Wild­kat­zen: Samt­pfo­ten unse­rer Wälder

Heimliche Waldbewohnerin: Europäische Wildkatze © IMAGO/STAR-MEDIA

Wild­kat­zen leben ver­steckt und heim­lich in unse­ren Wäl­dern und unter­schei­den sich von Haus­kat­zen auch dadurch, dass sie nie­mals zahm wer­den. Das gilt zumin­dest für die euro­päi­sche Wald­kat­ze. Denn Wild­kat­zen gibt es von Euro­pa über Afri­ka bis nach Asi­en in drei Arten:

  • Euro­päi­sche Wild­kat­ze oder Wald­kat­ze – auch in Deutsch­land heimisch
  • Afri­ka­ni­sche Wild­kat­ze oder Falb­kat­ze – von ihr stammt unse­re Haus­kat­ze ab
  • Asia­ti­sche Wild­kat­ze oder Step­pen­kat­ze – mit Punk­ten und Pinselohren

Euro­päi­sche Wild­kat­ze oder Wald­kat­ze: bei uns zu Hause

Von Por­tu­gal und Spa­ni­en über Schott­land, Frank­reich, Deutsch­land, Ita­li­en, Grie­chen­land und Polen bis in die Tür­kei reicht das Ver­brei­tungs­ge­biet der Wald­kat­zen. Vie­ler­orts sind sie wie bei uns sel­ten gewor­den. Die Wild­kat­zen sind extrem scheu und leben vor allem in unge­stör­ten Laub- und Misch­wäl­dern, auch ent­lang von Küs­ten und an Sümpfen.

Wor­an erkennt man eine Wildkatze?

Euro­päi­sche Wild­kat­zen sehen unse­ren geti­ger­ten Haus­kat­zen ähn­lich, sind aber etwas grö­ßer und wir­ken durch ihr dickes Fell wuch­ti­ger. Von einer Haus­kat­ze unter­schei­den kann man die Wald­kat­ze anhand ihres auf­fäl­lig buschi­gen Schwan­zes. Die­ser ist dick, rela­tiv kurz, dun­kel gerin­gelt und am Ende stumpf mit schwar­zer Spit­ze. Die Strei­fen von erwach­se­nen Wild­kat­zen sind außer­dem ver­wa­sche­ner als die der Haus­kat­zen. Ihre Fär­bung reicht von gelb­lich-braun bis sil­ber­grau. Es kommt aller­dings häu­fig zu Ver­wechs­lun­gen mit Haus­kat­zen. Sicher nach­wei­sen kann man Wald­kat­zen nur über eine gene­ti­sche Probe.

Euro­päi­sche Wild­kat­ze (Felis sil­vestris) mit buschi­gem, gerin­gel­tem Schwanz © Ralph Frank/WWF

Wald­kat­zen: ech­te Wildtiere

Wild­kat­zen sind für ihre Grö­ße sehr wehr­haft, haben ein kräf­ti­ges Raub­tier­ge­biss, schar­fe Kral­len und gute Sin­ne. Ihr Gehirn ist grö­ßer als das der Haus­kat­zen und sie gel­ten als noch intel­li­gen­ter. Sie kön­nen gut klet­tern, bewe­gen sich aber meist am Boden und suchen sich Lager in Höh­len und unter gro­ßen Wurzeln.

Den Kon­takt mit Men­schen mei­den die scheu­en Kat­zen und keh­ren zum Bei­spiel auch nicht in ein Ver­steck zurück, das ein­mal von einem Men­schen ent­deckt wur­de. Die Wild­tie­re sind nicht zähm­bar. Auch in Gefan­gen­schaft gebo­re­ne und mit der Fla­sche auf­ge­zo­ge­ne Wald­kat­zen wer­den nicht handzahm.

Fol­ge uns in Social Media

Kön­nen Wild­kat­zen miauen?

Ja! Aber es klingt etwas tie­fer als bei unse­ren Haus­kat­zen. Ähn­lich wie Haus­kat­zen knur­ren, fau­chen, schrei­en und schnur­ren die wil­den Kat­zen außer­dem je nach Gemüts­la­ge. Und männ­li­che Tie­re – in der Jäger­spra­che nicht Kater, son­dern Kuder genannt – jau­len eben­falls wäh­rend der Paarungszeit.

