Bun­des­tag: Ände­rung für Umgang mit Wölfen

Der Bundestag hat die Gesetze zum Zusammenleben mit dem Wolf geändert. © Staffan Widstrand / WWF-Canon

Kurz vor Weih­nach­ten gab es ges­tern noch ein­mal einen rich­ti­gen Auf­re­ger: “Wöl­fe dür­fen leich­ter geschos­sen wer­den”, berich­tet die Tages­schau. Die Zeit schreibt: “Bun­des­tag erleich­tert Abschuss von Wöl­fen”. Auch gan­ze Rudel wären von dem neu­en Gesetz betrof­fen, heißt es. Und auch, dass “die Umwelt­schutz­or­ga­ni­sa­ti­on WWF die Plä­ne begrüß­te.” Zahl­rei­che Anfra­gen erreich­ten mich. Das Tele­fon unse­res Info­ser­vices stand seit dem auch nur noch sel­ten still.

Was wur­de beschlos­sen und was hält der WWF davon?

Der Bun­des­tag hat­te ges­tern nach mona­te­lan­gen Dis­kus­sio­nen eine Ände­rung des Bun­des­na­tur­schutz­ge­set­zes ver­ab­schie­det. Ganz spe­zi­ell betref­fen die Ände­run­gen den Umgang mit dem Wolf. Bereits im Som­mer wur­den Ände­rungs­vor­schlä­ge ein­ge­bracht. Nach unse­rer Ein­schät­zung und dem zahl­rei­cher ande­rer Ver­bän­de gab es hier jedoch deut­li­chen Ver­bes­se­rungs­be­darf , sodass noch ein­mal nach­ver­han­delt wer­den musste.

Nun wur­de ein Kom­pro­miss gefun­den und wir begrü­ßen, dass damit einer mög­li­chen Aus­höh­lung des Arten­schut­zes — wie in den vor­he­ri­gen Ent­wür­fen vor­ge­schla­gen – eine Absa­ge erteilt ist. Aus unse­rer Sicht ist dabei ent­schei­dend, dass der stren­ge Schutz­sta­tus der Wöl­fe und ande­rer streng geschütz­ter Arten nicht auf­ge­weicht wird. Obwohl es viel­leicht anders klingt, wenn man nur die Über­schrif­ten liest.

Ent­nah­me­an­trä­ge für bedroh­te Arten

Ursprüng­lich soll­ten jeg­li­che Per­so­nen einen Abschuss von streng geschütz­ten Tie­ren bean­tra­gen kön­nen, die sich in irgend­ei­ner Form von ihnen “ernst geschä­digt”  fühl­ten. Das hät­te sogar dazu füh­ren kön­nen, dass Hob­by­fi­scher oder Teich­be­sit­zer solch einen Antrag ein­rei­chen kön­nen, um z.B. Kor­mo­ra­ne, Fisch­ad­ler oder Fisch­ot­ter abschie­ßen las­sen zu können.

Wöl­fe: Abschuss nur die aller­letz­te Lösung

Der Kom­pro­miss führt die Berech­ti­gung für einen Antrag auf Ent­nah­me auf das bis­lang gel­ten­de Kri­te­ri­um des Wirt­schaf­tens zurück, so wie wir und vie­le ande­re Umwelt­ver­bän­de es gefor­dert hat­ten. Somit ist klar­ge­stellt wor­den, dass ein Abschuss nur eine aller­letz­te Lösung dar­stel­len kann und immer einer Ein­zel­fall­prü­fung bedarf.

Bun­des­tag beschließt bes­se­re Herdenschutzmaßnahmen

Viel wich­ti­ger jedoch ist, dass es gar nicht so weit kommt. Dafür müs­sen flä­chen­de­ckend Her­den­schutz­maß­nah­men in allen Bun­des­län­dern mit Wolfs­vor­kom­men umge­setzt wer­den. Das heißt in der Pra­xis wird jeder Antrag auf die Ent­nah­me als Ein­zel­fall geprüft. Die­se Prü­fung betrifft den einer­seits den wirt­schaft­li­che Scha­den, aber auch ob zuvor wirk­lich alle prä­ven­ti­ven Maß­nah­men ergrif­fen wur­den. Nur wenn es wirk­lich kei­ne Alter­na­ti­ven mehr gibt, wird die­se Ent­nah­me posi­tiv beschie­den wer­den. Unse­rer Ansicht nach hät­te es dafür kei­ne Ände­rung des Natur­schutz­ge­set­zes gebraucht, da auch bis­lang die Tötung oder wie es so schön heißt “Ent­nah­me” von Tie­ren im Ein­zel­fall erlaubt war.

