Wohn­flä­che ent­schei­det über unse­ren Energieverbrauch

Jeder Quadratmeter Wohnfläche trägt zu unserem CO2-Fußabdruck bei. © iStock / Getty Images

Im Jahr 2050 wol­len wir in einer Gesell­schaft leben, deren Co2-Fuß­ab­druck mög­lichst gering ist. Unser Wohn­raum beein­flusst unse­ren Ener­gie­ver­brauch erheb­lich. Wol­len wir kli­ma­freund­lich leben, müs­sen wir unse­re Lebens­si­tua­ti­on ver­än­dern. Wie das gehen soll, haben wir uns im Rah­men des 2° Cam­pus genau­er angeschaut.

Der “2° Cam­pus” ist eine Koope­ra­ti­on des WWF Deutsch­land und der Robert-Bosch-Stif­tung

Das Modell der 2000-Watt-Gesell­schaft bil­det die theo­re­ti­sche Grund­la­ge zur emis­si­ons­lo­sen Lebens­wei­se der Zukunft. Dem­nach rei­chen 2000-Watt-Dau­er­leis­tung aus, um ein nach­hal­ti­ges Leben in Wohl­stand zu füh­ren. Die­ser Wert steht für eine Ton­ne Koh­len­stoff­di­oxid­äqui­va­len­te (aktu­ell: etwa 5500 Watt). Auf den Wohn­raum bezo­gen, ste­hen jeder Per­son 500 Watt zur Ver­fü­gung. Der tat­säch­li­che Ener­gie­ver­brauch der­zeit in die­sem Bereich liegt aber bei etwa 1800 Watt. Und der Trend geht in den letz­ten Jah­ren ein­deu­tig zu noch mehr Wohn­flä­che pro Per­son. Wie sol­len die­se erfor­der­li­chen Ein­spa­rung gelin­gen? Was müs­sen wir verändern?

Die 2000-Watt-Gesell­schaft am Bei­spiel der Schweiz © 2000watt.ch

Da ein flä­chen­de­cken­der Neu­bau kei­ne Opti­on dar­stel­len kann, haben wir uns dafür zunächst ein­mal unse­ren pri­va­ten, aktu­el­len Ener­gie­ver­brauch ange­schaut. Ein Blick auf unse­re Strom- und Heiz­kos­ten­ab­rech­nung hilft dabei, den eige­nen CO2-Abdruck zu errechnen.

Nach Aus­ar­bei­tung unse­rer eige­nen Wohn­si­tua­ti­on fan­den wir her­aus, dass wir bis zu 70% des theo­re­ti­schen Bedarfs ein­spa­ren konn­ten. Ein 2000-Watt-Haus­halt benö­tigt jedoch mehr als umwelt­be­wuss­tes und ver­ant­wort­li­ches Handeln.

Effi­zi­en­tes Wohnen

© http://bit.ly/1J3Y1yK CC BY-SA 2.0

Effi­zi­enz“ ist der Ansatz, der durch die Poli­tik aktu­ell am meis­ten geför­dert wird. Hier­bei wird ver­sucht den theo­re­ti­schen Ver­brauch durch ver­bes­ser­te Däm­mung der Wän­de, Fens­ter und Dächer sowie durch den Ein­satz neu­er und effi­zi­en­te­rer Tech­no­lo­gie im Haus­halt zu ver­rin­gern. Bei älte­ren, unsa­nier­ten Gebäu­den bie­tet sich die­ser Ansatz gene­rell an, ist jedoch zwangs­läu­fig mit Kos­ten und ggf. zeit­wei­se mit Ein­schrän­kun­gen im All­tag verbunden. 

Im Rah­men unse­rer Unter­su­chung haben wir unse­re pri­va­ten Wohn­häu­ser rech­ne­risch auf Pas­siv­haus-Stan­dard gesetzt. Zusätz­lich haben wir mit Ener­gie­ein­spa­run­gen von 50 Pro­zent durch neue Tech­no­lo­gie gerech­net (mit Wer­ten eines durch­schnitt­li­chen Haus­halts. Das Nut­zungs­ver­hal­ten wird hier­bei nicht mit ein­be­zo­gen). Fünf die­ser sechs Sze­na­ri­os lagen dabei bei etwa Ein­spa­rung von etwa 60–80%, was beein­druckt, aber noch nicht dem Ver­brauch der 2000-Watt-Gesell­schaft ent­spricht. Eine Schwä­che des Effi­zi­enz-Ansat­zes liegt in dem dro­hen­den Rebound-Effekt.

