10 Jah­re Welt­na­tur­er­be Wat­ten­meer: Rücken­wind und Klimawandel

Das Wattenmeer kämpft gegen Klimakrise und Meeresspiegelanstieg © Hans-Ulrich Rösner / WWF

Es ist das größ­te zusam­men­hän­gen­de Watt­ge­biet der Erde. Das ein­zig­ar­ti­ge Welt­na­tur­er­be Wat­ten­meer ist stol­ze 11.500 Qua­drat­ki­lo­me­ter groß, in Deutsch­land, Däne­mark und den Niederlanden.

Die UNESCO-Aus­zeich­nung Welt­na­tur­er­be hat dem Wat­ten­meer frag­los Rücken­wind beschert. Es macht dar­auf auf­merk­sam, was für einen Natur­schatz wir an der Nord­see­küs­te haben. Die Unter­stüt­zung der Men­schen für den Schutz der Natur hat dadurch zuge­nom­men. Nach der Aus­wei­sung der Wat­ten­meer-Natio­nal­parks in den 1980er Jah­ren war die Welt­na­tur­er­be-Aner­ken­nung 2009 ein wich­ti­ger Meilenstein.

Die Natio­nal­parks haben mit dazu geführt, dass wir im Wat­ten­meer viel­fach noch intak­te Land­schaft, gut erhol­te Bestän­de an See­hun­den und Kegel­rob­ben, Küs­ten­vö­gel und blü­hen­de Salz­wie­sen bestau­nen können.

Kat­zen­hai und See­pferd­chen: Ver­lo­re­ne Arten unter Wasser

Ist also alles gut? Nein! Beson­ders die Lebe­we­sen unter dem Was­ser sind nicht gut geschützt. Kat­zen­hai, See­pferd­chen, Nagel­ro­chen, Stör und Sand­ko­ral­le sucht man heu­te ver­geb­lich. Wir for­dern daher, die­sen Arten eine Rück­kehr zu ermög­li­chen. Indem man gro­ße Tei­le des Wat­ten­meer-Schutz­ge­bie­tes nicht mehr befischt. Zusätz­lich sorgt die inten­si­ve Schiff­fahrt für Pro­ble­me in den geschütz­ten Gebieten.

10 Mil­lio­nen Vögel jedes Jahr im Wattenmeer

das Wat­ten­meer ist ein Vogel­ge­biet von Welt­gel­tung © Roes­ner / WWF

Das Wat­ten­meer ist unver­zicht­bar für den Erhalt der welt­wei­ten Arten­viel­falt. Mehr als 10.000 ver­schie­de­ne Tier- und Pflan­zen­ar­ten leben hier. Es ist ein Rast- und Nah­rungs­ge­biet für Zug­vö­gel von glo­ba­ler Bedeu­tung. Unglaub­lich vie­le, rund 10 Mil­lio­nen Vögel wie Knutt und Alpen­strand­läu­fer legen wäh­rend ihres Zuges im Herbst und Früh­jahr einen oft Wochen oder Mona­te dau­ern­den Stopp ein.

Salz­wie­sen — und der Käfer mit dem längs­ten Namen

In den Salz­wie­sen leben etwa 2300 Arten. Sie sind ein ech­tes Pflan­zen- und Tier­pa­ra­dies. Vie­le Insek­ten sind hoch­gra­dig auf die „Salz­pflan­zen“ spe­zia­li­siert. Wie zum Bei­spiel der Hal­lig­flie­der-Spitz­maus-Rüs­sel­kä­fer. Der heißt tat­säch­lich so. Kennt jemand ein Tier mit einem län­ge­ren Namen?

Klei­ner Käfer, lan­ger Name: Hal­lig­flie­der-Spitz­maus-Rüs­sel­kä­fer © Chris-Kirby-Lambert

Beson­de­re Vogel­ar­ten sind auf die Salz­wie­sen als Brut­plät­ze ange­wie­sen und zie­hen dort ihren Nach­wuchs auf. Ins­ge­samt brü­ten hier rund eine hal­be Mil­li­on Paa­re! Der Aus­tern­fi­scher ist einer der Bekann­tes­ten. Aber wird es ihn in 50, in 80 Jah­ren noch geben? Sei­ne Brut­plät­ze sind vom Kli­ma­wan­del bedroht, wenn der Mee­res­spie­gel an der Nord­see­küs­te zukünf­tig schnel­ler ansteigt.

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Kli­ma­kri­se bedroht Mensch und Natur im Wattenmeer

Ich sor­ge mich um die Zukunft des Wat­ten­mee­res. Die Erd­er­hit­zung bringt alles in gro­ße Gefahr. Wir wis­sen: Der Mee­res­spie­gel steigt zukünf­tig schnel­ler. Watt­flä­chen, Salz­wie­sen, Strän­de und Dünen, sogar gan­ze Inseln könn­ten mit­samt ihrer ein­ma­li­gen Natur ver­lo­ren gehen. Sturm­flu­ten wür­den an den Küs­ten höher auf­lau­fen und Men­schen gefährden.

Kli­ma­schutz und Anpas­sung an den Mee­res­spie­gel­an­stieg nötig

Und so hän­gen Wat­ten­meer­schutz und Kli­ma­schutz zusam­men. Die Umset­zung des Pari­ser Kli­ma­ab­kom­mens ist auch für das Wat­ten­meer ent­schei­dend. Zusätz­lich müs­sen wir uns an der Küs­te an den selbst bei gutem Kli­ma­schutz noch lan­ge stei­gen­den Mee­res­spie­gel anpas­sen. Wie das funk­tio­nie­ren könn­te, habe ich hier schon mal skizziert.

Damit dies gelingt, arbei­ten wir beim WWF wei­ter am Erhalt und der Wie­der­her­stel­lung einer mög­lichst natür­li­chen, wider­stands­fä­hi­gen Küs­ten­land­schaft und set­zen uns für einen „wei­chen Küs­ten­schutz“ im Ein­klang mit der Natur ein.

Beim WWF bin ich seit 2013 für den Wattenmeerschutz aktiv. Als Umweltwissenschaftler sind meine Schwerpunkte die Anpassung des Wattenmeeres an den Klimawandel und aktuell das Projekt "Sandküste St. Peter-Ording". Ich setze mich dafür ein, dass unsere Küstennatur trotz Klimawandel künftig nicht verloren geht. Im Gegenteil: Das Wattenmeer soll mit dem Meeresspiegelanstieg mitwachsen. Wir müssen uns rechtzeitig anpassen, z. B. indem wir Küstenlebensräume wie Salzwiesen, Dünen und Wattflächen wiederherstellen. Das gelingt am besten gemeinsam.

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