Kli­ma­schutz mit Power-to‑X, Was­ser­stoff, eFuels & Co?

Wasserstoff gilt als das "Öl des 21. Jahrhunderts". © iStock Getty Images

Ist Was­ser­stoff die Wun­der­waf­fe beim Kli­ma­schutz? Power-to‑X, eFuels und Co sind der­zeit in aller Mun­de. Vie­le sehen dar­in Schlüs­sel­tech­no­lo­gien für den Kli­ma­schutz. Was­ser­stoff wird als „Öl des 21. Jahr­hun­derts“ ange­prie­sen. Auch die Bun­des­re­gie­rung hält viel davon. Im Kli­ma­pa­ket wur­de eine Was­ser­stoff­stra­te­gie ange­kün­digt. Doch was ver­birgt sich hin­ter die­sen Begrif­fen? Und wel­chen Bei­trag zur Kli­ma­neu­tra­li­tät kön­nen sie tat­säch­lich leis­ten? Ich ver­su­che mal Licht ins Dun­kel zu bringen.

Power-to-Was?

Power-to‑X (PtX) ist der Über­be­griff für Tech­no­lo­gien, mit denen Strom (Power) in ande­re Ener­gie­trä­ger oder Stof­fe (X) umge­wan­delt wird. PtX ermög­licht damit Strom auch in Berei­chen wie Ver­kehr oder Wär­me­ver­sor­gung zu nut­zen. Zukünf­tig könn­te so auch in die­sen Berei­chen auf fos­si­les und kli­ma­schäd­li­ches Erd­öl und Erd­gas ver­zich­tet wer­den (Sek­tor­kopp­lung).

Wie wird Was­ser­stoff hergestellt?

Alle die­se Tech­no­lo­gien haben eines gemein­sam: Zuerst wird mit Strom und Was­ser durch Elek­tro­ly­se Was­ser­stoff her­ge­stellt. Ent­we­der kann die­ser direkt ver­wen­det wer­den, wie bei der kli­ma­freund­li­chen Stahl­her­stel­lung oder in Brenn­stoff­zel­len. Oder er wird zu syn­the­ti­schen, koh­len­stoff­hal­ti­gen Ener­gie­trä­gern wei­ter­ver­ar­bei­tet. Dazu benö­tigt man Koh­len­stoff­di­oxid. Nach­hal­tig zum Bei­spiel aus der Luft, wel­ches mit dem Was­ser­stoff che­misch ver­bun­den wird. Dadurch ent­ste­hen Koh­len­was­ser­stoff-Mole­kü­le, die mit den Erd­öl-Pro­duk­ten Ben­zin, Die­sel oder Heiz­öl che­misch iden­tisch sind. Das sind soge­nann­te syn­the­ti­sche Kraft­stof­fe oder eFuels.

Wie kli­ma­freund­lich ist C02? © WWF

Was bringt das für den Klimaschutz?

Um die Erd­er­hit­zung auf 1,5 °C zu begren­zen, muss in allen Lebens- und Wirt­schafts­be­rei­chen Kli­ma­neu­tra­li­tät erreicht wer­den. Was­ser­stoff und ande­re PtX-Stof­fe wer­den dafür in ver­schie­de­nen Sek­to­ren eine Rol­le spie­len. Aller­dings sind sie nicht per se ein All­heil­mit­tel für den Klimaschutz.

Mit­ma­chen bei Zukunft!

Bis zum 19. Febru­ar 2021 kön­nen sich Stu­die­ren­de im Alter von 18 bis 28 noch für unse­re Power-to‑X Som­mer­werk­statt bewer­ben! Wei­te­re Infor­ma­tio­nen gibt es hier. Wir freu­en uns auf Euch!

 

Wich­tigs­te Vor­aus­set­zung für eine kli­ma­freund­li­che Pro­duk­ti­on von PtX-Stof­fen ist, dass zu 100 Pro­zent Strom aus erneu­er­ba­ren Ener­gien ver­wen­det wird. Nur dann leis­ten die­se Tech­no­lo­gien wirk­lich einen Bei­trag zum Kli­ma­schutz. Wird aber Strom aus dre­cki­gen Koh­le­kraft­wer­ken ver­wen­det, ist PtX sogar kli­ma­schäd­li­cher als kon­ven­tio­nel­ler Die­sel oder Benzin.

War­um grü­ner Was­ser­stoff sel­ten ist

Wirk­lich grü­ner Was­ser­stoff wird immer kost­bar und sel­ten blei­ben. Für die Pro­duk­ti­on von Was­ser­stoff wird enorm viel Ener­gie benö­tigt. Zum Ver­gleich: Ein mit syn­the­ti­schen Kraft­stof­fen betrie­be­nes Fahr­zeug benö­tigt die fünf­fa­che Men­ge erneu­er­ba­ren Stroms im Ver­gleich zu einem Elek­tro­au­to. Und erneu­er­ba­rer Strom ist (noch) eine Man­gel­wa­re. Aber auch zukünf­tig wird es nicht genü­gend Wind- und Solar­an­la­gen geben, um den gesam­ten Ener­gie­be­darf in Deutsch­land zu decken. Des­halb ist klar, dass die Pro­duk­ti­on von PtX-Stof­fen wie Was­ser­stoff haupt­säch­lich im Aus­land an son­nen- oder wind­rei­che­ren Stand­or­ten statt­fin­den wird. Zum Bei­spiel in Nord­afri­ka. Doch auch dort gibt es nicht unend­lich Flä­chen und Ener­gie. Und es gilt auch ande­re sozia­le und öko­lo­gi­sche Aus­wir­kun­gen zu berück­sich­ti­gen wie zum Bei­spiel den Wasserverbrauch.