Wo leben Wild­kat­zen in Deutschland?

Auf­grund ihrer heim­li­chen Lebens­wei­se ist es nicht ein­fach, nach­zu­wei­sen wie vie­le Wild­kat­zen in Deutsch­land wo leben. DNA-Ana­ly­sen gefun­de­ner Haa­re zei­gen: Etwa 6000 bis 8000 Tie­re sind es ins­ge­samt, ver­brei­tet vor allem in Süd- und Mit­tel­deutsch­land mit grö­ße­ren Bestän­den in Eifel, Huns­rück, Harz und Hai­nich. Auch im WWF-Gebiet an der Mitt­le­ren Elbe sind sie inzwi­schen wie­der heimisch.

Um Wild­kat­zen nach­zu­wei­sen, nutzt man Lock­stö­cke - Holz­stä­be mit Bal­dri­an, die die Tie­re anlo­cken sol­len. Im Video aus einer Wild­tier­ka­me­ra reibt sich eine Wald­kat­ze nach lan­gem Hof­fen und War­ten end­lich am Lock­stab und hin­ter­lässt eine Haarprobe:

Bedroh­te Streuner

Ursprüng­lich weit ver­brei­tet, wur­den Wald­kat­zen lan­ge als schäd­li­che Räu­ber bejagt und bei uns fast aus­ge­rot­tet. Lang­sam keh­ren sie zurück und wer­den teil­wei­se wie­der ange­sie­delt. Aber immer noch gel­ten die Raub­kat­zen als stark gefähr­det und teil­wei­se vom Aus­ster­ben bedroht.

Im Ver­hält­nis zu ihrer Grö­ße sind ihre Streif­ge­bie­te rie­sig und die scheu­en Tie­re brau­chen stän­dig Deckung. Zer­schnit­te­ne Wäl­der, Sied­lun­gen und aus­ge­räum­te Land­schaf­ten tren­nen Popu­la­tio­nen von­ein­an­der und erschwe­ren die Fort­pflan­zung. Häu­fig wer­den Wild­kat­zen auch über­fah­ren. Sie brau­chen gro­ße, natur­na­he Wäl­der oder struk­tur­rei­che Land­schaf­ten sowie Wild­tier­kor­ri­do­re, die die­se ver­bin­den. Der WWF trägt in sei­nen Pro­jekt­ge­bie­ten über den Wald­schutz, die Ent­wick­lung natur­na­her Offen­land­schaf­ten, Gehölz­pflan­zun­gen und geziel­tes Moni­to­ring zum Schutz der Wald­kat­ze bei. Sie steht in ganz Deutsch­land unter Natur­schutz.

Kame­ra­fal­le: Wald­kat­ze im WWF-Gebiet Mitt­le­re Elbe bei Des­sau © Sven Guttmann/WWF

Was fres­sen die wil­den Katzen?

Wild­kat­zen fres­sen haupt­säch­lich Mäu­se und Rat­ten, jagen aber auch Kanin­chen, Vögel, Eich­hörn­chen, Fische, Frö­sche, Insek­ten und manch­mal sogar Hasen und Rehkitze.

Mit dem WWF-News­let­ter nichts mehr verpassen!

Misch­ling aus Wild­kat­ze und Hauskatze?

Unse­re Haus­kat­ze stammt nicht von der Euro­päi­schen Wild­kat­ze ab. Es sind zwei unter­schied­li­che Arten mit ver­schie­de­ner gene­ti­scher Her­kunft. Wald­kat­zen sind weder ver­wil­der­te Haus­kat­zen, noch die Vor­fah­ren unse­rer Haus­tie­re. Unse­re Haus­kat­zen sind Nach­fah­ren der afri­ka­ni­schen Falb­kat­ze und wur­den zuerst von den Römern nach Euro­pa mitgebracht:

Vor­fahr unse­rer Haus­kat­ze: Afri­ka­ni­sche Wild­kat­ze (Felis lybica lybica) © IMAGO/Ardea/Clem Haagner

