„Sri Lanka schützt Natur und Mensch mit Palmöl-Verbot“, „Naturschutz mit harter Hand“ so und so ähnlich lauteten die Überschriften zu einer Ankündigung des Präsidenten Gotabaya Rajapaksa, den Anbau von Palmöl sowie Palmöl-Importe zu stoppen. Da will ich doch mal genauer hinschauen.
Kautschuk statt Palmöl? Nicht so toll
Ich habe da mal eine Milchmädchen-Rechnung gemacht. Sri Lanka baut auf rund 11.000 Hektar selbst Palmöl an. Gemäß der Ankündigung sollen diese jetzt mit „Kautschuk oder anderen umweltfreundlicheren Rohstoffen“ ersetzt werden. Oh, denkt sich das Milchmädchen, die Fläche wird gar nicht renaturiert? Sondern mit Kautschuk ersetzt? Kautschuk wird oft leider in Monokultur angebaut. Wie Palmöl auch. Die Preise sind extrem niedrig, das heißt die (Klein-)Bauern verdienen damit nicht viel. Genau aus diesem Grund wurden in der Vergangenheit oft Kautschuk- in Palmöl-Plantagen umgewandelt. Und viel aus der Kautschukproduktion geht in Autoreifen. Auch nicht so toll.
Kokos statt Palmöl? Gar nicht gut
Daher nehmen wir mal an, dass Kautschuk als Alternative verworfen wird. Sri Lanka ist viertgrößter Kokos-Produzent. Also Kokosöl. Das hat auch einen superguten Ruf. Alle denken dabei an Palmen und Strand. Aber warte: Das wäre dann auch eine andere Monokultur. Und eine, die weitaus mehr Fläche benötigt, um die gleiche Menge an Öl zu erzielen. Global betrachtet ungefähr das Fünffache. 0,7 Tonnen Öl pro Hektar statt 3,8 Tonnen pro Hektar bei Palmöl. Sri Lanka hatte eher geringe Palmöl-Erträge pro Hektar. Es würde trotzdem mehr als die bisherigen 11.000 Hektar benötigt, um das im Land produzierte Palmöl mit Kokosöl zu ersetzen.
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Hinzu kommen wohl 200.000 Tonnen Palmöl, die jedes Jahr importiert wurden/werden. Sollen die ebenfalls mit heimischem Kokosöl ersetzt werden, dann würden mehr als 200.000 Hektar Fläche in Sri Lanka benötigt werden.
Hinzu kommt, dass auch der Anbau von Kokos zum Verlust von Artenvielfalt beitragen kann (und in der Vergangenheit auch hat). Etwa, wenn dafür 200.000 zusätzliche Hektar gerodet werden. Und auch soziale Probleme sind leider vorhanden. So leben beispielsweise 60 Prozent der Kokoskleinbauern auf den Philippinen unter der Armutsgrenze. Es bleibt dabei: Kein Pflanzenöl ist per se gut oder schlecht. Es kommt immer darauf an, wo und wie es produziert wird.
Traumhafte Alternativen
Aber Sri Lanka hat auch viele Alternativen den Plan gut umzusetzen. Sri Lanka könnte die existierenden 11.000 Hektar Palmölplantagen in Agroforst-Systeme umbauen. Gute Beispiele dafür gibt es. In Afrika, in Brasilien, aber auch in Indonesien. Eine chemiefreie Produktion in Kombination mit anderen Früchten bringt Kleinbauern in Malaysia einen besseren Ertrag. Und in Sri Lanka selbst wird bereits faires Bio-Kokosöl auf rund 10.000 Hektar hergestellt. Dieses Modell auszuweiten hätte ebenfalls viele positive Effekte, ökologisch und sozial.
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Leider hat der Präsident davon nicht gesprochen. Aber das ist ja eine Milchmädchen-Rechnung. Daher träume ich davon, dass alles gut verläuft und in Sri Lanka bald jedes Jahr zehn Prozent der Palmöl-Plantagen in dynamische Agroforstsysteme und Bio-Produktion umgestellt werden. Und sich parallel der faire Bioanbau von Kokosöl ohne Entwaldung ausbreitet. Als Milchmädchen hat man eben noch Träume.
Kommentare (3)
Leider nicht mehr ganz aktuell. Leider!!!! Update von heute bzw. gestern.
LG aus Innsbruck
http://www.sundaytimes.lk/210418/business-times/government-back-tracks-on-palm-oil-import-ban-440148.html?fbclid=IwAR08E4CWwuWibuiU_SqYhqWD5e61kO78r642TsDA8ygQfFo6ANZxUwhgwwQ
Danke für den Hinweis!
Vielleicht werden die existierenden Flächen ja doch noch in diverse Agroforst-Systeme umgewandelt.
Ich denkenicht, dass man dort von den Palmenplantagen weggeht. Schon allein weil sich mit den Kokosfasern Gutes Geld erzielen lässt. In den meisten Gewächshäuser wird inzwischen in Kokosfasern gepflanzt. Das ist billiger als das mit Erde zu machen. Die Umweltschäden in den Produktionsländern (besonders auch duch das Waschen), der Seetransport, die Folie, in die die Kokosfasern dafür verpackt werden... fallen da leider schnell unter den Tisch. Leider.