Mit Hun­den auf den Spu­ren der Wölfe

Wie viele Wölfe leben wirklich in Deutschland? © Ralph Frank, WWF

In den letz­ten Wochen wur­den in Ham­burg und Frank­furt Wöl­fe gesich­tet. Was für eine Groß­stadt ein eher unge­wöhn­li­ches Bild ist, gehört in den Wäl­dern Nie­der­sach­sens oder Bran­den­burgs zur Rea­li­tät. Denn hier leben inzwi­schen vie­le nach­ge­wie­se­ne Wolfsrudel.
Der Wolf aus Frank­furt wur­de über­fah­ren, der aus Ham­burg ist wahr­schein­lich längst wei­ter gezo­gen. Genau­er wis­sen wir es nicht – und auch die Anzahl der Wöl­fe wird immer wie­der dis­ku­tiert: Wie vie­le Wöl­fe leben wirk­lich in Deutsch­land? Hun­de hel­fen uns, das herauszufinden.

Wolfs­expe­di­ti­on mit Artenschutzhunden

Urlaubs­ziel Wolfs­mo­ni­to­ring © Bio­sphe­re Expeditions

Zwei anstren­gen­de Wochen, fast 750 zu Fuß zurück geleg­te Kilo­me­ter, ins­ge­samt 24 Frei­wil­li­ge, ein bis zwei Hun­de und über 200 gefun­de­ne Wolfshinweise.
In Nie­der­sach­sen ver­brin­gen neben den ehren­amt­li­chen Wolfsberater:innen regel­mä­ßig Frei­wil­li­ge ihren Urlaub damit, nach Wöl­fen zu suchen – bezie­hungs­wei­se nach deren Kot. Jedes Such­team besteht aus zwei bis vier inter­na­tio­na­len Expeditions-Teilnehmer:innen. Nach einer aus­führ­li­chen Schu­lung zu Beginn suchen sie täg­lich meh­re­re Stun­den ent­lang der Wege nach Mar­kie­run­gen von Wöl­fen. Teil­wei­se wer­den sie von Wolfsberater:innen beglei­tet und je nach Ver­füg­bar­keit von aus­ge­bil­de­ten Suchhunden.

Auch so kann inten­si­ves Wolfs­mo­ni­to­ring aussehen

Wöl­fe sind nicht leicht zu erfor­schen. Sie leben äußerst unauf­fäl­lig und durch­strei­fen rie­si­ge Ter­ri­to­ri­en. Hun­de hel­fen uns, Losun­gen – also Kot­pro­ben — zu fin­den, die wir sonst gar nicht ent­de­cken wür­den. Dadurch kann das Wolfs­mo­ni­to­ring maß­geb­lich ver­bes­sert werden.

Gefun­de­ne Wolfs­pro­ben wer­den ein­ge­schickt © Mali­ka Fettak

Was sind das für Spürhunde?

Die Hun­de müs­sen im wahrs­ten Sin­ne des Wor­tes einen guten Rie­cher haben. Sie wer­den auf den Ziel­ge­ruch, den Kot von Wöl­fen kon­di­tio­niert. Grund­sätz­lich eig­nen sich dafür alle gesun­den Hun­de – bis auf die kurz­na­si­gen Ras­sen. Die­se kön­nen nicht frei genug atmen, um aus­dau­ernd zu suchen. Trai­niert wer­den die Hun­de zum Bei­spiel von Mit­glie­dern des Wild­life Detec­tion Dogs e.V. — einem gemein­nüt­zi­gen Ver­ein, der Hun­de für den Ein­satz zum Art­nach­weis aus­bil­det.

Neben dem Nach­weis von Wöl­fen kön­nen die Hun­de auch auf ande­re Arten aus­ge­bil­det wer­den und nach Wild­kat­zen- Luchs- und Fisch­ot­ter-Hin­wei­sen suchen — oder auch nach Amphi­bi­en und sogar bestimm­ten Baumpilzen.