Theo­re­tisch kön­nen sich Wild­kat­zen mit Haus­kat­zen paa­ren. Je nach­dem, wie nah die Wild­kat­zen­po­pu­la­tio­nen beim Men­schen leben, kann dies auch in Deutsch­land vor­kom­men. In unse­rem WWF-Pro­jekt-Gebiet bei Des­sau wur­den bereits sol­che Hybri­den nach­ge­wie­sen. Ohne gene­ti­sche Ana­ly­se blei­ben sie sicher auch häu­fig unent­deckt. Das ist aller­dings in Deutsch­land nicht der Regel­fall, son­dern bis­her eher die Aus­nah­me. Umso wich­ti­ger ist es, Lebens­räu­me und sta­bi­le Popu­la­tio­nen zu erhal­ten oder zu ent­wi­ckeln, die nur wenig von mensch­li­chen Sied­lun­gen beein­flusst werden.

Afri­ka­ni­sche Wild­kat­ze oder Falb­kat­ze: Vor­fah­ren der Hauskatze

Afri­ka­ni­sche Falb­kat­zen sind sand­far­ben, schlank, mit spit­zem, lan­gem Schwanz und auf­fal­lend roter Hin­ter­sei­te der Ohren. Außer­halb Afri­kas fin­det man sie zum Bei­spiel auch auf Sizi­li­en und Sar­di­ni­en. Anders als Euro­päi­sche Wild­kat­zen sind Falb­kat­zen zähm­bar und viel weni­ger scheu und wur­den schon früh domes­ti­ziert. Von ihnen stammt unse­re Haus­kat­ze ab.

Die größ­te Bedro­hung für die Art der Falb­kat­zen ist heu­te ihre Ver­mi­schung mit Haus­kat­zen, wodurch es immer weni­ger rei­ne Afri­ka­ni­sche Wild­kat­zen gibt.

Punk­te und Pin­sel­oh­ren: Asia­ti­sche Wild­kat­ze oder Steppenkatze

Punk­te und Pin­sel­oh­ren: Asia­ti­sche Wild­kat­ze (Felis lybica orna­ta) © IMAGO/imagebroker

Die drit­te im Bun­de der Wild­kat­zen­ar­ten ist die Asia­ti­sche Wild­kat­ze. Ihr Aus­se­hen ähnelt der Falb­kat­ze. Doch ihr Fell­mus­ter ist eher gefleckt als gestreift und sie haben Pinselohren.

Step­pen­kat­zen gibt es vom Iran über Zen­tral­asi­en bis nach Paki­stan, Indi­en, Chi­na und die Mon­go­lei. Ihr Lebens­raum schwin­det aller­dings mas­siv, in Indi­en haben sie 90 Pro­zent ihres frü­he­ren Ver­brei­tungs­ge­bie­tes verloren.

Im Gegen­satz zur euro­päi­schen Wald­kat­ze müs­sen ihren asia­ti­schen und afri­ka­ni­schen Ver­wand­ten Büsche zum Ver­ste­cken rei­chen. Sie leben sogar in Wüs­ten und Halb­wüs­ten, wenn es hier genü­gend Aka­zi­en und Sträu­cher gibt.

Fol­ge uns in Social Media:
Journalistin und Redakteurin für Video, Audio und Text. Freie Autorin für den WWF, weil ich an den Umweltschutz glaube und dafür trommeln möchte. Und weil das alles so wahnsinnig spannend ist!

Kommentare (1)

  • Ich frage mich immer, warum ein Unterschied gemacht wird zwischen Menschen und Tieren. Was ist es genau, dass man das eher abfaellige “Fressen” fuer Tiere benutzt und “Essen” fuer Menschen. Diese zwar kleinen sprachlichen Unterschiede beweisen, dass Menschen sich immer noch ueberlegen und wichtiger sehen als Tiere. Wir sind nichts Besonderes! Menschen oder Tiere - wir leben alle auf diesem Planet, mit dem gleichen Recht zu leben. Wir muessen die Art und Weise, wie wir ueber Tiere reden aendern, wenn wir eine Chance haben wollen es in jeden Kopf zu kriegen, dass Tiere nicht auf dieser Erde sind um geschlachtet, gegessen, getragen zu werden oder in Gefangenschaft zur Unterhaltung zu dienen!

Auch interessant
[Sassy_Social_Share]