Bra­si­li­en: Der Auf­stand der Gesellschaft

Fortschritt ja, aber nicht um jeden Preis © Gabriel Pevide iStock / Getty Images

Oft wer­de ich gefragt, inwie­fern sich die „nor­ma­len“ Bra­si­lia­ner für die Umwelt oder die Rech­te von Indi­ge­nen inter­es­sie­ren. Die Ant­wort lau­tet: Das Inter­es­se an genau die­sen The­men wächst und wächst. Die Bra­si­lia­ner sind sehr stolz auf ihr Land und des­sen ein­ma­li­ge Natur. Der Beweis dafür ist brandaktuell.

Mil­lio­nen Hekt­ar Urwald in Gefahr

Bra­si­li­en demons­triert für die Rech­te der Natur und der indi­ge­nen Bevöl­ke­rung © Alan Aze­ve­do / Greenpeace

Der­zeit plant der bra­si­lia­ni­sche Kon­gress eine Ver­fas­sungs­än­de­rung (PEC 215/2000). Soll­te das Gesetz tat­säch­lich ver­ab­schie­det wer­den, könn­te es in Bra­si­li­en legal sein, inner­halb von indi­ge­nen Ter­ri­to­ri­en und even­tu­ell auch inner­halb von Schutz­ge­bie­ten, Was­ser­kraft­wer­ke, Stra­ßen, Was­ser­stra­ßen, Eisen­bahn­tras­sen und Häfen zu bau­en, sowie Berg­bau und Land­wirt­schaft zu betrei­ben. Das neue Gesetz wür­de es zudem prak­tisch unmög­lich machen, in Zukunft neue Gebie­te für Indi­ge­ne aus­zu­wei­sen, die als tra­di­tio­nel­le Rück­zugs­ge­bie­te von Indi­ge­nen und Afro­bra­si­lia­nern genutzt wer­den. Wir reden hier von Mil­lio­nen Hekt­ar intak­tem Urwald, in denen zum Teil seit Jahr­tau­sen­den Men­schen im Ein­klang mit der Natur leben.

Das Mani­fest für Umwelt- und Indigenenrechte

Auf Initia­ti­ve eini­ger Par­la­men­ta­ri­er regt sich jedoch inzwi­schen der Wider­stand gegen den Vor­schlag des Kon­gres­ses. Am 19. Mai wur­de ein Mani­fest ver­fasst. Das soge­nann­te MANIFESTO PÚBLICO CONTRA A PEC 215/2000 for­dert den Erhalt von Schutz­ge­bie­ten und setzt sich für die Rech­te von Indi­ge­nen und ehe­ma­li­gen afro­bra­si­lia­ni­schen Skla­ven ein. Am 11. Juni wur­de es dem Bra­si­lia­ni­schen Kon­gress überreicht.

 

Unter­zeich­net wur­de es von ins­ge­samt 70 Orga­ni­sa­tio­nen. Zu den Unter­stüt­zern gehö­ren natür­lich Nicht­re­gie­rungs­or­ga­ni­sa­tio­nen wie der WWF und Green­peace, aber auch die größ­te Gewerk­schaft des Lan­des, zahl­rei­che Bau­ern­or­ga­ni­sa­tio­nen, die Natio­na­le Indi­ge­nen Orga­ni­sa­ti­on, die Natio­na­le Orga­ni­sa­ti­on der Afro­bra­si­lia­ner, die Katho­li­sche Kir­che, zahl­rei­che Ver­bän­de von Rich­tern und Anwäl­ten. Die Initia­ti­ve für die­ses Mani­fest stamm­te von bra­si­lia­ni­schen Par­la­men­ta­ri­ern. Damit reprä­sen­tie­ren die Unter­zeich­ner einen brei­ten Quer­schnitt der bra­si­lia­ni­schen Bevölkerung.

Bra­si­li­ens Natur darf nicht geop­fert werden

© AMEAÇA AOS DIREITOS FUNDAMENTAISNDÍGENAS

Bra­si­li­en hat ca. 60 Mio. Hekt­ar Land, das bereits ent­wal­det wur­de und genutzt wer­den kann. Die­ses rie­si­ge Land ver­fügt über so vie­le Roh­stof­fe, die außer­halb von geschütz­ten Gebie­ten zu fin­den sind. UND: Bra­si­li­ens Poten­ti­al zur Erzeu­gung von Ener­gie durch Wind und Son­ne ist gigan­tisch. War­um also sol­len so leicht­fer­tig wert­vol­le und ein­ma­li­ge Öko­sys­te­me geop­fert wer­den? Muss das wirk­lich sein?!

Wir for­dern daher, dass die­ser Vor­schlag zur Ände­rung der Ver­fas­sung sowie ähn­li­che Initia­ti­ven nicht wei­ter vom Par­la­ment vor­an­ge­trie­ben wer­den darf.

 

AMAZONASDER GRÖSSTE REGENWALD DER WELT :

Ich bin Diplom-Forstwirt und Südamerika-Referent beim WWF Deutschland - mit 15 Jahren Berufserfahrung in Lateinamerika und Afrika. Mindestens genauso lange arbeite ich auch schon für den Schutz des Amazonas-Regenwaldes. Schwerpunkte meiner Arbeit sind die Ausweisung, der Schutz und die Finanzierung von Schutzgebieten, die Anpassung an den Klimawandel, die Bekämpfung der Entwaldung durch Vieh- Landwirtschaft und Infrastrukturprojekte - und die Planung und Durchführung von umweltpolitischen Kampagnen.

Kommentare (1)

  • Was gegenwärtig unter der Militärregierung Bolsonaro's in Amazonien verbrochen wird, schreit zum Himmel! Wer einmal in Amazonien war und dessen Schönheit und Einmaligkeit begriffen hat, dem muß das Herz bluten angesichts des Frevels der dort an Mensch und Natur begangen wird und von der Regierung toleriert, ja sogar vorangetrieben wird.
    In meiner Hilflosigkeit bleibt mir nicht mehr, als auf diesem Weg mein Entsetzen, meine Wut auszudrücken. Nur durch den gemeinsamen Protest kann man das teuflische, bigotte Regime Brasiliens vielleicht, wirklich nur vielleicht, dazu bewegen, sein Vorgehen zu revidieren und besonders die indigenen Völker vor dem Aussterben zu schützen.
    janne luna.

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