Es ist das völlig falsche Signal: Während in ganz Deutschland Strategien, Programme und Gesetze zum Insektenschutz erarbeitet und umgesetzt werden, wird eine Hintertür für Neonicotinoide geöffnet.
Viele Zuckerrübernbauern sind vom Vergilbungsvirus betroffen. Es drohen Ernetausfälle. Mehrere Bundesländer und Verbände haben sich deswegen für eine Notfall-Behandlung des Saatguts mit Pflanzenschutzmitteln aus der Gruppe der Neonikotinoide enthalten. Diese dürfen aber seit 2018 EU-weit grundsätzlich nicht mehr im Ackerbau verwendet werden.
Warum Neonicotionoide so schädlich sind
Diese Gruppe an sehr effektiven Pflanzenschutzmitteln wurde aus gutem Grund von der Wissenschaft ins Visier genommen. Der Verdacht, dass sich die schädliche Wirkung eben nicht nur auf die Ziel-Organismen beschränkt, erhärtete sich. Giftige Rückstände in Pollen und Nektar werden von den bestäubenden Insekten aufgenommen. Und selbst wenn sich die Neonikotinoide durch die Witterung zersetzen, sind die Abbauprodukte ebenfalls toxisch.
Verboten — aber mit Ausnahmen
Folgerichtig wurden die wichtigen neonicotinoiden Wirkstoffe Clothianidin, Imidacloprid und Thiamethoxam in der Europäischen Union verboten. Doch es gibt wiederholt Ausnahmen. Mit Folgen: Die bereits mehrfache Erteilung von Ausnahmen unter dem Label „Notfallzulassung“ unterhöhlt seit Jahren die Verbote. Und die redlichen Bemühungen zum Insektenschutz.
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Was nützt der mit heimischem Saatgut angelegte Blühstreifen oder die neu gepflanzte Hecke, wenn Biene und Co. durch Desorientierung oder gestörte Gedächtnisleistung diese Nahrungsquellen oder Lebensräume nicht finden?
Das falsche Signal
Für die Landwirt:innen ist es das falsche Signal. Sie brauchen Sicherheit, mit welchen Mitteln sie ihre Kulturpflanzen in Zukunft schützen können. Die Alternativen zum flexiblen und schnell einsetzbaren chemischen Pflanzenschutz bedürfen in der Regel eine mittel- bis langfristige Planung. Beispiele sind eine abwechslungsreiche Fruchtfolge, die die Entwicklungszyklen von Schädlingen unterbricht oder der gezielte Einsatz von Nützlingen, die Schädlinge biologisch bekämpfen. Eine Umstellung braucht Zeit, Know-how und eine klare politische Linie, die in der Übergangszeit Unterstützung gewährt.
Kein zurück!
Nein, aus unserer Sicht darf es kein Zurück mehr zu Neonicotinoiden geben. Bienen und andere bestäubende Insekten müssen unbedingt geschützt werden. Im Hinblick auf die großen Bemühungen das Insektensterben aufzuhalten ist diese Notfallzulassung ein Schlag ins Gesicht für den Insektenschutz.
Kommentare (3)
Die Superlandwirtschaftsministerin wird selbst in Berlin im Kabinett als n i c h t kompetent und d.....m eingestuft.
Mein Gott, wie unverantwortlich! Wieviel soll noch verschwinden an Biomasse, an Insekten und Vögeln und...? Kapiert haben das auch Politiker_innen. Was ist ihr Preis, immer wieder einzuknicken und noch ein bisschen mehr unsere Ökosysteme zu zerstören? Ist ihnen ihr letztes Bisschen an Verantwortungsgefühl verloren gegangen, haben sie keine Kinder und Kindeskinder?
Was für eine Welt!
Die Notfallzulassungen für Neonicotinoide - entpuppte sich als - Notfallzulassung für ein Neonicotinoid!
Die zugelassene Menge wurde dann auch noch auf 990 Liter begrenzt, das sind fast 1000 Liter zu viel!
Die Zulassung wurde für die Zeit vom 1. Januar 2021 bis zum 30. April 2021 erteilt und das nur zur Saatgutbehandlung d. h. das eigentliche Saatkorn wird damit pilliert und verschwindet dann in der Erde - also eine reine Prophylaxe zum Schutz der Zuckerrübe gegen imaginäre Feinde!
Apropos Zuckerrübe - sie ist eine zweijährig wachsende Pflanze und bildet also erst im zweiten Jahr die Blüte von Juni bis August aus - wenn von dieser verantwortungslosen heimischen Landwirtschaft bereits alles gerodet wurde und selbst die nächste Monokultur bereits abgeerntet ist.
Wohlmöglich soll auch die Gedächtnisleistung der Biene gar nicht gestört werden und vielleicht soll sie auch nicht sterben?
Aber der angelegte Blühstreifen soll sicherlich von der dahinter liegenden Monokultur ablenken und natürlich über den immensen Mittelaufwand von 82,5 ml/ha (d.h. 0,0000000825 Liter auf den Quadratmeter) hinweg täuschen!
Warum nur wird dieses totbringende Pestizid im frühen Frühjahr unter der Erde ausgebracht und nicht an einem lauschigen Sommertag auf den Acker gesprüht?
Was für eine Welt - in der wir leben...