Suf­fi­zi­enz vs Effizienz

Der Suf­fi­zi­enz-Ansatz ist der wohl stärks­te Ein­griff in den All­tag des ursprüng­li­chen Haus­halts. „Qua­li­tät statt Quan­ti­tät“ lau­tet hier­bei das Mot­to. Dabei wird die­sel­be oder sogar eine höhe­re Lebens­qua­li­tät auf gerin­ge­rer Wohn­flä­che ver­wirk­licht. Die bestehen­de Wohn­flä­che wird dabei umge­plant, so dass dort mehr Haus­hal­te neben­ein­an­der exis­tie­ren kön­nen, oder dass der bereits bestehen­de erwei­tert wird (also Wohn­ge­mein­schaf­ten ent­ste­hen). Die Pla­nung ist jedoch stark von dem Auf­bau des vor­han­de­nen Gebäu­des abhän­gig. Um die­sen Ansatz nach Brauch­bar­keit zu über­prü­fen, kann man eine Ana­ly­se der Auf­ent­halts­zei­ten in ver­schie­de­nen Räu­men vornehmen.

Die Wohn­si­tua­tio­nen der Teil­neh­mer der „Woh­nen-Grup­pe“ gaben alle die Mög­lich­keit wei­te­re Haus­hal­te in dem vor­herr­schen­den Wohn­raum ein­zu­bin­den bzw. Räu­me für neue Haus­hal­te abzu­spal­ten. Dabei erga­ben sich Ein­spa­run­gen von bis zu 60 Pro­zent im CO2-Fuß­ab­druck pro Per­son der ursprüng­li­chen BewohnerInnen.

Wohn­si­tua­ti­on muss indi­vi­du­ell betrach­tet werden

Aber auch beim Suf­fi­zi­enz-Ansatz fal­len Kos­ten, sowie Bau­maß­nah­men an, wel­che zum Teil enorm sind, jedoch wird hier der Rebound­ef­fekt nicht grei­fen, da sich das Nut­zungs­ver­hal­ten ver­mut­lich nicht ändern wird.

Ins­ge­samt lau­tet unser Fazit: Effi­zi­enz schlägt Suf­fi­zi­enz. Die Aus­sa­ge kann man jedoch nicht Ver­all­ge­mei­nern. Kli­ma­schutz beim Woh­nen muss dem­zu­fol­ge auch indi­vi­du­ell gese­hen und bewer­tet werden. 

Fazit und Handlungsempfehlungen:

  • Wohn­flä­chen­re­duk­ti­on von 20 bis 60% abhän­gig von Ausgangssituation →
    Ver­rin­ge­rung von zu behei­zen­der Flä­che, Ener­gie­be­darf und CO2-Fußabdruck
  • resul­tie­ren­de Ener­gie­ein­spa­rung und CO2-Fuß­ab­druck “Woh­nen“ auch durch
    Strom­ver­brauch geprägt; Strom­ver­brauch mit Haus­halts­grö­ße gekop­pelt, nicht
    mit Wohnfläche
  • Suf­fi­zi­en­te Kon­zep­te in unse­rem Fall nicht allein aus­rei­chend für
    500 Watt/Person (Anteil Woh­nen im 2000-W-Modell)
  • Suf­fi­zi­en­tes Ener­gie­ein­spar­po­ten­ti­al bei neu­en oder bereits sanierten
    Gebäu­den im Ver­hält­nis zur Ener­gie­ein­spa­rung durch Effi­zi­enz größer.
  • Ergeb­nis­se vom Ener­gie­ver­sor­gungs­mix signi­fi­kant beeinflusst →
    Berück­sich­ti­gung von Zukunfts­sze­na­ri­en notwendig
  • Indi­vi­du­el­le, kri­ti­sche Aufwand/ Nut­zen Abwä­gung not­wen­dig, da baulicher
    Auf­wand teil­wei­se nicht unerheblich
  • Gro­ße Chan­cen in genos­sen­schaft­li­chen Wohn­bau­bau­pro­jek­te oder Bau-
    grup­pen durch Opti­on zur Flä­chen­an­pas­sung im Gebäu­de / Quartier

    Die For­schungs­grup­pe Woh­nen des 2° Cam­pus 2015 © Arnulf Morascher

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und Kirsten forscht im 2° Campus 2015 im Bereich "Wohnen".

Kommentare (2)

  • sorry, aber ich habe noch nicht einmal andeutungsweise verstanden, was dieser Wohnflächen-Energieverbrauchs-Artikel aussagen soll.... gibt's dafür vielleicht eine Übersetzung oder Erklärung?

  • Vielen Dank für den ausführlichen Beitrag zum Thema Energie, Klima und Wohnfläche. Wie man schnell herausliest, denkt ihr nicht, dass die derzeitig üblichen Vorkehrungen bzw. Reduzierungen ausreichen. Wie sieht es denn aus, wenn man sich ein energieeffizientes Passivhaus erstellen lassen würde, das theoretisch sowohl die Wohnfläche reduziert, als auch die Energiekosten drastisch senkt? Mein Partner und ich denken uns, etwas tun ist immer noch besser als nichts tun. Oder?

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