Im Jahr 2050 wollen wir in einer Gesellschaft leben, deren Co2-Fußabdruck möglichst gering ist. Unser Wohnraum beeinflusst unseren Energieverbrauch erheblich. Wollen wir klimafreundlich leben, müssen wir unsere Lebenssituation verändern. Wie das gehen soll, haben wir uns im Rahmen des 2° Campus genauer angeschaut.
Der “2° Campus” ist eine Kooperation des WWF Deutschland und der Robert-Bosch-Stiftung
Das Modell der 2000-Watt-Gesellschaft bildet die theoretische Grundlage zur emissionslosen Lebensweise der Zukunft. Demnach reichen 2000-Watt-Dauerleistung aus, um ein nachhaltiges Leben in Wohlstand zu führen. Dieser Wert steht für eine Tonne Kohlenstoffdioxidäquivalente (aktuell: etwa 5500 Watt). Auf den Wohnraum bezogen, stehen jeder Person 500 Watt zur Verfügung. Der tatsächliche Energieverbrauch derzeit in diesem Bereich liegt aber bei etwa 1800 Watt. Und der Trend geht in den letzten Jahren eindeutig zu noch mehr Wohnfläche pro Person. Wie sollen diese erforderlichen Einsparung gelingen? Was müssen wir verändern?
Da ein flächendeckender Neubau keine Option darstellen kann, haben wir uns dafür zunächst einmal unseren privaten, aktuellen Energieverbrauch angeschaut. Ein Blick auf unsere Strom- und Heizkostenabrechnung hilft dabei, den eigenen CO2-Abdruck zu errechnen.
Nach Ausarbeitung unserer eigenen Wohnsituation fanden wir heraus, dass wir bis zu 70% des theoretischen Bedarfs einsparen konnten. Ein 2000-Watt-Haushalt benötigt jedoch mehr als umweltbewusstes und verantwortliches Handeln.
Effizientes Wohnen
„Effizienz“ ist der Ansatz, der durch die Politik aktuell am meisten gefördert wird. Hierbei wird versucht den theoretischen Verbrauch durch verbesserte Dämmung der Wände, Fenster und Dächer sowie durch den Einsatz neuer und effizienterer Technologie im Haushalt zu verringern. Bei älteren, unsanierten Gebäuden bietet sich dieser Ansatz generell an, ist jedoch zwangsläufig mit Kosten und ggf. zeitweise mit Einschränkungen im Alltag verbunden.
Im Rahmen unserer Untersuchung haben wir unsere privaten Wohnhäuser rechnerisch auf Passivhaus-Standard gesetzt. Zusätzlich haben wir mit Energieeinsparungen von 50 Prozent durch neue Technologie gerechnet (mit Werten eines durchschnittlichen Haushalts. Das Nutzungsverhalten wird hierbei nicht mit einbezogen). Fünf dieser sechs Szenarios lagen dabei bei etwa Einsparung von etwa 60–80%, was beeindruckt, aber noch nicht dem Verbrauch der 2000-Watt-Gesellschaft entspricht. Eine Schwäche des Effizienz-Ansatzes liegt in dem drohenden Rebound-Effekt.
Suffizienz vs Effizienz
Der Suffizienz-Ansatz ist der wohl stärkste Eingriff in den Alltag des ursprünglichen Haushalts. „Qualität statt Quantität“ lautet hierbei das Motto. Dabei wird dieselbe oder sogar eine höhere Lebensqualität auf geringerer Wohnfläche verwirklicht. Die bestehende Wohnfläche wird dabei umgeplant, so dass dort mehr Haushalte nebeneinander existieren können, oder dass der bereits bestehende erweitert wird (also Wohngemeinschaften entstehen). Die Planung ist jedoch stark von dem Aufbau des vorhandenen Gebäudes abhängig. Um diesen Ansatz nach Brauchbarkeit zu überprüfen, kann man eine Analyse der Aufenthaltszeiten in verschiedenen Räumen vornehmen.
Die Wohnsituationen der Teilnehmer der „Wohnen-Gruppe“ gaben alle die Möglichkeit weitere Haushalte in dem vorherrschenden Wohnraum einzubinden bzw. Räume für neue Haushalte abzuspalten. Dabei ergaben sich Einsparungen von bis zu 60 Prozent im CO2-Fußabdruck pro Person der ursprünglichen BewohnerInnen.
Wohnsituation muss individuell betrachtet werden
Aber auch beim Suffizienz-Ansatz fallen Kosten, sowie Baumaßnahmen an, welche zum Teil enorm sind, jedoch wird hier der Reboundeffekt nicht greifen, da sich das Nutzungsverhalten vermutlich nicht ändern wird.
Insgesamt lautet unser Fazit: Effizienz schlägt Suffizienz. Die Aussage kann man jedoch nicht Verallgemeinern. Klimaschutz beim Wohnen muss demzufolge auch individuell gesehen und bewertet werden.
Fazit und Handlungsempfehlungen:
- Wohnflächenreduktion von 20 bis 60% abhängig von Ausgangssituation →
Verringerung von zu beheizender Fläche, Energiebedarf und CO2-Fußabdruck - resultierende Energieeinsparung und CO2-Fußabdruck “Wohnen“ auch durch
Stromverbrauch geprägt; Stromverbrauch mit Haushaltsgröße gekoppelt, nicht
mit Wohnfläche - Suffiziente Konzepte in unserem Fall nicht allein ausreichend für
500 Watt/Person (Anteil Wohnen im 2000-W-Modell) - Suffizientes Energieeinsparpotential bei neuen oder bereits sanierten
Gebäuden im Verhältnis zur Energieeinsparung durch Effizienz größer. - Ergebnisse vom Energieversorgungsmix signifikant beeinflusst →
Berücksichtigung von Zukunftsszenarien notwendig - Individuelle, kritische Aufwand/ Nutzen Abwägung notwendig, da baulicher
Aufwand teilweise nicht unerheblich - Große Chancen in genossenschaftlichen Wohnbaubauprojekte oder Bau-
gruppen durch Option zur Flächenanpassung im Gebäude / Quartier
sorry, aber ich habe noch nicht einmal andeutungsweise verstanden, was dieser Wohnflächen-Energieverbrauchs-Artikel aussagen soll.… gibt’s dafür vielleicht eine Übersetzung oder Erklärung?
Vielen Dank für den ausführlichen Beitrag zum Thema Energie, Klima und Wohnfläche. Wie man schnell herausliest, denkt ihr nicht, dass die derzeitig üblichen Vorkehrungen bzw. Reduzierungen ausreichen. Wie sieht es denn aus, wenn man sich ein energieeffizientes Passivhaus erstellen lassen würde, das theoretisch sowohl die Wohnfläche reduziert, als auch die Energiekosten drastisch senkt? Mein Partner und ich denken uns, etwas tun ist immer noch besser als nichts tun. Oder?