Im Land des Donnerdrachens

In Bhutan gelten ökologische, spirituelle und soziale Aspekte den ökonomischen Werten als gleichwertig. © Emmanuel Rondeau / WWF-UK

Es ist nicht das Para­dies, aber es kommt zumin­dest dem Him­mel sehr nah: Bhu­tan, das Land des Don­ner­dra­chens. Es liegt ein­ge­bet­tet zwi­schen den Berg­mas­si­ven Tibets und Indi­en. Ein klei­nes König­reich im Hima­la­ya, mit weni­ger als 800.000 Einwohner:innen und gera­de ein­mal so groß wie die Schweiz. Bhu­tan, das Land, das mich berührte.

Auf mich, die eine Wei­le in Asi­en gelebt und auch tibe­ti­sche Gebie­te bereist hat, hat Bhu­tan immer schon einen ganz beson­de­ren Reiz aus­ge­übt. Als sich durch die Eltern­zeit eines Kol­le­gen die Chan­ce ergab, ein Pro­jekt in dem Land  zu über­neh­men, habe ich nicht lan­ge gezö­gert und “hier” geru­fen. Da in der Ver­tre­tungs­zeit ein Pro­jekt­be­such auf dem Plan stand, konn­te ich mei­ne Neu­gier vor Ort befrie­di­gen und wur­de nicht ent­täuscht: die­ses sagen­um­wo­be­ne Land, in dem der Bud­dhis­mus und ein stren­ger Dress­code vor­herr­schen und Phal­lus­sym­bo­le die Haus­wän­de zie­ren, ist anders. Ich spür­te es gleich bei der Ankunft am Flug­ha­fen. Was für eine Erfahrung!

Auf der Suche nach dem Glück

Statt einem fort­wäh­ren­den Wirt­schafts­wachs­tum hat sich Bhu­tan dem Glück sei­ner Bevöl­ke­rung als obers­tem Staat­ziel ver­schrie­ben. Das Glück wird mit dem Hap­pi­ness Index gemes­sen, und zwar durch die natio­na­le Hap­pi­ness Kom­mis­si­on. Glück ist hier eine Lebens­ein­stel­lung und umfasst eben­so den in der Mehr­heit geleb­ten Bud­dhis­mus sowie eine enge Ver­bun­den­heit mit der Natur.

Bhu­tan, kein Land wie jedes ande­re. Rein sta­tis­tisch betrach­tet gehört es zu den ärme­ren Län­der der Erde. Die Land­wirt­schaft in der zer­klüf­te­ten Gebirgs­re­gi­on ist wenig pro­duk­tiv. Die Men­schen sind von Lebens­mit­tel­im­por­ten abhän­gig. Aber das Land ist reich an Natur­schät­zen. Nicht weni­ger als 700 Vogel- und 200 Säu­ge­tier­ar­ten leben hier, dar­un­ter Tiger, Schnee­leo­par­den, Ele­fan­ten und Rote Pandas.

Die Quel­len und Glet­scher des Hima­la­jas ver­sor­gen etwa ein Fünf­tel der Welt­be­völ­ke­rung mit Süß­was­ser. Gleich­zei­tig ist die Ver­letz­lich­keit  gegen­über dem Kli­ma­wan­del all­ge­gen­wär­tig. Die Men­schen sind sich des­sen bewusst. Das König­reich hat über die Hälf­te sei­nes Staats­ge­bie­tes unter Schutz gestellt, und in der Ver­fas­sung ist ver­an­kert, dass min­des­tens 60 Pro­zent des Lan­des bewal­det blei­ben müs­sen. Bhu­tan möch­te für immer koh­len­stoff­neu­tral sein.

Balan­ce zwi­schen Schüt­zen und Nützen

Der WWF hilft beim Schutz und der scho­nen­den Nut­zung der Natur in Bhu­tan © Tern­zin Rabgye

Das Pro­jekt, das der WWF mit Part­nern hier umsetzt, wird finan­ziert durch die Inter­na­tio­na­le Kli­ma­schutz­in­itia­ti­ve (IKI) und kon­zen­triert sich auf den Erhalt und die nach­hal­ti­ge Nut­zung von beson­de­ren Schutz­gü­tern (High Con­ser­va­ti­on Values) auf Flä­chen außer­halb von Schutz­ge­bie­ten. Dies kön­nen Arten, Land­schaf­ten, Öko­sys­te­me, Habi­ta­te, Öko­sys­tem-Dienst­leis­tun­gen, Gemein­den oder kul­tu­rel­le Wer­te sein. Die­se Güter wer­den unter Betei­li­gung meh­re­rer Regie­rungs­be­hör­den in die natio­na­le Zonie­rung und Land­nut­zungs­pla­nung ein­ge­bun­den und durch spe­zi­el­le Manage­ment- und Moni­to­ring-Maß­nah­men bewahrt. Auf loka­ler Ebe­ne fokus­siert das Pro­jekt mit Hil­fe der bhu­ta­ni­schen Tara­ya­na Stif­tung dar­auf, die Lebens­be­din­gun­gen in den Dör­fern zu ver­bes­sern, Was­ser­res­sour­cen zu sichern und Lösun­gen für Mensch-Wild­tier-Kon­flik­te zu fin­den. Ziel ist es, eine gute Balan­ce aus Nüt­zen und Schüt­zen zu finden.

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Ich habe bei mei­nem Besuch wun­der­ba­re Men­schen ken­nen­ge­lernt und Zusam­men­ar­beit auf Augen­hö­he erlebt, ich habe der Köni­gin Mut­ter  die Hand geschüt­telt und vol­ler Dank­bar­keit und Wert­schät­zung das tra­di­tio­nel­le bhu­ta­ni­sche Frau­en­gewand getra­gen. Mich beglei­te­ten so viel Hin­ga­be und Enga­ge­ment, dass ich demü­tig den Kopf nei­ge und mich vor die­sem Land und sei­nen Leu­ten, mei­nen Kol­le­gen und den Pro­jekt­part­nern und Men­schen, die mit uns die­ses Pro­jekt umset­zen, ver­nei­ge. Ich gebe das Pro­jekt nun wie­der zurück, aber Bhu­tan… Bhu­tan wer­de ich wohl noch lan­ge Zeit im Her­zen tra­gen. Das Land hat mich berührt, und ich spü­re die Wel­len die­ser Berüh­rung noch immer.

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Ich glaube fest daran, dass die Wahl unserer Lebensmittel für die Zukunft unseres Planeten bedeutsam ist. Deshalb will ich durch meine Arbeit beim WWF einen Beitrag dazu leisten, die Produktion von Nahrungsmitteln nachhaltiger zu gestalten. In meinen Projekten in Asien und Südamerika setze ich mich für nachhaltige Lebensmittel vom Acker bis zum Supermarkt ein – und für einen umweltfreundlichen Konsum.
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