Wald­brän­de in Deutsch­land: Von Mensch und Kli­ma­kri­se angefacht

Es brennt immer öfter in Deutschland © Jens Buettner picture alliance / dpa

Es gibt mehr Wald­brän­de in Deutsch­land. 2019 brann­te es schon in Jüter­bog, in der Lie­be­ro­ser Hei­de, an vie­len Orten Bran­den­burgs. Es wer­den allein in die­sem Bun­des­land womög­lich bedeu­tend mehr Wald­brän­de als letz­tes Jahr in ganz Deutsch­land. Dabei galt 2018 in Bran­den­burg mit 489 Lösch­ein­sät­zen auch schon als Brandjahr!

Jetzt brennt der Wald bei Lüb­t­heen in Meck­len­burg-Vor­pom­mern. Es ist der größ­te Brand in der Geschich­te des Bun­des­lan­des. Die Rauch­fah­ne und der Brand­ge­ruch drin­gen über 200 Kilo­me­ter bis Ber­lin – sogar bis nach Sach­sen. 2015 reich­ten die stark gesund­heits­schäd­li­chen gro­ßen Brän­de in Indo­ne­si­en auch bis in weit ent­fern­te Groß­städ­te hinein.

Haben die Wald­brän­de in Deutsch­land mit der Kli­ma­kri­se zu tun?

Nein, die Wald­brän­de lie­gen nicht nur an der Kli­ma­kri­se. Die meis­ten Wald­brän­de in Bran­den­burg fan­den in Schutz­ge­bie­ten und ehe­ma­li­gen Trup­pen­übungs­plät­zen statt. Auf­grund der Muni­ti­ons­ver­seu­chung dort kön­nen die Feu­er nicht so schnell und inten­siv bekämpft wer­den. Zum Teil ist dies auch gar nicht Ziel, dem Feu­er in den Schutz­ge­bie­ten sofort Ein­halt zu gebie­ten. Eine gewis­se Feu­er­dy­na­mik soll bewusst zuge­las­sen werden.

Vie­le Feu­er ent­ste­hen durch Brand­stif­ter, durch sich ent­zün­den­den Glas­müll, even­tu­ell Muni­ti­ons­selbst­ent­zün­dung oder Unacht­sam­keit (Ziga­ret­ten, par­ken­de hei­ße Auto­aus­puf­fe auf tro­cke­nem Gras etc.). Unab­hän­gig von einer Kli­ma­ver­än­de­rung ent­ste­hen so mensch­ge­mach­te Feu­er. Da die Bevöl­ke­rung welt­weit schnell ansteigt, steigt der Risi­ko­fak­tor Mensch für Feu­er genau­so. Wir haben glo­bal allei­ne des­halb schon bedeu­tend mehr Brände.

Ja, die Wald­brän­de in Deutsch­land wer­den durch die Kli­ma­kri­se gefördert!

Die Grund­was­ser­pe­gel haben im letz­ten Jahr durch die gro­ße Hit­ze und die weni­gen Nie­der­schlä­ge deut­lich abge­nom­men. Der war­me und eben­falls recht tro­cke­ne Win­ter konn­te den Was­ser­man­gel nicht wie­der aus­glei­chen. 2019 sind die Moo­re, Erlen­brü­che, die Seen und schlicht der Grund­was­ser­stand schon zu Beginn der war­men Jah­res­zeit sehr viel tro­cke­ner als 2018. Wenn man Torf­moos­tep­pi­che – die Moo­se, die unse­re Regen­moo­re bil­den – tro­cke­nen Fußen durch­que­ren kann, dann haben wir eine Was­ser­kri­se unbe­kann­ten Ausmaßes.

Auch ohne die Kli­ma­kri­se gibt es wär­me­re und käl­te­re, tro­cke­ne­re und feuch­te­re Peri­oden. Aber der Anstieg der durch­schnitt­li­che glo­ba­le Tem­pe­ra­tur lässt auch in Bran­den­burg immer frü­her die Vege­ta­ti­ons­zeit begin­nen. Pflan­zen nut­zen dann das Boden- und Grund­was­ser län­ger, so dass die Was­ser­vor­rä­te noch­mals gerin­ger wer­den. Die Abfol­ge von immer mehr Rekord­som­mern und ‑hit­ze­ta­gen, zeigt, dass die Vor­her­sa­ge, durch den Kli­ma­wan­del wür­den bei uns die im Som­mer tro­cke­ner, sich schein­bar erfüllt.

Misch­wald hilft gegen Waldbrand!

Die auch in Bran­den­burg in vie­len Berei­chen noch vor­han­de­nen Mono­kul­tu­ren aus Nadel­bäu­men begüns­ti­gen die Aus­brei­tung von Brän­den. Misch­wald oder min­des­tens Laub­wald­rie­gel kön­nen der Aus­brei­tung von Brän­den ent­ge­gen­wir­ken. Kie­fern mit ihren sich schlecht zer­set­zen­den Nadeln sind dage­gen wah­re Brandbeschleuniger!

