, gele­sen habe. Er ließ für den Spe­zi­al­re­port “Die Spur des Elfen­beins” einen künst­li­chen Stoß­zahn mit GPS aus­stat­ten. So konn­te man zum ers­ten Mal die Schmug­gel­rou­ten von Elfen­bein in Zen­tral­afri­ka genau nachverfolgen…

Elfen­bein für die LRA

In knapp zwei Mona­ten reis­te der mani­pu­lier­te Stoß­zahn 950 Kilo­me­ter: Von einem Schwarz­markt in der Zen­tral­afri­ka­ni­schen Repu­blik bis zu einem Gebiet, das als Unter­schlupf für die ugan­di­sche Lord’s Resis­tance Army (LRA) gilt. Die LRA wird ange­führt von einem der bekann­tes­ten und meist­ge­such­ten Kriegs­her­ren Afri­kas: Joseph Kony. Die Ter­ror­mi­liz von Joseph Kony ist in den letz­ten Jah­ren von 2700 Mann auf cir­ca 200 geschrumpft — und braucht drin­gend Waf­fen und Muni­ti­on. Über­läu­fer aus der Rebel­len­ar­mee haben bestä­tigt, dass sie Ele­fan­ten abge­schlach­tet und das Elfen­bein zu einer Basis von Kony gebracht haben.

Der­zeit befin­det sich der besen­der­te Stoß­zahn im Sudan, wo die LRA ver­mut­lich mit der suda­ne­si­schen Armee Waf­fen gegen Elfen­bein tauscht. Die End­sta­ti­on? Vor allem in Chi­na boomt die Nach­fra­ge nach Elfen­bein. Trotz des inter­na­tio­na­len Han­dels­ver­bots ist das Geschäft nur gering­fü­gig ein­ge­schränkt. Mich errei­chen mitt­ler­wei­le immer mehr Berich­te, dass dort der Besitz von Rohel­fen­bein als loh­nen­de Inves­ti­ti­on gese­hen wird. Die per­ver­se Logik: Je weni­ger Ele­fan­ten es noch gibt, des­to wert­vol­ler wird Elfenbein.

Wil­de­rei als schwe­re Kri­mi­na­li­tät erkannt

Die Gier nach dem wei­ßen Gold hat vor allem in poli­tisch insta­bi­len und umkämpf­ten Regio­nen wie Zen­tral­afri­ka gan­ze Ele­fan­ten­po­pu­la­tio­nen dezi­miert. Schon lan­ge ist es uns beim WWF wich­tig, dass Wil­de­rei und der ille­ga­len Han­del von Wild­tier­ar­ten nicht nur als Natur­schutz­pro­ble­ma­tik ange­se­hen wird, son­dern als schwe­re Form von Kri­mi­na­li­tät, die sogar Außen- und Sicher­heits­po­li­tik gefähr­det. Nur so kön­nen wir ent­schie­den gegen die Wil­de­rei vor­ge­hen. Im Juli 2015 haben die Ver­ein­ten Natio­nen eine Reso­lu­ti­on gegen den ille­ga­len Wild­tier­han­del ver­ab­schie­det. Ein Mei­len­stein im Kampf gegen Wil­de­rei, bei dem erst­mals alle Staa­ten der Welt die Schwe­re und das Aus­maß der Wil­de­reik­ri­se aner­kannt haben. Die größ­te Auf­ga­be steht aber noch bevor: Das Töten zu stoppen.

Holländische Berlinerin, Ökologin und ausgebildet zum Safariguide im südlichen Afrika. Ich habe mich sowohl in die afrikanische Natur verliebt, als auch in die Menschen und deren vielfältige und bunte Kultur. Ich bin ein großer Elefanten- und Nashorn-Fan, mache mir aber auch Sorgen um weniger charismatische Arten wie zum Beispiel Schuppentiere. Beim WWF unterstütze ich seit Anfang diesen Jahres die Bekämpfung der Wilderei innerhalb des Artenschutzteams. Einen schwierigen Kampf, der nicht nur durch den Einsatz von Rangern gewonnen werden kann. In meiner Freizeit entdecke ich gerne den Dschungel Berlins und bin viel draußen, um zu fotografieren. -Lisa Blanken hat den WWF inzwischen wieder verlassen-
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