Was wir den Ranger:innen schul­dig sind

Ranger:innen auf dem World Ranger Congress 2019 im Chitwan Nationalpark, Nepal © Rohit Singh

Stell dir vor, Du wirst zum Arbei­ten in den Regen­wald geschickt, in Flip-Flops, ohne Unter­kunft, Mos­ki­to­schutz und Trink­was­ser. Und stell dir vor, dein Arbeit­ge­ber bezahlt dich am Ende des Monats dann nicht, obwohl Du einen guten Job gemacht hast.

Gibt es nicht? Doch. Sogar viel zu oft. Welt­weit arbei­ten vie­le Wildhüter:innen unter wid­rigs­ten Bedin­gun­gen. Ohne ange­mes­se­ne Aus­bil­dung, Aus­rüs­tung oder den Zugang zu essen­zi­ells­ten Din­gen, wie medi­zi­ni­sche Ver­sor­gung oder Kommunikationsmöglichkeiten.

War­um Ranger:innen so wich­tig sind

Dabei sind wir uns bestimmt alle einig wie wich­tig ihre Arbeit ist. Ranger:innen erhal­ten die Umwelt. Sie schüt­zen Tier- und Pflan­zen­ar­ten, ent­fer­nen Schling­fal­len, ret­ten ver­letz­te Tie­re und sam­meln wich­ti­ge Daten für den Arten­schutz. Sie hel­fen loka­len Gemein­den, sich vor Wild­tie­ren zu schüt­zen und bekämp­fen Wild­feu­er. Ranger:innen unter­stüt­zen Tou­ris­mus und damit loka­le Ein­kom­mens­mög­lich­kei­ten. Und sie brin­gen ande­ren Men­schen Natur­schutz nahe.

Ranger:innen schüt­zen 15 Pro­zent der Land- und sie­ben Pro­zent der Was­ser­flä­che auf unse­rem Pla­ne­ten. 47 Mil­lio­nen Qua­drat­ki­lo­me­ter ins­ge­samt. Kurz: sie sind das Rück­grat zur Bewah­rung unse­rer Arten­viel­falt, Öko­sys­te­me und natür­li­chen Res­sour­cen und damit ganz grund­le­gend unver­zicht­bar für uns und unse­ren Planeten.

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Mehr Auf­merk­sam­keit für ihre har­te und oft genug gefähr­li­che Arbeit ist wirk­lich wich­tig. 2019 haben wir eine Umfra­ge von über 7000 Ranger:innen aus 28 Län­dern ver­öf­fent­licht. Mit frap­pie­ren­den Ergeb­nis­sen. In Süd­asi­en hat bei­na­he jeder zwei­te auf Patrouil­len kei­nen Zugang zu Kom­mu­ni­ka­ti­ons­mög­lich­kei­ten – dabei kann das im Fall von schwe­ren Ver­let­zun­gen lebens­ret­tend sein. Mehr als die Hälf­te der Befrag­ten hat sel­ten oder nie Zugang zu Trink­was­ser, mehr als Drei­vier­tel haben kei­ne Mos­ki­to­net­ze. Ent­spre­chend hoch ist die Rate der Infek­ti­ons­krank­hei­ten: In Afri­ka hat­ten mehr als zwei Drit­tel der Befrag­ten in den letz­ten zwölf Mona­ten Mala­ria. Über 1000 Ranger:innen sind in den letz­ten zehn Jah­ren bei der Aus­übung ihres Jobs ums Leben gekom­men. Opfer eines Ver­bre­chens zu wer­den ist dabei wesent­lich wahr­schein­li­cher, als bei­spiel­wei­se durch Wild­tie­re getö­tet zu wer­den. Doch trotz der gefähr­li­chen Arbeit sind weni­ger als die Hälf­te bei Todes­fäl­len abge­si­chert. Ihre Fami­li­en blei­ben ohne Ver­sor­gung zurück.

Zusam­men für die Ranger:innen!

Wir vom WWF wol­len das ändern. Gemein­sam mit sie­ben ande­ren inter­na­tio­na­len Orga­ni­sa­tio­nen, wie der Welt­na­tur­schutz­uni­on IUCN, der Inter­na­tio­nal Ran­ger Fede­ra­ti­on und Fau­na & Flo­ra Inter­na­tio­nal, haben wir die Uni­ver­sal Ran­ger Sup­port Alli­ance URSA gegrün­det. Wir wol­len mehr Sicht­bar­keit und Aner­ken­nung, gute Arbeits­be­din­gun­gen, fai­re Löh­ne und einen Absi­che­rung für den Fall der Fäl­le. Und wir wol­len einen glo­bal gül­ti­gen Ver­hal­tens­ko­dex ver­ab­schie­den. All das braucht es, damit Ranger:innen ihre Arbeit in Zukunft sicher, pro­fes­sio­nell und unter ange­mes­se­nen Bedin­gun­gen leis­ten kön­nen. Und das sind auch wich­ti­ge Vor­aus­set­zun­gen, um in ange­spann­ten und schwie­ri­gen Situa­tio­nen rich­tig reagie­ren und Kor­rup­ti­on wider­ste­hen zu können.

Was wir tun

Für all das braucht es einen Sys­tem­wan­del. Des­we­gen arbei­tet URSA pri­mär auf poli­ti­scher Ebe­ne. Denn die meis­ten Wildhüter:innen sind bei ihren jewei­li­gen Regie­run­gen ange­stellt. Wir müs­sen daher die ent­schei­den­den Stel­len dazu bewe­gen, dass sich etwas ändert. Dane­ben wer­den wir vom WWF natür­lich auch wei­ter­hin Ranger:innen welt­weit unter­stüt­zen. Wie etwa mit essen­ti­el­ler Aus­rüs­tung oder Fort­bil­dun­gen, so wie wir das zum Bei­spiel kürz­lich im Lobé­ké Natio­nal­park in Kame­run gemacht haben.

Der World Ran­ger Day ist nur ein­mal im Jahr. Aber viel­leicht soll­ten wir Ranger:innen viel öfter Wert­schät­zung zuteil­wer­den las­sen, für die har­te Arbeit an jedem neu­en Tag. Sie schüt­zen unse­ren Pla­ne­ten. Und arbei­ten letzt­lich auch für uns alle.

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Als Tierökologin und Programm-Managerin für illegalen Artenhandel beim WWF Deutschland habe ich für das Thema Wilderei und Reduktion der Nachfrage nach illegalen Wildtierprodukten eine ganz besondere Passion – aber auch für viele Schnittpunkte dazu: die Reduktion von Mensch-Wildtier-Konflikten, ländliche Entwicklung und alternative Einkommensgenerierung oder Umwelt- und Bewusstseinsbildung. Einfach alles, was Arten schützt, die Wildnis wild sein lässt und zu einer friedlichen Koexistenz beiträgt.
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