Deutsch­land in der Dür­re: 12 Punk­te gegen die Wasserkrise

Unübersehbar: Waldschaden durch die Dürre © image / Jan Eifert

Dür­re, Hit­ze, extre­me Wet­ter. Spä­tes­tens mit dem Som­mer 2018 bekam jeder zu spü­ren, dass auch wir in Deutsch­land unter der Erd­er­hit­zung lei­den. Was­ser­kri­se gibt es nicht nur in Kali­for­ni­en, Kap­stadt oder Chen­nai, son­dern auch bei uns.

Die Spu­ren der Dür­re in Deutsch­land sind unüber­seh­bar. Bäu­me ster­ben ab, an man­chen Orten gan­ze Wäl­der. Flüs­se wei­sen nur ein Bruch­teil der nor­ma­len Pegel­stän­de auf. Am Ufer von vie­len Seen zeigt sich ein brei­ter brau­ner Strei­fen. Doch der größ­te Scha­den bleibt unsicht­bar: im Boden.

Dür­re im Boden: War­um der Regen nicht reicht

Der Som­mer 2019 ist extrem, auch wenn es hier und dort mal reg­net. Die Dür­re in Deutsch­land sitzt zu tief im Boden. Wie der Dür­re­mo­ni­tor des Helm­holtz-Zen­trum für Umwelt­for­schung (UFZ) zeigt, waren die Böden im Som­mer und Herbst 2018 viel tro­cke­ner als in allen ver­füg­ba­ren Jah­ren seit 1951. Die dies­jäh­ri­ge Tro­cken­heit wird nun von den Nach­wir­kun­gen des Dür­re­jah­res 2018 wei­ter ver­stärkt. Waren die Grund­was­ser­spei­cher mit Beginn 2018 noch voll, da 2017 sehr feucht aus­ge­fal­len ist, so sahen die Start­be­din­gun­gen für 2019 schon ganz anders aus. Durch die lan­ge Dür­re­pe­ri­ode konn­ten sich die Grund­was­ser­spei­cher nicht rege­ne­rie­ren. Die Böden blie­ben auch im Win­ter viel zu tro­cken. Der größ­te Teil der Böden ist min­des­tens “unge­wöhn­lich tro­cken”, wie der Dür­re­mo­ni­tor des UFZ zeigt. Betrach­tet man unse­re Böden bis in eine Tie­fe von 1,80 Meter, so zeigt sich, dass vie­le Regio­nen von einer “schwe­ren”, “extre­men” oder sogar “außer­ge­wöhn­li­chen” Dür­re betrof­fen sind.

Das Grund­was­ser sinkt

Das Haupt­pro­blem der Boden­dür­re ist das zurück­ge­hen­de Grund­was­ser. Die meter­eo­lo­gi­sche ist zu einer hydro­lo­gi­schen Dür­re gewor­den. Zu Beginn des Jah­res 2018 waren die Grund­was­ser­spei­cher noch voll. Regen und Schnee fie­len im Win­ter 18/19 in Bran­den­burg, Sach­sen-Anhalt oder Thü­rin­gen viel zu gering aus, um die Dür­re des Som­mers 2018 aus­zu­glei­chen. Die Grund­was­ser­spei­cher konn­ten sich nicht rege­ne­rie­ren. Bereits im Früh­ling war der Boden viel zu tro­cken. Und die Grund­was­ser­si­tua­ti­on bleibt wei­ter­hin ange­spannt. Zum Bei­spiel unter­schrei­ten in Sach­sen 88 Pro­zent der aus­ge­wer­te­ten Mess­stel­len den monats­ty­pi­schen Grund­was­ser­stand um durch­schnitt­lich 54 cm (Stand 07.08.2019). In der Lau­sitz hat es seit Mona­ten nicht mehr ergie­big gereg­net. Fast über­all in Bran­den­burgs darf kein Was­ser mehr aus Seen ent­nom­men wer­den, bei Stra­fen von bis zu 50.000 Euro.

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Die Fol­gen der Dür­re für Pflan­zen, Tie­re und Men­schen sind enorm. Vege­ta­ti­ons­schä­den, Ern­te­ein­bu­ßen, Wald­brän­de, Nied­rig­was­ser, erhöh­te Schad­stoff­kon­zen­tra­ti­on in Gewäs­sern, Trink­was­ser­knapp­heit. Wirt­schaft, Bau­ern und Forst­wir­te bekla­gen Schä­den in Milliardenhöhe.

