Aufs, Abs und Auf­re­gung: Der tie­ri­sche Jah­res­rück­blick 2021

Ausruhen von Aufsehen erregender Wanderschaft © imago images / Xinhua

2021, ein Jahr zwi­schen Hoff­nung und Ver­zweif­lung. Was für das Auf und Ab in Zei­ten der Pan­de­mie galt, traf auch auf vie­le Mel­dun­gen aus dem Reich der wil­den Tie­re zu. Zwei Fotos ste­hen stell­ver­tre­tend für das zu Ende gehen­de Jahr. Kenia­ni­sche Giraf­fen und chi­ne­si­sche Ele­fan­ten. Die Ele­fan­ten seht Ihr oben. Das Foto der Giraf­fen und ihre Geschich­te fin­det Ihr hier. Auf den ers­ten Blick ähneln sich die Auf­nah­men: Droh­nen­schnapp­schüs­se doku­men­tie­ren eine am Boden lie­gen­de Her­de. Doch wäh­rend die Dick­häu­ter sich bei ihrem lan­gen Marsch durch das Reich der Mit­te nur aus­ru­hen und sich schüt­zend um ein Jung­tier grup­pie­ren, ist die Rei­se für die Giraf­fen zu Ende. Sie sind ein Opfer der lang anhal­ten­den Dürre.

Hit­ze­wel­len, Dür­ren, Wald­brän­de und Über­schwem­mun­gen wer­den in Zei­ten der Erd­er­hit­zung häu­fi­ger und extre­mer. Ein Grund, war­um der Welt­bio­di­ver­si­täts­rat die Kli­ma­kri­se zu einem der fünf gro­ßen Trei­ber des Arten­ster­bens zählt. 2021 lie­fer­te dafür einen wei­te­ren Beleg.

Die Hin­ter­grün­de des Auf­se­hen erre­gen­den Elefanten-Fotos

Bei den Ele­fan­ten lag der Fall anders. Für sie wird der Lebens­raum knapp. Dass einst gro­ße Tei­le Chi­nas dazu gehör­ten, ist fast schon in Ver­ges­sen­heit gera­ten, rück­te aber im Som­mer wie­der ins Gedächtnis.

Den off­zi­el­len Zah­len zufol­ge hat sich die Zahl der wild leben­den Ele­fan­ten in den ver­gan­ge­nen Jah­ren in Chi­na sogar von 170 auf 300 Exem­pla­re erhöht. 90 Pro­zent von ihnen sind in einem Bio­s­hä­ren­re­ser­vat Xihuang Ban­na in der Pro­vinz Yun­an im Grenz­ge­biet zu Myan­mar und Laos zuhau­se. Von hier im süd­lichs­ten Zip­fel Chi­nas stammt auch die Ele­fan­ten­grup­pe, die 500 Kilo­me­ter wei­ter nörd­lich für Schlag­zei­len sorg­te. Offen­bar wur­de es den Dick­häu­tern zwi­schen Kau­schuk- und Tee­plan­ta­gen zu eng und sie mach­ten sich auf den Weg in Rich­tung Nor­den. Auf ihrer Wan­der­schaft ver­wüs­te­te­ten sie Zucker­rohr- und Mais­fel­der und ver­setz­ten Dör­fer in Angst und Schre­cken. Zum Glück erkann­te die chi­ne­si­sche Pro­pa­gan­da den Kuschel­fak­tor der Geschich­te. Als die Tie­re in den Außen­be­zir­ken der Pro­vinz­haupt­stadt Kun­ming auf­tauch­ten und immer mehr Fotos und Vide­os von der „Ele­fan­ten­gang“ im chi­ne­si­chen Staats­fern­se­hen und im Netz kur­sier­ten, war die Ody­see der Jum­bos welt­weit ein The­ma. Und ende­te zumin­dest vor­erst mit einem Hap­py End. Beob­ach­tet durch Bio­lo­gen, eskor­tiert von Sol­da­ten, gelei­tet durch Stra­ßen­sper­ren dreh­ten die Tie­re irgen­wann um und kehr­ten in ihr ursprüng­li­ches Gebiet zurück.