Wöl­fe: Bun­des­tag regelt Hil­fe für Weidetierhalter

Bund und Län­der haben bereits ange­kün­digt die För­der­maß­nah­men aus­zu­bau­en. Somit sol­len Wei­de­tier­hal­ter auch Hil­fe bei den lau­fen­den Kos­ten des Her­den­schut­zes erhal­ten. Dafür befür­wor­ten wir eine bun­des­wei­te Koor­di­na­ti­on zu Her­den­schutz­maß­nah­men wie Zäu­nen und Hun­de, deren För­de­rung, Wei­ter­ent­wick­lung und Beratungsangeboten.

Was ist nun mit Wolfsrudeln?

Soll es nun auch gleich gan­zen Rudeln an den Kra­gen gehen, so wie es die Nach­rich­ten sug­ge­rie­ren? Ja, das Gesetz macht den Weg dafür frei, dass theo­re­tisch in einem Gebiet so lan­ge Wöl­fe ent­nom­men wer­den dür­fen, bis die Schä­den auf­hö­ren. Das sieht der WWF kri­tisch und hat auch Beden­ken, dass dies mit euro­päi­schem Recht ver­ein­bar ist. Des­halb wer­den wir genau beob­ach­ten, wie die­se Rege­lung umge­setzt wird. Unse­rer Ansicht nach muss die Ent­nah­me eines streng geschütz­ten Tie­res immer einen Ein­zel­fall­ent­schei­dung bleiben. 

Ich bin Programmleiter Wildtiere Deutschland und Europa beim WWF und beschäftige ich mich vor allem mit den großen heimischen Säugetieren, die bei uns einstmals ausgerottet waren, jetzt aber wieder zurückkehren! Der WWF möchte dazu beitragen, dass Wolf, Luchs & Co. hier wieder eine Heimat finden. Auch persönlich bin ich oft im Wald unterwegs, mache mich auf Spurensuche und erfreue mich an naturnahen Wäldern, wo der Mensch die Natur Natur sein lässt. --- Moritz hat den WWF inzwischen verlassen ---

Kommentare (3)

  • In dem inzwischen vorliegenden Konzept werden Einschätzungen zum Wolfsverhalten im Hinblick auf die Sicherheit des Menschen sowie Empfehlungen mit dem Umgang mit Wölfen gegeben, die ein auffälliges Verhalten zeigen. Unter auffälligem Verhalten wird in diesem Konzept die ganze Bandbreite von ungewöhnlichem, unerwünschtem bis zu problematischem Verhalten von Wölfen in Bezug auf Menschen verstanden. Die Empfehlungen richten sich in erster Linie an die zuständigen Behörden der Bundesländer. Sie sollen damit in die Lage versetzt werden, eine Ersteinschätzung von Wolfsverhalten in Bezug auf die Sicherheit von Menschen vorzunehmen und mögliche Handlungsabläufe vorbereiten zu können.

  • Ich finde es wichtig, sich als WWF klarer vom Beschluss des Bundestages in Bezug auf den Wolfsabschuss - "Entnahme ganzer Rudel" - abzugrenzen - und das öffentlich! Nicht nur im Internet! Der WWF ist eine Organisation, auf den die Öffentlichkeit hört. Die neue Gesetzgebung läuft dem Artenschutz zuwider und das Problem liegt ganz woanders. Es fehlt an der Bereitschaft, ordnungsgemäß Herdenschutzzäune aufzubauen oder diese zu beantragen. Auch auf Seiten der Behörden gibt es Probleme. Die Präventionsmaßnahmen mit Aufklärungskampagnen auch für Weitetierhalter hätten viel früher vorbereitet werden müssen. Aber man hat den Umweltschutz mal wieder hinten angestellt.

  • Ich finde es schade, dass sich der WWF an der Unterdrücken wahrer Tatsachen beteiligt indem der Begriff "Entnahme" übernommen wird. Zwar wird kurz erklärt, dass damit "töten" gemeint ist, aber im weiteren Artikel wird die verschleiernde Bezeichnung verwendet.

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