Die Staatsoberhäupter der Anrainerstaaten des Amazonas haben sich auf dem Amazonas-Gipfel dazu bekannt, den größten Regenwald der Erde zu retten. Schön. Zugleich haben sie aber versäumt, Bedingungen zu schaffen, damit aus frommen Wünschen Taten erwachsen. Eine verpasste Chance! Der vom brasilianischen Präsidenten Luiz Inácio Lula proklamierte „amazonische Traum“ bleibt ein Lippenbekenntnis, wenn es keine konkreten Ziele und Vorgaben gibt, den Raubbau zu stoppen.
Der Amazonas ist überall
Die Lage ist schon jetzt dramatisch. 18 Prozent des Waldes wurden bereits gerodet. Expert:innen fürchten, dass bei einer Zerstörung von 20–25 Prozent ein unumkehrbarer Kipppunkt erreicht sein könnte. Das darf nicht passieren. Die freigesetzte Menge an CO2 wäre so groß, dass wir das 1,5°C Ziel weltweit vergessen könnten. Wir fordern mindestens 80 Prozent der grünen Lunge unter Schutz zu stellen, um die Katstrophe abzuwenden. Für Indigene, andere traditionelle Gruppen, die Artenvielfalt und für uns alle.
Die Zerstörung des Waldes ist keineswegs allein ein Problem der 300 Millionen Menschen in Lateinamerika. Der Amazonas gehört zum Weltnaturerbe der Menschheit, er ist im wahrsten Sinne des Wortes unbezahlbar. Die Kosten, die für seinen Erhalt nötig sind, stehen in keinem Verhältnis zur ökologischen, klimatischen und wirtschaftlichen Katastrophe, die sein Verlust bedeuten würde.
Geld allein wird das Problem nicht lösen
Die Industrieländer können sich nicht von ihrer Mitverantwortung freikaufen. Deshalb ist es nicht genug, das Scheckbuch zu öffnen: Die Bundesregierung muss zusammen mit der EU deutlich machen, dass es nicht nur um Profite, sondern um eine wertebasierte Zusammenarbeit geht. Brandbekämpfung und Wiederaufforstung sind gut, sie bleiben aber nur Symbolpolitik, wenn die Ursachen der Entwaldung nicht angegangen werden.
Der Schlüssel zur Bekämpfung des Problems liegt in Südamerika, aber wir haben eine Mitverantwortung. Eine der Ursachen für die verheerenden Zerstörung am Amazonas und anderer Naturschätze, etwa der Cerrado-Savanne, findet sich in deutschen Futtertrögen: Soja. Allein für die Produktion von Tierfutter für Schweine, Rinder und Geflügel in Deutschland wird eine Anbaufläche so groß wie ganz Hessen benötigt. Ein großer Teil davon kommt aus Südamerika. Hier gilt es anzusetzen.
Weniger Fleisch aus Massentierhaltung zu essen, ist deshalb eine sinnvolle Maßnahme. Aber Politik und Wirtschaft dürfen die Verantwortung nicht auf die Verbraucher:innen abwälzen. Wir brauchen eine Handelspolitik, die viel mehr Wert auf Nachhaltigkeit legt. Hier kommen auch deutsche Unternehmen ins Spiel. Dass Unternehmen sagen, sie wüssten nicht, unter welchen sozialen Bedingungen und mit welchen ökologischen Schäden ihre Zulieferer produzieren, ist im 21 Jahrhundert nicht mehr akzeptabel.
Die Entwaldung des Amazonas legt Brasilien trocken
Brände und Kahlschlag am Amazonas sind eine Tragödie für die Natur und die Indigenen, die in der Region leben. Mittelfristig wird es aber auch die Verursacher:innen des Problems treffen, also uns alle. Der Regenwald ist eine gigantische Klimaanlage, Regenmaschine und eine gewaltige Kohlenstoffsenke. Wenn es nicht gelingt, den Wald zu retten, wird sich der Süden des Kontinents in eine Arte Sahelzone in Lateinamerika verwandeln. Brasilien wird austrocknen. Dann können auch die Rinderzüchter und Sojabarone ihr Geschäftsmodell vergessen. Ohne Regen ist keine Landwirtschaft möglich. Und das Erreichen der weltweiten Klimaschutzziele ist dann ohnehin eine Illusion.
Kommentare (2)
Der Srtikel macht es klar sehr gut nachvollziehbar.
Und es wird weiter gerodet, in Massentierhaltungrn verfüttert... Was kann der einzelne noch tun???? VG
Die Profitgier der deutschen Bauern hat nicht nur dazu geführt, dass wir das schlimmste Artensterben seit dem Aussterben der Dinosaurier haben, sondern es hat auch zur gnadenlosen Regenwaldabholzung für ein masslose Fleisch- und Milchproduktion geführt. Da unsere Politiker nahezu ausnahmslos alle unter dem Einfluss der Agrarlobby stehen, hilft nur eins, nämlich der Verzicht auf Fleisch- und Milchprodukte.