Wehr­haf­te Hun­de gegen Wöl­fe, Bären und Luchse

Herdenschutzhunde sind anspruchsvolle Hunde. © Peter Jelinek / WWF

Mit jedem wei­te­ren Schritt wird das Gebell lau­ter und bedroh­li­cher. Es wird geknurrt und gekläfft, sodass alle wis­sen: Irgend­wer kommt, der lie­ber fort blei­ben soll­te. Genau das ist die Auf­ga­be eines Her­den­schutz­hun­des. Hun­de, die bel­len, bei­ßen nicht? Bei Her­den­schutz­hun­den ist das anders. Sie sind jeder­zeit bereit, bis zum Äußers­ten zu gehen, sogar gegen Wöl­fe, Luch­se und Bären.

Das macht WWF zum Herdenschutz

Hun­de und Men­schen ver­bin­det schon seit Jahr­tau­sen­den eine gemein­sa­me Geschich­te. Die Bezie­hung zwi­schen Hir­ten und ihren Hun­den gilt dabei wohl als eine der ursprüng­lichs­ten. Es gibt spe­zi­el­le Hun­de, um Her­den zusam­men­zu­hal­ten. Ande­re, um sie vom Stall auf die Wei­de zu bewe­gen. Und wie­der ande­re, deren Auf­ga­be es ist, die Her­de um jeden Preis zu beschützen.

Rück­kehr der Wöl­fe: Her­den­schutz wur­de wie­der aktuell

Mit dem Ver­schwin­den der gro­ßen Beu­te­grei­fer ver­schwand auch das Wis­sen, sich gegen sol­che Tie­re wie Wöl­fe, Bären und Luch­se zur Wehr zu set­zen. Der Her­den­schutz konn­te ver­nach­läs­sigt wer­den und die alten Hun­de­ras­sen gerie­ten in Ver­ges­sen­heit. Um die Jahr­tau­send­wen­de her­um wur­den jedoch wie­der Wöl­fe in Deutsch­land hei­misch. Damit änder­te sich alles schlagartig. 

Plötz­lich schrie­ben die Zei­tun­gen von geris­se­nen Scha­fen und Rin­dern. Zunächst in Sach­sen, danach in Bran­den­burg und schließ­lich fast über­all dort, wo sich neue Rudel grün­de­ten. Die Rück­kehr der Wöl­fe nach Deutsch­land wird von uralten Ängs­ten beglei­tet, die mit Mel­dun­gen über totes Wei­de­vieh neu­es Fut­ter erhal­ten. Wo es bis­lang reich­te, das Vieh gegen das Aus­bre­chen zu schüt­zen und sie nachts unbe­wacht auf der Wei­de ver­blei­ben konn­ten, muss­ten die Viehhalter:innen die Her­den nun zusätz­lich vor unge­be­te­nen “Ein­bre­chern” schüt­zen. Die alten Hun­de­ras­sen erwei­sen sich dabei als ein geeig­ne­tes Mit­tel, um Wöl­fe von den Her­den fern zu halten.

Was sind eigent­lich Herdenschutzhunde?

Her­den­schutz­hun­de wer­den fast immer im Stall gebo­ren. Sie wach­sen meist unter Scha­fen oder auch unter Zie­gen oder Rin­dern auf. Es gibt sogar Her­den­schutz­hun­de für Geflü­gel. Die Hun­de ver­ste­hen sich als Teil der Her­de und blei­ben 365 Tage im Jahr bei Wind und Wet­ter an der Sei­te ihrer “Fami­lie”. Das klingt zunächst erst ein­mal knuf­fig und etwas put­zig. Aber die Ras­sen, die als Her­den­schutz­hun­de gezüch­tet wer­den, sind wirk­lich knall­hart. Hier­zu­lan­de am häu­figs­ten ein­ge­setzt wer­den der Marem­ma­no Abruz­ze­se oder Pyre­nä­en­berg­hund. Sie stel­len sich allem ent­ge­gen und ver­tei­di­gen ihre Her­de zur Not auch mit dem eige­nen Leben. 

Her­den­schutz­hun­de kön­nen her­aus­for­dernd sein

Das macht die Arbeit mit ihnen auch nicht gera­de ein­fach. Für man­che Viehhalter:innen stel­len die anspruchs­vol­len Hun­de mit­un­ter eine gro­ße Her­aus­for­de­rung dar, vor allem auf Wei­den in Sied­lungs­nä­he. Die Hun­de erfor­dern viel Erfah­rung. Sie sind teu­er und spe­zi­el­le Züch­tun­gen. Dar­über hin­aus sind eini­ge von ihnen äußerst leb­haft – und je nach Grö­ße der zu schüt­zen­den Her­de ist es mit einem Her­den­schutz­hund meist nicht getan. Bes­ser wären zwei oder drei.

