Im Gegenteil. Nur auf Basis einer gesunden Natur kann die Wirtschaft langfristig für Wohlstand sorgen.
Die Staaten der Erde investieren rund 400 Milliarden Euro jährlich in Naturzerstörung. Ökologisch ist diese Bilanz eine Katastrophe. Und ökonomisch blanker Unsinn. Es sind Subventionen für die Landwirtschaft, für fossile Kraftstoffe, für Energie, für die Fischerei oder für Düngemittel. Dadurch entstehen ökologische Folgekosten im Wert von vier bis sechs Billionen US-Dollar. Es ist paradox: Die Wirtschaft zerstört die Natur, was wiederum der Wirtschaft schadet.
Für den Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen dagegen geben wir gerade mal zwischen 60 und 120 Milliarden Euro jährlich aus. Das sind 0,1 Prozent der globalen Wirtschaftsleistung.
Das sind die Ergebnisse einer umfangreichen Studie des renommierten Ökonomen Partha Dasgupta im Auftrag der britischen Regierung. Sie wurde gerade in London vorgestellt. Der Wert von Naturschutz ist keine Berechnung von Naturschützern.
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Die Natur ist auch die Grundlage der Wirtschaft
Wir können den Dasgupta-Review nur begrüßen — und fühlen uns bestätigt. Die eindeutigen Ergebnisse decken sich mit den Grundüberzeugungen des WWF. Die Natur ist die Grundlage unserer Wirtschaft und unseres Wohlbefindens. Daher müssen wir handeln, um den Naturverlust umzukehren. Es kommt uns sonst teuer zu stehen. Und gefährdet die Zukunft der Menschheit.
“Die Wachstums- und Entwicklungstheorien, die unsere Vorstellungen über den Fortschritt und Rückschritt von Nationen geprägt haben, erkennen die Abhängigkeit der Menschheit von der Natur nicht an”, schreibt Dasgupta. Natur sei mehr als ein bloßes Wirtschaftsgut. Sie habe nicht nur einen “Gebrauchswert”, sondern auch einen “Eigenwert”. Ein Wirtschaftssystem, das auf grenzenlosem Wachstum fußt, werde zum ökologischen und klimatischen Kollaps führen.
Um unsere Zukunft zu sichern, müssen wir aufhören, die Natur als entbehrliches Gut zu betrachten, sondern ihre Leistungen wertschätzen. Unsere Wirtschafts- und Finanzsysteme müssen wir so umgestalten, dass sie auf die Erhaltung und Wiederherstellung der natürlichen Welt ausgerichtet sind.
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Natur muss in allen Entscheidungen mitgedacht werden
Wirtschaft, Umwelt und menschliches Wohlergehen gehören unabdingbar zusammen. Der Schutz von Natur und Klima muss in allen wirtschaftlichen und politischen Entscheidungen mitgedacht werden. Konkret heißt das zum Beispiel für den Finanzsektor, dass alle Gelder so eingesetzt werden müssen, dass sie der Umwelt nicht schaden. Der Schutz von Ökosystemen muss Priorität haben gegenüber der Renaturierung, die wesentlich kostspieliger ist.
Klima- und naturfreundliche Ziele müssen im Zentrum der Entscheidungen von Politikern und Unternehmen stehen — insbesondere in der Wirtschafts- und Steuerpolitik. Auch die Bundesregierung muss den finanziellen Rahmen für den Schutz der Natur setzen. Das Bruttoinlandsprodukt als alleinigen Indikator für wirtschaftlichen Erfolg zu begeifen, hat laut Dasgupta ausgedient.
Schlüssel Kreislaufwirtschaft
Ein Schlüssel für eine zukunftsfähige Wirtschaft in den planetaren Grenzen ist die Kreislaufwirtschaft. Mit unserer linearen Wirtschaft entnehmen wir dem Planeten Ressourcen, verbrauchen sie und werfen sie dann weg. Dabei entsteht ein großer Teil der klimafeindlichen Treibhausgase, artenreiche Ökosysteme wie tropische Wälder werden zerstört, wertvolle Rohstoffe werden massenhaft verschwendet. Für die Transformation zur Kreislaufwirtschaft fordern wir eine ganzheitliche Strategie von der Bundesregierung – mit einer stimmigen Gesamtvision, verbindlichen Zielen und konkreten Maßnahmen.
2021: Ein besonderes Jahr
2021 wird ein besonderes Jahr. Um der weltweiten Zerstörung der Natur Einhalt zu gebieten, wird die internationale Gemeinschaft voraussichtlich neue Ziele für die UN-Konvention zur biologischen Vielfalt verabschieden – eine Art Pariser-Vertrag für die Biodiversität. Es braucht klare, wissenschaftlich fundierte Ziele, um den Naturverlust umzukehren und eine naturfreundliche Welt bis 2030 zu sichern.
Die Bundesregierung sollte jetzt schon im Vorfeld der Konferenz voran gehen: Mit der Verdopplung der internationalen Biodiversitätsfinanzierung auf eine Milliarde Euro könnte sie schon jetzt ein wichtiges Zeichen für den Erhalt der Biodiversität setzen.