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Inva­si­on der Japankäfer

Bei ande­ren dürf­te die Rück­kehr wesent­lich schwie­ri­ger wer­den. Japan­kä­fer sind wesent­lich klei­ner aber ähn­lich gefrä­ßig und lei­der inzwi­schen auch in Deutsch­land ange­kom­men. Im Juli wur­den die Krab­bel­tie­re erst­mals in der Schweiz und eini­ge Wochen spä­ter bei uns gesich­tet. Zum Schre­cken der Land­wirt­schaft. Der Appe­tit und die Ver­meh­rungs­ra­te des inva­si­ven Insekts sind gewal­tig, was ihn zu einem erns­ten Pro­blem macht. In den USA frisst der Schäd­ling manch­mal gan­ze Fel­der und Obst­plan­ta­gen kahl. Ob man die Krabb­ler wie­der los wird, ist ungewiss.

Neu­bür­ger Japan­kä­fer © ima­go images / NurPhoto

Viel­leicht bie­tet sich eine Metho­de an, die man in Ber­lin anwen­det: Die Gewäs­ser der Stadt wer­den seit eini­ger Zeit von Ame­ri­ka­ni­schen Roten Sumpf­kreb­sen heim­ge­sucht, die ver­mut­lich irgend­wann aus Aqua­ri­en aus­ge­büxt sind. Sie fres­sen den ein­hei­mi­schen Kreb­sen das Fut­ter weg und über­tra­gen Krank­hei­ten. Um die Zahl der Neu­bür­ger über­schau­bar zu hal­ten, ist man dazu über­ge­gan­gen, die Kreb­se kur­zer­hand zu ver­spei­sen. Rund eine Ton­ne Rote Sumpf­kreb­se ern­te­ten Fischer im zurück­lie­gen­den Jahr. Guten Appetit.

Jah­res­rück­blick 2021: Neu­er Speiseplan

Ohne­hin setz­te das Jahr 2021 beim The­ma Essen Akzen­te. Nicht nur Sumpf­kreb­se ste­hen neu­er­dings auf dem Spei­se­zet­tel, son­dern auch Insek­ten. Die EU hat im Früh­jahr grü­nes Licht für gel­be Mehl­wür­mer gege­ben. Damit wur­de hier­zu­lan­de das ers­te Insekt offi­zi­ell zum Ver­zehr frei­ge­ge­ben. Wei­te­re Krab­bel­tie­re wie Gril­len, Heu­schre­cken oder Buf­fa­lo-Wür­mer wer­den fol­gen. Die Tie­re gel­ten als beson­ders nach­hal­ti­ge Eiweiß­quel­le und wer­den als Snack oder pul­ve­ri­siert als Mehl ange­bo­ten. Inter­es­sant sind Insek­ten nicht nur für den mensch­li­chen Menü­plan, son­dern auch als Alter­na­ti­ve zu Soja im Tier­fut­ter für Schwei­ne oder Geflügel.

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Sel­te­ner Besuch im Watt

Anders als der Japan­kä­fer sind nicht alle tie­ri­schen Besu­cher gekom­men, um zu blei­ben. Im Herbst ließ sich ein über­aus sel­te­ner Gast bli­cken. Auf den ost­frie­si­schen Inseln Balt­rum, Spie­ker­oog und Wan­ger­oo­ge sich­te­te man ein Wal­ross. Das war seit mehr als 20 Jah­ren nicht mehr vor­ge­kom­men. Die ton­nen­schwe­ren Rob­ben lie­ben es kühl und sind nor­ma­ler­wei­se viel wei­ter nörd­lich unter­wegs. Dort­hin hat es die Wal­ross­da­me wohl auch wie­der gezo­gen, dort kann sie dann auch wie­der mit ihren Art­ge­nos­sen abhän­gen, anstatt allein am Strand her­um­zu­lie­gen. Aller­dings macht den gro­ßen Rob­ben die Erd­er­hit­zung zuneh­mend zu schaf­fen. Ein Pro­blem, mit dem nicht nur Arten am Polar­kreis zu kämp­fen haben:

