Ern­te­hel­fer wer­den: Die Land­wirt­schaft braucht unse­re Hilfe!

Die Spargelernte steht vor Herausforderungen: Es gibt nicht genug Erntehelfer. © Jim Holden / Alamy

Covid-19 hat Deutsch­land gesell­schaft­lich und wirt­schaft­lich in eine Kri­se gestürzt, die auch vor der Land­wirt­schaft nicht Halt macht. Die Nah­rungs­mit­tel­si­che­rung ist jetzt mehr denn je gefragt, steht aber vor gro­ßen Her­aus­for­de­run­gen. Die Land­wirt­schaft in Deutsch­land braucht jetzt unse­re Hilfe!

War­um ist die deut­sche Land­wirt­schaft in Not?

In Deutsch­land gibt es noch rund 270.000 land­wirt­schaft­li­che Betrie­be, ein Groß­teil davon ist in klei­nen Struk­tu­ren oder fami­li­är orga­ni­siert. Gera­de die­se Fami­li­en­be­trie­be sind in Spit­zen­zei­ten wie zur Ern­te oder beim Pflan­zen auf Unter­stüt­zung ange­wie­sen. Die­se Hil­fe bleibt nun aus, denn die meis­ten Erntehelfer:innen sind in ihren Regio­nen in Deutsch­land und im euro­päi­schen Aus­land geblie­ben. Sie kön­nen so nicht mehr auf die Höfe zum Arbei­ten kom­men. Die Fol­ge: Es fehlt Hil­fe beim Pflan­zen von Jung­pflan­zen oder bei der Ern­te, zum Bei­spiel von Spar­gel. Es fehlt an allen Ecken und Enden — die wirt­schaft­li­che Situa­ti­on gerät in Schief­la­ge. Zudem dro­hen Gemü­se und Obst auf den Fel­dern zu ver­blei­ben und damit zu ver­rot­ten. Eine para­do­xe Situa­ti­on: Auf der einen Sei­te sind hei­mi­sche Lebens­mit­tel gefragt wie schon lan­ge nicht mehr, auf der ande­ren Sei­te dro­hen sie zu ver­der­ben. Damit es nicht dazu kommt, brau­chen Landwirt:innen Unterstützung.

Wir müs­sen jetzt zusammenhalten!

Unter­stüt­zen im Klei­nen kön­nen auch wir: Denn ohne eine hei­mi­sche Land­wirt­schaft möch­te ich mir die Situa­ti­on aktu­ell nicht vor­stel­len und sicher auch kein Ande­rer, der sich aktu­ell im Super­markt über gefüll­te Rega­le mit fri­schen, regio­na­len Pro­duk­ten freut. Wir alle pro­fi­tie­ren von den Leis­tun­gen für die Gesell­schaft, die die Land­wirt­schaft erbringt. Jetzt kön­nen wir alle etwas zurück­ge­ben! Das beginnt bereits bei der ganz all­täg­li­chen Unter­stüt­zung. Ein Anfang kann sein, in die­sen Tagen in der Obst- und Gemü­se­ab­tei­lung beson­ders regio­nal erzeug­te Pro­duk­te zu kau­fen und damit hei­mi­sche Landwirt:innen zu unter­stüt­zen. Das löst aber die aku­ten Eng­päs­se nicht, die der­zeit auf den Betrie­ben in der täg­li­chen Bewäl­ti­gung der Arbeit entstehen.

Wenn der Spar­gel nicht recht­zei­tig geern­tet wird, wächst er aus und wird unge­nieß­bar. © gyro iStock / Get­ty Images

Was kann ich tun, um zu helfen?

Ganz ein­fach: Anpa­cken! Vie­le Betrie­be suchen der­zeit drin­gend nach hel­fen­den Hän­den in vie­len Berei­chen, ob in der Spar­gel­ern­te oder im Aus­set­zen von Jung­pflan­zen. Das gilt für kon­ven­tio­nell wirt­schaf­ten­de Betrie­be eben­so wie für Betrie­be des Öko­land­baus. Und vie­le Men­schen, die nor­ma­ler­wei­se nicht in der Land­wirt­schaft arbei­ten, suchen momen­tan nach Beschäf­ti­gung. Viel­leicht kannst auch du gera­de nicht dei­ner regu­lä­ren Arbeit nach­ge­hen oder dei­ne Vor­le­sun­gen sind aus­ge­fal­len? Dann kommt dir die Mit­hil­fe in einem land­wirt­schaft­li­chen Betrieb viel­leicht gera­de recht.

Kann ich über­haupt Ern­te­hel­fer werden?