Es tut sich etwas: Aus­bil­dung von Herdenschutzhunden

Die Pyre­nä­en­berg­hun­de gehö­ren in Deutsch­land zu den am meis­ten ver­trau­ten Her­den­schutz­hun­den.  © Peter Jeli­nek / WWF

In Deutsch­land gibt es mitt­ler­wei­le meh­re­re Ver­ei­ne, die sich mit der Zucht und der Aus­bil­dung von Her­den­schutz­hun­den beschäf­ti­gen. Es gibt sogar Prü­fun­gen, in denen die Eigen­schaf­ten und Fähig­kei­ten der Hun­de abge­prüft wer­den – denn Schäfer:innen müs­sen sich hun­dert­pro­zen­tig auf sei­ne Vier­bei­ner ver­las­sen kön­nen. Meis­tens sind die Hun­de schließ­lich mit den Wei­de­tie­ren alleine.

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WWF for­dert mehr Unter­stüt­zung für Weidetierhalter

Die meis­ten Bun­des­län­der zah­len immer­hin die Anschaf­fung von Her­den­schutz­hun­den, jedoch gibt es für Tier­arzt- und Fut­ter­kos­ten bis­her nur in den sel­tens­ten Fäl­len Unter­stüt­zung. Damit sich das ändert, ist der WWF Teil eines Bünd­nis­ses von elf Ver­bän­den aus Natur­schutz, Tier­hal­tung, Tier­schutz und Jagd. Gemein­sam set­zen wir uns für eine stär­ke­re Unter­stüt­zung der Weidetierhalter:innen ein. Außer­dem orga­ni­siert der WWF Aus­tauschrei­sen zwi­schen Tierhalter:innen aus unter­schied­li­chen Regio­nen, damit sie sich dar­über aus­tau­schen kön­nen, was gut funk­tio­niert im Her­den­schutz und was nicht. Auch an der Errich­tung des Her­den­schutz­zen­trums im Wild­park Schorf­hei­de, wel­ches im Mai eröff­net wird, ist der WWF beteiligt.

Pro­jekt LIFE EuroLargeCarnivores:

Der WWF Deutsch­land koor­di­niert dar­über hin­aus das von der Euro­päi­schen Uni­on geför­der­te Pro­jekt LIFE Euro­Larg­eCar­ni­vo­res. Gemein­sam mit 16 Part­ner aus 16 ver­schie­de­nen Län­dern wird dabei an Lösun­gen gear­bei­tet, die gemein­sa­men Leben­räu­me von Wild­tie­ren und Men­schen unter Berück­sich­ti­gung aller Inter­es­sen zu gestal­ten. “Sto­ries of Exis­tence” ist dabei eine Vide­orei­he, die von die­sem Zusam­men­le­ben erzählt.

LIFE EURO LARGE CARNIVORES
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Ich bin Programmleiter Wildtiere Deutschland und Europa beim WWF und beschäftige ich mich vor allem mit den großen heimischen Säugetieren, die bei uns einstmals ausgerottet waren, jetzt aber wieder zurückkehren! Der WWF möchte dazu beitragen, dass Wolf, Luchs & Co. hier wieder eine Heimat finden. Auch persönlich bin ich oft im Wald unterwegs, mache mich auf Spurensuche und erfreue mich an naturnahen Wäldern, wo der Mensch die Natur Natur sein lässt.--- Moritz hat den WWF inzwischen verlassen ---

Kommentare (5)

  • Wölfe töten und abschießen, ist keine Lösung! Die Wölfe gehören zu unserer Natur und in den Wald. Sie sind für das ökologische Gleichgewicht nützlich. Verendete Tiere werden von den Wölfen gefressenen und können somit nicht mehr schädlich für die Natur und andere Tiere werden. Das ist ökologischer Abbau.

  • Zum Vergleich Herdenschutzhund versus Schakal und Wolf:
    Schakale, Wölfe, Wildhunde jagen im Rudel. Wenn sie im Rudel auf ein oder zwei Herdenschutzhunde losgehen dürfte es eine Frage des Hungers sein, mit welcher Energie sie auf die Hunde losgehen bzw. ihren Angriff auf die Herde machen.
    Ich kann mir vorstellen, dass die Ergänzung der Herden mit ein paar Herdenschutzeseln auch deshalb sinnvoll ist, weil die Esel nicht mit Fleisch gefüttert werden müssen.

