Mit jedem weiteren Schritt wird das Gebell lauter und bedrohlicher. Es wird geknurrt und gekläfft, sodass alle wissen: Irgendwer kommt, der lieber fort bleiben sollte. Genau das ist die Aufgabe eines Herdenschutzhundes. Hunde, die bellen, beißen nicht? Bei Herdenschutzhunden ist das anders. Sie sind jederzeit bereit, bis zum Äußersten zu gehen, sogar gegen Wölfe, Luchse und Bären.
Das macht WWF zum HerdenschutzHunde und Menschen verbindet schon seit Jahrtausenden eine gemeinsame Geschichte. Die Beziehung zwischen Hirten und ihren Hunden gilt dabei wohl als eine der ursprünglichsten. Es gibt spezielle Hunde, um Herden zusammenzuhalten. Andere, um sie vom Stall auf die Weide zu bewegen. Und wieder andere, deren Aufgabe es ist, die Herde um jeden Preis zu beschützen.
Rückkehr der Wölfe: Herdenschutz wurde wieder aktuell
Mit dem Verschwinden der großen Beutegreifer verschwand auch das Wissen, sich gegen solche Tiere wie Wölfe, Bären und Luchse zur Wehr zu setzen. Der Herdenschutz konnte vernachlässigt werden und die alten Hunderassen gerieten in Vergessenheit. Um die Jahrtausendwende herum wurden jedoch wieder Wölfe in Deutschland heimisch. Damit änderte sich alles schlagartig.
Plötzlich schrieben die Zeitungen von gerissenen Schafen und Rindern. Zunächst in Sachsen, danach in Brandenburg und schließlich fast überall dort, wo sich neue Rudel gründeten. Die Rückkehr der Wölfe nach Deutschland wird von uralten Ängsten begleitet, die mit Meldungen über totes Weidevieh neues Futter erhalten. Wo es bislang reichte, das Vieh gegen das Ausbrechen zu schützen und sie nachts unbewacht auf der Weide verbleiben konnten, mussten die Viehhalter:innen die Herden nun zusätzlich vor ungebetenen “Einbrechern” schützen. Die alten Hunderassen erweisen sich dabei als ein geeignetes Mittel, um Wölfe von den Herden fern zu halten.
Was sind eigentlich Herdenschutzhunde?
Herdenschutzhunde werden fast immer im Stall geboren. Sie wachsen meist unter Schafen oder auch unter Ziegen oder Rindern auf. Es gibt sogar Herdenschutzhunde für Geflügel. Die Hunde verstehen sich als Teil der Herde und bleiben 365 Tage im Jahr bei Wind und Wetter an der Seite ihrer “Familie”. Das klingt zunächst erst einmal knuffig und etwas putzig. Aber die Rassen, die als Herdenschutzhunde gezüchtet werden, sind wirklich knallhart. Hierzulande am häufigsten eingesetzt werden der Maremmano Abruzzese oder Pyrenäenberghund. Sie stellen sich allem entgegen und verteidigen ihre Herde zur Not auch mit dem eigenen Leben.
Herdenschutzhunde können herausfordernd sein
Das macht die Arbeit mit ihnen auch nicht gerade einfach. Für manche Viehhalter:innen stellen die anspruchsvollen Hunde mitunter eine große Herausforderung dar, vor allem auf Weiden in Siedlungsnähe. Die Hunde erfordern viel Erfahrung. Sie sind teuer und spezielle Züchtungen. Darüber hinaus sind einige von ihnen äußerst lebhaft – und je nach Größe der zu schützenden Herde ist es mit einem Herdenschutzhund meist nicht getan. Besser wären zwei oder drei.
Es tut sich etwas: Ausbildung von Herdenschutzhunden
In Deutschland gibt es mittlerweile mehrere Vereine, die sich mit der Zucht und der Ausbildung von Herdenschutzhunden beschäftigen. Es gibt sogar Prüfungen, in denen die Eigenschaften und Fähigkeiten der Hunde abgeprüft werden – denn Schäfer:innen müssen sich hundertprozentig auf seine Vierbeiner verlassen können. Meistens sind die Hunde schließlich mit den Weidetieren alleine.
Folge uns in Social Media
WWF fordert mehr Unterstützung für Weidetierhalter
Die meisten Bundesländer zahlen immerhin die Anschaffung von Herdenschutzhunden, jedoch gibt es für Tierarzt- und Futterkosten bisher nur in den seltensten Fällen Unterstützung. Damit sich das ändert, ist der WWF Teil eines Bündnisses von elf Verbänden aus Naturschutz, Tierhaltung, Tierschutz und Jagd. Gemeinsam setzen wir uns für eine stärkere Unterstützung der Weidetierhalter:innen ein. Außerdem organisiert der WWF Austauschreisen zwischen Tierhalter:innen aus unterschiedlichen Regionen, damit sie sich darüber austauschen können, was gut funktioniert im Herdenschutz und was nicht. Auch an der Errichtung des Herdenschutzzentrums im Wildpark Schorfheide, welches im Mai eröffnet wird, ist der WWF beteiligt.
Projekt LIFE EuroLargeCarnivores:
Der WWF Deutschland koordiniert darüber hinaus das von der Europäischen Union geförderte Projekt LIFE EuroLargeCarnivores. Gemeinsam mit 16 Partner aus 16 verschiedenen Ländern wird dabei an Lösungen gearbeitet, die gemeinsamen Lebenräume von Wildtieren und Menschen unter Berücksichtigung aller Interessen zu gestalten. “Stories of Existence” ist dabei eine Videoreihe, die von diesem Zusammenleben erzählt.