War­um Was­ser­stoff sich nicht für Autos eignet

Des­halb dür­fen Was­ser­stoff und PtX-Stof­fen nur dort ein­ge­setzt wer­den, wo Alter­na­ti­ven feh­len oder nur schwer umsetz­bar sind. Was­ser­stoff ist eben kein Frei­fahrt­schein für den Ver­kehr. Für Autos ist die Tech­no­lo­gie zu inef­fi­zi­ent. Sie wird nur da eine Rol­le spie­len, wo Elek­tro­an­trie­be bis­her nicht mög­lich sind. Für den Was­ser­stoff gilt dies etwa im Schwer­last­ver­kehr. Koh­len­stoff­hal­ti­ge PtX-Stof­fe stel­len eine Alter­na­ti­ve für den Flug­ver­kehr oder Tei­le der Schiff­fahrt dar. Viel wich­ti­ger jedoch ist der Ein­satz von Was­ser­stoff in der Indus­trie. Dort ist er die Vor­aus­set­zung für eine kli­ma­neu­tra­le Her­stel­lung von Stahl und che­mi­schen Grundstoffen.

Was muss getan werden?

Damit die­se Tech­no­lo­gien wie Power-to‑X, Was­ser­stoff, eFuels und Co wirk­lich einen Bei­trag zum Kli­ma­schutz leis­ten, muss der Aus­bau erneu­er­ba­rer Ener­gien schnellst­mög­lich vor­an­ge­hen. Der­zeit ist die Ener­gie­wen­de in Deutsch­land ins Sto­cken gera­ten. Ins­be­son­de­re der Wind­ener­gie-Aus­bau. Die Bun­des­re­gie­rung muss den Aus­bau der erneu­er­ba­ren Ener­gien end­lich wie­der ent­schie­den vor­an­trei­ben. Damit ein­her­ge­hend dür­fen PtX-Stof­fe nur mit erneu­er­ba­rem Strom her­ge­stellt wer­den. Genau­so wich­tig ist es, dass vor­aus­schau­end auch der Aus­bau des Strom- und Gas­net­zes geplant und kon­se­quent an der Wei­ter­ent­wick­lung der PtX-Tech­no­lo­gien gear­bei­tet wird.

Schluss­end­lich darf nicht ver­ges­sen wer­den, dass es min­des­tens genau­so wich­tig ist, den Ener­gie­ver­brauch zu redu­zie­ren. Andern­falls sind die Ener­gie­be­dar­fe zu hoch, um auf nach­hal­ti­ge erneu­er­ba­re Ener­gien umge­stellt zu werden.

Was macht der WWF zu Was­ser­stoff & Co?

Wir beim WWF arbei­ten am hoch­ak­tu­el­len und wich­ti­gen The­ma Was­ser­stoff und Co. So betei­li­gen wir uns am Koper­ni­kus-Pro­jekt Power-to‑X. Dort arbei­ten Wis­sen­schaft, Wirt­schaft und Zivil­ge­sell­schaft, geför­dert vom Bun­des­mi­nis­te­ri­um für Bil­dung und For­schung, gemein­sam an Lösun­gen für die Ener­gie der Zukunft. Falls Du dich dafür inter­es­sierst und mehr dar­über erfah­ren möch­test, wie kli­ma­neu­tral CO2 als Roh­stoff wirk­lich ist, schau auch auf unse­rer The­men­sei­te vorbei.

Bewirb dich für unse­re Power-to‑X Sommerwerkstatt.

 

Ich bin beim WWF Referent für Klimaschutz und Energiepolitik. Dabei beschäftige ich mich vorrangig mit dem Industriesektor und Power-to-X-Technologien. Mit meinem Engagement beim WWF setze ich mich dafür ein, dass wir eine intakte Umwelt bzw. einen lebenswerten Planeten erhalten. Jede*r Einzelne kann einen wichtigen Beitrag leisten – sowohl unsere Konsumentscheidungen, als auch unser politischer Einfluss zählt! ++++Patrick hat den WWF inzwischen verlassen++++

Kommentare (3)

  • Wasserstoff ist eine sehr gute Idee falls es funktionieren sollte. Wir als Saga Umzüge Berlin versuchen immer das Umwelt mit unserer Arbeit zu verbessern, indem wir Plastik usw vermeiden. Daher finden wir dein Blog sehr interessant. Mach weiter so!

  • Hallo Herr Zimmermann,
    interessanter Artikel. Danke, dass Sie das Thema Wasserstoff aufgreifen. Es wird dargestellt, dass sich Wasserstoff fürs Auto nicht eignet, da ineffizient. Kann die Rechnung, dass ein Wasserstoffauto die fünffache Menge Energie als ein E-Auto benötig, irgendwo nachvollzogen/eingesehen werden? Ist dabei berücksichtigt, welche enorme Energiemenge zur Produktion einer E-Auto-Batterie benötigt wird? Welche Lebensdauer der E-Auto-Batterie ist dabei unterstellt? Vermutlich haben sie als Experte diese Information zur Hand. Wäre für Aufschluss hierüber sehr dankbar.
    Mit freundlichen Grüßen
    Jens-Peter Fiehn

  • Gut zu wissen, dass grüner Wasserstoff für seine Produktion enormer Energiemengen bedarf. Mein Onkel beschäftigt sich professionell mit der Lieferung von Treibstoffen. Er sagt, dass fast ausschließlich immer noch auf die traditionellen Treibstoffe zugegriffen wird.

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