  • Diesen natürlichen Schutz finde ich sehr gut.
    Dann müssen aber in bewohnten Gebieten Menschen auch diese Spielregeln beachten und sich nicht mehr den so bewachten Herden nähern.
    Da wird sich noch einiges ändern.
    Ein Freund hat mir erzählt dass er sich mit einer Cross-Maschine in Rumänien
    aus Dummheit zu nah einer Schafherde genähert hat.
    Er wurde sofort von 2 großen Hunden verfolgt und wäre auch angegriffen worden.

  • Genau diese Mär vom alles angreifenden HSH ist das, was Weidetierhaltern, die mit Herdenschutzhunden arbeiten, solche Öffentlichkeits-Probleme beschert.
    Vermutlich 97% der "Arbeit" von HSH besteht darin, durch für Nicht-Hundler: Bellen und Imponiergehabe, für Hundler: durch defensiv ausgerichtetes Drohverhalten alles Fremde von der Herde fern zu halten. Ein Angriff ist das nicht.
    Die übrigen 3% der "Arbeit" von HSH bezieht sich auf Verteidigungsverhalten für den Fall, dass die Herde angegriffen wird.

    Eindrücklich sichtbar wird das z. B. in diesem Video, wo HSH die Herde vor einem sich nähernden Braunbären schützen:
    https://www.youtube.com/watch?v=OaPZ3Jjg28A
    Das ist mächtiges Getöse mit der Androhung "was passiert, wenn....", aber der Bär wird NICHT angegriffen, sondern lediglich an der weiteren Annäherung an die Herde gehindert. Die HSH pricken, nerven und verwirren den Bären, aber sie greifen ihn nicht an, solange er nicht die Herde angreift. Herdenschutz ist und darf es niemals sein, ein Himmelfahrtskommando für die HSH.

    Für eine völlig hunde-unbedarfte Bevölkerung wäre es wichtig, diese Unterschiede herauszustellen, um dem Wanderer, Spaziergänger, etc. unnötige Ängste zu nehmen. Auch wäre es wichtig, den Natur-Nutzern zu zeigen, dass sie es durch ihr eigenes Verhalten wie beim Topfschlagen selbst in der Hand haben können, ob und wie die HSH reagieren. Als Antwort auf den am Zaun bellenden HSH kann man z. B. einen kleinen Schlenker bis zur äussersten Wegkante machen, als Radfahrer das Tempo deutlich verlangsamen oder gar absteigen oder den bis dato noch freilaufenden mitgeführten Hund anleinen und an der den HSH abgewandten Seite führen. Man wird feststellen, dass der HSH am Zaun darauf reagiert, indem er sein Verhalten deutlich herunterfährt. Ja, das ist neu, ja, das ist gewöhnungsbedürftig und es gibt leider viel zu viele Menschen, die selbst zu solch kleinen Entgegenkommen nicht bereit sind. Und es gibt noch viel zu viele Menschen, die dazu vielleicht sogar bereit wären, es aber nicht wissen können, weil es an gescheiter Aufklärung fehlt.

    Ich arbeite und lebe nun im 4. Jahr mit HSH bei meinen Rindern und sehe tagtäglich mehrere Stunden lang, wie differenziert diese Hunde (hier: Kangals) mit Aussenreizen umgehen. Hier sind schon Kinder durch den Rinderzaun in den Auslauf gepurzelt, da haben die Hunde sich zwischen Rinder und Kind geschoben, um die Rinder von einer "merkwürdigen Situation" fernzuhalten und so in Nebeneffekt das Kind vor den aufgeregt-penetranten behörnten Rindern geschützt. Hier haben schon Besoffene durch den Zaun versucht, die Hunde auf den Kopf zu knutschen und hier sind schon Fremde auf die Weidefläche eingedrungen, auch ein völlig dementer alter Hund hat sich schon auf die Weidefläche verirrt. Die HSH haben Eindringlinge, die die Herde NICHT angegriffen haben, gestellt, verbellt und durch penetrantes in den Weg schieben, daran gehindert, sich der Herde noch weiter zu nähern.
    Das liest sich ein wenig anders, als der Text ganz da oben, oder?

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