Wenn Zug­vö­gel den Abflug verpassen

Beob­ach­ten konn­te man dies bei den am Boden­see mit gro­ßem Auf­wand wie­der ange­sie­del­ten Wald­rap­pen. Die Zug­vö­gel ver­pass­ten wegen der hohen Tem­pe­ra­tu­ren den Abflug in ihr ita­lie­ni­sches Win­ter­quar­tier. Irgend­wann war es aber zu kalt für den Über­flug über die Ber­ge. Die selt­sa­men Vögel wur­den schließ­lich im Umzugs­kar­ton, qua­si per Taxi über die Alpen kut­schiert. Immer­hin das letz­te Stück zur Lagu­na di Orbitel­lo schaff­ten die Tie­re dann allein.

Wald­rap­pen: Start­hil­fe für Zug­vö­gel © Wald­rapp­team LIFE Nor­t­hern Bald Ibis

Tie­re des Jah­res 2021

2021 war nach dem chi­ne­si­schen Kalen­der das Jahr des Büf­fels. Aber die Horn­trä­ger waren nicht die ein­zi­gen Lebe­we­sen, denen das Jahr gewid­met wur­de. Es gab den Vogel des Jah­res, den Wie­de­hopf, den See­vo­gel des Jah­res, den Eis­sturm­vo­gel, das Wild­tier des Jah­res, den Fisch­ot­ter, der ja neu­er­dings sogar in Ber­lin vor­kommt. Dann war da noch der Kai­ser­man­tel, ein Schmet­ter­ling, und die Pech­li­bel­le. Die wur­de zwar eigent­lich schon für das nächs­te Jahr gekrönt. Ange­sichts der Tat­sa­che, dass die IUCN auf ihrer aktu­el­len Roten Lis­te deut­lich mach­te, dass 16 Pro­zent der gut 6000 Libel­len-Arten gefähr­det sind, passt der Edel­stein der Lüf­te aber auch gut in die aktu­el­le Bilanz.

Die Täu­schung der Spinne

Nicht ver­ges­sen wer­den soll an die­ser Stel­le die Spin­ne des Jah­res. Die Wahl der Arach­no­lo­gen fiel auf den „Zwei­hö­cker-Spin­nen­fres­ser“. Der Name lässt es bereits erah­nen, es han­delt sich um eine Art Kan­ni­ba­lin unter den Acht­bei­nern. Sie baut kein eige­nes Netz, son­dern lau­ert an Net­zen ver­wand­ter Arten. Dort wird durch geschick­tes Zup­fen ein ins Netz gegan­ge­nes Beu­te­tier vor­ge­täuscht. Die dadurch ange­lock­te Netz­in­ha­be­rin wird mit den Vor­der­bei­nen gepackt, ins Bein gebis­sen und anschlie­ßend ausgesaugt….

Titel­ver­tei­di­ger

Da ist der Fisch des Jah­res, der Hering, der die­sen Titel schon zum zwei­ten Mal errang, sym­pa­thi­scher. Auch wenn er mit Hil­fe von Fur­zen kom­mu­ni­ziert – kein Witz‑, wir haben ihn zum Fres­sen gern und genau das ist sein Pro­blem.  Und nicht nur seins: 33 Pro­zent der kom­mer­zi­ell genutz­ten Fisch­be­stän­de gel­ten als über­fischt und 60 Pro­zent sind kurz davor.

Bleibt noch zu erwäh­nen, dass die Bäcker­he­fe Mikro­be des Jah­res gewor­den ist. Und nach dem Virus des Jah­res fra­gen wir mal bes­ser nicht….

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Gibt seit 25 Jahren dem Panda eine Stimme und erzählt gerne mal was vom Pferd. z.B. @JoernEhlers

Kommentare (1)

  • Danke, guter informativer Bericht! Auch in Zukunft viel Erfolg für die unterstützenswerte, segensreiche Arbeit des WWF!

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