Elek­tro­mo­bi­li­tät hebt ab

Das Velokopter Lufttaxi fliegt elektrisch © e-volo GmbH

Es tut sich was in Sachen Elek­tro­mo­bi­li­tät. In Chi­na, in Nor­we­gen, in Bor­kum und am Boden­see. Mit einem Lufttaxi.

Ein Start Up für Elek­tro­mo­bi­li­tät vom Boden­see will dem­nächst mit einem „Taxi der Lüf­te“ hoch hin­aus. Der Pro­to­typ ist längst fer­tig. Die Tüft­ler vom Boden­see wol­len mit dem strom­be­trie­be­nen Flug­ge­rät schon 2018 auf den Markt.

Ost­frie­sen-Cops unter Strom

Mit dem E‑Motorrad ist die Poli­zei auf Bor­kum unter­wegs © Poli­zei­di­rek­ti­on Osnabrück

Ein wenig boden­stän­di­ger macht es die ost­frie­si­sche Poli­zei. Die geht jetzt  auf der Nord­see­insel Bor­kum mit Elek­tro-Motor­rä­dern auf Ver­bre­cher­jagd. Schnel­ler als die Poli­zei erlaubt: In knapp vier Sekun­den von null auf hundert.

Ber­lin Mar­ra­kesch mit dem E‑Motorrad

Ich bin selbst mit einem ähn­li­chen Modell, einer Zero DSR, letz­tes Jahr von Ber­lin zum Kli­ma­gip­fel nach Mar­ra­kesch gefahren.Das war zwar eine aben­teu­er­li­che Rei­se, aber für 4500 Kilo­me­ter Auto­bahn im Novem­ber ist ein Motor­rad, auch ein elek­tri­sches eher weni­ger geeig­net. Für die zehn Kilo­me­ter lan­ge Insel Bor­kum hin­ge­gen passt das Bike hin­ge­gen perfekt.

Mit dem E‑Motorrad in die Wüs­te © WWF

Die Nord­see­insel und der Boden­see sind nicht die ein­zi­gen Tat­or­te für die Mobi­li­tät von mor­gen. Selbst die Deut­sche Post ist inzwi­schen unter die Auto­bau­er gegan­gen und plant in Nord­rhein-West­fa­len eine zwei­te Fabrik für ihren Elek­tro­trans­por­ter „Streets­coo­ter”.

Es tut sich was — sogar in Deutschland

Drei Bei­spie­le, die zei­gen, dass sich auch in Deutsch­land eini­ges tut. Auf­fäl­lig nur: Die deut­sche Auto­mo­bil­in­dus­trie igno­riert die Zei­chen der Zeit noch immer hart­nä­ckig. Die Zukunfts­tech­no­lo­gien wer­den von ande­ren vor­an­ge­trie­ben. VW, Daim­ler und Co müs­sen radi­kal umden­ken, sonst droht ihnen das Schick­sal von Atom­kon­zer­nen oder Schreibmaschinenproduzenten.

Was pas­sie­ren muss, um die Elek­tro­mo­bi­li­tät in Fahrt zu kriegen

Für eine Ver­kehrs­wen­de braucht es  zudem ande­re Rah­men­be­din­gun­gen. Die Fokus­sie­rung aufs  ben­zin­be­trie­be­ne „Hei­li­ge Blech­le“ steht für eine Ver­kehrs­po­li­tik des letz­ten Jahr­hun­derts, von der sich die Regie­rungs­par­tei­en noch immer nicht ver­ab­schie­det haben. Die Bun­des­re­gie­rung gibt zwar voll­mun­dig Bekennt­nis­se ab, setzt aber nach wie vor auf den Ver­bren­nungs­mo­tor und lässt sich wie zuletzt beim Abgas­skan­dal von der Auto­lob­by auf der Nase her­um tan­zen. Impul­se für die  E‑Mobilität: Fehl­an­zei­ge! 2008 hat man ver­kün­det, bis 2020 eine Mil­li­on E‑Autos auf die Stra­ße zu brin­gen.  Pas­siert ist wenig: Gera­de  100.000 von rund 48 Mil­lio­nen Fahr­zeu­gen auf deut­schen Stra­ßen fah­ren mit Strom. Die meis­ten davon haben einen Hybrid­an­trieb. Wenn der Aku leer ist, springt der Ben­zin­mo­tor an. Der Anteil von rei­nen Elek­tro­au­tos liegt bei mick­ri­gen sie­ben Pro­mil­le (34.000 Fahr­zeu­ge)! Die Zahl der Neu­zu­las­sun­gen ging im vori­gen Jahr sogar um fast acht Pro­zent zurück.