LIFE EURO LARGE CARNIVORES
Kommentare (5)
Wölfe töten und abschießen, ist keine Lösung! Die Wölfe gehören zu unserer Natur und in den Wald. Sie sind für das ökologische Gleichgewicht nützlich. Verendete Tiere werden von den Wölfen gefressenen und können somit nicht mehr schädlich für die Natur und andere Tiere werden. Das ist ökologischer Abbau.
Zum Vergleich Herdenschutzhund versus Schakal und Wolf:
Schakale, Wölfe, Wildhunde jagen im Rudel. Wenn sie im Rudel auf ein oder zwei Herdenschutzhunde losgehen dürfte es eine Frage des Hungers sein, mit welcher Energie sie auf die Hunde losgehen bzw. ihren Angriff auf die Herde machen.
Ich kann mir vorstellen, dass die Ergänzung der Herden mit ein paar Herdenschutzeseln auch deshalb sinnvoll ist, weil die Esel nicht mit Fleisch gefüttert werden müssen.
Diesen natürlichen Schutz finde ich sehr gut.
Dann müssen aber in bewohnten Gebieten Menschen auch diese Spielregeln beachten und sich nicht mehr den so bewachten Herden nähern.
Da wird sich noch einiges ändern.
Ein Freund hat mir erzählt dass er sich mit einer Cross-Maschine in Rumänien
aus Dummheit zu nah einer Schafherde genähert hat.
Er wurde sofort von 2 großen Hunden verfolgt und wäre auch angegriffen worden.
Genau diese Mär vom alles angreifenden HSH ist das, was Weidetierhaltern, die mit Herdenschutzhunden arbeiten, solche Öffentlichkeits-Probleme beschert.
Vermutlich 97% der "Arbeit" von HSH besteht darin, durch für Nicht-Hundler: Bellen und Imponiergehabe, für Hundler: durch defensiv ausgerichtetes Drohverhalten alles Fremde von der Herde fern zu halten. Ein Angriff ist das nicht.
Die übrigen 3% der "Arbeit" von HSH bezieht sich auf Verteidigungsverhalten für den Fall, dass die Herde angegriffen wird.
Eindrücklich sichtbar wird das z. B. in diesem Video, wo HSH die Herde vor einem sich nähernden Braunbären schützen:
https://www.youtube.com/watch?v=OaPZ3Jjg28A
Das ist mächtiges Getöse mit der Androhung "was passiert, wenn....", aber der Bär wird NICHT angegriffen, sondern lediglich an der weiteren Annäherung an die Herde gehindert. Die HSH pricken, nerven und verwirren den Bären, aber sie greifen ihn nicht an, solange er nicht die Herde angreift. Herdenschutz ist und darf es niemals sein, ein Himmelfahrtskommando für die HSH.
Für eine völlig hunde-unbedarfte Bevölkerung wäre es wichtig, diese Unterschiede herauszustellen, um dem Wanderer, Spaziergänger, etc. unnötige Ängste zu nehmen. Auch wäre es wichtig, den Natur-Nutzern zu zeigen, dass sie es durch ihr eigenes Verhalten wie beim Topfschlagen selbst in der Hand haben können, ob und wie die HSH reagieren. Als Antwort auf den am Zaun bellenden HSH kann man z. B. einen kleinen Schlenker bis zur äussersten Wegkante machen, als Radfahrer das Tempo deutlich verlangsamen oder gar absteigen oder den bis dato noch freilaufenden mitgeführten Hund anleinen und an der den HSH abgewandten Seite führen. Man wird feststellen, dass der HSH am Zaun darauf reagiert, indem er sein Verhalten deutlich herunterfährt. Ja, das ist neu, ja, das ist gewöhnungsbedürftig und es gibt leider viel zu viele Menschen, die selbst zu solch kleinen Entgegenkommen nicht bereit sind. Und es gibt noch viel zu viele Menschen, die dazu vielleicht sogar bereit wären, es aber nicht wissen können, weil es an gescheiter Aufklärung fehlt.
Ich arbeite und lebe nun im 4. Jahr mit HSH bei meinen Rindern und sehe tagtäglich mehrere Stunden lang, wie differenziert diese Hunde (hier: Kangals) mit Aussenreizen umgehen. Hier sind schon Kinder durch den Rinderzaun in den Auslauf gepurzelt, da haben die Hunde sich zwischen Rinder und Kind geschoben, um die Rinder von einer "merkwürdigen Situation" fernzuhalten und so in Nebeneffekt das Kind vor den aufgeregt-penetranten behörnten Rindern geschützt. Hier haben schon Besoffene durch den Zaun versucht, die Hunde auf den Kopf zu knutschen und hier sind schon Fremde auf die Weidefläche eingedrungen, auch ein völlig dementer alter Hund hat sich schon auf die Weidefläche verirrt. Die HSH haben Eindringlinge, die die Herde NICHT angegriffen haben, gestellt, verbellt und durch penetrantes in den Weg schieben, daran gehindert, sich der Herde noch weiter zu nähern.
Das liest sich ein wenig anders, als der Text ganz da oben, oder?
Das ist mal ein sehr guter Beitrag, Chapeau!