Wöl­fe: Was ihr Kot uns verrät

Die Pro­ben wer­den ein­ge­schickt und ana­ly­siert: Was hat der Wolf gefres­sen? Wer sind sei­ne Eltern? Ist es ein neu­er Wolf oder war er schon bekannt? Mit dem Moni­to­ring möch­ten wir wich­ti­ge Fra­gen klä­ren zu Ver­brei­tung und Aus­brei­tung, zu Repro­duk­ti­on und Popu­la­ti­ons­ent­wick­lung, zur Nut­zung der Ter­ri­to­ri­en und zur Rudel­zu­sam­men­set­zung der Wöl­fe in Deutschland.

Wolfs­kot kann viel ver­ra­ten über Nah­rung und Her­kunft des Wol­fes © Mali­ka Fettak

Stö­ren die Hun­de nicht im Wald?

Die Such­hun­de stö­ren die Wild­tie­re im Wald nicht mehr als jeder ande­re gut erzo­ge­ne, Gas­si-gehen­de Vier­bei­ner. Im Gegen­teil, die Hil­fe der Hun­de ver­kürzt die Zeit, die Forscher:innen im Wald ver­brin­gen müs­sen, um Wolfs­nach­wei­se zu fin­den. Das Wolfs­mo­ni­to­ring mit Hun­den hilft uns dabei, eine gute Zah­len- und Daten­grund­la­ge über Wöl­fe zu schaffen. 

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Wie vie­le Wolfs­ru­del gibt es in Deutschland?

Seit mitt­ler­wei­le 20 Jah­ren wird der Wolf nach sei­ner bru­ta­len Aus­rot­tung wie­der hei­misch bei uns. Er gehört in unse­re Wäl­der und kehrt von allei­ne zurück. Ins­ge­samt leben inzwi­schen wie­der über hun­dert Wolfs­ru­del in Deutsch­land. Gera­de haben wir eine neue Ver­brei­tungs­kar­te erstellt:

Was tun, wenn Ihr einem Wolf begegnet?

Es ist gar nicht so wahr­schein­lich, einem Wolf im Wald zu begeg­nen. Denn Wöl­fe sind in der Regel sehr vor­sich­tig. Soll­tet Ihr doch mal einen sehen, bleibt ruhig und rennt nicht weg. Wenn Euch die Situa­ti­on unan­ge­nehm ist, macht auf Euch auf­merk­sam und sprecht laut mit dem Tier. Ihr könnt auch win­ken und in die Hän­de klat­schen. Auf kei­nen Fall soll­tet Ihr ver­su­chen, den Wolf anzu­fas­sen oder ihn füttern.

Aber viel­leicht schafft Ihr es, ein Foto zu machen (von Wei­tem!) Denn Ihr soll­tet Eure Beob­ach­tung beim jewei­li­gen Wolfs­be­ra­ter oder der Lan­des­be­hör­de melden.

Mit­for­schungs­rei­sen: Urlaub für den Artenschutz

Die Mit­for­schungs­rei­sen, bei denen sich Frei­wil­li­ge für den Arten­schutz enga­gie­ren kön­nen, wer­den von Bio­sphe­re Expe­di­ti­ons orga­ni­siert – in Zusam­men­ar­beit mit Wild­life Detec­tion Dogs e.V., die für die gute Aus­bil­dung der Arten­schutz­hun­de sorgen.

Wir vom WWF unter­stüt­zen das Moni­to­ring-Pro­jekt in Nie­der­sach­sen, indem wir die Rei­se­kos­ten der Exper­tin von Wild­life Detec­tion Dogs e.V. übernehmen.

Ich bin Programmleiter Wildtiere Deutschland und Europa beim WWF und beschäftige ich mich vor allem mit den großen heimischen Säugetieren, die bei uns einstmals ausgerottet waren, jetzt aber wieder zurückkehren! Der WWF möchte dazu beitragen, dass Wolf, Luchs & Co. hier wieder eine Heimat finden. Auch persönlich bin ich oft im Wald unterwegs, mache mich auf Spurensuche und erfreue mich an naturnahen Wäldern, wo der Mensch die Natur Natur sein lässt. --- Moritz hat den WWF inzwischen verlassen ---

Kommentare (1)

  • Ich freue mich tierisch auf die Rückkehr der Wölfe! Ich komme aus Baden Württemberg und hoffe, dass die Menschen verstehen, wie wundervoll diese Tiere sind. Bitte macht weiter - Aufklärung ist der erste Schritt zur Vernunft!

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