Gutes Bei­spiel: Norwegen

Wie man es bes­ser macht zeigt Nor­we­gen. In dem klei­nen Land mit nicht ein­mal 5,5 Mil­lio­nen Ein­woh­nern fin­det man  inzwi­schen den dritt­größ­ten Markt für Elek­tro­au­tos welt­weit.  Dort zah­len Käu­fer von E‑Autos weder Mehr­wert- noch KFZ-Steu­ern. Für Ben­zi­ner und Die­sel fällt zudem eine Luxus­steu­er an, die sich spa­ren kann, wer elek­trisch unter­wegs ist. Die Fah­rer von Strom betrie­be­nen Wagen zah­len kei­ne Maut, dür­fen kos­ten­los par­ken und in eini­gen Städ­ten sogar die Bus­spu­ren benutzen.

Bei­spiel 2: China

Von einer ähn­lich inno­va­ti­ven Poli­tik ist man hier­zu­lan­de weit ent­fernt. In Deutsch­land ver­schließt man die Augen, dass der Anfang vom Ende des Ver­bren­nungs­mo­tors längst ein­ge­läu­tet wur­de. Der Sie­ges­zug der Elek­tro­mo­bi­li­tät hat längst begon­nen und wenn wir nicht auf­pas­sen, wer­den wir abge­hängt. Die Musik spielt in Chi­na, dem größ­ten und wich­tigs­ten Auto­markt der Erde. Deut­sche Her­stel­ler ver­kau­fen einen Groß­teil ihrer Pro­duk­ti­on in Chi­na ab. Noch. Die Chi­ne­sen haben ein gewal­ti­ges Pro­blem mit der Luft­ver­schmut­zung. Auch des­halb set­zen die Ver­ant­wort­li­chen dort jetzt auf eine Elek­tro-Quo­te, die schritt­wei­se gestei­gert wird. Wer hier in Zukunft Autos ver­kau­fen will, muss in min­des­tens vier Pro­zent der Wagen Hybrid- oder Elek­tro­an­trie­be ein­bau­en. Gelingt dies nicht, dro­hen Straf­zah­lun­gen. Die deut­schen Auto­kon­zer­ne dürf­ten ange­sichts die­ser Vor­ga­ben kräf­tig ins Schwit­zen kom­men. VW ver­kauft zwar 40 Pro­zent sei­ner Autos in Chi­na, davon ist aber nur ein Bruch­teil elektrisch.

Die Chi­ne­sen ver­fol­gen  mit der Quo­te ein dop­pel­tes Ziel: Sie bekämp­fen die gras­sie­ren­de Luft­ver­schmut­zung und stär­ken die hei­mi­sche Indus­trie. Bis­lang waren ihre Autos nicht wett­be­werbs­fä­hig. Das könn­te sich bald ändern. „Die größ­te Elek­tro­au­to­mar­ke der Welt ist nicht Tes­la, son­dern BYD. Der chi­ne­si­sche Kon­zern ver­kauf­te ver­gan­ge­nes Jahr 100.183 Elek­tro­au­tos, 70 Pro­zent mehr als 2015“, berich­tet Fer­di­nand Dudenhöf­fer, Pro­fes­sor für  Auto­mo­bil­wirt­schaft an der Uni­ver­si­tät Duisburg-Essen.

