My gui­tar gent­ly weeps: Musik­in­stru­men­te aus ille­ga­lem Tropenholz

Ob in einem Instrument illegales Tropenholz verbaut wurde, sieht man nicht unbedingt auf den ersten Blick © iStock / getty images

Musi­zie­ren macht kei­nen Müll und ver­schmutzt die Luft nicht. Doch wer hät­te gedacht, dass Musik­in­stru­men­te trotz­dem ein ech­tes Umwelt­pro­blem sein kön­nen? Vie­le Musik­in­stru­men­te aus Holz bestehen zum Teil aus ille­ga­len Tropenhölzern.

War­um ist Tro­pen­holz problematisch?

Holz aus tro­pi­schen und sub­tro­pi­schen Regen­wäl­dern ist beliebt, weil es bil­lig und halt­bar ist. Doch die Holz­fir­men plün­dern die Regen­wäl­der im gro­ßen Stil und sägen rie­si­ge Bäu­me ab, ohne neue zu pflan­zen.  Das führt dazu, dass gan­ze Öko­sys­te­me ver­lo­ren gehen und mit ihnen hun­der­te Tie­re und Pflan­zen von unse­rer Erde ver­schwin­den. Zudem macht die welt­wei­te Wald­ver­nich­tung etwa 20% der glo­ba­len CO2 Emis­sio­nen aus.

Vie­le Men­schen glau­ben, dass Tro­pen­höl­zer wie Eben­holz, Fer­nam­buk oder Pali­san­der nur in beson­ders teu­ren und edlen Pro­duk­ten ver­baut wer­den. Das ist aber nicht der Fall. Wir fin­den ille­ga­le Tro­pen­höl­zer in Gar­ten­mö­beln, Fens­ter­rah­men, Kin­der­bü­chern – und eben auch in Musikinstrumenten.

Aus der stark bedroh­ten Baum­art Cae­sal­pi­nia echi­na­ta wird Fer­nam­buk-Holz gewon­nen. Der Kolo­nist / CC BY 2.5 /http://bit.ly/2ifF2ug

Wel­che Musik­in­stru­men­te sind betroffen?

In einem span­nen­den Pro­jekt hat Lara von der WWF-Jugend her­aus­ge­fun­den, dass in vie­len Musik­in­stru­men­ten wie Geigen(bögen), Cel­li oder auch Holz­blas­in­stru­men­ten nicht-zer­ti­fi­zier­te, und mög­li­cher­wei­se ille­ga­le Tro­pen­höl­zer ver­baut wer­den. Hier geht es zu ihrem Bericht. Bei Streich­in­stru­men­ten bestehen die Bögen und Griff­bret­ter oft aus Eben­holz, die Bögen oft aus Fer­nam­buk. Kla­ri­net­ten sind meist aus Eben­holz und auch in Gitar­ren ste­cken oft Höl­zer wie zum Bei­spiel Pali­san­d­er­holz aus öko­lo­gisch sen­si­blen Regio­nen mit hohem ille­ga­lem Holz­an­teil. Tro­pen­höl­zer kom­men also in vie­len Holz­in­stru­men­ten vor. FSC-zer­ti­fi­zier­te (Forest Ste­ward­ship Coun­cil) Instru­men­te sind noch Man­gel­wa­re. Durch das Zer­ti­fi­kat wird das Risi­ko für Ille­ga­li­tät und Raub­bau zumin­dest stark verringert.

Die Kon­trol­le fehlt

Lara hat bei der Recher­che zu ihrem 2°Changemaker-Projekt ent­deckt, dass selbst in Musik­schu­len, die hun­der­te Instru­men­te anschaf­fen, oft kei­ne ordent­li­che Kon­trol­le der in den Instru­men­ten ver­bau­ten Höl­zern statt­fin­det. Dabei sieht das Land, das die Beschaf­fung die­ser Instru­men­te finan­zi­ell unter­stützt, genau dies in einer ent­spre­chen­den Beschaf­fungs­richt­li­nie vor. So meint Lara in ihrem Bericht: „Nicht nur die Mas­se der ange­schaff­ten Instru­men­te könn­te, wenn nach­hal­tig ein­ge­kauft, einen Unter­schied machen. Musik­schu­len haben auch einen Vor­bild­cha­rak­ter, denn das Musik­schul­lei­hin­stru­ment ist meist das ers­te Instru­ment eines Schü­lers. Wenn alle Musik­schu­len nur noch FSC-zer­ti­fi­zier­te Instru­men­te besä­ßen und das kom­mu­ni­zier­ten, könn­te das Schü­ler zum Kauf von nach­hal­ti­gen Instru­men­ten bewegen.“

Ille­ga­ler Bogen? © iStock / get­ty images

Nach­hal­tig musi­zie­ren – wie geht das?

Auch im Ton­holz­be­reich gibt es Zer­ti­fi­ka­te wie FSC. Bit­te ach­tet beim Kauf eines Instru­ments dar­auf, ob ein sol­ches Zer­ti­fi­kat vor­liegt! Der FSC-Stan­dard schreibt vor, dass beim Abhol­zen der Bäu­me die öko­lo­gi­schen Funk­tio­nen des Wal­des erhal­ten blei­ben müs­sen. Holz­pro­duk­te, die mit dem FSC-Sie­gel aus­ge­zeich­net sind, stam­men aus nach­hal­ti­ger Pro­duk­ti­on. Fragt beim Kauf eines neu­en Instru­ments nach einem FSC-Zer­ti­fi­kat oder nach einem alter­na­ti­ven Instru­ment ohne Tro­pen­holz. Bei Streich­in­stru­men­ten sind das zum Bei­spiel Bögen aus Car­bon oder gebeiz­ter Birn­baum für die Wir­bel und Griff­bret­ter. Dass hoch­wer­ti­ge Gitar­ren auch aus euro­päi­schen Holz­ar­ten mög­lich sind, wur­de in dem EU-geför­der­ten Pro­jekt Leo­nar­do Gui­tar Rese­arch belegt. In jedem Fall: Nie­mand soll­te sich den Spaß an der Musik ver­der­ben las­sen, aber wir alle kön­nen dazu bei­tra­gen, dass für unse­re krea­ti­ve Neu­in­ter­pre­ta­ti­on von „Won­der­wall“ kei­ne Urwald­rie­sen abge­holzt werden.

Tischler + Umweltingenieur, seit 2003 beim WWF Deutschland zuständig für die Themen Holz und Papier. Meine Arbeit gilt vor allem dem Kampf gegen illegal geschlagenes und importiertes Holz – wir haben uns in den letzten Jahren verstärkt mit Methoden beschäftig, die uns helfen können, das illegale Holz aufzuspüren.

Kommentare (2)

  • Wichtiges Thema!
    Ich kann mir vorstellen, dass in der Musikbranche sehr viel Holz verwendet wird und auch viel des problematischen Holzes. Umso wichtiger, die Menschen darauf aufmerksam zu machen.

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