Die Plastiktüte: 400 Jahre Schande für 25 Minuten Ruhm - so kann man die Ökobilanz von Plastiktüten überspitzen. Beginnt Deutschland endlich die Plastikdiät?
“Ist dir der Ozean vielleicht nicht groß genug, hä?! Hast du vielleicht ein Problem, man? Hä? Hä? Hast du, hast du, hast du??” (Dorie – Freundin von Nemo)
70 Prozent der Erde sind von Wasser bedeckt. Da werde ich als Fan der weiten Meere und rauen Ozeane, die ich liebe und fürchte, schnell sentimental.
In jedem Quadratkilometer der Meere schwimmen heute fast 50.000 Teile Plastikmüll. Jedes Jahr kommen weitere sieben Millionen Tonnen Plastikmüll hinzu. Vögel, Schildkröten, Wale und andere Säugetiere halten größere bunte Plastikteile oft für Nahrung oder verheddern sich und verrecken elendig. Ich denke ihr habt verstanden, worum es geht.
Wie genau das Plastik ins Meer gelangt, könnt ihr hier nachlesen.
(D)EINE TÜTENDIÄT WÜRDE DEM MEER VIEL ABNEHMEN
Natürlich gibt es viele Variationen von Plastik, bzw. Plastikmüll. Ein sehr großes Problem ist immer noch die Plastiktüte.
Heute verbraucht jeder Deutsche 71 Plastiktüten im Jahr. Bei über 80 Millionen Einwohnern kann man sich das ja mal ausrechnen – wenn man gut in Mathe ist oder einen Taschenrechner mit großem Display hat.
Durchschnittlich werden die Plastiktüten dann 25 Minuten lang genutzt. Bis zur völligen Zersetzung von Plastik können 350 bis 400 Jahre vergehen. 400 Jahre Schande für 25 Minuten Ruhm. Diese Rechnung geht (für mich) nicht auf.
PLASTIKTÜTE: SO KÖNNEN WIR NICHT WEITERMACHEN
In puncto Plastiktütendiät können wir uns ein Beispiel an den Italienern nehmen, bei denen die Einwegtüten bereits seit 2011 verboten sind. Bei den Franzosen sind sie seit dem 1. Juli verboten und auch den kleinen flatterigen Tütchen für Obst und Gemüse wird es dort bald an den Kragen gehen. In China und Indien zum Beispiel bekommt man überhaupt keine Plastiktüten mehr. Beispiellos, oder?
Aber auch in Deutschland tut sich was. Neuerdings spricht sich der Handelsverband Deutschland für eine freiwillige Selbstverpflichtung aus, die von 240 Unternehmen unterstützt wird. Diese geben keine kostenlosen Plastiktüten mehr an Kunden aus. Etwa 60 Prozent der Tüten im Einzelhandel sind davon betroffen (Leider sind die dünnen Tütchen für Obst und Gemüse davon noch ausgenommen, welche besonders oft im Meer landen, da sie schnell zerreißen und oft nur fahrlässig entsorgt werden.). Hintergrund ist eine EU-Richtlinie mit dem Ziel, den Plastiktütenverbrauch um mehr als die Hälfte zu reduzieren. Langsam scheint ein Umdenken stattzufinden.
AKTION TÜTENLOS
Wir setzen uns dafür ein, den Plastikkonsum in Deutschland einzudämmen. Zusammen mit dem Landesapothekerverband Baden-Württemberg, DEPOT, dem Modehaus Appelrath-Cüpper, Orsay und Möve sagen wir den Plastiktüten jetzt mit der „Aktion Tütenlos“ den Kampf an. Pro eingesparte Tüte spenden die Unternehmen einen „Umweltbetrag“ an uns. So kann jede eingesparte Tüte der Umwelt doppelt helfen: Der Energie- und Ressourcenverbrauch wird reduziert und wir können mit den Spenden wichtige Naturschutzprojekte umsetzen.
Wir hoffen natürlich auf noch mehr Unterstützung. Unternehmen, die sich an der Aktion beteiligen wollen, können sich per Mail an uns wenden.
Wir hoffen, dass Deutschland auf diesem Kurs bleibt und mehr und mehr Fahrtwind aufnimmt.
UND WAS KANNST DU TUN?
- Denke auf jeden Fall darüber nach, eine Tütendiät zu machen! So sparst Du dir das Geld vieler Tüten und kannst Dir davon einen hippen Jutebeutel nach deinem Geschmack kaufen, tüt tüt.
- Tu´ den Müll dorthin, wo er hingehört – in den (richtigen) Mülleimer.
- Schau mal bei der Antiplastikmüll-Kampagne der WWF-Jugend vorbei!
Und wenn Du das nächste Mal eine Plastiktüte annehmen oder kaufen willst, denk an die Worte der vergesslichen Dorie – für diese Plastiktüte ist der Ozean nicht groß genug!
Kommentare (4)
Hallo,
schaut doch mal beim Verbraucherservice Bayern rein:
http://www.verbraucherservice-bayern.de/
Unter den Stichworten "Gemeinsam gegen Plastik" und
"7 Wochen Plastikfasten" gibt´s viele Artikel und Tipps
und einen Wettbewerb zum Thema Plastikvermeidung.
Auf jede Plastiktüte 1 € Pfand und das Wegwerfen ist beendet.
Zusätzlich ist dieses Pfand eine soziale, menschliche Tat.
Man denke nur an die vielen Flaschensammler und Kinder, die sich dieses Abfalls annehmen und dafür gerecht entlohnt werden.
Das EU Parlament soll eine entsprechende gesetzliche Grundlage schaffen, damit auf alle Wegwerfartikel ein Pfand von 1 € erhoben wird.
Vom Mc Donald Styroporteller bis zur Cola Dose aus dem Automaten. So wird Europa saubergehalten.
Im meinem Verband, dem Kath. Dt. Frauenbund sagen seit mehr als zwei Jahren dem Plastiktütenverbrauch den Kampf an und verteilen u.a. Säckchen, in unterschiedlichen Größen genäht, für den Obst- und Gemüseeinkauf. Ebenso beschäftigen wir uns mit der Problematik des Mikroplastik. Hoffentlich greifen unser aller Bemühungen und rettet so unsere Welt für die nachfolgenden Generationen. Es gibt noch viel zu tun - packen wir es wirklich an
zu den Plastiktüten an Kassen, Obst- und Gemüseständen kommen noch die Plastiktüten innerhalb der Papiertüten dazu, die - angeblich - nötig sind um Hygienestandards einzuhalten. Seltsam nur, daß früher Zucker und Mehl in reinen Papiertüten verpackt waren und wir doch nicht elendig daran zugrunde gegangen sind.
Selbst das kleinste Teilchen wird heute in Plastik verpackt! Als ich vor mehr als 20 Jahren angefangen habe Zahnseide zu benutzen, war die Rolle, die heute in einer harten, dicken, übergroßen, geschlossenen Plastikschale verpackt ist, in einem kleinen Tütchen erhältlich, zu einem Preis von weniger als 1 DM. Die günstigste Zahnseide gibt es heute nicht unter 2 Euro - also dem vierfachen Preis: selbstverständlich aus Hygienegründen!
Was können wir tun, daß Plastikverpackungen wegfallen, wo es nur möglich ist?