Die meis­ten von uns haben kei­ne Erfah­run­gen in der prak­ti­schen Land­wirt­schaft und fra­gen sich, ob sie über­haupt einen sinn­vol­len Bei­trag leis­ten kön­nen. Die Ant­wort ist: Ja! Laut Bun­des­land­wirt­schafts­mi­nis­te­ri­um feh­len momen­tan 300.000 Arbeits­kräf­te in der Land­wirt­schaft und nicht jede Auf­ga­be erfor­dert Vor­kennt­nis­se. Es wer­den Helfer:innen für ganz unter­schied­li­che Tätig­kei­ten gesucht, ein Betrieb braucht Hil­fe bei der Ver­sor­gung von Käl­bern, woan­ders müs­sen Zucker­rü­ben gehackt oder Spree­wald-Gur­ken geret­tet wer­den. Am bes­ten, du durch­stö­berst ein­fach mal die Stel­len­ge­su­che auf den diver­sen Platt­for­men, du wirst sicher eine Aus­schrei­bung fin­den, die zu dir passt.

Für Jeden was dabei: Bei­spie­le für aktu­el­le Stel­len­ge­su­che in der Land­wirt­schaft © das-land-hilft.de

Was ist mit dem Ansteckungsrisiko?

Aktu­ell geht man beim Bun­des­land­wirt­schafts­mi­nis­te­ri­um davon aus, dass Ern­te­tä­tig­kei­ten auf dem Feld kein erhöh­tes Anste­ckungs­ri­si­ko ber­gen. Die nöti­gen Schutz­maß­nah­men, wie bei­spiels­wei­se Abstand hal­ten, las­sen sich bei der Ern­te auf dem Feld umset­zen. Aber bei aller Hilfs­be­reit­schaft brau­chen wir vor allem Ver­ant­wor­tungs­be­wusst­sein und Ver­nunft, um uns alle zu schüt­zen. Als Erntehelfer:in soll­te sich nie­mand bewer­ben, der einer Risi­ko­grup­pe ange­hört oder nicht kör­per­lich fit ist.

Denn so span­nend, inter­es­sant und hilf­reich so ein Arbeits­ein­satz auch sein mag, die Arbeit in der Land­wirt­schaft ist nicht leicht. Nicht alle sind gebo­re­ne Helfer:innen, wenn es um die Spar­gel­ern­te geht. Auf vie­len Höfen gibt es aber auch Bedarf an Unter­stüt­zung im Büro, im Hof­la­den oder beim Trans­port von land­wirt­schaft­li­chen Erzeugnissen.

Wich­tig: Ach­te bit­te dar­auf, dei­ne Hil­fe bei Betrie­ben in dei­ner Nähe anzu­bie­ten, sodass du mit wenig Kon­takt zu wei­te­ren Men­schen zum Hof gelan­gen kannst. Es ist nicht rat­sam, in die­sen Zei­ten vie­le Stre­cken mit den öffent­li­chen Ver­kehrs­mit­teln zurückzulegen.

Okay, wo kann ich mich anmelden?

Es gibt mitt­ler­wei­le eine Viel­zahl von Initia­ti­ven, die Erntehelfer:innen und ande­re Hilfs­kräf­te an land­wirt­schaft­li­che Betrie­be ver­mit­teln oder einen guten Über­blick über die Stel­len­ge­su­che ver­mit­teln. Hier eine Über­sicht, wo wir uns infor­miert haben:

  • Die bekann­tes­te und wohl auch größ­te Platt­form ist Das Land hilft. Gegrün­det wur­de sie vom Bun­des­ver­band der Maschi­nen­rin­ge e.V. Sie wird unter­stützt vom Minis­te­ri­um für Ernäh­rung und Landwirtschaft.
  • Die Platt­form Land Arbeit wur­de von zwei Betrei­bern einer soli­da­ri­schen Land­wirt­schaft in Bran­den­burg gegründet.
  • Die Kam­pa­gne „Mei­ne Land­wirt­schaft“ orga­ni­siert schon seit 10 Jah­ren immer wie­der im Janu­ar die gro­ße „Wir haben es satt“-Demonstration in Ber­lin. Die Sei­te bie­tet eine Über­sicht über bestehen­de Por­ta­le mit Schwer­punkt Ökolandbau.
  • Die Bay­Wa, eines der größ­ten Agrar­han­dels­un­ter­neh­men in Euro­pa, bie­tet eine Über­sicht über ver­schie­de­ne Por­ta­le. Zudem kön­nen noch nicht gelis­te­te Initia­ti­ven nach­ge­tra­gen werden.
  • Die Agrar­job­bör­se ist ein Gemein­schafts­an­ge­bot der Land­wirt­schafts­kam­mern. Die Agrar­job­bör­se ist öffent­lich-recht­li­cher Koope­ra­ti­ons­part­ner der Bun­des­agen­tur für Arbeit.
  • Kar­re­ro ist das Job­por­tal von Top Agrar, der land­wirt­schaft­li­chen Fach­zeit­schrift mit der höchs­ten Auf­la­ge in Deutschland.
  • Von Stu­die­ren­den für Stu­die­ren­de: Auf der Platt­form Ern­te­hel­fen kön­nen sich sowohl Helfer:innen als auch hil­fe­su­chen­de Landwirt:innen registrieren.
  • Ern­te­hel­fer gesucht ist ein Zusam­men­schluss von Land­wirt­schafts­stu­die­ren­den, einem Start­up und einem Ent­wick­ler­team, der im Rah­men des Hacka­thon #wir­ver­sus­vi­rus der Bun­des­re­gie­rung zusam­men­ge­fun­den hat.
  • Agrar­hilfs­lis­te des Start­ups Agran­do

