Anfang April. Es ist kalt, aber der Waldboden sieht auf den ersten Blick aus wie eine saftige Wiese. Ein sattes Grün sticht ins Auge. Vom Wind wird ein intensiver Duft nach Knoblauch aufgewirbelt. Für mich ist das seit gut sieben Jahren das Zeichen, dass der Frühling endlich kommt. Denn was da so grün schimmert und nach Knoblauch duftet, ist das als Berliner Bärlauch bekannte, aus den Karpaten stammende Wunderkraut, was es hier in Buchenwäldern so toll findet, dass sich auch in Berlin ausbreitet.
Großer Spaß
Sind die ersten Anzeichen vom Berliner Bärlauch zu sehen und zu riechen, fangen meine Kinder schon an, mit ihren Füssen zu scharren. Sie wollen raus und Pesto machen. Dafür muss Bärlauch geerntet werden. Selbst Regen kann sie nicht wirklich abhalten. Auch der Hinweis, dass trockenes Bärlauch leichter zu ernten sei, kann sie kaum bremsen. Sofort stürmen sie los, mit Messern und Stoffbeuteln ausgestattet.
Mit Bedacht
Wichtig ist, dass sie keine Wurzeln oder Zwiebelchen ausreißen. Tja und dass sie – wir leben in Berlin — nicht gerade die Stellen aufsuchen, die auch gerne von Hunden markiert werden. Der Hunde-Urin würde den Geschmack doch arg beeinträchtigen. Außerdem ist es wichtig, keine Maiglöckchen mit abzuschneiden, denn die sind giftig. Der Vorteil des Berliner Bärlauchs, also des falschen Bärlauchs ist, dass er viel dünnere und spitzere Blätter hat als der gemeine Bärlauch. Somit ist er gut von Maiglöckchen zu unterscheiden. Aber zur Sicherheit immer zur Probe zerreiben. Wenn es nach Knoblauch riecht, ist alles paletti.
Aus Bärlauch mach Pesto
Zurück zu meiner Familie. In Windeseile haben wir genug gesammelt, um zufrieden den Heimweg antreten zu können. Ist die Beute erst zu Hause, obliegt das Säubern mir, weil die Kinder einfach keinen Bock darauf haben. Aber macht nichts, denn schließlich müssen noch der Parmesan gerieben und die Mandeln geröstet werden. Vielleicht schreien hier schon einige Puristen auf. Ja, ich gestehe, Pinienkerne sind mir schlicht zu teuer. Also nehme ich spanische oder italienische Mandeln. Gehackt oder gestiftet sollten sie sein. Dann ab in die Pfanne, um eine schöne Bräune zu erhalten. Ist der Bärlauch sauber, püriere ich ihn mit einem Mixstab und reichlich Olivenöl, so dass eine tiefgrüne Paste entsteht. Nun kommen noch die Mandeln in die Schüssel mit dem Bärlauchmus. Wieder kommt der Mixer zum Einsatz. Olivenöl nicht vergessen, weil es ansonsten zu trocken wird. Den Parmesan unterrühren und anschließend salzen. Vorsicht: Ich habe schon öfter vor dem Käse gesalzen und dadurch schließlich das Pesto versalzen, da der Käse noch eine Menge Eigensalz mitbringt.
Selbstgesammelt schmeckt am besten
Fertig. Die gleichzeitig gekochten Nudeln werden mit dem Pesto vermengt und die Kinder sind glücklich über ihre Beute aus dem Wald. Nach dem gleichen Rezept verarbeite ich auch Basilikum und Rucola — dann allerdings noch mit Knoblauch. Wo ihr den Bärlauch findet? Nun, das müsst ihr selbst herausfinden….
Frühling kann so schön und lecker sein. Frühling kann man auch einfrieren. Das Pesto kann Monate eingefroren werden und schmeckt dann immer noch toll.
Zum Nachmachen:
und für unser Bärlauchpesto braucht man
1 Liter Berliner Bärlauch (lose, nicht gedrückt)
100 g Parmesan
150 – 200 ml Olivenöl
100 – 150 g Mandeln
Darf ich das überhaupt?
Der „Berliner Bärlauch“ steht nicht unter Naturschutz. Grundsätzlich gilt aber, dass du beim Sammeln von solchen Pflanzen darauf achten solltest, ob du in einem Schutzgebiet bist und dort besondere Schutzbestimmungen gelten. Es ist ratsam, nur soviel zu sammeln, wie du für deinen Eigenbedarf brauchst.
Kommentare (1)
Sind sie sicher, dass auf dem Foto Bärlauch zu sehen ist? Ich würde es als hochgiftiges Laub der Herbstzeitlose einordnen.
Alljärlich kommt es dadurch zu Todesfällen. Vielleich ist es besser, hier ein eindeutiges Bild einzustellen.