Ohne den Men­schen brennt es nicht

Aber eines ist klar: Ohne mensch­li­chen Ein­fluss wür­de sich die Vege­ta­ti­on fast nie ent­zün­den. Bei uns ent­ste­hen nur sehr weni­ge Flä­chen­feu­er über Blitz­ein­schlag. Unse­re Wäl­der müs­sen wie­der natur­na­he Wald­laub­wäl­der wer­den! Auch die Schlie­ßung von Ent­wäs­se­rungs­grä­ben kön­nen zu einer sehr guten Prä­ven­ti­on von Wald­brän­den füh­ren. Dies soll­te poli­tisch stark geför­dert werden!

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Programmleitung Wald im WWF Deutschland. Seit meinem Studium der Forstwissenschaften liegt mir der Erhalt des Waldes mit seiner beeindruckenden Vielfalt am Herzen. Viele Jahre habe ich an Universitäten geforscht, um herauszubekommen wie das Waldmanagement verbessert werden kann, um die biologische Vielfalt und Klimaschutzleistung des Waldes - auch im Wirtschaftswald zu erhalten. Mit diesem Wissen arbeite ich seit 2016 beim WWF und setze mich von der lokalen bis globalen Ebene für den Biodiversitätserhalt und Klimaschutz ein.

Kommentare (6)

  • "Haben die Waldbrände in Deutschland etwas mit der Klimakrise zu tun? - nein."

    Aber

    "Ja, die Waldbrände werden durch die Klimakrise gefördert."

    Dieser Widersprüchlichkeit könnte eine Änderung der ersten zitierten Überschrift ein Ende setzen.. In etwa "Der Mensch als Auslöser von Waldbränden"

    So wie es da jetzt gerade steht, ist es schlichtweg falsch. Wenn die Klimakrise Waldbrände fördert, hat sie auch etwas damit zu tun. Auch wenn sie nicht allein dafür verantwortlich ist.

  • Hallo, in großen Teilen haben recht mit den Ursachen von Waldbränden. Aber eines stimmt nicht: Glasscherben verursachen keine Waldbrände. Das ist eine Mär die immer wieder behauptet wird, aber nie bewiesen werden konnte. Das Gegenteil ist der Fall. Nichtsdestotrotz haben Glasscherben, wie auch jeglicher Abfall, im Wald etwas zu suchen. Was in Brandenburg und MV geschehen muß, ist der Aufbau eines gesunden Waldes, z. B. mit viel Eichen. Kiefern wirken wie Zunder. Diese Plantagen müssen weichen. Und sie tun es ja auch!

  • Die Anfälligkeit des Waldes auf Brände ist durch die Monokultur der Kiefer sehr hoch. Ich vetrete aber die Auffassung, das durch hohe Sommertemparaturen ein Waldbrand entstehen kann. Vielmehr betrachte ich als Ursache Unachsamkeit beim Umgang mit Feuer, das unbemerkt entsteht und auch Brandschutzvorschriften leichtsinnigerweise z.B. Waldbrandwarnstufen nicht beachtet werden.

  • Die waldbrände haben was mit der klimakrise
    zu tun. Die Umwelt haben wir durch die nichtbeachtung der resoursen geschädigt. In erster Linie sind auch die Tiere durch die Waldbrände betroffen.

  • Hallo Herr Misamer,
    wir hatten bereits in der Schule den Test mit Glasscherben gemacht, sie wirken je nach Sonneneinstrahlung wie Brenngläser. Das ist das Problem. Aber Sie haben völlig recht, unabhängig davon haben Glasscherben nichts im Wald zu suchen.... doch sagen wir das mal jenen Picknickern, die acht- und verantwortungslos ihren Müll in der Landschaft liegenlassen. Somit trägt auch diese Art Umweltverschmutzung zu Waldbränden bei... wenn auch wohl eher in geringerem Maße. Brennende Zigarettenkippen jedoch können zum wahren Problem werden, wenn sie auf trockenes Gras und Nadeln fallen.

  • Im Berliner Grunewald hat es dieses Jahr bereits zweimal gebrannt. Kleine Feuer im Vergleich zu den Waldbränden in Brandenburg. Die Brände konnten auch recht schnell wieder gelöscht werden. Berlin ist bisher noch glimpflich davon gekommten - aber ich bezweifle, daß die Berliner Forstverwaltung diese Warnung verstanden hat. Ein Spaziergang durch den Grunewald zeigt folgendes Bild: Ausgedünnter Baumbestand, keine geschlossene Decke aus Baumkronen, keine intakten Waldränder, überall kommt die Sonne bis auf den Waldboden, von den jährlichen Baumfällungen liegt haufenweise Totholz auf dem Boden (Äste, gekappte Baumkronen etc.).
    Die zunehmende Trockenheit durch den Klimawandel ist da nur der letzte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt....
    Wie wirken sich die Waldbrände eigentlich auf die CO2-Bilanz der betroffenen Regionen aus? kurzfristig, langfristig?

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