Gelb ist unge­wöhn­lich tro­cken, rot bedeu­tet extrem tro­cken © Helmholtz-UFZ

Extre­me Tro­cken­hei­ten wie 2018 und 2019 wer­den durch die Erd­er­hit­zung immer wahr­schein­li­cher. Wir wer­den auch in Deutsch­land künf­tig häu­fi­ger, wahr­schein­lich regel­mä­ßig mit Dür­ren rech­nen müs­sen. Ich den­ke es ist allen klar, dass dies Was­ser­ver­sor­gung, Umwelt, Land­wirt­schaft, Infra­struk­tur, Ener­gie­ver­sor­gung, Wirt­schaft und uns alle vor gro­ße Her­aus­for­de­run­gen stellt. Her­aus­for­de­run­gen, für die wir uns end­lich wapp­nen müs­sen. Euro­pa, Deutsch­land, Wirt­schaft und wir alle müs­sen handeln.

12 Maß­nah­men gegen die Wasserkrise

  1. Kli­ma­schutz ist Was­ser­schutz! Die Kli­ma­schutz­maß­nah­men müs­sen sofort ver­stärkt wer­den, um die Erd­er­hit­zung auf 1,5 Grad zu begrenzen.
  2. Süß­was­ser muss zusätz­li­cher Schwer­punkt der Ent­wick­lungs­zu­sam­men­ar­beit werden!
  3. Wir haben über 375.000 Unter­schrif­ten für die Was­ser­rah­men­richt­li­nie gesam­melt – die muss nun end­lich zügig umge­setzt werden!
  4. Ver­bind­li­che sozia­le, men­schen­recht­li­che und öko­lo­gi­sche Stan­dards müs­sen in Wirt­schafts­ab­kom­men der EU stehen!
  5. Unter­neh­men müs­sen ihre Lie­fer­ket­ten trans­pa­rent machen und ein nach­hal­ti­ges Was­ser­ma­nage­ment realisieren!
  6. Zer­ti­fi­zie­rungs­sys­te­men (wie EU-Bio) müs­sen das The­ma Was­ser miteinbeziehen!
  7. Süß­was­ser­schutz muss bei För­de­run­gen der EU Prio­ri­tät haben!
  8. Was­ser­ri­si­ken müs­sen in der Wirt­schaft bei Kre­dit­ver­ga­ben und Inves­ti­tio­nen berück­sich­tigt werden!
  9. Inves­ti­tio­nen in Wind und Son­ne sowie natur-ori­en­tier­te Maß­nah­men zum Gewäs­ser­schutz müs­sen ver­stärkt geför­dert werden!
  10. Jeder kann einen Unter­schied machen: sai­so­nal, regio­nal und fleisch­arm ernäh­ren, Lebens­mit­tel­ver­schwen­dung ver­mei­den, Pro­duk­te län­ger gebrau­chen, repa­rie­ren und recy­clen. Wei­te­re Tipps fin­det ihr hier!
  11. Laut wer­den für das Was­ser! Wir müs­sen Unter­neh­men unter Druck set­zen, damit sie Was­ser­ri­si­ken in ihren Pro­duk­ten zei­gen – und reduzieren.
  12. Setzt euch ein für eine kli­ma­schutz­ori­en­tier­ten Poli­tik, die auch durch nach­hal­ti­ge Was­ser­nut­zung gegen die Erd­er­hit­zung handelt!

Ihr wollt mehr wis­sen? Schaut doch mal in unse­re aktu­el­le Stu­die über Dür­re!

An der Ostsee aufgewachsen und losgezogen in die Welt, um in den USA, Indien, Kanada, der Mongolei, Österreich (und immer Norddeutschland im Herzen) mehr über Klimapolitik und nachhaltige Ressourcennutzung zu lernen. Nun seit Anfang 2019 im Water Stewardship Team hier in Berlin, um Unternehmen auf Herz und Nieren - oder Wasserrisken - zu prüfen.

Kommentare (1)

  • Wir haben wenig Möglichkeiten, technisch einzugreifen.
    Warum aber in Wüstengebieten, in denen den ganzen Tag die Sonne scheint, keine Solarkraftwerke stehen, die Meerwasser entsalzen und in die Wüste leiten - oder in die trockenen Wälder Kaliforniens und Australiens z.B., frage ich mich schon seit Jahrzehnten. Die Israelis machten es vor und legen bei Begrünungen an jeden Baum eine winzige Wasserleitung.

    Das Verfahren muss nicht einmal optimiert werden, Hauptsache, es fließt erst mal Süßwasser ins Trockene. Verbessern kann man mit der Zeit immer noch. Darum kümmert man sich nicht, und das erweckt bei mir den Eindruck, man habe gar kein Interesse, neue Wälder zu schaffen und bestehende vor Brandkatastrophen zu schützen.

    Übrigens steht bei mir eine Kanne. In die kommt einigermaßen sauberes Spül- und Handwaschwasser, das ich noch als Brauchwasser zum Gießen oder für die Toilettenspülung verwenden kann.
    Ein Tropfen auf den heißen Stein - er kühlt ihn besser als über seine Hitze zu lamentieren.

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