Berg­bau: Beginnt jetzt der Kahl­schlag im Amazonas?

Für den Bergbau: Kahlschlag im Amazonas-Regenwald © Mark Edwards / WWF

Gute Zei­ten für den Berg­bau, schlech­te Nach­rich­ten für den Ama­zo­nas: Die Nach­rich­ten, die uns gera­de aus Bra­si­li­en errei­chen, las­sen für den Umwelt­schutz das Schlimms­te befürch­ten. Das Land befin­det sich im poli­ti­schen Aus­nah­me­zu­stand. Nach 13 Jah­ren an der Regie­rung ist Bra­si­li­ens Arbei­ter­par­tei ent­mach­tet wor­den. Prä­si­den­tin Dil­ma Rouss­eff wur­de vom Amt sus­pen­diert – zunächst für 180 Tage, aber ob sie zurück­kom­men kann, ist frag­lich. Die Prä­si­dent­schaft über­nimmt nun Vize-Prä­si­dent Michel Temer.

Ab jetzt nur noch Poli­tik für den Berg­bau im Amazonas?

Für die Umwelt bedeu­tet die­ser poli­ti­sche Wech­sel nichts Gutes. Denn der neue Prä­si­dent Temer und sei­ne kon­ser­va­ti­ve Par­tei PMDB ste­hen dem Berg­bau und der Agrar­in­dus­trie sehr nahe. Ich fürch­te, Umwelt­fra­gen wer­den bei zukünf­ti­gen Geset­zes­re­for­men kei­ne gro­ße Rol­le mehr spie­len. Wirt­schaft­li­che Ent­wick­lung und die Schaf­fung neu­er Arbeits­plät­ze ste­hen im Vor­der­grund. Wird Bra­si­li­en sei­ne Natur, den Ama­zo­nas dafür opfern?

Berg­bau im bra­si­lia­ni­schen Ama­zo­nas © Edward Par­ker / WWF

Eine schwer­wie­gen­de Ände­rung der Ver­fas­sung droht

Der Moment der Amts­ent­he­bung von Prä­si­den­tin Dil­ma könn­te für die Umwelt ungüns­ti­ger nicht sein: Noch immer berät Bra­si­li­en über eine Ver­fas­sungs­än­de­rung, die in Zukunft die wirt­schaft­li­che Aus­beu­tung geschütz­ter Gebie­te erlau­ben soll. PEC 215 nennt sich die­ser Geset­zes­re­form­vor­schlag und Prä­si­den­tin Dil­ma hat­te sich glück­li­cher­wei­se dage­gen ausgesprochen.
Die Nähe des neu­en Prä­si­den­ten zur Wirt­schaft lässt mich aber fürch­ten, dass PEC 215 nun ganz schnell durch­ge­wun­ken wer­den könnte.

Es kommt noch schlimmer

Schon jetzt haben sich vie­le Par­la­men­ta­ri­er dafür aus­ge­spro­chen, mög­lichst bald wie­der über PEC 215 zu ver­han­deln – und über eine Reform der Prü­fun­gen von Umwelt­li­zen­zen, die dem Gan­zen die Kro­ne auf­setzt! Es wur­de tat­säch­lich vor­ge­schla­gen, dass in Zukunft nicht mehr der Staat, son­dern die Unter­neh­men die Unbe­denk­lich­keit von Bau­vor­ha­ben für die Umwelt beschei­ni­gen. Die­se Reform könn­te in den nächs­ten Mona­ten beschlos­sen werden!

Fol­gen einer Eisen­mi­ne für den Regen­wald © Michel Gun­ther / WWF

Ama­zo­nas Berg­bau: Das neh­men wir so nicht hin

Wir blei­ben wei­ter am Ball und wer­den alles dafür tun, dass in Bra­si­li­en Umwelt­fra­gen in Zukunft nicht außer Acht gelas­sen wer­den. Unse­re Kol­le­gen und Kol­le­gin­nen in Bra­si­li­en wer­den nun stär­ker denn je ver­su­chen müs­sen, in die poli­ti­schen Pro­zes­se in Bra­si­li­en einzugreifen.

Und was könnt ihr tun?

Das Wich­tigs­te: Infor­miert euch!

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Ich bin Diplom-Forstwirt und Südamerika-Referent beim WWF Deutschland - mit 15 Jahren Berufserfahrung in Lateinamerika und Afrika. Mindestens genauso lange arbeite ich auch schon für den Schutz des Amazonas-Regenwaldes. Schwerpunkte meiner Arbeit sind die Ausweisung, der Schutz und die Finanzierung von Schutzgebieten, die Anpassung an den Klimawandel, die Bekämpfung der Entwaldung durch Vieh- Landwirtschaft und Infrastrukturprojekte - und die Planung und Durchführung von umweltpolitischen Kampagnen.

Kommentare (7)

  • Ich beantrage, dass die noch gesunden Areale des Regenwald von der UNO zum (Kultur) - "Welterbe" erklärt werde. In Zukunft sollten alle Wirtschaft-Projekte im Regenwald nur unter strengen Auflagen genehmigt werden, die der Erhaltung des Regenwalds absolute Priorität einräumt. Augsburg, 12.5.2016

    • Bin schweizer und reiste vor 25 jahren in ganz brasilien. Ein tolles und schoenes Land, sowie nette menschen.
      Leider werden immer mehr menschen gieriger, wie wenn sie fuer immer leben wuerden und machen unsere erde fuer immer kaputt. Bin froh sehr viele laender noch im urzustand gesehen zu haben. Spuere aber und glaube, dass es bald zu einer katastrophe kommt.
      Liebe gruesse aus peru
      Peter glauser

  • Sehr schlimm! Ernsthaft!!
    Aber warum habe ich weder von euch noch von anderen der großen Organisationen nichts über deutsche/europäische Sauereien gelesen? Kali & Salz, Braunkohleabbau um nur 2 Beispiele zu nennen!!?

  • Ich schaue mir traurig die Welt an. An allen Enden wird die Natur und letztlich auch unsere eigenen Lebensgrundlage, für kurzfristige Profitgier geopfert. Mit den langfristigen Schäden müssen nachfolgende Generationen klar kommen. Von den Gewinnen hat dann aber niemand mehr etwas.
    Wie konnte es soweit kommen, dass trotz aller wissenschaftlichen Erkenntnisse, trotz aller technischen Errungenschaften und sozialen Entwicklungen die Menschheit sehenden Auges und mit Vollgas ins Verderben steuert?

    • Ja, warum wohl? Weil G'ttlose an der Macht sind. Würde sich die allgemeine Mehrheit nach Ihm richten, gäbe es keine solche Vernichtung. Einfache Gleichung.

  • Warum wird so intensiv nach einer zweiten Erde gesucht?
    Weil die erste kaputt gemacht wird. Man fragt sich: Warum
    kann sie niemand stoppen? Warum läßt der vernünftige
    Teil der Menschheit das zu? Warum obsiegt das Böse?

  • Erst wenn der letzte Baum gefällt,
    die letzte Blume gepflückt ,
    der letzte Fisch gefangen,
    der letzte Fluss verseucht,
    das letzte Schwein, das letzt Huhn, die letzt Kuh gegessen wurde,
    die Sonne sich für immer verdunkelt---
    erst dann wird der Mensch merken, dass man Geld nicht essen kann...
    Es gibt zu wenige, die dagegen ankämpfen--ich kämpfe als Veganer schon länger mit, aber manchmal verlässt mich der Mut, wenn ich diese Welt betrachte....

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