Vogel­grip­pe: Wie wir Pan­de­mien bekämp­fen müssen

Vogelgrippe: Möwe tot am Strand © imago-Zoonar-Wolfgang-Cezanne

Was wir über die Gefah­ren der Vogel­grip­pe sagen kön­nen — und wie wir poten­zi­el­len neu­en Pan­de­mien ent­ge­gen­wir­ken können.

Coro­na ist zwar noch da, gefühlt aber von ges­tern. Heu­te dis­ku­tie­ren wir erneut über die Hoch Patho­ge­ne Aviä­re Influ­en­za (H5N1), auch Vogel­grip­pe genannt. Das vor allem für Vögel töd­li­che Virus kann sich mit ande­ren Viren kom­bi­nie­ren und springt auf immer mehr Säu­ge­tie­re über.

Das Virus ken­nen schon seit Jahr­zehn­ten. Wahr­schein­lich ent­stand es in den 1960er-Jah­ren in asia­ti­schen Geflü­gel­far­men und konn­te von dort immer wie­der auf Wild­vö­gel über­ge­hen. Seit März 2024 wer­den Infek­tio­nen bei Milch­kü­hen in den USA bekannt. Inzwi­schen haben sich dort meh­re­re Mit­ar­bei­ter von Milch­vieh­be­trie­ben infi­ziert. Die Vogel­grip­pe kommt uns Men­schen immer näher.

Vogel­grip­pe: Das Virus hat es geschafft auf Kühe über­zu­sprin­gen © imago

Auch wenn die Vogel­grip­pe bis­her nur spo­ra­disch auf den Men­schen über­schlägt: Sie ist eine erns­te Bedro­hung, die wir nicht unter­schät­zen dür­fen. Die Schä­den für Natur und Wirt­schaft sind enorm. Alle Vogel­ar­ten kön­nen sich an H5N1 anste­cken. Das Virus hat schon ver­hee­ren­de Wir­kun­gen auf die Bio­di­ver­si­tät bei öko­lo­gisch wich­ti­gen Wild­vö­geln gezeigt, wie etwa bei Peli­ka­nen. Und gan­ze Bestän­de von Nutz­tie­ren muss­ten und müs­sen gekeult werden.

Und wir haben ‑trotz Coro­na- noch immer nicht die not­wen­di­gen Schrit­te unter­nom­men, um die Ursa­chen für die  nächs­te und über­nächs­te und über­über­nächs­te Pan­de­mie zu beseitigen.

Bei der aktu­el­len Vogel­grip­pe ist es rela­tiv sim­pel das Risi­ko zu minimieren:

  • Kran­ke oder tote Vögel nicht anfas­sen, son­dern umge­hend dem Vete­ri­när­amt melden.
  • Kei­ne Lebens­mit­tel in der Natur zurück­las­sen, um die Ver­brei­tung von Infek­tio­nen zu verhindern.
  • Über­wa­chung von Infek­tio­nen in Wild­tie­ren und Nutz­tie­ren. Rin­der zei­gen oft kei­ne oder nur mil­de Sym­pto­me wie zum Bei­spiel gerin­ge­re Milch­pro­duk­ti­on. Ein direk­ter Über­trag auf den Men­schen ist bis­her extrem sel­ten, aber natür­lich müs­sen wir die Ent­wick­lung der Lage genau beobachten.
  • Die Über­tra­gung erfolgt nicht nur über Kot, son­dern auch über Fut­ter und Gerä­te von Farm zu Farm. Wir müs­sen für Hygie­ne in den Betrie­ben sor­gen und den Kon­takt von Nutz­tie­ren mit Wild­vö­geln vermeiden.
  • Rohe Milch von infi­zier­ten Kühen gilt als Risi­ko­ma­te­ri­al — und soll­te nicht ver­mark­tet wer­den.

Vor allem müs­sen wir aber end­lich Kon­se­quen­zen zie­hen. Man schätzt, dass wei­te­re 1,7 Mil­lio­nen der­zeit “unent­deck­te” Viren in Säu­ge­tie­ren und Vögeln exis­tie­ren, von denen bis zu 827.000 den Men­schen infi­zie­ren könn­ten. Nach Coro­na bedeu­tet vor der nächs­ten Zoo­no­se. Wir Men­schen sind sehr gut bera­ten uns dar­auf ein­zu­stel­len. Und damit mei­ne ich nicht nur Not­fall­plä­ne in der Schub­la­de zu haben und Mas­ken bereitzustellen.

Natur­schutz ist der Schlüs­sel gegen Zoo­no­sen wie die Vogelgrippe

Prä­ven­ti­on ist immer bes­ser als Reak­ti­on. Durch den Schutz der Natur kön­nen wir das Risi­ko neu­er Zoo­no­sen ver­rin­gern – und das kos­tet nur einen Bruch­teil von der Bekämp­fung einer bereits aus­ge­bro­che­nen Pandemie.

Der längst erforsch­te Zusam­men­hang zwi­schen Land­nut­zungs­wan­del, ins­be­son­de­re Ent­wal­dung, und dem Auf­tre­ten von Krank­hei­ten ver­deut­licht wie wich­tig die­ser ganz­heit­li­che Ansatz ist.

Die Natur ist das Boll­werk gegen Pan­de­mien. Wenn wir Öko­sys­te­me schüt­zen, ver­rin­gern wir das Risi­ko von Spill­over-Ereig­nis­sen wie jetzt bei der Vogel­grip­pe. Wir müs­sen also die Ver­lus­te natür­li­cher Öko­sys­te­me und der bio­lo­gi­schen Viel­falt ein­däm­men, vor allem bei der Ent­wal­dung. Der Han­del mit Wild­tie­ren muss regu­liert wer­den. Wir müs­sen die Gesund­heits­für­sor­ge für Mensch und Tier in tro­pi­schen Regio­nen ver­bes­sern, die Bio­si­cher­heit in der Tier­hal­tung stär­ken und die Über­wa­chung zoo­no­ti­scher Viren verbessern.

Ich kann es gar nicht oft genug beto­nen: Indem wir die Gesund­heit von Tie­ren, Men­schen und Öko­sys­te­men in den Fokus rücken, hel­fen wir zukünf­ti­ge Pan­de­mien zu ver­hin­dern. Genau dar­an arbei­ten wir beim WWF.

Der One Health Ansatz betont die Ver­bin­dung zwi­schen der Gesund­heit von Nutz- und Wild­tie­ren sowie des Men­schen. Wir beim WWF enga­gie­ren uns in die­sem Bereich. Und wir set­zen uns nicht erst seit Coro­na für prä­ven­ti­ve Maß­nah­men ein, um zukünf­ti­ge Pan­de­mien zu ver­hin­dern, etwa bei den Ver­hand­lun­gen zu einem glo­ba­len Pan­de­mie­ab­kom­men. Denn auch auch hier muss gel­ten: Prä­ven­ti­on ist bes­ser, nach­hal­ti­ger und auch viel, viel güns­ti­ger als Reaktion.

Ich wür­de mich freu­en, wenn Ihr unse­re Arbeit unterstützt!

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Ich bin Tierärztin und seit 2019 beim WWF. Nachdem ich in Syrien aufwuchs und in Deutschland studierte, zog es mich immer wieder nach Afrika, wo ich Lemuren erforschte und mit Elefanten arbeitete. Mich interessiert v.a. der gesundheitliche Aspekt des Zusammenhangs von Mensch, Tier und Umwelt. Beim WWF setzte ich mich für den Lebensraumschutz von Löwen, Elefanten und Geparden im südlichen Afrika ein.
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