Die chi­ne­si­sche Quo­te wird bei den deut­schen Auto­kon­zer­nen sehr viel mehr in Bewe­gung brin­gen als die von der Bun­des­re­gie­rung gewähr­te Kauf­prä­mie. Zu die­sem Schluss kommt zumin­dest ein vom WWF her­aus­ge­ge­be­ner Report, der der Fra­ge nach­geht, wie Elek­tro­mo­bi­li­tät die Ener­gie­wen­de beschleu­ni­gen kann.

Deutsch­land muss umsteuern!

Deutsch­land muss umsteu­ern.  Davon ist aller­dings wenig zu spü­ren. Hier­zu­lan­de hält man starr­köp­fig an der Sub­ven­tio­nie­rung von Die­sel  fest und bejam­mert  zugleich den Smog in unse­ren Städ­ten. Zeit was zu ändern. Mul­ti­mo­da­li­tät ist mehr als nur ein Mode­wort. Für jeden Zweck das rich­ti­ge Ver­kehrs­mit­tel.  Klar ist: Wenn es nicht das Fahr­rad ist, wer­den wir uns in abseh­ba­rer Zeit vor allem elek­trisch fortbewegen.

Joker der Energiewende

Eine elek­tri­sche Fahr­zeug­flot­te  könn­te ein  per­fek­tes  Spei­cher­me­di­um sein, um über­schüs­si­gen Strom  aus Wind- oder Solar­an­la­gen zu spei­chern. Der Öko­strom­an­bie­ter Licht­blick rech­net vor, dass eine Mil­li­on E‑Autos schon so viel Spei­cher­ka­pa­zi­tät hät­ten wie alle deut­schen Pump­spei­cher­kraft­wer­ke zusam­men. Zwar ist die Reich­wei­te der strom­be­trie­be­nen Fahr­zeu­ge noch ein Schwach­punkt, doch die Bat­te­rien wer­den leis­tungs­stär­ker. Spit­zen­mo­del­le schaf­fen schon jetzt über 400 Kilo­me­ter. Mit kom­pak­te­rem Bat­te­rie­de­sign wird man in abseh­ba­rer Zeit Reich­wei­ten von bis zu 1000 Kilo­me­tern erzie­len. Für die Poli­zei in Bor­kum auf ihren Elek­tro-Zeros reicht das auf alle Fäl­le: die Insel ist nur rund 30 Qua­drat­ki­lo­me­ter groß. Und wenn man nicht gera­de nach Marok­ko will, langt die Reich­wei­te schon jetzt. Berück­sich­tigt man, dass über 95 Pro­zent der Auto­fahr­ten kür­zer als 100 Kilo­me­tern sind, so ist hier noch Luft nach oben. Um Elek­tro­au­tos nicht nur als Ver­kehrs­mit­tel, son­dern auch als Strom­spei­cher zu nutzen.

Und was kannst Du tun?

Die Ener­gie­wen­de läuft – und sie kommt vor­an. Doch wo ste­hen wir genau? Das Ener­gie­wen­de-Dash­board gibt die Antworten.

Wann rech­net sich ein E‑Auto für mich? Online-Kos­ten­rech­ner Elek­tro­mo­bi­li­tät des Frei­bur­ger Öko-Insti­tuts jetzt ver­füg­bar!

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Kommentare (2)

  • Stimmt langsam sollten wir mal das Ruder rumreißen und mehr auf Elektro setzen, gelabert wird ja immer viel aber dann passiert wieder mal gar nichts.

  • Es ist schon erschreckend wie wenig in den letzten Jahren für die Elektromobilität geforscht und getan wurde. Gerade im Bezug auf die Akkukapazitäten könnten wir heute schon um einiges weiter sein. Auch bei der Ladezeit der Akkus ist noch viel Luft nach oben. Hier wäre ein Akkutaussystem an Tankstellen vielleicht an Ansatz.

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