Und was macht ihr?

Mein Kol­le­ge Micha­el und ich, wir haben uns schon als Erntehelfer:innen bewor­ben und hof­fen, eine Zeit in unse­ren Gum­mi­stie­feln ver­brin­gen zu dür­fen. Falls du auch hilfst: Wir freu­en uns über einen Ein­blick in dei­ne Erfah­run­gen auf dem Feld, dar­über ob du dir die Arbeit so vor­ge­stellt hast und über dei­ne Fra­gen zur Land­wirt­schaft. Lass uns unbe­dingt einen Kom­men­tar hier oder schreib uns an landwirtschaft(at)wwf.de !

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Geboren und aufgewachsen auf einer Insel im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer, hatte die Natur schon immer einen großen Einfluss auf mein Leben. Später folgte das Interesse für Politik und Landwirtschaft und so kam ich von der Insel in die Hauptstadt. Seit 2017 ist bin ich in Sachen Pandapolitik in Deutschland unterwegs. ++++Benthe hat den WWF inzwischen verlassen++++

Kommentare (6)

  • die krise bei den spargelbauern ist selbst verschuldet : es ging viel zu lange gut,
    ausländer mit niedriglöhnen auszubeuten!

    das gejammer ging los, seit das nicht mehr funktioniert - endlich !

    die verbraucher müssen sich eben auf doppelte oder dreifache spargelpreise
    einstellen oder darauf, ein jahr ohne spargel zu erleben. guten appetit.

  • Sehr gute Auflistung nützlicher Informationen! Tatsächlich bewegt sich kaum ein Erntehelfer zu den aktuell gezahlten Löhnen - das war und ist ein Problem. Bekannte von mir haben letztes und dieses Jahr Saisonarbeiter aus dem Ausland über den Vermittler http://www.personglobal.de angestellt.
    Sie scheinen zufrieden. Könnten vielleicht auch nützlich für die Liste sein!

  • Gute Übersicht!
    das problem bei freiwilligen helfern ist doch nur, dass diese leider in der praxis nicht für diese arbeit geeignet sind und so den bauern noch mehr kosten, als leute aus osteuropa (rumänen, ukrainer). diese leute haben eine andere herangehensweise und sind entsprechend motivierter.........is leider so

  • Wir haben Erntehelfer aus Rumänien für Bauern die Mitglieder des Bayrischen H..... Verbandes sind rekrutiert. Ein sehr großer Bedarf für den Großraum Nürnberg von 2000 - 3000 Erntehelfer/innen wurde uns gegenüber begründet.

    Wir konnten in der Tat fast 1000 Menschen bewegen sich bei uns als Erntehelfer zu registrieren. Wir haben landesweit Anzeigen geschaltet, in Sozial-Media investiert und Radiowerbung realisiert usw. Die Exeltabelle wurden dem Organisator in Nürnberg zur Verfügung gestellt, der hat dann fleißig alle Familien und Freunde trotz farblicher Markierung auseinandergerissen. Und von den 980 Bewerbern letztendlich nur 189 ausgewählt. 50 Erntehelferinnen haben dann von sich aus die Anreise abgesagt weil der Mann, die Frau oder der Freund nicht berücksichtigt wurde.

    So ist dann ein nicht volles Flugzeug von Cluj-Napoca mit Erntehelfern nach Nürnberg geflogen und das Chaos nahm sein weiteren verlauf... und wir, wir haben sehr viel Lehrgeld gezahlt.

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